Die Brücke des Zöllners

Die Brücke des Zöllners

Brücken sind dazu da, Hindernisse zu überwinden: Mal ist es ein kleiner Steg, der über einen fröhlich dahin plätschernden Bach führt. Oder es ist ein riesiges Bauwerk aus Eisen und Beton, mit dessen Hilfe die Autobahn über ein weites Tal geführt wird.

Geschickte Ingenieure haben schon unzählige Brücken gebaut, mit deren Hilfe die Menschen bequem von der einen Seite des Grabens zur anderen Seite gelangen können.

Ein unüberbrückbares Hindernis

Doch es gibt eine Kluft, die kann kein noch so schlauer oder mutiger Baumeister mit einer Brücke überspannen. Wie breit diese Kluft ist, weiß ich nicht. Auf jeden Fall ist sie so abgrundtief, dass es unmöglich ist, einen Brückenpfeiler hinein zu bauen, um eine Brücke darüber legen zu können.

Was für ein Graben das ist? Es ist der Graben, der uns Menschen von Gott trennt. Alles Mögliche haben die Menschen im Laufe der Jahrhunderte versucht, um dieses unüberbrückbare Hindernis zu überwinden.

Unbrauchbare Brückenbauwerke

Damals in Babel haben sie versucht, einen Turm bis an den Himmel zu bauen, damit die Menschen sozusagen über die Treppenstufen dieses Turmes zu Gott hinaufsteigen könnten. Andere Menschen versuchen, auf die andere Seite des Grabens zu kommen, indem sie ganz besonders lieb sind und nur noch Gutes tun. Wieder andere spenden ihr ganzes Vermögen, um damit Armen und Kranken zu helfen.

Doch egal, was der Mensch alles versucht: Keiner von uns kommt auf diese Weise auf der anderen Seite an.

Es gibt nur einen Weg, auf dem der Mensch zu Gott kommen kann: Jesus Christus. Der Sohn Gottes ist es, der von sich selbst sagt: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben“ (Joh 14, 6). Wie wir über diese Brücke gehen können, hat der Herr selbst einmal in einer kleinen Geschichte beschrieben.

Es reicht nicht, die richtige Brücke zu kennen ...

Da stehen zwei Männer im Tempel, die unterschiedlicher nicht sein könnten (Lk 18,9–14). Der eine ist ein angesehener Pharisäer, zu dem die Leute ehrfürchtig hinaufschauen. Er kennt sich aus im Wort Gottes, kann den Leuten genau sagen, wie sie sich zu verhalten haben. Der andere lebt als ein armseliger Zollbeamter, einer von denen, über die die Juden sich fürchterlich ärgern, weil sie mit der römischen Besatzungsmacht zusammenarbeiten.

Mit stolzgeschwellter Brust steht der Pharisäer da und betet: „O Gott, ich danke dir, dass ich nicht bin wie die Übrigen der Menschen: Räuber, Ungerechte, Ehebrecher, oder auch wie dieser Zöllner. Ich faste zweimal in der Woche, ich verzehnte alles, was ich erwerbe.“ An so einem Menschen muss Gott doch einfach seine Freude haben, oder? Es muss doch nach den Gedanken Gottes sein, wenn ein Mensch aus eigener Kraft tut, was Gott möchte.

... wir müssen auch hinübergehen

So ein Pharisäer ist eben doch etwas ganz anderes als so ein heruntergekommener Zollbeamter. Da klafft doch eine unüberbrückbare Lücke zwischen Gott und einem solchen Menschen. Das spürt jeder, der ihn so im Tempel stehen sieht. „Der Zöllner aber, von fern stehend, wollte nicht einmal die Augen aufheben zum Himmel, sondern schlug sich an die Brust und sprach: O Gott, sei mir, dem Sünder, gnädig!“ Dem Zöllner braucht niemand zu sagen, was für ein armseliger und verlorener Kerl er ist. Dieser Mann hält überhaupt nichts von sich selbst. Und er bekennt sich seiner bösen Taten für schuldig. Er spricht nicht viele Worte, und doch beschönigt er nichts.

Der Brückenbaumeister

Und was sagt Gottes Sohn, der Heiland der Welt, dazu? „Ich sage euch: Dieser ging gerechtfertigt hinab in sein Haus vor jenem; denn jeder, der sich selbst erhöht, wird erniedrigt werden; wer aber sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden.“

Durch die Sünde ist in der Tat eine unüberbrückbare Kluft zwischen dem heiligen und gerechten Gott, der Sünde nicht sehen (oder: dulden) kann und den mit Sündenschuld beladenen Menschen entstanden. Doch Gott selbst hat uns eine Brücke über diesen Abgrund geschenkt. Er hat seinen eigenen Sohn, Jesus Christus, für unsere Schuld bestraft. Jeder, der das für sich persönlich annimmt und daran glaubt, dass Gottes Sohn auch für seine schlechten Taten, Worte und Gedanken, kurz für seine Sünden am Kreuz von Golgatha gestorben ist, geht über diese Brücke. Es gehört nicht viel dazu, nicht viele Schritte und nicht viele Worte. „O Gott, sei mir, dem Sünder, gnädig!“

Der Zöllner ist über diese Brücke gegangen. Und wie ist es mit dir?