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Das Kommen des Herrn - für Nichtchristen wahrnehmbar?

Wird es beim Kommen des Herrn ein Horrorszenario geben? Werden unsere Nachbarn etwas von der Posaune Gottes hören? Oder wird alles lautlos vonstatten gehen? In einem Bibelkreis wurde diese Thematik erörtert, und einer der Teilnehmer hat die Überlegungen zusammengefasst.

 

Gebietender Zuruf und Posaune Gottes – für Gottes Volk

Die deutlichste Bibelstelle über das Kommen des Herrn finden wir in 1. Thessalonicher 4,16.17: „Denn der Herr selbst wird mit gebietendem Zuruf, mit der Stimme eines Erzengels und mit der Posaune Gottes herniederkommen vom Himmel, und die Toten in Christus werden zuerst auferstehen; danach werden wir, die Lebenden, die übrig bleiben, zugleich mit ihnen entrückt werden in Wolken dem Herrn entgegen in die Luft; und so werden wir allezeit bei dem Herrn sein.“

Wäre es nicht denkbar, dass ähnlich wie bei anderen Begebenheiten, z. B. bei der Bekehrung von Saulus in Apostelgeschichte 9 oder bei der Begebenheit in Johannes 12,27–29, der „gebietende Zuruf“, die „Stimme eines Erzengels“ oder die „Posaune Gottes“ von Ungläubigen bemerkbar sein werden?

 

Die Verwandlung der Gläubigen – das „Werk“ eines Augenblicks

Für die Beantwortung der Frage muss auch 1. Korinther 15,51.52 hinzugezogen werden: „Siehe, ich sage euch ein Geheimnis: Wir werden zwar nicht alle entschlafen, wir werden aber alle verwandelt werden, in einem Nu, in einem Augenblick, bei der letzten Posaune; denn posaunen wird es, und die Toten werden auferweckt werden unverweslich, und wir werden verwandelt werden“.

Die Stelle spricht nicht ausdrücklich von der Entrückung, sie nennt (auch im Zusammenhang) nur die Verwandlung, die mit uns „während“ der Entrückung geschieht. Aber auffällig ist, dass an drei Stellen (1. Thes 4, 1. Kor 15 und Off 4) von einer Posaune die Rede ist. Außerdem finden wir in 1. Korinther 15 die gleiche Reihenfolge der Ereignisse wie in 1. Thessalonicher 4:

  1. es wird posaunen,
  2. die Toten in Christus werden auferstehen,  und
  3. wir, die Lebenden werden verwandelt,  bzw. entrückt werden (mit den Entschlafenen).

Also können wir die Stelle im 1. Korintherbrief mit der Entrückung gleichsetzen, auch wenn es dort nicht ausdrücklich gesagt wird.

Das griechische Wort für „Nu“, was in 1. Korinther 15,51 gebraucht wird, heißt atomos und bedeutet „unteilbar“. In Verbindung mit dem „Atom“ wird deutlich, dass es sich hier um einen Zeitabschnitt handelt, der nicht mehr weiter in kleinere Teile unterteilt werden kann. Es ist also übertrieben, von „Zeitabschnitt“ zu reden.  Diese Zeit ist „übernatürlich kurz“. Daraus können wir sicher schließen, dass es kein „Trompetenkonzert“ von wahrnehmbarer Länge geben wird.

 

Der Ruf Gottes an Johannes

Eine weitere Stelle, die auch auf das Ereignis der Entrückung – indirekt – anspielt, ist Offenbarung 4,1: „Nach diesem sah ich: Und siehe, eine Tür war geöffnet in dem Himmel, und die erste Stimme, die ich wie die einer Posaune mit mir hatte reden hören, sprach: Komm hier herauf, und ich werde dir zeigen, was nach diesem geschehen muss.“

Wenn wir diesen Text im Zusammenhang lesen und dabei den Charakter der Offenbarung beachten, können wir sagen, dass dieser Vers ein Hinweis auf die Entrückung der Gläubigen in den Himmel ist. In den Kapiteln 2 und 3 der Offenbarung sehen wir in den sieben Sendschreiben die Versammlung (Gemeinde, Kirche) auf der Erde in ihrer zeitlichen Entwicklung. So gibt das erste Sendschreiben den Zustand der ersten Christen wieder, das siebte Sendschreiben zeigt den momentanen Zustand der Christenheit, kurz bevor der Herr wiederkommt. Ab Kapitel 4,2 sehen wir die Gläubigen (im Bild die 24 Ältesten), wie sie im Himmel vor dem niederfallen, der auf dem Thron Gottes sitzt. Der Ort des Geschehens ist in Kapitel 2 und 3 also die Erde, ab Kapitel 4,2 der Himmel. Dazwischen findet die Entrückung statt, die Johannes in Kapitel 4,1 im Vorbild schon erlebt. Er hört die Stimme (wie eine Posaune) sagen „Komm hier herauf!“ Fast könnte man eine Parallele zu der Posaune aus 1. Thessalonicher 4 ziehen. Nebenbei bemerkt deutet diese Stelle auch an, dass die Gläubigen vor der Zeit der Drangsal entrückt werden!

 

Zusammenfassung

Wenn wir die verschiedenen angeführten Stellen insgesamt überdenken, machen folgende Überlegungen deutlich, dass es keinen Grund gibt, anzunehmen, dass ungläubige Menschen die Ereignisse bei der Entrückung bemerken werden.

  1. Ein Kommando gilt immer für die oder den Angesprochenen, für niemand anders. Gott ruft seiner Versammlung zu: „Komm hier herauf!“ Warum sollte Gott Wert darauf legen, dass dieses Kommando für andere, denen dieses Kommando nicht gilt, in irgendeiner Weise bemerkbar ist?
  2. Die Entrückung ist kein Zeugnis für Ungläubige, im Gegensatz zu den oben angeführten Begebenheiten aus Johannes 12 und Apostelgeschichte 9! Warum sollte Gott gerade in dem Augenblick, in dem Er seinen Geist von der Erde wegnimmt (!), noch den Menschen zum Zeugnis ein Zeichen geben?
  3. Gott sendet vielen Menschen nach der Entrückung „eine wirksame Kraft des Irrwahns, dass sie der Lüge glauben“ (2. Thes 2,11). Würde Gott denselben Menschen die Wahrheit einen Moment vorher noch einmal vor Augen und Ohren führen?
  4. Alle zitierten Stellen, die von der Entrückung und der Verwandlung sprechen,  sind zum Trost und zur Ermunterung der Gläubigen geschrieben. Besonders deutlich wird das in 1. Thessalonicher 4,13: “Wir wollen aber nicht, Brüder, dass ihr, was die Entschlafenen betrifft, unkundig seid, damit ihr nicht betrübt seid wie auch die Übrigen, die keine Hoffnung haben.“ Auch die Aussagen in 1 Korinther 15,58 (beachte dazu auch die Verse 51–52) und 2. Thessalonicher 2,1.2 haben eine ähnliche Stoßrichtung („da ihr wisst, dass eure Mühe nicht vergeblich ist“, „... dass ihr nicht schnell erschüttert werdet“). Nichts deutet darauf hin, dass es irgendeinen Bezug zu den Ungläubigen gibt.
  5. Sowohl die Verwandlung in einem Nu als auch die Entrückung sind völlig übernatürliche Vorgänge. Würde Gott das mit „natürlichen“ Zeichen begleiten?

Vielleicht können diese Überlegungen andere zu weiterem Forschen über das wunderbare Ereignis des Kommens des Herrn Jesus anregen. Und sollten wir nicht jede Gelegenheit nutzen, um den Menschen um uns her die gute Nachricht des Evangeliums zu vermitteln, bevor sie für immer unerreichbar sein werden?!