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Carl Johann Philipp Spitta - ein Streiter Gottes

SPITTA, Carl Johann Philipp

Theologe

Dichter geistlicher Lieder

* 1.8. 1801 in Hannover

† 28.9. 1859 in Burgdorf

 

Gott bereitet sich sein Werkzeug zu

Die Familie von Carl Spitta stammt aus französischem Hugenottengeschlecht. Sein Vater, Lebrecht Wilhelm Gottfried, war in Hannover als Buchhalter und Sprachlehrer tätig, seine Mutter, Henriette Charlotte, geb. Fromme, war jüdischer Herkunft.

Schon früh begann Gott den jungen Spitta als Werkzeug für sich zuzubereiten, obgleich dieser zunächst noch gar keine lebendige Beziehung zu Ihm hatte. Er war noch keine 4 Jahre alt, als Gott seinen Vater wegnahm. Noch bevor Carl elf Jahre alt war, erkrankte er schwer und musste das Gymnasium frühzeitig verlassen. Seine Mutter hatte keine ausreichenden finanziellen Mittel, um ihren beiden Söhnen ein Studium zu ermöglichen. So wurde Carl zunächst in eine Uhrmacherlehre geschickt. Das war gar nicht nach seinem Sinn. Aber er fügte sich diesem Beschluss und war eifrig in seiner Lehre, nutzte aber daneben fleißig jede freie Minute, um sich mit seinen geliebten Büchern zu beschäftigen.

Als Carl Spittas jüngster Bruder, der Theologie studieren sollte, plötzlich ertrank, macherlehre abbrechen und sich nun seinerseits auf ein Studium der Theologie vorbereiten. Sein Ziel war, ein Streiter Gottes zu werden, obwohl er Jesus Christus immer noch nicht als seinen persönlichen Heiland gefunden hatte. Die Studienjahre in Göttingen (1821–1824) waren ihm dabei auch keine Hilfe. Schon in jener Zeit hatte sich der Vernunftglaube breit gemacht. Man lehnte alles ab, was nicht mit dem Verstand erklärt werden konnte. Dieser Rationalismus ging so weit, dass man nicht davor zurückschreckte, die Bibel und auch die Person des Herrn Jesus Christus anzutasten und lächerlich zu machen. Zu den negativen Einflüssen der liberalen Theologie kam noch hinzu, dass auf Grund seiner geringen finanziellen Mittel oft auch „Schmalhans Küchenmeister“ war.

Die Situation an der Universität führte dazu, dass Carl Anschluss an eine Burschenschaft fand, in der man sich im poetischen Freundeskreis über vom romantischen Zeitgeist beeinflusste Dichtungen austauschte. Diesem Kreis gehörte auch Heinrich Heine an. Aber Gott hatte andere Pläne mit dem jungen Mann. So lenkte er die Umstände so, dass er mit Schriften von de Wette und Tholuck in Berührung kam. Durch diese leitete der Herr bei Spitta einen inneren Wandlungsprozess ein, und endlich nahm er Jesus Christus als seinen Heiland an und fand so Frieden mit Gott. Dieser nun gefundene Frieden drückt sich in den folgenden, von ihm verfassten Zeilen aus:

Ich weiß, ich werde selig werden,

durch dich Sohn Gottes, Jesu Christ,

der du im Himmel und auf Erden

allein der Seligmacher bist.

Du schenkst mir auch die Freudigkeit

und Zuversicht der Seligkeit.

 

Du bist für mich an Kreuz gestorben,

hast mich erlöst mit deinem Blut;

was du so teuer dir erworben,

das bleibt dir auch ein teures Gut.

Hast du so viel an mich gewandt,

reißt mich auch nichts aus deiner Hand.

 

Dienst und Wirken

Nach bestandenem erstem Examen, in dem er sich nicht schämte, ein klares und mutiges Zeugnis für seinen Herrn abzulegen, war Spitta als Hauslehrer in Lüne bei Lüneburg (1824–1828) tätig. Hier widmete er sich einem gründlichen Bibelstudium und der Lektüre der Werke Luthers. Die Mehrzahl seiner Lieddichtungen sind in dieser Zeit entstanden. Ab 1828 war Spitta dann als Hilfsgeistlicher tätig, zunächst bis 1830 in Sudwalde, später dann in Hameln als Gefängnisseelsorger und Garnisonsprediger. Drei Jahre danach erschien der erste Teil von „Psalter und Harfe“ mit 61 geistlichen Liedern.

Sicher ist manchem der Leser das Lied gut bekannt:

Es kennt der Herr die Seinen

in jedem Volk und Land,

ob sie verlassen scheinen,

sie sind von Ihm gekannt.

Er lässt sie nicht verderben,

er führt sie aus und ein;

im Leben und im Sterben

sind sie und bleiben sein.

 

Seine durch lebendigen Glauben geprägte Seelsorgearbeit führte in Hameln zu Anfeindungen und Verdächtigungen vonseiten rationalistisch geprägter Pastoren, die letztlich zu seiner Versetzung führten. 1836 heiratete er die Tochter eines Freundes, Johanna Maria Hotzen. Mit ihr führte er eine glückliche Ehe, aus der sechs Söhne und zwei Töchter hervorgingen. Neben der reichlich vorhandenen Arbeit war es Spitta immer wichtig, Zeit für seine Familie zu haben.

Sein Tagesablauf lässt sich etwa so beschreiben: Um fünf Uhr stand er auf, nutzte die ersten Stunden für die Beschäftigung mit der Bibel und für das Gebet mit seinem Herrn. Dann arbeitete er bis zum gemeinsamen Frühstück mit seiner Familie. Der weitere Tag war dann mündlicher und schriftlicher Arbeit gewidmet. Der Abend war der Familie vorbehalten, wo man sich gemeinsam unterhielt, nützliche Bücher las und auch musizierte.

1836 wurde ihm eine Pfarrstelle in Wechold übertragen. Berufungen nach Barmen und Elberfeld in den Jahren 1844/46 lehnte Spitta aus Unbehagen über das preußische Unionsbestreben ab. 1843 erschien der zweite Band von „Psalter und Harfe“. Es folgten über Jahrzehnte jährlich Neuauflagen beider Bände. 1847 verließ Spitta Wechold, um in Wittingen als Superintendent tätig zu werden. Sechs Jahre später wechselte er von dort in  die Superintendentur nach Peine. In dieser Zeit hatte er nicht die Kraft, weiterhin an einer innerlich freieren evangelischen Stellung festzuhalten. 1855 wurde ihm von der theologischen Fakultät zu Göttingen in Anerkennung seines vorbildlichen pastoralen Lebens und Wirkens die Ehrendoktorwürde verliehen. 1859 kam er als Superintendent nach Burgdorf, wo er allerdings nach vierteljähriger Wirkungszeit infolge kurzer Krankheit verstarb.

Durch seine geistlichen Lieder wurde Spitta weit über seinen pastoralen Wirkungskreis hinaus als Dichter des evangelischen Kirchenliedes bekannt.