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5 Fragen zu alttestamentlichen Personen

In diesem Heft haben wir fünf Fragen und Antworten zusammengeführt, die zu alttestamentlichen Personen und einer schwierigen neutestamentlichen Aussage gestellt worden sind.

 

Frage 1: David in Gath

„... siehe, es (das Schwert Goliaths) ist in ein Oberkleid gewickelt hinter dem Ephod“ (1. Sam 21,10).

„Und er (David) verstellt seinen Verstand vor ihren Augen und tat unsinnig unter ihren Händen“ (1. Sam 21,14).

  1. Was soll ein Ephod, ein Götze, im Haus des Herrn?
  2. Hatte David das nötig, sich wahnsinnig zu stellen, anstatt dem König von Gath die Wahrheit zu sagen?

 

Antwort:

  1. Du hast vielleicht an das Buch der Richter gedacht. In den traurigen Kapiteln Richter 17–18 wird in der Tat ein Ephod in Verbindung mit Hausgötzen (Teraphim) erwähnt (u.a. Ri 17,5). Auch Gideon ließ ein Ephod machen, das von dem Volk götzendienerisch verehrt wurde (Ri 8,27). Aber eigentlich haben die Götzendiener hier nur „kopiert“, denn ein Ephod hatte im Haus des HERRN durchaus einen Platz. Das Ephod war ein für den Dienst des Hohenpriesters bestimmtes Kleidungsstück aus Gold, blauem und rotem Purpur, Karmesin und feiner Leinwand (siehe 2. Mose 28,6–14; 39, 2–7). Und das hatte gerade im Haus des HERRN einen wichtigen „Platz“.
  2. Du hast recht, David befindet sich in diesem Kapitel nicht auf der Höhe seines Glaubens – im Gegenteil: Sein Verhalten ist unwürdig und diente zur Verunehrung Gottes. Er belügt Abimelech und bedient sich einer List, die ihm nicht zur Ehre gereicht. Seine Erfahrungen am Hof des Philisterkönigs waren sehr demütigend für ihn, denn die Würde, die Gott ihm verliehen hatte, wurde durch sein Verhalten aufs Spiel gesetzt. Aber David hat durch seine Fehler und in den Schwierigkeiten, in die er gekommen war, wichtige Erfahrungen mit seinem Gott gemacht. Lies einmal die Psalmen 34 und 56, die David in dieser Zeit geschrieben hat.

 

Frage 2: Wer tötete Saul?

„Da trat ich (der Amalekiter) zu ihm hin und tötete ihn“ (2. Sam 1,10). „Da nahm Saul das Schwert und stürzte sich darein.“ (1. Chr 10,4).

Was stimmt denn nun mit Sauls Tod? Hat er sich selbst umgebracht oder hat ihn der Amalekiter erschlagen?

 

Antwort:

Darf ich dir noch eine dritte Möglichkeit „vorschlagen“? Gott tötete ihn. „Und so starb Saul wegen seiner Treulosigkeit ... und auch, weil er eine Totenbeschwörerin aufsuchte ... Darum tötete er (Gott) ihn und wandte das Königtum David, dem Sohne Isais, zu“ (1. Chr 10,13.14). Wie lassen sich diese drei Aussagen miteinander vereinbaren?

  1. Niemand anderes als Gott bestimmt letztlich den Tag des Todes. Und Gott hatte beschlossen, dass Saul wegen seiner Sünden sterben sollte. Das war ein Gericht Gottes über Saul.
  2. Gott ist souverän, dazu die Umstände zu benutzen, die Er will. In diesem Fall benutzt Gott den Selbstmord Sauls dazu. Ohne es zu wissen, „vollzieht“ Saul durch diese Tat Gottes Gericht an sich mit eigener Hand.
  3. Der Amalekiter hat Saul nicht getötet. Er lügt David etwas vor, in der Annahme, David wäre froh, dass Saul tot ist und würde ihn reich belohnen. Doch da hatte er sich getäuscht. Er kannte David schlecht. Für David war Saul immer der von Gott gesalbte König. Nie hatte David Hand an Saul gelegt, obwohl er einige Gelegenheiten gehabt hatte und seine Männer es ihm sogar empfohlen hatten. David wartete auf Gottes Zeit und Handeln.

Der Amalekiter hat für seinen Betrug teuer zahlen müssen. David lässt den vermeintlichen Königsmörder hinrichten.

 

FRAGE 3: Für Tote taufen

„Was werden sonst die tun, die für die (o. an Stelle der) Toten getauft werden, wenn überhaupt Tote nicht aufgeweckt werden? Warum werden sie auch für sie getauft?“ (1. Kor 15,29).

Kann man sich denn für Tote taufen lassen?

 

Antwort:

Diese Aussage von Paulus ist auf den ersten Blick in der Tat erstaunlich – und zwar in doppelter Hinsicht. Zum einen stellt sich die Frage, warum Paulus in einem Kapitel, in dem er die Tatsache der Totenauferweckung beweist, plötzlich auf die Taufe zu sprechen kommt, und was es dann bedeutet, sich „für die Toten“ taufen zu lassen?

Ich will versuchen, die dahinter liegenden Gedanken aufzuzeigen. Durch die Taufe bekennt ein Mensch sich zu Christus. Er wird damit für diese Erde ein Christ. Er stellt sich auf die Seite dessen, der in den Augen der Menschen der „verachtete Nazarener“ ist. Das hat zur Folge, dass die Verachtung, der Spott, ja auch die Verfolgung, die Christus erfahren hat nun auch seine Nachfolger trifft. („Wundert euch nicht, Brüder, wenn die Welt euch hasst“, 1. Joh 3,13). Dies konnte sogar den Tod, den Märtyrertod, mit einschließen. Paulus sieht hier die Gläubigen gewissermaßen wie eine „Armee“ im geistlichen Kampf vor sich. Durch den Tod (ob nun den Märtyrertod oder einen natürlichen Tod) entstanden Lücken in den Reihen der „Kämpfer Gottes“. Jeder neue Christ, der sich taufen ließ, trat sozusagen in die Reihen ein, um „die Lücken zu schließen“. Er wurde somit „für die Toten“, also anstelle der Toten, getauft. Er nahm ihren „frei gewordenen Platz“ ein. Er setzte das Zeugnis für Christus fort, nahm auch die damit verbundene Verachtung und unter Umständen die entsprechende Verfolgung auf sich.

Paulus will damit sagen: Was hat das denn alles für einen Sinn, dieses Leben eines Christusnachfolgers bis in den Tod, dieses „Schließen der Reihen“, wenn es keine Totenauferweckung gibt?

 

Frage 4: Sind die Himmel unrein?

„Siehe, auf seine Heiligen vertraut er nicht, und die Himmel sind nicht rein in seinen Augen“ (Hiob 15,15).

Wieso sind die Himmel nicht rein vor Gott, und warum traut Gott nicht mal seinen Heiligen?

 

Antwort:

Eliphas, einer der Freunde Hiobs, versucht in seiner Rede, Hiob klar zu machen, dass kein Mensch vor Gott bestehen kann. „Was ist der Mensch, dass er rein sein sollte, und der von der Frau geborene, dass er gerecht wäre?“ (V. 14). Eliphas‘ Argumentation lautet: Wenn Gott schon seinen Heiligen nicht vertraut, weil sie auch nur sündige Menschen sind, wie viel weniger den „Abscheulichen und Verderbten“ (V. 16). Wenn der Himmel schon nicht rein ist vor seinen Augen, wie viel weniger die von Unrecht und Gewalttat geprägte Erde des Menschen.

Wenn es heißt, dass der Himmel nicht „rein“ ist, ist damit nicht das Vaterhaus, der Wohnort Gottes gemeint, der niemals von Sünde berührt werden kann, sondern der geschaffene Himmel, der Aufenthaltsort der Engelwelt. Dieser ist durch den Fall Satans und seiner Engel (Dämonen) verunreinigt und muss ebenfalls gereinigt werden. Dazu gehört, dass Satan aus dem Himmel geworfen wird (Off 12,9). Der Herr Jesus hat durch sein Werk am Kreuz auch alle Dinge in den Himmeln versöhnt. Es war das Wohlgefallen Gottes, „durch ihn (Jesus Christus) alle Dinge mit sich zu versöhnen, indem er Frieden gemacht hat durch das Blut seines Kreuzes, durch ihn, es seien die Dinge auf der Erde oder die Dinge in den Himmeln“ (Kol 1,20).

Diese geschaffenen Himmel werden einmal mit der Erde im Gericht Gottes vergehen und einem neuen Himmel und einer neuen Erde Platz machen. Davon sprach schon der Herr Jesus: „Der Himmel und die Erde werden vergehen, meine Worte aber werden nicht vergehen“ (Lk 21,33). Auch Petrus beschreibt diesen Augenblick in 2. Petrus 3,7–13 und Johannes in der Offenbarung (z.B. 20,11 und 21,1).

 

Frage 5: War Hiob vollkommen?

„Vollkommen bin ich; nicht kümmert mich meine Seele ...“ (Hiob 9,21).

Warum wusste Hiob nicht, dass ausnahmslos alle Menschen Sünder waren und sind?

 

Antwort:

Ich nehme an, es hat dich verwundert, dass Hiob sich selbst als „vollkommen“ bezeichnet. Aber wenn du dich noch an Hiob 1 erinnerst, wirst du sehen, dass Gott genauso über Hiob dachte: „Es war ein Mann im Lande Uz, sein Name war Hiob: und dieser Mann war vollkommen und rechtschaffen und gottesfürchtig und das Böse meidend“ (1,1.8).

Um dieses Problem zu lösen, müssen wir näher nach der Bedeutung des Wortes „vollkommen“ fragen. Es heißt in der Elberfelder Studienbibel zu dem hebräischen Wort „täm“: Das Wort bezeichnet ein Ganzsein oder Heilsein und kann je nach dem Zusammenhang in ethischem Sinn wiedergegeben werden als schuldlos, unschuldig, rechtschaffen, lauter, anständig, fromm oder vollkommen.“ Dieser Ausdruck bedeutet also nicht „sündlos“. Auch Hiob war sich bewusst, dass er ein Sünder war. Schließlich spricht gerade er von seinem Erlöser (Hiob 19,25). Das Wort „vollkommen“ hat im Alten Testament nie die Bedeutung „ohne Sünde“, sondern beschreibt einen Menschen, der aufrichtig vor Gott und Menschen seinen Weg geht, mit dem Bemühen, den Willen Gottes zu erfüllen, sodass man ihn nicht tadeln muss. Also ein „tadelloser Charakter“ („tadellos“ ist auch eine Möglichkeit, dieses Wort zu übersetzen). Eine weitere Person, die dieses Urteil bekam, war übrigens Noah (1. Mo 6,9).