Bibel erklärt
Der Prophet Maleachi - Wenn Gottesdienst zur Form wird
Mit dem Propheten Maleachi schließen wir unseren Streifzug durch die kleinen Propheten ab. Wir haben aus jedem Buch nur einen oder zwei einzelne Abschnitte herausgegriffen und versucht zu zeigen, wie Gott heute dadurch zu Christen redet. Falls du dich angesprochen gefühlt hast, möchtest du vielleicht den einen oder anderen kleinen Propheten einmal vertieft im Zusammenhang studieren. In Kürze werden wir die Botschaft der Propheten Zephanja und Haggai im mittleren Heftteil unter der Rubrik „Bibelstudium“ genauer betrachten. Aber jetzt zu Maleachi: Auch durch diesen kleinen Propheten redet Gott heute zu mir und zu dir.
Der Bote und die Botschaft:
Maleachi lebte und wirkte zu einer Zeit, als ein von Gott erweckter Teil der Stämme Juda und Benjamin (der „Überrest“) aus der Gefangenschaft in Babel nach Jerusalem zurückgekehrt war. Diese Erweckung war inzwischen verflacht. Der Opferdienst fand zwar statt, aber man hielt die dafür geltenden Vorschriften aus Gottes Gesetz nicht ein und verachtete dadurch Gott selbst.
Gott nahm sich durch Maleachi den Überrest mit deutlichem und vorwurfsvollem Tadel vor, insbesondere die Priester, die die Opfer darbrachten (Kap. 1 und 2). Dann ließ Er den Propheten in die Zukunft schauen – auf den Tag des HERRN; dort sah er sowohl Gericht als auch Segen (Kap. 3): Mit seinem sündigen Opferdienst zog der Überrest Gottes Gericht auf sich. Andererseits stellte Gott „Segen bis zum Übermaß“ in Aussicht (vgl. 3,10). Trotz allem blieb nämlich seine liebevolle Verheißung bestehen, zu segnen.
Der Schlüssel dazu war die Buße: „Kehrt um zu mir, so will ich zu euch umkehren“ (3,7).
Streiflicht aus Maleachis Prophezeiung:
„Wenn ihr Blindes darbringt, um es zu opfern, so ist es nichts Böses; und wenn ihr Lahmes und Krankes darbringt, so ist es nichts Böses. Bring es doch deinem Statthalter dar: Wird er dich wohlgefällig annehmen oder Rücksicht auf dich nehmen?, spricht der HERR der Heerscharen.“ (Maleachi 1,8)
Hintergrund:
Nach dem Alten Testament beruhte die Beziehung zwischen Gott und den Juden unter anderem auf dem Opferdienst, den die Priester ausübten. Gott musste (und muss) Sünde mit dem Tod bestrafen. Aber Gott schenkte dem Volk ein Rettungsmittel: Im Vorgriff auf das Opfer seines Sohnes (Heb 10) ermöglichten beispielsweise die Sünd- und Schuldopfer (3. Mo 4.5), das beständige Brandopfer (2. Mo 29) und die Opfer am großen Sühnungstag (3. Mo 16) dem Volk Israel eine Beziehung zu Gott. Darüber hinaus konnte jeder persönliche Opfer darbringen, um Gott zu ehren (3. Mo 1–3). Diese waren freiwillig. Gott hatte lediglich vorgeschrieben, welche Opfertiere in welcher Art und Weise dargebracht werden durften.
Einen solchen Opferdienst kennt das Neue Testament nicht mehr. Christen haben eine andere, eine geistliche Beziehung zu Gott. Statt Lämmer und andere Tiere zu opfern, glauben sie an den Herrn Jesus, der stellvertretend als „Lamm Gottes“ für sie gestorben ist (s. nochmals Heb 10). Ebenso ehren sie Gott nicht mit Tieropfern, sondern sie beten „in Geist und Wahrheit“ an (Joh 4). Jeder Christ kann das tun, denn er gehört zu der „heiligen Priesterschaft“ der Christen, die Gott geschaffen hat, um „geistliche Schlachtopfer“ darzubringen, die Ihm durch den Herrn Jesus „wohlangenehm“ sind (1. Pet 2,5).
Der geistliche Opferdienst ist einer der wesentlichen Inhalte und Zwecke des christlichen Lebens. Aber er bleibt freiwillig. Und wie im Alten, so hat Gott auch im Neuen Testament einen Rahmen dafür gesteckt. Meine geistlichen Opfer – „Opfer des Lobes“ – bestehen darin, „Gottes Namen zu bekennen“, indem ich Ihn für das lobe und preise, was Er ist und tut. Insbesondere kann ich Ihm meine „Frucht der Lippen“ dafür bringen, wie sehr mich sein Sohn und dessen stellvertretender Tod beeindruckt, berührt und dankbar macht (s. Heb 13,15).
Wenn Opferdienst damals Gott missachtete:
Die Priester brachten blinde, lahme und kranke Tiere als freiwillige Schlachtopfer dar. Damit verstießen sie nicht nur gegen den Buchstaben des Gesetzes (3. Mo 22,18–25), sondern auch gegen seinen Geist: Für den Opfernden sollte das Tier zum Wohlgefallen sein und für Gott eine Gabe und „Nahrung“, lieblich und wohlannehmlich. Ihrem regierenden Statthalter würden sie so etwas wohl kaum anbieten wollen. Wie unerhört verächtlich war es, Gott solche Opfertiere zu bringen!
Die Juden verstießen nicht nur gegen die Opfergesetze; dahinter war noch etwas anderes erkennbar: Sie waren offenbar der Meinung, dass die Aufrechterhaltung des Opferdienstes für sich genommen ein Verdienst wäre. Sie kamen sogar mit Tränen (2,13), als ob sie ganz mit dem Herzen bei der Sache wären. Aber ihre – bloßen – Worte ermüdeten Gott (2,17). So konnten sie zu Gott nicht kommen. Bevor sie nur die Form – ja selbst diese nicht – wahrten, wollte Er lieber die Türen des Tempels verschlossen haben (1,10).
Wenn Anbetung heute Gott missachtet: Wenden wir Maleachis Botschaft direkt auf unsere Zeit an, so kann es heutzutage passieren, dass ein Christ kranke, blinde oder lahme „Tiere“ darbringt. Wenn er, obwohl er es besser weiß oder wissen müsste, in seiner Anbetung falsche Dinge über den Herrn Jesus sagt, versündigt er sich. Gott sucht Anbeter, und Er verlangt keine besondere Ausbildung oder Berufung und auch keine ständigen geistlichen „Höchstleistungen“. Wie schon die Juden wertvolle, aber auch kleine Tiere opfern konnten, so ist auch die Anbetung in Geist und Wahrheit keine Frage menschlicher Erkenntnis oder des intellektuellen Niveaus. Aber jeder Anbeter muss das Bewusstsein haben, vor dem großen, heiligen Gott zu erscheinen.
Und auch an jeden Christen stellt Gott deshalb durch Maleachi die Frage, ob er seinen geistlichen Opferdienst ohne Rücksicht auf Gottes Ehre und Interessen „absolviert“. Es genügt Gott nicht, wenn von außen betrachtet die Anbetung funktioniert, indem ich etwa im Zusammenkommen zum Brotbrechen im Gebet Gott preise oder in mein privates Gebet einen Lobpreis einbaue. Er erwartet schon, dass ich mich dabei nach seinen Maßstäben richte. Das heißt insbesondere, dass ich mich in jeder Hinsicht von dem Heiligen Geist leiten lasse.
In unsere Zeit übertragen sagt Maleachi: Stell dir vor, du willst deinem Vorgesetzten etwas präsentieren, einer geschätzten Person ein Geschenk machen oder an hoher amtlicher Stelle etwas beantragen. Diesen Leuten wirst du nicht – weder nach Form noch nach Inhalt – irgendetwas unterjubeln. Sondern du wirst sorgfältig überlegen, was die andere Seite erwartet. Sollte das bei Gott anders sein, nur weil Er dir nicht als sichtbare Person gegenübersteht? Geistliche Opfer werden nicht mit menschlichem Maßstab gemessen. Aber Maleachi stellt mir und dir die Frage, ob das, was wir als Anbetung bringen, dem „ehr-würdigen“ Gott angemessen ist.
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