Macht über den Körper - eines anderen

Macht über den Körper – eines anderen

Egal ob man nun ledig, verlobt oder verheiratet ist, ob Mann oder Frau: Wer das siebte Kapitel des ersten Korintherbriefes liest, bekommt viele wichtige Hinweise für sein Leben. In diesem Artikel wird besonders ein Vers aus 1. Korinther 7 beleuchtet, der schon manche Frage aufgeworfen hat.

Macht über den Körper – eines anderen.

„Die Frau hat nicht Macht über ihren eigenen Leib, sondern der Mann; ebenso aber hat auch der Mann nicht Macht über seinen eigenen Leib, sondern die Frau“ (1. Kor 7,4). Da ist Frederik. Seit einigen Monaten verlobt, hört er in einem Vortrag über das christliche Eheleben: „Du hast keine Macht mehr über deinen eigenen Körper. Diese Macht hat jetzt deine Frau.“ Bei diesen Sätzen wird ihm mulmig zumute. Was heißt das eigentlich? Wie sieht das wohl in der Praxis aus? Seine Verlobte hört den gleichen Vortrag und fragt sich: „Was bedeutet für mich, dass mein Verlobter später Macht über meinen Körper haben wird?“ Diese Problemstellung löst bei ihr einen regelrechten Schock und auch Angstvorstellungen aus. Doch was sind Gottes gute Gedanken in diesem Punkt? Warum bekommt eine verlobte gläubige Frau, warum bekommen auch gläubige Ehefrauen Angst, wenn sie hören, dass nach Gottes Gedanken ihr Mann Macht über ihren Körper hat? Ist es die unbestimmte, vielleicht auch konkrete Angst davor, dass der Mann diese Macht in Verbindung mit der „ehelichen Pflicht“, also dem sexuellen Verkehr, ausübt (siehe Vers 3 des gleichen Kapitels), – ohne Rücksicht darauf zu nehmen, ob sie dazu im Moment körperlich und emotional in der Lage ist? Ist es die Angst davor, in einer späteren Ehe einem Macht-Missbrauch ausgesetzt zu sein? Und der Mann, den sie liebt, merkt es nicht einmal; er ist sogar der Auslöser für ihre Angst.

Warum Angst vor Macht?

Jede Machtausübung birgt die Gefahr des Machtmissbrauchs in sich. In unserer westlichen Welt hat das in Bezug auf die Regierung dazu geführt, dass jeder Gedanke an die Alleinherrschaft eines Königs über ein Volk abgelehnt wird. Mit Alleinherrschaft wird sofort der Gedanke an ein diktatorisches System verbunden.

Aber will Gott eine diktatorische Herrschaft, wenn Er Königen Regierungsmacht über ein Volk gibt? Mit der Macht hat Er dem König auch Verantwortung für ein Volk gegeben. Er soll für das Wohl des ihm anvertrauten Volkes sorgen. Recht und Ordnung sollen aufrechterhalten werden, keiner soll hungern müssen, Arme und Schwache müssen versorgt werden. Auch der Schutz vor Feinden muss gewährleistet sein.

Wenn Gott einem König Macht über ein Volk gegeben hat, dann deshalb, weil Er es gut mit dem Volk meint!

Und das gilt prinzipiell auch für „Macht“ in der Ehe: Gott hat dem Ehemann Macht über den Körper seiner Frau gegeben und der Frau Macht über den Körper ihres Mannes. Diese Befugnis kann zwar in absoluter Weise von keinem anderen Menschen kontrolliert werden, aber beide Ehepartner werden im Bewusstsein ihrer Abhängigkeit vom Herrn den Wunsch haben, alles zum Wohl des anderen zu verwenden. Formulieren wir die Aussage von 1. Korinther 7,4 doch einmal so: „Der Mann tue alles in seiner Macht stehende zum Wohl seiner Frau und damit zum Wohl des Körpers seiner Frau, und die Frau tue alles in ihrer Macht stehende zum Wohl ihres Mannes und damit zum Wohl des Körpers ihres Mannes.“

Entzieht euch einander nicht

Wenn Gott uns in seinem Wort Gebote gibt, dann nicht, um uns durch sie zu beängstigen oder um uns zu unserem Nachteil einzuschränken, sondern Er gibt uns durch seine Gebote einen Schutzraum, in dem Er uns bewahren und segnen will. So auch mit dem Gebot, dem anderen die „eheliche Pflicht“ zu leisten. Nicht für mich selbst, sondern – für den andern. Das Glück des Ehepartners sollte immer im Vordergrund stehen. Nur die beiderseitige Beachtung des Gebotes vermag ein Ehepaar in vertrauter und harmonischer Beziehung zueinander zu halten.

Die Erfüllung dieses Gebotes ist nur in dem beständigen Streben nach geistiger und seelischer Einheit möglich. Es fordert beide Ehepartner heraus, die Bedürfnisse des anderen auf jeder Ebene des Menschseins zu erkennen, um sie dann auch erfüllen zu können. Denn eheliches Glück wird erlebt in den Bereichen Geist, Seele, Körper (immer in dieser Reihenfolge!).

Wie das in der Praxis aussehen kann

Der Mann hat natürlicherweise den Wunsch, Verantwortung zu übernehmen und für seine Frau zu sorgen. Er darf sie sowohl nähren (vgl. Eph 5,29), also für ihre äußeren Bedürfnisse aufkommen, als auch umhegen („pflegen“ in Eph 5,29), d. h. ihre inneren Wünsche erspüren und dann mit Freude erfüllen. Das ist positive Führung – „Machtausübung“. Die Frau wird es in der Regel als wohltuend empfinden, wenn sie so geführt wird und sich an ihn lehnen kann. Und die Ehefrau selbst darf und möchte ihm in der Ehe eine „Hilfe“ sein (vgl. 1. Mo 2,18) und ihn entsprechend unterstützen. Wenn von Gott gegebene Aufgaben in dieser Haltung ausgeübt werden, ist es zum Segen für das Ehepaar und für seine Umgebung.

So bewirkt das gegenseitige Bestreben, einen Rahmen für die Erfüllung der ehelichen Pflicht zu schaffen, dass die Partner – eng aneinander geknüpft – miteinander leben, Erfüllung erleben und die Ehe geschützt wird. Keiner hat das Bedürfnis, vom anderen wegzusehen und andere Ehepaare zu beneiden.

Hingabe für den Ehepartner

Der Mann hat die Aufgabe, die sexuellen Bedürfnisse seiner Frau in der Ehe zu erkennen und mit Gottes Hilfe zu erfüllen. Ebenso die Frau die (normalen) Bedürfnisse ihres Mannes. Nur so wird die von Gott gegebene Macht nicht missbraucht, sondern führt zu tiefer Freude. Wenn jeder dem anderen im Alltag abspürt, dass es ihm um das gesamte Wohlergehen des Partners geht, entsteht auch Vertrauen in den tief gehendsten und verletzlichsten Bereichen des Ehelebens.

So werden Ehepartner füreinander da sein, sich gegenseitig beschenken in Liebe. Wenn beide Ehepartner so auf den anderen bezogen leben, bildet dann nicht der verantwortliche Umgang mit der Macht eine Einheit, die untrennbar ist, vor Selbstsucht bewahrt und damit auch ein Schutz vor Ehebruch ist?

Glauben wir wirklich, dass Frauen dann noch Angst vor ihren Männern haben? Im Gegenteil. Sie werden sich darüber freuen, mit jemandem ihr Leben zu teilen, der im Sinne eines wechselseitigen „Macht-Habens“ seine Macht dafür einsetzt, dass es ihnen gut geht.

Dann wird in einer Ehe keiner das „entzieht euch einander nicht“ als Druckmittel gegen den anderen verwenden. Denn Druckmittel erzeugen Angst. Und Angst wirkt einem vertrauten Zusammenwachsen direkt entgegen.

Macht über den anderen – zum Glück des anderen!

Leider hat selbst mancher ernsthafte, gläubige Mann eine falsche Vorstellung davon, was die Verse 3–5 in 1. Korinther 7 für seine Frau bedeuten. Und viele Frauen sind sich nicht darüber im Klaren, welche Gedanken ihr Mann über diese Verse hat. Deshalb ist es für beide wichtig, über ihre Vorstellungen zu sprechen und übereinzukommen. Sonst kommt es unweigerlich zu Konflikten in der Ehe.

Wer diese Grundsätze kennt und sie in der Ehe in einem guten Sinn zum Wohl des Ehepartners ausübt, wird eine gute Grundlage für ein harmonisches Zusammenleben als Mann und Frau in der Ehe legen. Es wird ihm und seinem Ehepartner leichter fallen, die eheliche Gemeinschaft und die zeitweilige Abstinenz hiervon in der angemessenen Weise zu praktizieren (vgl. 1. Kor 7,3.5). Das ist Macht-Gebrauch zum Segen für den anderen!