Bibel erklärt

Der Heilige Geist - seine Person und sein Wirken. Teil 1: Der Heilige Geist - eine göttliche Person auf der Erde

Die Zeit des Christentums ist besonders durch die Gegenwart des Heiligen Geistes auf der Erde gekennzeichnet. Er konnte erst nach Golgatha, nach der Verherrlichung des Herrn, auf die Erde kommen (Joh 7,39). Eine solche Zeitepoche wird es nie wieder geben, und so ist es äußerst wertvoll, mehr über die Person und das Wirken des Heiligen Geistes zu erfahren. Ein bewusst kurz gehaltener Überblick in drei Folgen soll hierzu den Einstieg erleichtern.

 

1. Gottheit und Personalität des Heiligen Geistes

1.1 Der Heilige Geist ist Gott

Viele stellen sich unter dem Heiligen Geist eine Kraft, einen Einfluss vor. Aber Er ist viel mehr, nämlich eine göttliche Person – Gott, der Heilige Geist. Er ist genauso Gott wie der Vater und der Sohn. Einige Texte belegen dies unzweideutig:

  • Mt 3,16.17 (die Taufe des Herrn): Vater, Sohn und Heiliger Geist sind hier als Drei-Einheit offenbart.
  • Mt 28,19: Menschen sollten auf den Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes getauft werden; der Heilige Geist wird damit ohne jede Einschränkung auf die gleiche Ebene gestellt wie die beiden anderen Personen der Gottheit.
  • 2. Kor 13,13: Wieder werden der Herr Jesus, Gott und der Heilige Geist „in einem Atemzug“ genannt.
  • Heb 9,14: Der Herr Jesus hat sich durch  den ewigen Geist Gott geopfert; nur Gott ist im absoluten Sinn ewig.

 

1.2 Der Heilige Geist ist Person

Wenn die Gottheit des Heiligen Geistes bezeugt wird, so wird darüber hinaus auch verdeutlicht, dass Er nicht nur eine Kraft, ein göttlicher Impulsgeber, sondern wirklich eine Person ist. Diese Wahrheit ist ebenso wie die Sohnschaft des Herrn Jesus oft angegriffen worden. Einige Textstellen belegen das soeben Erwähnte:

  • Apg 5,3.4: Ananias hatte den Heiligen Geist belogen; man kann keine Kräfte belügen.
  • Apg 13,2: Der Geist sprach zu den Versammelten; auch das bezeugt seine Personalität.
  • Apg 16,6: Der Geist Jesu erlaubte etwas nicht, Kräfte können nichts verbieten.

Einige weitere Bibelstellen geben vertieften Aufschluss über die Person und Gottheit des Geistes Gottes:

 

Bibelstellen

Ausdruck

Hinweis auf

Der Heilige Geist ist Gott:    
1.  Kor 2, 11 Er erforscht  alles. Allwissenheit
Ps 139,7.8 Das Fliehen vor dem Geist. Allgegenwart
Hiob 33, 4 Er hat „geschaffen". Schöpfermacht
     
Der  Heilige Geist ist Person:    
1. Kor 2, 11 Er weiß alles. Geist, Verstand
Eph 4, 30 Man kann ihn betrüben. Empfindungen
1. Kor 12, 11 Er wirkt, wie er will. Willen

 

Weitere „Eigenschaften“ des Heiligen Geistes: Er

  • liebt (Röm 15,30),
  • tröstet (Joh 14–16),
  • hört (Joh 16,13),
  • spricht (Joh 16,13),
  • lehrt (Joh 14,26),
  • erinnert (Joh 14,26),
  • überführt (Joh 16,8),
  • verbietet (Apg 16,7),
  • man kann Ihm widerstehen (Apg 7,51 Jes 63,10),
  • man kann Ihn lästern (Mt 12,31).

Der Heilige Geist wirkte zur Zeit des Alten Testaments anders als jetzt. Er überkleidete die damaligen Gläubigen eine Zeitlang, aber Er wohnte nicht – bleibend – in ihnen. Sowohl der Sohn Gottes als auch der Geist Gottes werden im Alten Testament nur verhältnismäßig selten erwähnt.

 

2. Das Wirken des Heiligen Geistes in Verbindung mit der Menschwerdung des Herrn

Bemerkenswert ist die unmittelbare „Anteilnahme“ des Heiligen Geistes an der Menschwerdung, dem Leben, dem Sterben und der Auferweckung des Herrn Jesus:

  • Lk 1,35: Der Engel kündigt Maria an, dass der Heilige Geist über sie kommen würde.
  • Mt 1,18: Maria würde schwanger erfunden werden vom Heiligen Geist. Mt 1,20: Das in ihr Gezeugte ist vom Heiligen Geist.
  • Mt 3,16: Der Heilige Geist kommt in Gestalt einer Taube auf den Sohn hernieder.
  • Der Herr wurde mit Heiligem Geist und mit Kraft gesalbt (Apg 10,38).
  • Der Herr Jesus hat sich durch den ewigen Geist ohne Flecken Gott geopfert (Heb 9,14).
  • Er wurde gerechtfertigt im Geist (1. Tim 3,16): Der Herr ist in einem Maß ungerecht beschuldigt worden, dass der Geist nicht anders konnte, als besonders durch die Auferweckung (1. Pet 3,18; Röm 1,4) zu zeigen, wie gerecht der ist, den Menschen als den schlimmsten der Verbrecher behandelt hatten.

 

3. Titel und Tätigkeiten des Heiligen Geistes

Im Johannesevangelium unterrichtet der Herr Jesus seine Jünger ausführlich über den Heiligen Geist und über sein Kommen und Wirken. Er bezeichnet Ihn als „Sachwalter“ (Joh 14,16.26; 15,26; 16,7; gr. parakletos). Er ist also

  • „Rechtsanwalt“: Er nimmt sich der Sache, der Interessen der Kinder Gottes an;
  • „Tröster“: Wie oft weinen wir, brauchen Trost. Da ist jetzt jemand, der mein Tröster sein kann und sein will;
  • „Fürsprecher“: Wie oft fehlen uns die Worte! Dann nimmt sich der Geist unserer Schwachheit an (Röm 8,26.27).

In den gleichen Reden erwähnt der Herr Jesus insgesamt sie ben Tätigkeiten des Heiligen Geistes: Er würde

  1. sie alles lehren (Joh 14,26),
  2. die Jünger an alles erinnern, was der Herr ihnen gesagt hatte (Joh 14,26),
  3. von dem Herrn zeugen (Joh 15,26),
  4. die Welt überführen von Sünde, Gerechtigkeit und Gericht (Joh 16,8–11),
  5. die Seinen in die ganze Wahrheit leiten (Joh 16,13),
  6. das Kommende verkündigen (Joh 16,13),
  7. den Herrn Jesus verherrlichen (Joh 16,14).

 

4. Beten zum Heiligen Geist?

Wenn der Heilige Geist Gott ist, so stellt sich die Frage, ob ich dann nicht zu Ihm beten, Ihn anbeten kann. Viele Christen bejahen diese Frage. Drei Aspekte können bei der biblischen Fragenbeantwortung vielleicht hilfreich sein:

  1. Die Schrift schweigt über ein Beten zum Heiligen Geist, berichtet darüber nichts. Das sollte uns bereits nachdenklich und zurückhaltend werden lassen.
  2. Der Herr Jesus betete nie zum Heiligen Geist, die Apostel ebenfalls nicht. Der Grund hierfür scheint folgender zu sein:
  3. Wir sollen im Heiligen Geist beten (Jud 20)! Der in mir wohnende Geist formuliert die Worte, „er verwendet sich für Heilige Gott gemäß“ (Röm 8,27). Kann der Heilige Geist etwa zu sich selbst beten?! Unmöglich. Dieses Sich-Verwenden des Geistes ist doch zum Vater und zum Sohn gerichtet! Der Heilige Geist ist daher viel eher der Impuls, die Kraft, die Person, die mich zum Vater, zum Sohn leitet (vgl. auch Eph 2,18 und Phil 3,3). Ein Beten zum Heiligen Geist ist daher aus biblischer Sicht nicht zu verantworten.


5. Der Heilige Geist und die Inspiration

In auffälliger Weise spricht die Schrift im Zusammenhang mit dem Entstehen des göttlichen Textes von der Wirkung des Heiligen Geistes: „Heilige Menschen Gottes redeten, getrieben vom Heiligen Geist“ (2. Pet 1,21).

Das war Leitung durch den Geist in allerhöchster Form. Seine Gedanken wurden irrtumslos, fehlerfrei formuliert, und das in einer menschlichen Sprache: Unendliche Gedanken in einer endlichen Form! Das gibt unserem Glauben ein  unerschütterliches Fundament, besonders in Bezug auf den Herrn Jesus. Jemand hat es so formuliert: „Wir wagen es nicht, ohne den geschriebenen Christus zu sein, oder von Ihm abzuweichen“. Wie die Inspiration (vgl. 2. Tim 3,16: „von Gott eingegeben“) erfolgte, weiß kein Mensch, denn dazu müsste man selbst inspiriert sein. Doch die Tatsache an sich ist unumstößlich gegeben, und an ihr gilt es, mit aller Kraft festzuhalten. Gott sprach zu Menschen und befähigte sie, göttliche Gedanken auszudrücken – in ihrer „Färbung“, mit ihrem Vokabular, aber fehlerlos. So redete der Heilige Geist beispielsweise durch Jesaja (Apg 28,25).

Der ebenfalls inspirierte Apostel Paulus beschreibt im 1. Korintherbrief, wie das ihm Offenbarte auch die Christen damals und uns heute erreichte:

  1. 1. Kor 2,10: Gott hatte ihm Geheimnisse offenbart, und zwar „durch seinen Geist“;
  2. 1. Kor 2,13: Das Gehörte wurde jetzt in Worten verkündigt, und wieder ist der Geist beteiligt: „gelehrt durch den Geist“;
  3. 1. Kor 2,15: Der Christ kann das so Empfangene geistlich, d.h. als eine durch den Geist geprägte Person, beurteilen; das ist die Aufnahme des inspirierten Wortes in unsere Herzen.

Im 2. Timotheusbrief weist Paulus darauf hin, dass „alle Schrift“ von Gott eingegeben ist (Kap. 3,16). Alles, was Gott in der Bibel haben wollte, auch Worte der Menschen und selbst Satans, gehören zu „alle Schrift“! Diese Verbalinspiration (göttliche Eingebung jedes Wortes) bezieht sich natürlich auf den Text in den Ursprachen; Übersetzungen sind nicht inspiriert und bleiben Menschenwerk. Die Autoren selbst waren beim Niederschreiben nicht als Diktiermaschinen tätig; ihre Fähigkeiten kamen mit zum Ausdruck, zum Beispiel ihr Schreibstil, ihr Beruf etc. Doch dieses „menschliche Element“ beeinträchtigte die irrtumslose Niederschrift des göttlich eingegebenen Wortes Gottes in keiner Weise. Das ist ein göttliches Wunder!  


6. Wie lange bleibt der Heilige Geist auf der Erde?

Zu seinen Jüngern sagte der Herr Jesus, dass der Heilige Geist „in Ewigkeit“ bei ihnen bleiben würde (Joh 14,16). Die gläubigen Christen, die diesen Geist empfangen haben, werden aber nicht ewig auf der Erde bleiben, weder individuell noch kollektiv. „Und der Geist und die Braut sagen: Komm!“ (Off 22,17). Beide warten darauf, ihre Fremdlingschaft auf der Erde zu beenden und ins Vaterhaus zu gelangen. Dann wird der Heilige Geist nicht mehr auf der Erde wohnen. Wohl wird Er auch danach noch auf der Erde wirken. Zum Beispiel wird Er „ausgegossen“ werden über alles Fleisch (Joel 3,1; Jes 32,15), wenn Israels Wiederherstellung kommen wird. Aber nie wieder wird Er in Einzelnen oder in einer Gemeinschaft von Menschen (wie der Versammlung) wohnen!

 

7. Bilder und Bezeichnungen des Geistes

Gott gebraucht in seinem Wort verschiedene Bilder, um uns das Wesen und Wirken des Heiligen Geistes zu verdeutlichen, zum Beispiel

  • eine Taube (Mt 3,16);
  • den Wind (Joh 3,8; Apg 2,2);
  • Wasser (Joh 4,14; 7,38);
  • einen Knecht (1. Mo 24);
  • ein Siegel (Eph 1,13);
  • die Salbung (1. Joh 2,20);
  • das Unterpfand („Anzahlung“) (2. Kor 1,22; 5,5).

In Verbindung mit den anderen Personen der Gottheit und mit Gott selbst wird der Heilige Geist als

  • Geist Christi (Röm 8,9),
  • Geist Gottes (Röm 8,14),
  • Geist der Sohnschaft (Röm 8,15) und
  • Geist des Sohnes (Gal 4,6) bezeichnet.

Einige dieser Ausdrücke werden in den nächsten Folgen noch behandelt. Zugleich soll auch zum eigenen Nachdenken über die Bedeutung dieser Bilder angeregt werden.

Danken wir dem Herrn genügend für die wunderbare Gabe des Heiligen Geistes und für sein Wohnen in den Gläubigen?