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Stiftshütte in der Wüste - der Tempel von Salomo gebaut

FRAGE :

Wenn man die beiden Bauten in der Wüste und in Jerusalem miteinander vergleicht, so findet man u.a. verschiedene Materialien (z.B. Decken-Felle) und Bauweisen. Kann man aus diesen Unterschieden eine bestimmte Anwendung und Bedeutung entnehmen? Arnfried Lang, Zwickau

 

ANTWORT:

Einer der wichtigsten Grundsätze der Schriftauslegung lautet: „Keine Weissagung der Schrift ist von eigener Auslegung“ (2. Pet 1,20). Es ist also erforderlich, die verschiedenen Texte zu vergleichen und in ihrem Gesamtzusammenhang verstehen zu lernen. Wenn wir dies beachten, können wir gerade aus den in der Frage genannten Unterschieden die Bedeutung der genannten Gebäude erst richtig erkennen. Andererseits zeigen etliche Gemeinsamkeiten auch verbindende Elemente.

 

Gemeinsamkeiten zwischen Stiftshütte und Tempel

Sowohl die Stiftshütte, an vielen Stellen „Zelt der Zusammenkunft“ genannt, als auch der Tempel haben zwei hervorstechende Merkmale, die auch für uns als heutiges Volk Gottes von großem Wert sind:

  1. Gott möchte einen Wohnort auf dieser Erde haben, und zwar inmitten und zum Wohl seines Volkes.
  2. Gott wünscht (Priester-)Dienst zu seiner Ehre.

Sein Volk ist aufgefordert, diese beiden Aspekte entsprechend den Gedanken Gottes zu verwirklichen – und (nur) dann schenkt Er seine Gegenwart und seinen Segen. Deshalb finden wir auch in beiden Gebäuden viele gemeinsame Elemente, hier sind nur einige aufgeführt:

  • Der Bauplan kam direkt von Gott (2. Mo 25,9; 1. Chr 28,19);
  • die Aufteilung in Bereiche (Vorhof, Heiligtum und Allerheiligstes) findet sich in beiden Wohnungen;
  • der Altar und andere „Geräte” für den Priesterdienst werden in beiden Wohnorten benutzt;
  • viele Materialien, die zum Beispiel an Eigenschaften Gottes erinnern, wurden in der Wüste und in Jerusalem eingesetzt (Gold, Akazienholz, Erz).

 

Die Stiftshütte – ein wandernder Wohnort Gottes

Das Nomadenleben des Volkes Israel in der Wüste erforderte eine Wohnung, die leicht auf- und abgebaut werden konnte. Dieser Gedanke wird im Hebräerbrief aufgegriffen: Der ganze jüdische Gottesdienst wird mit der „Hütte“ verglichen (Kap. 13,10). Ganz im Gegensatz dazu ist das Werk des Herrn Jesus durch die „größere und vollkommenere Hütte“ gekennzeichnet (Kap. 9,11), also mit einem Gottesdienst auf der Grundlage des vollbrachten Erlösungswerkes unseres Herrn.

Und so wie die Juden damals diesen Priester- und Gottesdienst auf einer langen Reise praktizierten, sind auch wir als Christen auf einer Reise zu unserem Vaterland und dürfen unterwegs Stationen des Lobes und der Anbetung haben – im Haus Gottes, über das der Herr Jesus als Priester gesetzt ist (Kap. 3,6).

Auf diesen Charakter des Wanderns und des Unterwegsseins weisen unter anderem ganz besonders die Decken der Stiftshütte hin (2. Mo 27):

  • Die unterste Decke aus gezwirntem Byssus, blauem und rotem Purpur sowie Karmesin wurde nur von innen gesehen. So ist auch die Schönheit des Herrn Jesus (davon reden diese Materialien) nur von denen zu erkennen, die mit Ihm im Heiligtum beschäftigt sind.
  • Die Decke aus Ziegenhaar darüber weist auf das Unauffällige dieser Wohnung, aber wohl auch auf das Opfer des Herrn Jesus am Kreuz hin, durch das Gott überhaupt unter seinem Volk wohnen kann.
  • Die Decke von rotgefärbten Widderfellen verstärkt diesen Gedanken: Keine Pracht, keine Schönheit – hier spricht alles von Fremdsein, und vom Werk auf Golgatha.
  • Von außen sah man nur die Decke aus Sehkuhfellen. Die Sehkuh ist ein Säugetier im Meer, also eigentlich auch ein Fremdkörper im Wasser. So ist Gottes Wohnung heute auch wie ein Fremdkörper in dieser Welt – sind wir uns dessen immer bewusst?

 

Der Tempel – eine feste Bleibe für Gott und sein Volk

Der Tempel ist schon aufgrund seiner Bauweise ein sichtbarer Ausdruck des Dauerhaften und Bleibenden1. Es war ein „Haus der Ruhe“ (1. Chr 28,2) und weist neben dem Gedanken des Herzunahens (den wir schon von der Stiftshütte her kennen) besonders auf den des Wohnens hin.

Die Versammlung Gottes wird auch mit einem Tempel als dem jetzigen (1. Kor 3,16) und ewigen (Eph 2,21) Wohnort Gottes und seines Volkes (1. Pet 2,5; 1. Tim 3,15) verglichen. So baut auch der Herr Jesus seine Versammlung (Gemeinde), die ewig Bestand haben wird (Mt 16,18). Als zweiter Aspekt ist zu nennen, dass der Herr Jesus sowohl den damaligen Tempel (Joh 2,16) als auch die ewige Wohnung der Erlösten als Haus seines Vaters bezeichnet (Joh 14,2). Deshalb kann man in dem Tempel sicher auch ein Vorausbild auf das Vaterhaus sehen. Wenn wir nun die Unterschiede zur Stiftshütte untersuchen, finden wir gerade diese beiden Hauptbedeutungen des Tempels bestätigt:

  • Das Baumaterial bestand aus vollständig behauenen Steinen (1. Kön 6,7), ein Hinweis auf uns Christen als dem Bau hinzugefügte, lebendige Steine (1. Pet 2,5).
  • Statt des Wüstensandes treten die „Besucher” jetzt auf Boden aus Zypressenbrettern (1. Kön 6,15); wenn wir in Ewigkeit bei Ihm sein werden, sind die Probleme des Lebens hier auf der Erde kein Hemmschuh mehr!
  • An den Tempel angefügt waren Wohnungen, wohl für die diensthabenden Priester (1. Kön 6,5); dies lässt uns an die Wohnungen im Vaterhaus denken, die für uns im ewigen Haus Gottes bereitet sind (Joh 14,2), aber auch an unser Vorrecht, dauerhaft zum Haus Gottes zu gehören, um Ihm dort zu dienen.
  • Einige Holzarten, die nur hier eingesetzt wurden, sind Ausdruck von ewigen, göttlichen Dingen:

            – Zedern (vgl. Ps 80,10): Kraft;

            – Zypressen (vgl. Hos 14,8): Herrlichkeit;

            – Ölbaum (vgl. Sach 4,3.6): Heiliger Geist.

Die Beschäftigung mit der Frage zeigt, wie herrlich Gott gerade durch die Bilder von Stiftshütte und Tempel seinen großen Wunsch, inmitten seines Volkes zu wohnen, verdeutlicht. Und das nicht, indem Gott alles tut, sondern indem das Volk selbst zum verantwortungsvollen Bauen aufgefordert wird (2. Mo 25,8 und 1. Chr 22,19). Er appelliert an unsere Herzen, mit Freude und Energie (in) seinem Haus zu dienen. Sicher werden wir durch weiteres Forschen noch mehr Unterschiede und deren Bedeutung entdecken. Es lohnt sich!