Der Prophet Hosea - Streifzug durch die kleinen Propheten

Der Prophet Hosea Streifzug durch die kleinen Propheten

Der Bote:

Aus Kapitel 1,1 können wir entnehmen, dass Hosea mehrere Jahrzehnte als Prophet wirkte. Zu seinen Zeitgenossen gehörten Jesaja, Micha und Amos. Als sein Dienst begann, musste er Gomer heiraten, eine Frau, die wohl in Unmoral lebte und/ oder das jedenfalls nach der Eheschließung tun würde. Durch diese Verbindung wollte Gott auf den Götzendienst seines Volkes hinweisen, der in der Bibel oft mit Ehebruch verglichen wird (Kap. 1,2). Gott bestimmte auch die Namen seiner Kinder, in denen eine Botschaft an das Volk lag: Jisreel, Lo-Ruchama und Lo-Ammi (Kap. 1,4.6.9). Hosea selbst war ein Mann, den die Sünde des Volkes und das drohende Strafgericht Gottes tief aufwühlten (vgl. Kap. 9,7) – seine Worte sprudeln nur so aus ihm heraus. So wirkt seine Prophezeiung lebendig, feurig, aber auch abgehackt, übergangslos und stellenweise geradezu dunkel. Wer weise ist, wird sie dennoch verstehen (Kap. 14,9).

Die Botschaft:

Die Prophezeiung Hoseas zerfällt in zwei große Teile. Der erste umfasst die ersten drei Kapitel. In ihnen wird gezeigt, dass Gott Israel (die zehn Stämme) und Juda (die zwei Stämme) aufgrund ihrer Untreue nicht mehr als sein Volk anerkennen würde, dass aber in einer zukünftigen Zeit das Volk wiederhergestellt und in die Segnungen des Reiches eingeführt werden wird (Kap. 1 und 2). In der Zwischenzeit würde das Volk ohne bürgerliche und religiöse Vorrechte, aber auch ohne Götzendienst sein (Kap. 3). In dem zweiten Teil (Kap. 4 – 14) finden wir verschiedene Serien von Anklagen, flehentlichen Bitten, Drohungen und Trauerbezeugungen des Propheten, wobei es besonders um die zehn Stämme (oft Israel oder auch Ephraim genannt) geht. Hosea weist aber auch immer wieder auf die Barmherzigkeit Gottes hin. Er schließt mit einem Appell zur Buße und macht deutlich, was sie für ein herrliches Ergebnis in der Zukunft für Israel haben wird (Kap. 14).

Streiflichter aus der Prophezeiung Hoseas:

„Darum siehe, ich werde sie locken und sie in die Wüste führen und zu ihrem Herzen reden; und ich werde ihr von dort aus ihre Weinberge geben, und das Tal Achor zu einer Tür der Hoffnung. Und sie wird dort singen wie in den Tagen ihrer Jugend, und wie an dem Tag, da sie aus dem Land Ägypten heraufzog.“ (Hos 2,16.17)

Bevor wir diese Verse auf uns anwenden, wollen wir sie kurz im Zusammenhang betrachten. Das Volk Israel hatte sich mit den Nationen und ihrem Götzendienst verbun- den (V. 6 ff.) und den HERRN selbst vergessen (V. 13). Wie reagiert Gott darauf? Er versucht, sein Volk zu sich zurückzubringen. Dazu wird Er es in die Wüste führen und zu ihrem Herzen reden. Nehmen sie seine Worte an, werden sie Weinberge bekommen, d.h. gesegnet sein und sich freuen können. Außerdem wird Er das Tal Achor zu einer Tür der Hoffnung machen. Was bedeutet das? Nun, wie so oft blendet Hosea auf ein Ereignis in der Geschichte des Volkes zurück: Israel erlitt in Ai eine Niederlage, weil Achan von dem Besitz der Feinde genommen hatte, was von Gott verboten worden war. Er und seine Familie wurden deshalb in dem Tal Achor (das bedeutet: Trübsal, Unglück) gesteinigt (Jos 7). Damit reinigte sich Israel von dem Bösen und konnte danach die Eroberung des verheißenen Landes fortsetzen (Jos 8). Die Trennung vom Bösen ist also die „Tür“, um die zugesagten Segnungen erlangen zu können. Das wird für das Volk Israel im Tausendjährigen Reich vollständig erfüllt sein. Dann singen sie neu ein  Lied der Erlösung und genießen das, was ab Vers 18 beschrieben wird!

Doch nun die Anwendung. Haben wir nicht auch schon manchmal den Herrn und seine Ansprüche „vergessen“ und die Segnungen, die Er uns gegeben hat, für uns selbst verwendet (vgl. mit Kap. 2,8)? Trifft uns vielleicht der Vorwurf, dass wir die „erste Liebe“ verlassen haben (vgl. Jer 2,1 ff.; Offb 2,4)? Die erste Liebe ist die Frische der Zuneigung, das Feuer der Hingabe in einer neuen Beziehung, die qualitativ beste Liebe, die wir haben können – man wird beherrscht von dem Gedanken an eine Person. War das mal im Blick auf den Herrn Jesus so? Warum hat sich das geändert? Warum gibt es so vieles, was Ihn aus unserem Leben verdrängt? Wir wollen diesen Fragen nicht ausweichen, sondern in die Wüste, d.h. in die Stille, gehen und sein Wort zu unseren Herzen reden lassen. Aber das ist nur der erste Schritt. Wir müssen auch in das Tal Achor. Daran kommen wir nicht vorbei. Auch wenn es schwer fällt. Denn alles, was uns vom Herrn abzieht, muss schonungslos beseitigt werden. Das können auch Dinge sein, die an sich nicht böse, die uns aber doch zu einem Götzen geworden sind. Über Götzen gibt es keinen Katalog. Sie zeigen sich überall: Auf der Festplatte, in der Garage, im Bücherschrank usw. Vielleicht beunruhigt uns auch schon lange eine schlechte, aber liebgewonnene Gewohnheit. Warum nicht jetzt eine richtungsweisende Entscheidung treffen, einen klaren Schnitt machen? Es wird dem Segen Bahn brechen. Dann werden wir neu Freude haben und von Herzen unserem Herrn wieder Lieder singen können!

„Als Israel jung war, da liebte ich es, und aus Ägypten habe ich meinen Sohn gerufen. Und ich, ich gängelte Ephraim – er nahm sie auf seine Arme – aber sie erkannten nicht, dass ich sie heilte. Mit Menschenbanden zog ich sie, mit Seilen der Liebe ...“ Hosea 11,1-4

Hosea zeigt deutlich die Untreue des Volkes und ihre mangelnde oder gar fehlende Liebe zu Gott. Sie liebten Traubenkuchen (Kap. 3,1), die Schande (Kap. 4,18), ihre Kinder (Kap. 9,16), den Dienst für andere Nationen (Kap. 10,11) und die Übervorteilung (Kap. 12,8) – aber die Liebe zu Gott erwähnt Hosea nicht. Doch macht er unmissverständlich klar, dass Gott sein Volk liebt. Das ist auch ein Thema von Hosea 11. Der Prophet illustriert diese Liebe anhand der Beziehung zwischen einem Vater und einem Sohn. Gott rief seinen jungen Sohn Israel aus dem Schmelzofen Ägyptens heraus. Doch mit diesem Ruf begnügte sich Gott nicht: Er sprach weiter zu seinem Volk (durch die Propheten). Das Volk weigerte sich, zu hören und lief von Ihm weg. Und was tat Gott? Trotz ihrer Halsstarrigkeit kümmerte er sich rührend um sie: Wie ein Vater seinem jungen Sohn das Laufen beibringt, so tat es auch Gott. Und wenn sie müde wurden, nahm Er sie auf seine Arme. Er wollte nur ihr Bestes, sie aber erkannten es nicht ... doch der Tag wird kommen, an dem sie dem HERRN nachwandeln werden (V. 10).

Wir haben uns als Sünder mit den Seilen der Liebe zu dem Sohn Gottes ziehen lassen (vgl. Joh 6,44 und Joh 12,32) – und jetzt ziehen uns diese Seile hinter dem Herrn Jesus her. Wollen wir uns dagegen sträuben? Sollten wir nicht vielmehr dem treu nachfolgen, der uns mit einer unveränderlichen Liebe liebt? Wenn wir die Größe seiner Liebe mehr vor Augen hätten, würde uns die Kleinheit unserer Liebe, aber auch die Größe unseres Versagens klarer sein. Dann würden wir auch besser verstehen, was Hosea seinem Leser einschärft: Die Notwendigkeit der Buße.

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Aber ich habe gegen dich, dass du deine erste Liebe verlassen hast. Gedenke nun, wovon du gefallen bist, und tu Buße und tu die ersten Werke. (Offenbarung 2, 4-5)