Nachgedacht

Warten bis zur Ehe - auch als Verlobte

Bis zur Ehe warten? Das ist doch heute völlig „out“. Aber nicht bei Gott. In der Bibel sind die geschlechtlichen Beziehungen eindeutig in den Bereich der Ehe gelegt. An dieser Stelle möchten wir erst einmal eins vorwegschicken: Die Anweisungen Gottes in Seinem Wort sind nicht etwa dazu gedacht, uns etwas „Schönes zu verbieten“, sondern ihr Befolgen führt im Gegenteil zu der Freude, die Gott mit dem Geschlechtsleben von Mann und Frau in der Ehe gewollt hat. Ein Nichtbeachten der göttlichen Grundsätze jedoch hinterlässt seelische und u.U. auch körperliche Wunden.

In diesem Heft ist schon einige Male auf die Aussage der Bibel hingewiesen worden, dass die Sexualität eine Gabe Gottes ist, die  ausschließlich für die Ehe bestimmt ist. Nun hört man aber auch unter Christen immer häufiger den Gedanken: „Wir sind verlobt, wir wollen einmal heiraten. Wir sind uns klar geworden, dass der Herr uns zusammengeführt hat – warum sollen wir denn noch warten?“ Die Antwort darauf möchte ich in diesem Kapitel geben.

 

Weil Gottes Wort es sagt

Auch die Bibel kennt den Zustand der Verlobung. Zwar war in Israel der Verlobungsstand offenkundig von größerer rechtlicher Bindekraft als in unseren westlichen Gesellschaften. So bezeichnete man z.B. die Verlobten als Mann und Frau (siehe Joseph und Maria in Matthäus 1,19). Umso bemerkenswerter ist die Tatsache, dass die Stellen, die von diesem Sachverhalt reden, eindeutig bezeugen, dass die Verlobte „Jungfrau“ war bzw. die Partner noch keinen Verkehr gehabt hatten. Hier einige Beispiele dazu:

„Und wer ist der Mann, der sich eine Frau verlobt und sie noch nicht zu sich genommen hat? Er gehe und kehre nach seinem Hause zurück, damit er nicht in der Schlacht sterbe und ein anderer Mann sie nehme“ (5. Mo 20,7).

„Die Geburt Jesu Christi aber war so: Als Maria, seine Mutter, mit Joseph verlobt war, fand es sich, ehe sie zusammengekommen waren, dass sie schwanger war von dem Heiligen Geist“ (Mt 1,18). „Drei sind es, die zu wunderbar für mich sind, und vier, die ich nicht erkenne: ... und der Weg eines Mannes mit einer Jungfrau“ (Spr 30,18.19).

„Und Jakob sprach zu Laban: Gib mir meine Frau; denn meine Tage sind erfüllt, dass ich zu ihr eingehe“ (1. Mo 29,21).

„Wehklage wie eine Jungfrau, die wegen des Gatten ihrer Jugend mit Sacktuch umgürtet ist“ (Joel 1,8 – Hier trauert eine Verlobte um den Tod ihres Verlobten. Er wird zwar schon ihr „Gatte“ genannt, sie ist aber noch Jungfrau).

„Vergisst auch eine Jungfrau ihren Schmuck, eine Braut ihren Gürtel?“ (Jeremia 2,32 – Die Braut ist am Tage der Hochzeit noch Jungfrau. Die Wichtigkeit  dieser Tatsache unter dem Gesetz macht auch 5. Mose 22,15-17 deutlich).

Auch die Tatsache, dass Salomo im Hohenlied (4,12) seine Braut als „einen verschlossenen Garten“ und „eine versiegelte Quelle“ bezeichnet, weist in dieselbe Richtung. Auch sollte die (geschlechtliche) Liebe nicht aufgeweckt werden, bis der entsprechende Zeitpunkt gekommen war (1,7; 3,5; 8,4).

Eine besonders erhabene Stelle, die von dem Verhalten zwischen Christus und der Versammlung spricht, wovon die Ehe zwischen Mann und Frau ein Abbild ist, ist nicht  weniger deutlich: „Denn ich eifere um euch mit Gottes Eifer; denn ich habe euch einem Mann verlobt, um euch als eine keusche (reine) Jungfrau dem Christus darzustellen (2. Kor 11,2).

Für solche, die in der Zeit vor der Bekehrung in dieser Beziehung gesündigt haben, gilt das Wort von Paulus: „Aber ihr seid abgewaschen, aber ihr seid geheiligt“ (1. Kor 6,11). Deine Vergangenheit ist also kein Hinderungsgrund, jetzt eine Ehe im Herrn zu beginnen. Der gleiche Grundsatz gilt für alle, die nach ihrer Bekehrung in Sünde gelebt und dies jetzt aufrichtig vor Gott bekannt haben. Aber die Möglichkeit der Vergebung darf für solche, die noch nicht oder bereits verlobt sind, nicht zu einem nachlässigen Umgang miteinander führen. Sich rein bis zum Hochzeitstag zu erhalten ist ein hohes Vorrecht!

Im Hebräischen wird für die leibliche Gemeinschaft in der Ehe das Wort „erkennen“ benutzt. „Und der Mensch erkannte Eva, seine Frau“ (1. Mo 4,1). In der Verlobungszeit können wir beginnen, einander auf geistig-geistlichem und seelischem Gebiet kennen zu lernen, das Glaubens- und Seelenleben des Partners zu „erkennen“. Das wirkliche „Erkennen“ auf körperlichem Gebiet, das über Umarmung, Kuss und „Hände halten“ hinausgeht, hat Gott für die Ehe bestimmt. Es braucht den Schutzraum der verbindlichen Ehe. Und diese Verbindlichkeit ist erst gegeben, wenn beide Partner öffentlich (in unseren Ländern – noch – vor dem Standesbeamten) ihren Eintritt in den „Stand“ der Ehe erklären. Dagegen hat eine Verlobung zwar als Ziel die lebenslange Ehe, kann aber doch noch aufgelöst werden (aus verschiedensten Gründen, die wir hier nicht beurteilen). Damit ist ein verlobtes Paar nicht wirklich oder endgültig vor Gott und Menschen zusammengefügt.

 

Weil es außerdem der Weg zu echter, bleibender Freude ist

Die Behauptung, dass dem jungen Menschen beim Warten bis zur Ehe etwas „vorenthalten“ wird, dass ihm etwas fehlt, ist eine Lüge des Teufels. Gott, der Schöpfer, weiß ohne Zweifel, was für seine Geschöpfe am besten ist. Gläubige Eheleute werden freudig bestätigen, dass Gottes Weg für Mann und Frau der Weg zu einem erfüllten Eheleben ist.

Die Liebe zwischen Mann und Frau nach den Gedanken Gottes ist mehr als ein Gefühl des Verliebtseins. Unsere Gefühle können sehr schwankend sein. Wahre Liebe dagegen besitzt eine Tiefe, die Beständigkeit sichert, und braucht die Treue. Im Deutschen kommen die Worte „Treue“ und „Trauen“ von derselben sprachlichen Wurzel. Ebenso „Glauben“ und „geloben“. Wir geloben (Verlobung, Ehegelöbnis) uns als Mann und Frau Treue, weil wir wissen, dass Gott uns zusammengeführt hat. Dieses „Treuegelöbnis“ gilt, solange der Partner lebt. Die völlige Einheit von Mann und Frau auch im geschlechtlichen Bereich bedarf des Schutzes der Verbindlichkeit der Ehe. Dafür hat Gott diese Gabe gegeben. In dem von Ihm dafür bestimmten Bereich darf der Mensch sie genießen. Hier allein ist es ein Genuss ohne Reue. Jede „Vorwegnahme“ und jedes „Zweckentfremden“ der guten Gabe Gottes ist Sünde in den Augen Gottes und führt zu tiefen Wunden.