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Kindererziehung

Kindererziehung ist ein Thema, über welches sicher schon einiges geschrieben worden ist. Es ist aber auch eine Sache, in der man sehr viel verkehrt machen kann.

Die Bibel gibt uns zu diesem Thema eine ganze Reihe von Hinweisen. Zum einen ganz konkrete, zum anderen zeigt sie uns in Beispielen, was wir richtig und was wir falsch machen können. Wir leben heute in einer Zeit, in der man die Aussagen der Bibel nicht mehr akzeptiert, und das auch gerade hinsichtlich unseres Themas. So ist es wichtig, danach zu fragen, was Gott dazu sagt.

Im Neuen Testament finden wir direkte Aussagen zur Kindererziehung nur an drei Stellen in recht knapper Form (Eph 6; Kol 3; Heb 12). Das Alte Testament erweist sich da als eine wahre Fundgrube; allerdings wird uns auch hier mehr an Beispielen etwas darüber klar gemacht.

 

Wann fängt Erziehung an?

Die Erziehung eines Kindes, das heißt die Einflussnahme auf die Entwicklung des Kindes beginnt bereits, wenn es noch gar nicht das Licht der Welt erblickt hat. Das macht uns die Bibel an verschiedenen Beispielen deutlich. Das prägnanteste ist sicher das von Hanna und Elkana (1. Sam 1). Mit welcher Intensität wurde für dieses Kind gebetet, und mit welcher Freude wurde es erwartet! Die Bitte um dieses Kind war verbunden mit der Bereitschaft, es für den Herrn aufzuerziehen. Wie gut, dass beide Elternteile in völliger Übereinstimmung darüber waren!

Schon im Säuglings- und Kleinkindalter ist die richtige Erziehung wichtiger, als wir in der Regel annehmen. Es wird propagiert, dass schon in diesem Zeitraum das Kind die Möglichkeit zur freien Entfaltung braucht. Sicher braucht das Kind gerade jetzt viel Zuwendung und Liebe. Dies wird auch die Zeiteinteilung der Eltern entscheidend beeinflussen. Aber es bedeutet nicht, dass das Kind den Tagesablauf bestimmt. Wie oft stellen wir fest, dass bereits ein Säugling seinen Willen durchzusetzen sucht.

Die Beispiele von Mose und Samuel machen deutlich, wie sehr diese Periode die Entwicklung des Kindes beeinflusst. Das, was Amram und Jokebed in ihr Kind Mose hineingelegt hatten, vermochten alle Erlebnisse am Hof des Pharaos nicht zu verwischen. Das sind wirklich nachahmenswerte Beispiele!

Dann hat jede Phase des Heranwachsens ihre besonderen Probleme und die Eltern tun gut daran, dies im Umgang mit ihren Kindern zu beachten. Um mit diesen Fragen und Problemen fertig zu werden, dürfen sie sich immer und zu jeder Zeit  die nötige Weisheit, Kraft und Geduld von Gott erbitten. Und sie sollten sich die Zeit nehmen, miteinander zu sprechen, um zu einmütigem Verhalten zu kommen.

 

Wann hört Erziehung auf?

Wann ist eigentlich der Zeitpunkt gekommen, dass wir unsere Kinder „entlassen“ dürfen oder  sollen? Auch hierzu finden wir Hinweise in der Bibel. Solange Kinder im Haushalt der Eltern leben, müssen sie sich auch ihren Anordnungen fügen.

Wenn die Erziehung im eigentlichen Sinn aufgehört hat, weil das Kind selbständig geworden ist, muss ein Vertrauensverhältnis zwischen Eltern und Kind entstanden sein. Solches Vertrauen entsteht nicht von heute auf morgen, daran muss man gearbeitet haben. Gerade den Vätern muss es ein Anliegen sein, dass ihre Kinder sich ihnen öffnen. Dazu gehört im Übrigen auch, dass wir selbst unseren Kindern gegenüber Fehler bekennen, die wir machen. Das bereitet den Nährboden für ein vertrauensvolles Miteinander.

Herangewachsene Kinder möchten und werden sich nämlich gern mit Fragen und Problemen an die Eltern wenden, wenn sie wissen, dass sie ein bereites und verständnisvolles Ohr finden. Die große Not unserer Zeit ist ganz bestimmt, dass es den Kindern oft an Zuwendung, Liebe und Verständnis bei Eltern fehlt. Unter Zuwendung dürfen wir hierbei nicht vordergründig an materielle Dinge denken. Hier sind die meisten Kinder sogar übersättigt. Oft kommt ihnen aufgrund der vielen Dinge, die sie besitzen, deren Wertschätzung abhanden.

Wenn die Kinder dann einen eigenen Hausstand gegründet haben, können wir nicht mehr in ihr Leben „hineinregieren“. Wir können und sollen für sie beten. Wir dürfen ihnen gerne Rat und Hilfe geben, aber uns ihnen nicht aufdrängen. Es gilt ebenso weise mit erwachsen werdenden und erwachsenen „Kindern“ umzugehen, die noch zu Hause wohnen. Söhne und Töchter wissen es zu schätzen, wenn Eltern sie nicht mehr nur als Kinder betrachten, sondern auch mit ihnen wie mit Freunden umgehen.

 

Antiautoritäre Erziehung – JA oder NEIN ?

Die eine oder andere Form antiautoritärer Erziehung ist leider auch in gläubigen Familien keine seltene Erscheinung. Manches Mal habe ich die Worte gehört: „Ich schlage mein Kind nicht“. Das ist jedoch nicht in Übereinstimmung mit den Belehrungen der Bibel. Lies dazu doch bitte aus dem Buch der Sprüche ab Kapitel 20. Wir finden dort ganz eindeutige Aussagen:

Entziehe dem Knaben nicht die Züchtigung; wenn du ihn mit der Rute schlägst, wird er nicht sterben. Du schlägst ihn mit der Rute, und du errettest seine Seele vom Scheol (Spr 23,13.14).

Wir dürfen jedoch keinesfalls die Belehrungen außer Acht lassen, unsere Kinder nicht im Zorn und Übermaß zu schlagen. Diese Ermahnung richtet sich im Besonderen an die Väter. Wir werden auch ermahnt, die Wesensart der Kinder zu berücksichtigen. „Erziehe den Knaben seinem Weg entsprechend [d.h. seiner Natur angemessen]; er wird nicht davon weichen, auch wenn er alt wird (Spr 22,6). Bei dem einen Kind bringt bereits ein strenges Wort oder ein leichter „Klaps“ den gewünschten Erfolg, bei einem anderen erst eine härtere Strafe. Zudem sollte das Strafmaß im rechten Verhältnis zur Tat des Kindes stehen. Und auch sollte das Für und Wider einer Erziehungsmaßnahme sich nicht an den Folgen einer Tat entscheiden (zerbrochene Vase aus Meißner Porzellan oder zerbrochenes Streichholz), sondern an der Haltung des Kindes (war es Absicht oder nur ein Versehen). Bei allem sollte die Liebe das beherrschende Element sein.

Die Folge einer Missachtung der Grundsätze der Bibel zeigt sich heute an allen Ecken und Enden. Ein Kennzeichen der „letzten Tage“ – und damit meint die Bibel unsere Zeit – ist der Ungehorsam der Kinder gegenüber den Eltern. Liegen die Wurzeln dieser Dinge nicht in der Abwendung von den Aussagen der Bibel? Leider werden alle diese Dinge staatlich sanktioniert und Eltern können sich strafbar machen, wenn sie in dieser Sache auf Gott hören. Wir dürfen auch hier von Amram und Jokebed lernen, Gott mehr zu gehorchen als den Menschen. Wir werden seine Zuwendung nicht vergeblich suchen!

Die Bibel macht uns aber auch darauf aufmerksam, wie manche an sich gottesfürchtige Eltern die traurigen Folgen dieses verkehrten Verhaltens ernten müssen. Von David lesen wir, dass er Adonija nie „betrübt“ hatte (1. Kön 1,6). Als Mann lehnte dieser dann die Anordnungen seines Vaters ab und zettelte einen Aufruhr an.

Es sei aber euer Ja ja und euer Nein nein

Wie wichtig eine konsequente Erziehung ist, lernen wir auch anhand verschiedener Beispiele. Der Hohepriester Eli war ein Mann, der Gott achtete. Aber seine mangelnde Konsequenz und Autorität hatte zur Folge, dass seine Söhne die Ehre Gottes in den Schmutz zogen. Er hörte von den Sünden seiner Söhne, aber trat ihnen nicht mit der erforderlichen Entschiedenheit entgegen. „Er sprach zu ihnen: Warum tut ihr solche Dinge? Denn ich höre diese eure bösen Handlungen vom ganzen Volk. Nicht  so, meine Söhne! Denn nicht gut ist das Gerücht, das ich höre; ihr macht das Volk des HERRN übertreten“ (1. Sam 2,23.24).

Haben wir einmal ein Verbot ausgesprochen, müssen wir auch dazu stehen – Vater UND Mutter. Wir können nicht kurze Zeit später die Sache wieder abschwächen. Dann geht die erzieherische Wirkung verloren.

Beide Elternteile müssen sich auch in der Erziehung einig sein. Kinder versuchen schnell einmal, die Eltern gegeneinander „auszuspielen“. Wenn sie ihren Willen bei dem Vater nicht erreichen, versuchen sie es bei der Mutter.

Es darf auch bei Vater und Mutter keine besonderen „Lieblinge“ geben. Die nachteiligen Folgen einer solchen Verhaltensweise werden uns an dem Beispiel von Isaak und Rebekka deutlich. Der Liebling von Isaak war Esau aufgrund seiner Vorliebe für Wildbraten, währenddessen Rebekka Jakob bevorzugte (1. Mo 25,27.28).

 

Sind wir unseren Kindern ein positives Vorbild?

Es ist immer wieder ermutigend zu lesen, welche Auswirkungen der Glaube der Großmutter Louis und der Mutter Eunike auf den jungen Timotheus hatten.

Eines der schönsten Vorbilder ist wohl Jonadab, der Sohn Rekabs (Jer 35). Er hatte seine Kinder aufgefordert, keinen Wein zu trinken, keine Häuser zu bauen, kurz, auf verschiedene von Gott gegebene Annehmlichkeiten zu verzichten, um vielleicht auf diese Weise ihren Fremdlingscharakter auszudrücken. Wir lesen die Aussage der Kinder: „Und wir haben der Stimme ... Rekabs, unseres Vaters, gehorcht nach allem, was er uns geboten hat: keinen Wein zu trinken alle unsere Tage, weder wir, noch unsere Frauen, noch unsere Söhne, noch unsere Töchter“ (Jer 35,8). Die Kinder haben dies getan, obwohl in ihrer ganzen Umgebung das Gegenteil Praxis war. Ich bin überzeugt, dass sie es getan haben,  weil ihr Vater es ihnen vorgelebt hat.

Ich möchte an dieser Stelle gern noch das Zeugnis Gottes über Abraham erwähnen: „Denn ich habe ihn erkannt, dass er seinen Kindern und seinem Hause nach ihm befehle, damit sie den Weg des HERRN bewahren, Gerechtigkeit und Recht auszuüben, damit der HERR auf Abraham kommen lasse, was er über ihn geredet hat“ (1. Mo 18,19).

Die Auswirkungen eines mangelnden Vorbildes erleben wir bei Lot. Er war ein gerechter Mann (2. Pet 2,8), aber hielt sich am falschen Platz auf. Sein Verhalten war manches Mal nicht in Übereinstimmung mit seinem Reden bzw. seiner Überzeugung. Die Folge war, dass ihn seine Kinder und Schwiegerkinder nicht ernst nahmen und ihn auslachten (1. Mo 19,14).

 

Sie überwacht die Vorgänge in ihrem Haus

Die Aussage über die tüchtige Frau in Sprüche 31, die die Vorgänge in ihrem Haus überwacht, bezieht sich zwar nicht in erster Linie auf die Erziehung der Kinder. Sie erscheint mir aber ganz wesentlich. Vielleicht macht das der Vers 15 in Kapitel 29 noch deutlicher: „ein sich selbst überlassener Knabe macht seiner Mutter Schande“. Es ist ganz wichtig, dass wir wissen, mit welchen Dingen sich unsere Kinder beschäftigen. Das ist heute noch entscheidender, da der Computer (mit vielleicht integriertem Internet- und TV-Anschluss) ganz neue Möglichkeiten eröffnet hat. Welcher Einfluss kann mit diesem Gerät in unsere Kinderzimmer kommen!

Bitten wir unseren Herrn, dass Er uns in der Hektik unserer Zeit die nötigen Gelegenheiten freihält, uns mit unseren Kindern und Enkelkindern zu beschäftigen, etwas mit ihnen zu unternehmen. Wir wollen dabei auch immer die Hinweise von 5. Mose 6 beachten. Wir sollen unseren Kindern das Wort Gottes einschärfen und „davon reden, wenn du in deinem Haus sitzt und wenn du auf dem Weg gehst und wenn du dich niederlegst und wenn du aufstehst“ (5. Mo 6,7). Wir meinen vielleicht, wir könnten unseren Kindern damit unbequem werden. Wenn wir es in der rechten Weise tun, ist das ganz gewiss nicht der Fall. Wir müssen einfach auf alle Fragen unserer Kinder (und Enkelkinder) eine verständliche und fundierte Antwort haben (5. Mo 6,20 ff). Es gibt Zeitabschnitte im Leben, wo uns die Kinder mit ihren vielen Fragen gewissermaßen die Nerven rauben. Da dürfen wir uns die nötige Geduld und Weisheit von unserem Gott erbitten. Es ist einfach ganz wichtig, dass wir auf die Kinder eingehen.

Sonst ist die Gefahr groß, dass sie sich ihre Antworten woanders suchen.

Achten wir auf den Umgang, den unsere Kinder haben? Kennen wir ihre Freunde? Kinder brauchen Umgang mit anderen. Oftmals haben wir keine gläubigen Nachbarn und es wohnen auch keine in der Nähe. Wie immer die Umstände auch sind, lasst uns sorgfältig den Einfluss ihrer Umgebung beobachten. „Böser Verkehr verdirbt gute Sitten“ (1. Kor 15,33) – das gilt übrigens auch für Ferienfahrten! „Wer sich aber zu Schlemmern gesellt, macht seinem Vater Schande“ (Spr 28,7). Wenn Erwachsene schon sehr durch die Menschen um sie her beeinflusst werden, wie viel mehr die Kinder, die man in Anlehnung an 4. Mose 19,15 mit offenen Gefäßen vergleichen kann.

 

Eine fleißige Mutter erzieht faule Kinder.

Dieses Sprichwort macht uns auf einen Fehler aufmerksam, in den wir leicht verfallen können. Eltern möchten ihren Kindern in der Regel gerne alle Steine aus dem Weg räumen. „Meine Kinder sollen es einmal besser haben als ich“, ist ein Gedanke, den manche in ihrem Herzen haben. Wir sollen aber unsere Kinder rechtzeitig daran gewöhnen, bestimmte Aufgaben zu übernehmen. Was sie in der Kindheit lernen, wird ihnen im Alter nicht schwer fallen. Sie sollen infolge der Gewöhnung geübte Sinne haben (Heb 5,14). Als David gegen Goliath kämpfen wollte, bot ihm der König Saul seine eiserne Rüstung an. David kam aber nicht damit zurecht und antwortete ihm: „Ich kann nicht darin gehen, denn ich habe es nie versucht“ (1. Sam 17,39). Sicher war David andere Waffen gewöhnt. Und mit diesen konnte Gott ihm auch den Sieg geben. Was hier deutlich werden soll, ist die Tatsache, dass wir einfach geübt sein müssen, mit bestimmten Dingen umzugehen. Und das gilt schon für Kinder.

Noch etwas: Wenn sich alles um die Kinder dreht, werden sie später nie ein Empfinden für die Not anderer haben. Und wir sollten auch nicht der Gefahr erliegen, in unseren Kindern unser „zweites“ Ich heranzuformen. Wie leicht sollen unsere Kinder „unser Ideal“ werden, auf die wir mächtig stolz sein können.  Es ist schon richtig, dass Eltern für die Kinder Sorge tragen, sie sollten aber auch darum bemüht sein, in ihren Herzen die erforderlichen Abwehrkräfte heranreifen zu lassen, die die Kinder in einer gottfeindlichen Welt nötig haben.

 

Wo finden wir die Kraft für diese nicht leichte Aufgabe?

„Wenn aber jemand von euch Weisheit mangelt, so bitte er von Gott, der allen willig gibt und nichts vorwirft, und sie wird ihm gegeben werden“ (Jak 1,5). Diese Hilfsquelle steht uns gerade für diese Aufgabe jederzeit offen. Wir sehen an den vielen Beispielen, die uns die Bibel zeigt, wie leicht man auf diesem Gebiet versagen kann. Aber da brauchen wir im Vertrauen auf unseren Gott nicht mutlos zu werden. Wichtig ist nur, dass wir an der richtigen Stelle Rat suchen und nicht dem Geist unserer Zeit folgen.

Lassen wir uns durch Hiob anspornen und unsere Kinder immer wieder in die Hände Gottes befehlen, damit er sie in seinen Wegen bewahren möchte. Hiob tat dies allezeit (Hiob 1,5).