Post von Euch

Satanismus

Frage:

Sehr geehrte Redaktion, den Artikel über Satanismus habe ich kürzlich im Internet gelesen und möchte Ihnen sagen, dass ich mit diversen Stellen nicht einverstanden bin. Insbesondere mit den „Warnsignalen bei Jugendlichen, die womöglich in okkulte oder satanistische Kreise geraten sind“, kann ich mich zu einem großen Teil nicht anfreunden.

  • Im Titel setzen Sie Okkultes mit Satanistischem gleich. Das Okkulte ist ein sehr weiter Begriff, welcher alles Spirituelle in sich birgt. Der Satanismus wiederum (übrigens auch ein sehr weiter Begriff) versteht sich als die Umkehrung des Lebens, er befasst sich mit dem Widersacher des christlichen Gottes, kehrt die Werte des Christentums um (ich gehe davon aus, dass diese Art von Satanismus gemeint ist). Diese beiden Begriffe gleichzusetzen, finde ich absolut nicht angebracht.
  • Ein „Warnsignal“, so entnehme ich dem Text, sind für Sie Symbole. Ich darf Sie daran erinnern, dass das Kreuz, SYMBOL des Christentums, auch ein Symbol ist.
  • Weiter ist von „Heavy Metal Musik“ die Rede. Es stimmt, dass einige Heavy Metal Bands sich mit Satanismus befassen. Die meisten davon fallen in die Kategorie „Black Metal“, eine Unterkategorie des Heavy Metal, welche sich größtenteils dem Antichristlichen zugewandt hat. Allerdings gibt es eine unüberschaubare Vielzahl von HM-Bands, die sich überhaupt nicht mit religiösen geschweige denn satanistischen Texten befassen. Hier möchte ich außerdem die Gruppe „Stryper“ erwähnen, welche christliche Texte singt.
  • „Ungewöhnlich lange, schwarz lackierte Fingernägel, schwarze, ungewöhnliche Kleidung, bizarre Frisuren, gefärbte Haare“. Ich nehme an, dass damit die sog. Gothics gemeint sind. Wer ein Gothic ist, ist aber noch lange kein Satanist, obwohl in diesen Kreisen zugegebenermaßen teilweise stark mit Satanistischem herumexperimentiert wird.

Ich verbleibe mit freundlichen Grüßen

(Da es sich sowohl bei dem Leserbrief als auch bei der Antwort um eine sehr umfangreiche Korrespondenz handelt, veröffentlichen wir hier nur eine gekürzte Version, die die entscheidenden Punkte von allgemeinem Interesse enthält)

 

Antwort:

Sehr geehrter ...,

zuerst einmal vielen Dank für Ihre kritische Auseinandersetzung mit dem Artikel über Satanismus. Bevor ich zu den einzelnen Punkten Stellung nehme, seien mir einige einleitende Gedanken gestattet:

  • Als Folge meines Artikels hatte ich ein längeres Gespräch mit einer jungen Frau, die in satanistische Praktiken verwickelt gewesen war und die letztlich die Aussagen des Artikels aus eigener Erfahrung bestätigte. Etwa zeitgleich mit Ihrem Mail erschien in einer säkularen Zeitschrift (Gesundheit – Zeitschrift der BKK Pfalz) ein Artikel über Okkultismus, der sich grundsätzlich mit meinen Aussagen deckt.
  • Eine von Ihnen vorgebrachte Kritik muss ich gleich von vornherein zum Teil akzeptieren, ohne etwas daran ändern zu können, und zwar den Vorwurf einer gewissen Verallgemeinerung. Da ich kein Buch über Satanismus geschrieben habe, sondern nur einen Zeitschriftenartikel, lagen mir naturgemäß gewisse Beschränkungen auf, die es unvermeidlich machen, Aussagen zum Teil zu verallgemeinern. So habe ich geschrieben, dass ich der Einfachheit halber den Satanismus in zwei Großgruppen unterteile. Ich bin mir bewusst, dass man das Phänomen „Satanismus“ noch differenzierter sehen kann, doch das würde den Rahmen eines Artikels sprengen. Ich bin allerdings der Meinung, dass durch diese notwendige Beschränkung die Gesamtaussage des Artikels nicht weniger wahr ist.
  • Eine weitere persönliche Bemerkung sei mir vorab erlaubt. Ich schließe aus Ihrem Brief (vielleicht zu Unrecht?), dass Sie selbst kein Christ sind. Sie bezeichnen sich als „in keiner Weise ein Gegner des Christentums“. Das scheint mir als positives Bekenntnis zum Christentum etwas wenig. Warum schreibe ich das? Weil dies vermutlich eine unterschiedliche Grundhaltung zwischen mir als christlichem Autor und Ihnen als Leser erklärt. Sie mögen unter Umständen den magisch-okkulten Bereich differenziert betrachten und die eine Erscheinung für weniger schlimm halten als die andere. Aus dieser Sicht würde dann auch die Kritik, gewisse Dinge zu pauschal zu sehen, zu erklären sein. Doch für mich als Christen, für den Satan, der große Widersacher Gottes und Feind des Menschen, eine Realität ist, kann es eine solche Differenzierung nicht geben. Die Antwort eines biblischen Realismus kann nur lauten: jeden Kontakt – auch mit scheinbar harmlosen – okkulten Praktiken zu meiden. Nach dieser Einleitung möchte ich nun auf einige Ihrer kritischen Anmerkungen im Einzelnen eingehen.
  • Gleichsetzung von okkult und satanistisch – Auch nachdem ich den Artikel daraufhin noch einmal durchgelesen habe, kann ich nicht feststellen, dass ich die Begriffe Okkultismus und Satanismus als Synonyme gebraucht habe. Allerdings sehe ich beide Begriffe auch nicht völlig losgelöst voneinander. Okkultismus ist „die Lehre von übersinnlichen, unerklärlichen Kräften und Erscheinungen“ (Duden, Das Bedeutungswörterbuch). Spirituell bedeutet „geistlich“. Auch der christliche Glaube enthält viele geistliche (spirituelle) Äußerungsformen, doch das hat nichts mit Okkultismus zu tun. Der von mir weiter oben zitierte Aufsatz in der BKK-Zeitschrift schreibt über Okkultismus: „Unter dem Sammelbegriff ‚Okkultismus’ (lat. occultus: verborgen, geheim) werden alle Lehren und Praktiken zusammengefasst, die sich mit verborgenen Kräften und Dingen beschäftigen, die durch die bekannten Naturgesetze nicht erklärbar sind. Der Okkultismus lässt sich in folgende Bereiche gliedern: Spiritismus, Magie, Satanismus.“ Somit ist Okkultismus eine Art Oberbegriff, unter den auch der Begriff Satanismus fällt.
  • Symbole - Sie weisen darauf hin, dass auch das Christentum Symbole verwendet. Natürlich gibt es auch im Christentum Symbole. Doch wenn ein Kreuz oder ein Fisch darauf hinweist, dass der Träger (möglicherweise) ein Christ ist, wo liegt das Problem? Dies mag vielleicht für kommunistische Geheimdienste ein „Warnsignal“ sein, aber ansonsten wird kein Christ etwas dagegen haben, wenn man ihn als solchen erkennt. Bei der Verwendung satanistischer Symbole hingegen ist jedoch Vorsicht geboten, weil sie gerade ein Hinweis sein können, dass ein junger Mensch zumindest mit diesem Bereich Kontakt hat, wenn auch vielleicht nur aus Neugier. Hier sollten die Kontaktpersonen des Jugendlichen nicht warten, bis es zu spät ist, sondern das helfende Gespräch suchen.
  • Heavy Metal Musik – Ihre Sicht von Heavy Metal Musik scheint mir aus christlicher Sicht zu positiv. Sie sprechen von „einigen“ Gruppen, die sich mit Okkultem befassen. Die Parapsychologische Beratungsstelle in Freiburg schreibt in dem von mir schon zitierten Aufsatz: „Die meisten Jugendlichen kommen über ihre Schulkameraden, Freunde oder die Clique mit magisch-okkulten Praktiken in Kontakt. Eine Zugangsmöglichkeit ist auch die harte Rock-Musik. Besonders in den 80er und 90er Jahren wurden so genannte Heavy Metal und Black Metal Gruppen gegründet, deren Musiktexte fast ausschließlich von Tod, Teufel und Gewalt handeln“. Wenn diese Art von Musik für viele Jugendliche das Einstiegstor in den Satanismus ist, scheint mir dies Grund genug zu sein, diese Musik zu meiden, unabhängig davon, ob es auch Gruppen gibt, die keine satanistischen Texte verwenden. Es würde den Rahmen dieses Briefes sprengen, auf die Frage einzugehen, ob die Heavy Metal Musik mit ihrem ganzen Umfeld und ein biblischer Lebensstil überhaupt miteinander zu vereinbaren sind, oder auch auf die Problematik so genannter christlicher Heavy Metal Musik, die auch unter Christen sehr kritisch beurteilt wird. Ausführliche Gedanken zu diesem Thema findet man in: M. Heide, Musik um jeden Preis? (CLV Bielefeld) W. Kohli, Rockmusik und christliche Lebenshaltung (Das Haus der Bibel, Zürich)
  • Gothic Szene – Hier sehe ich wieder die in der Einleitung meines Briefes zitierte unterschiedliche Grundhaltung. Für Sie ist die Tatsache, dass ein Gothic noch lange kein Satanist sein muss, anscheinend ausreichend, der Szene nicht kritisch gegenüber zu stehen. Dabei geben Sie selbst zu, dass in diesen Kreisen „teilweise stark mit Satanistischem herumexperimentiert wird“. Das wiederum ist für mich jedoch Grund genug, vor dieser Szene zu warnen. Da Kontakt zu dieser Szene die reale Gefaahr birgt, auch Kontakt zur Satanistenszene zu finden.

Sie sehen, dass Ihr Schreiben mich veranlasst hat, das Thema noch einmal zu durchdenken. Ich hoffe, Ihnen mit diesen Ausführungen geholfen zu haben, meine Intention beim Schreiben dieses Artikels besser zu verstehen. Zugleich wünsche ich Ihnen – wie auch jedem Leser – die persönliche Erfahrung des Heils, von der Paulus in Kolosser 1,13 spricht: „(Gott), der uns errettet hat aus der Gewalt der Finsternis (Satan) und versetzt in das Reich des Sohnes seiner Liebe (Jesus Christus), in dem wir die Erlösung haben, die Vergebung der Sünden“!

Mit herzlichen Grüßen

Michael Vogelsang