Hungersnot im Brothaus Gottes
Hungersnot im Brothaus Gottes
(einige Gedanken zu Ruth 1)
Hungersnot im verheißenen Land – wie ist das möglich? Das Land, das Gott seinem irdischen Volk Israel schenkte, war ein Land, in dem Milch und Honig flossen. So hatte es Gott versprochen, und so hatten es die Kundschafter bestätigt, die Mose losschickte, um das Land auszukundschaften (4. Mose 13, 27). Doch jetzt herrschte in diesem Land Hungersnot. Selbst in der Stadt Bethlehem, deren Name übersetzt Brothaus Gottes bedeutet, gab es nicht mehr genug zu essen.
Gott hatte seinem irdischen Volk materielle Segnungen versprochen, wenn es Ihm treu folgen und seinen Geboten gegenüber gehorsam sein würde (5. Mo 11, 13-15). Gleichzeitig hatte Er die Israeliten aber auch vor den Folgen gewarnt, wenn sie von Ihm abweichen und anderen Göttern nachfolgen würden (5. Mo 11, 16.17). Und genau diese Folgen waren jetzt eingetreten, denn „ein jeder tat, was recht war in seinen Augen“ (Ri 21, 25b). Weil niemand mehr nach Gott fragte, gab es eine Hungersnot im Brothaus Gottes.
Den Gläubigen heute hat Gott keine materiellen Segnungen versprochen. Vielmehr hat er uns mit allen geistlichen Segnungen gesegnet, die in den himmlischen Örtern sind (Eph 1, 3). Doch auch in unserem Leben kann es Zeiten der Dürre geben. Nicht jede dieser geistlichen Dürrezeiten ist unsere ganz persönliche Schuld. Auch in Israel mag es – wie zur Zeit Elias – solche gegeben haben, die Gott treu waren. Aber in der Regel schickt Gott uns Zeiten der Not und der Dürre, wenn wir für den schlechten Zustand unter dem Volk Gottes Verantwortung tragen. Dann sollen wir unseren Zustand erkennen, um wieder näher zu Ihm gezogen zu werden. Aber immer ist es wichtig, wie wir mit einer solchen Zeit geistlicher Dürre umgehen. Einige bemerkenswerte Hinweise dazu finden wir im ersten Kapitel des Buches Ruth.
Ein „harmloser“ Anfang ...
Elimelech und seine Frau Noomi begegneten der Hungersnot im Land auf ihre Art. Sie zogen fort aus Bethlehem- Juda, um sich in Moab aufzuhalten. Es fällt auf, dass uns die Bibel nichts von einem Gebet berichtet, in dem die beiden Gott um den richtigen Weg bitten. Wahrscheinlich sollte es gar kein langer Aufenthalt werden, nur gerade so lange, wie in Bethlehem Hungersnot war.
Und wie ist es bei uns? Meistens fängt es scheinbar harmlos an. Weil ich morgens verschlafen habe, fasse ich mich mit Gebet und Bibellesen etwas kürzer. Schließlich muss ich ja noch den Bus zur Arbeit oder zur Schule bekommen. Außerdem steht ja heute nichts Besonderes an. „Heute Abend kann ich es ja nachholen.“ Damit hat sich schon mancher beruhigt, wenn es mit der stillen Zeit morgens nicht so klappte.
Als es dann abends ins Bett ging, ist nichts daraus geworden – da waren erst die vielen Hausaufgaben, dann musste noch ganz dringend der Einkauf für Oma Gertrud erledigt werden, und das Auto brauchte auch mal wieder eine Wäsche und ... „Aber morgen früh nehme ich mir wieder mehr Zeit.“ Sobald dann der Wecker geht, ist es noch so schön kuschelig warm im Bett. „Nur noch fünf Minuten liegen bleiben.“ Wie war das noch mit den guten Vorsätzen gestern Abend?
Natürlich können wir nichts aus eigener Kraft tun. Aber der geistlichen Dürre in meinem Leben kann ich nur begegnen, indem ich nach Gott frage. Wenn ich nicht regelmäßig unter Gebet die Bibel lese, kenne ich die Gedanken Gottes auch nur bruchstückhaft. Und je weniger ich Gottes Gedanken kenne, desto weniger kann ich sie tun. Und je weniger ich sie tue, desto weniger kann ich die Segnungen genießen, die Gott mir in seiner Gnade geschenkt hat.
Darum ist es so wichtig, dass wir nicht nur jeden Tag eine feste Zeit für das Gebet und das Lesen der Bibel einplanen, sondern auch darauf Acht geben, dass wir uns diese Zeit nicht stehlen lassen.
... und seine Folgen
Es sollte nur ein kurzer Aufenthalt für die Zeit der Hungersnot werden. Doch Elimelech und seine Familie blieben in Moab. Was war die Folge?
Die Söhne Machlon und Kiljon heirateten moabitische Frauen. Dabei hatte Gott doch ausdrücklich gesagt, dass die Israeliten sich nicht mit den Nationen verschwägern sollten (5. Mo 7, 3). Die Eltern waren einem Gebot Gottes ungehorsam. Die Söhne gehen einen Schritt weiter und übertreten das nächste Gebot.
So wie es damals war, so ist es auch heute noch. Sehen die Menschen und vor allem Gläubigen um uns her, dass wir einen Schritt von Gott weg machen, gehen sie zwei. Das gilt ganz besonders, wenn uns der Herr Kinder anvertraut hat. Sicher liegt es in der Verantwortung jedes Einzelnen, ob er Gottes Wort gehorsam ist oder nicht. Doch wollen wir uns immer fragen: Bin ich dem anderen ein Vorbild, oder bin ich gar ein Wegweiser in die falsche Richtung?
Versuche ich, Gottes Wort auch in den Kleinigkeiten des Alltags umzusetzen, besteht die Chance, dass andere es auch versuchen. Nehme ich es mit den so genannten Kleinigkeiten selbst nicht so genau, ist die Gefahr groß, dass andere dadurch verleitet werden, auch „größere“ Wahrheiten des Wortes Gottes nicht mehr ernst zu nehmen.
Nur Umkehr zu Gott hilft uns weiter.
Ohne Mann und Kinder steht Noomi praktisch unversorgt da. Und das als Fremde in einem fremden Land. Da hört sie, „dass der Herr sein Volk heimgesucht habe, um ihnen Brot zu geben“ (Vers 6). Noomi belässt es nicht beim Hören. Sie begnügt sich auch nicht damit, zu der Einsicht zu kommen, dass die Gefilde Moabs der falsche Aufenthaltsort für einen Menschen aus dem Volk Gottes sind. Nein, sie macht sich auf und kehrt zurück. Sie tut es zwar immer noch in einer Gesinnung, die Gott Vorwürfe macht – aber sie kehrt zurück. Und das wollen wir aus der Stelle lernen.
Auch uns stellt Gott manchmal Stoppschilder in den Weg. Es muss nicht immer der Tod eines Familienangehörigen oder eines guten Freundes sein. Doch auf irgendeine Weise macht sich Gott bemerkbar. Wie gut ist es, wenn wir dann zu Ihm umkehren.
Eigene Wege schaffen Verbindungen, die wir nicht einfach lösen können
Ganz so einfach gestaltet sich die Umkehr für Noomi jedoch nicht. Wie damals üblich, sind ihre verwitweten Schwiegertöchter bei ihr. Noomi kennt Gottes Gebot, dass kein Moabiter in das Volk Gottes kommen sollte (5. Mo 23,3). „Da sprach Noomi zu ihren beiden Schwiegertöchtern: Geht, kehrt um, eine jede zum Hause ihrer Mutter ... Und sie erhoben ihre Stimme und weinten; und sie sprachen zu ihr: Doch, wir wollen mit dir zu deinem Volke zurückkehren“ (Verse 8-10).
Was sollten die beiden jungen Frauen auch sonst tun? Ihnen ging es doch nicht anders als Noomi, auch sie waren als kinderlose Witwen unversorgt. Da ist es doch nur normal, wenn sie sich überlegen, dass sie sich zu dritt mit ihrer Schwiegermutter wohl eher durchschlagen können, als wenn es jede für sich alleine tut. Noomi versucht noch einmal, Orpa und Ruth zum Bleiben in Moab zu überreden. Orpa bleibt schließlich zurück, Ruth aber blieb bei ihr (Vers 14).1
Fast zwangsläufig geraten wir auf einem selbst gewählten Weg in Verbindungen, die wir nicht mehr so ohne weiteres lösen können.
Nur ein Beispiel (unter vielen anderen) ist das, was auch Machlon und Kiljon taten: Ein gläubiger junger Mensch heiratet einen ungläubigen Ehepartner. Vielleicht bekommen sie auch Kinder. Dann kommt der gläubige Ehepartner zur Einsicht und möchte zu Gott umkehren. Was soll er jetzt tun? Sich von dem ungläubigen Ehepartner trennen? Ehescheidungen werden zwar heute in der Welt und leider inzwischen auch teilweise unter Christen als normal empfunden, trotzdem ist die Scheidung nicht nach Gottes Gedanken. Das Problem der Wahl des falschen Ehepartners lässt sich auf diesem Weg also nicht schriftgemäß lösen. Im Gegenteil, die Ehe aufrecht zu erhalten, ist der richtige Weg, so schwer er auch sein wird.
Gott kann uns die Folgen eigener Wege nicht ersparen.
„Nennt mich nicht Noomi, nennt mich Mara; denn der Allmächtige hat es mir sehr bitter gemacht. Voll bin ich gegangen, und leer hat mich der HERR zurückkehren lassen. Warum nennt ihr mich Noomi, da der HERR gegen mich gezeugt, und der Allmächtige mir Übles getan hat?“ (Verse 20 und 21). Stimmt das wirklich? Natürlich konnte Gott Noomi die Folgen ihres Weges nach Moab nicht ersparen. Es sind die Folgen ihres selbst gewählten Weges. Paulus stellt uns im Galaterbrief diesen Gedanken vor, indem er sagt: „Was irgend der Mensch sät, das wird er auch ernten“ (Kapitel 6,7). Deshalb zeugt es nicht von einem guten inneren Zustand Noomis, Gott so anzuklagen.
Wir wollen aber nicht über Noomi urteilen, denn oft genug machen wir es nicht anders. So lange es uns gut geht, fällt es uns leicht, die Dinge aus Gottes Hand zu nehmen. Doch manchmal reicht schon ein kleiner Schatten auf dem Weg, und wir fragen, wie Gott das zulassen kann.
Dazu kommt, dass Gott ihr in seiner Gnade die treue Schwiegertochter Ruth schenkte. Und wie leuchtet die Gottesfurcht dieser Frau aus dem biblischen Bericht hervor. Einer Frau wohlgemerkt, die eigentlich nach den Gedanken Gottes kein Erbteil im Land seines irdischen Volkes haben sollte. Doch die Gnade Gottes ist so groß, dass die Moabitin Ruth sogar ihren Platz im Geschlechtsregister unseres Herrn und Heilands findet (Mt 1,5). Und Gnade können wir nicht erklären, wie wir auch nicht erklären können, warum die Kinder Ruths doch einen Platz in der Versammlung Israels erhalten konnten.
Gott kann uns heute die Folgen eigener Wege genauso wenig ersparen wie Noomi. Die Tatsache, dass Er Noomi dennoch gesegnet hat, ist kein Freibrief für uns, dass Gott es bei uns mit eigenen Wegen genau so machen wird. Die Frage ist, ob wir sein Handeln in Gnade mit uns wahrnehmen und dafür dankbar sind.
Schöner und besser ist es für uns in jedem Fall, von vorne herein nach seinem Willen zu fragen und ihn zu tun. Denn wie Gott Saul durch den Propheten Samuel sagen ließ: „Hat der HERR Lust an Brandopfern und Schlachtopfern, wie daran, dass man der Stimme des HERRN gehorcht? Siehe, Gehorchen ist besser als Schlachtopfer, Aufmerken besser als das Fett der Widder“ (1. Sa 15, 22).
Ein Neuanfang mit Gott ist möglich
Noomi kehrt zum Beginn der Gerstenernte in ihre Heimat zurück. Bildlich gesprochen kommen die beiden Frauen also genau zu der Zeit wieder nach Bethlehem, in das Brothaus Gottes, als Gott seinem Volk den Segen austeilt. Die Hungersnot hat ein Ende und das Volk Gottes hat wieder Nahrung. Auch für Noomi wird gesorgt.
Diese Erfahrung machen wir ebenfalls, wenn wir von einem selbst gewählten Weg zu Gott umkehren. Wenn wir unser Leben neu nach den Gedanken Gottes ausrichten möchten, wird uns Gott in seiner Gnade entgegenkommen und uns dabei helfen. Unser Verhältnis zu Gott wird ein anderes sein als zu der Zeit, bevor wir abgewichen sind. Und doch wird Gott uns wieder den Genuss seiner Segnungen erfahren lassen. Unverdiente Gnade.
Darum lasst uns dem Beispiel Noomis folgen, wenn wir einen Weg gegangen sind, der uns von Gott weg führte, und zu Ihm umkehren.
1 Dass Ruth bei ihrer Schwiegermutter Noomi bleibt und unbedingt dem Volk des lebendigen Gottes angehören möchte, ist ein nachahmenswertes Beispiel für jeden Menschen, der noch keinen Frieden mit Gott hat. Und es zeigt deutlich, dass das Gnadenangebot, das Gott uns in seinem Sohn macht, wirklich ohne Einschränkung für jeden gilt. Jeder, der Gott aufrichtig sucht, wird nicht hinausgestoßen, genau wie es Ruth erlebt hat. In diesem Artikel soll es aber nicht um Gottes Handeln mit Ruth gehen, sondern um Noomi und ihre Umkehr von einem selbst gewählten Weg zurück zu Gott.
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