Nachgedacht
Gottes Wille für unser Leben

Ist es heute überhaupt noch möglich, Gottes Willen zu tun, wo überall auf der Erde der Wille des Menschen in krassem Widerspruch zu Gottes Willen steht und der Werteverfall in der sogenannten „christlichen Welt“ deutlich sichtbar zunimmt? – Einer hat es uns vorgelebt. In jeder Einzelheit seines Glaubenslebens war der Herr Jesus treu und dem Willen Gottes gehorsam und ergeben. Er sagte nicht nur: „Siehe, ich komme, um deinen Willen zu tun“ (Heb 10,9), Er erfüllte diesen Willen auch in völliger Hingabe an seinen Gott. Welchen Stellenwert hat für uns der Wille Gottes? Weckt sein Beispiel bei uns den Wunsch, die „noch übrige Zeit nicht mehr den Begierden der Menschen, sondern dem Willen Gottes zu leben“ (1. Pe 4,2)?
Gottes souveräner Wille
Bevor wir auf die praktische Seite unseres Themas zu sprechen kommen, sei kurz erwähnt, dass Gott auch einen souveränen (unumschränkten) Willen hat, dessen Erfüllung durch nichts beeinträchtigt werden kann. So wie Gott es will, geschieht es. Unter diesem Aspekt berührt Gottes Wille keineswegs die Verantwortung des Menschen. Wir stehen fern und bewundern diesen Willen (vgl. Hiob 36,22-26; Eph 1,5). Doch ist das jetzt nicht unser Thema.
Gottes Wille in Form von ausdrücklichen Anweisungen
Kommen wir nun zu der praktischen Seite unseres Themas. Gott hat uns in seinem Wort seinen Willen über viele Einzelheiten unseres praktischen Lebens mitgeteilt. Sind wir dankbar dafür, dass uns viele Schriftstellen klar zeigen, welches Verhalten Gottes Zustimmung findet? Verse wie: „Denn dies ist Gottes Wille: eure Heiligkeit, dass ihr euch der Hurerei enthaltet“ (1. Thes 4,3), oder: „Denn so ist es der Wille Gottes, dass ihr durch Gutes tun die Unwissenheit der unverständigen Menschen zum Schweigen bringt“ (1. Pe 2,15) sind eindeutig und haben für uns einen verbindlichen Charakter. Darüber hinaus gibt es viele direkte und indirekte Anweisungen sowohl persönlicher als auch gemeinschaftlicher Art. Lasst uns mit diesen Gedanken wohl vertraut werden, indem wir Gottes Wort lesen und darüber nachsinnen. Das Resultat wird sein: „Damit ihr vollkommen und völlig überzeugt in allem Willen Gottes steht“ (Kol 4,12).
Unsere Bereitschaft, Gottes Willen zu tun
An dieser Stelle ist es nützlich, einmal darüber nachzudenken, ob bei uns überhaupt die Bereitschaft vorhanden ist, Gottes Willen zu tun. Das ist Voraussetzung, um Gottes Willen zu erkennen. „Wenn jemand seinen (d.h. Gottes) Willen tun will, so wird er von der Lehre wissen, ob sie aus Gott ist“ (Joh 7,17). Wenn wir wünschen, Gottes Willen zu erkennen, sollten wir zuerst ernsthaft unsere Motive prüfen. Möchten wir zunächst wissen, ob er aus unserer Sicht für uns akzeptabel ist? Oder haben wir wirklich den Wunsch, Gottes Willen in die Tat umzusetzen? – Gott kennt unsere Motive.
„Denken wir nur an den Überrest Israels, der Jeremia bat, Gott zu befragen. Sie versicherten ihm, dem Wort Gottes in jedem Punkt zu gehorchen, wenn es ihnen denn mitgeteilt würde (Jer 42,5.6). Aber Gott wusste, dass sie in ihren Herzen nicht aufrichtig waren (V.20) und nur gehorchen wollten, wenn es ihren Überlegungen entspräche. Wenn wir nicht die ehrliche Absicht haben, Gottes Willen zu tun, werden wir niemals von der Lehre des Wortes Gottes fest überzeugt sein.“ (L. M. Grant) Nur wenn wir seinen Willen tun wollen, kann Gott uns in der Erkenntnis seines Wortes und Willens weiterführen.
Gottes Wille hinsichtlich der persönlichen Führung
Neben dem offenbarten Willen Gottes in der Heiligen Schrift gibt es allerdings auch einen Bereich, für den Gott seinen Willen nicht ausdrücklich mitgeteilt hat und der trotzdem jeden Gläubigen betrifft. Wir sprechen in diesem Zusammenhang von dem Bereich unserer persönlichen Führung. Dabei geht es nicht um die Frage, ob etwas moralisch richtig oder falsch ist, sondern eher darum, wie wir in ganz bestimmten Angelegenheiten handeln sollen: ob wir ein Haus kaufen oder mieten sollen; ob wir umziehen sollen; ob wir einen bestimmten Ort oder bestimmte Menschen aufsuchen sollen; ob wir ein bestimmtes Auto kaufen sollen; und vieles andere mehr. Wie verhalten wir uns in solchen Situationen? Meinen wir vielleicht, diese Entscheidungen selbst treffen zu dürfen, da es dafür ja keine ausdrücklichen Anweisungen gibt?
Stets sollten wir uns klar machen, dass wir nicht uns selbst gehören. Paulus fragte die Korinther und damit auch uns heute: „Oder wisst ihr nicht, ... dass ihr nicht euer selbst seid? Denn ihr seid um einen Preis erkauft worden; verherrlicht nun Gott in eurem Leib“ (1. Kor 6,19.20). Das Bewusstsein, unserem Erlöser zu gehören, ist eine wichtige Voraussetzung, um „richtige“ Entscheidungen zu treffen. „Er ist für alle gestorben, damit die, die leben, nicht mehr sich selbst leben, sondern dem, der für sie gestorben und auferweckt worden ist“ (2. Kor 5,15). Ist Er es nicht wert, dass wir alles in seinem Sinn tun?
Nun stehen wir vor der Frage, wie wir seinen Willen erkennen können, da er ja nicht ausdrücklich für alle täglichen Ange- legenheiten mitgeteilt ist. Römer 12,2 hilft uns in dieser Sache etwas weiter: „Seid nicht gleichförmig dieser Welt, sondern werdet verwandelt durch die Erneuerung eures Sinnes, dass ihr prüfen mögt, was der gute und wohlgefällige und vollkommene Wille Gottes ist."
„Wie können wir prüfen, was der Wille Gottes ist? Einerseits dadurch, dass wir nicht gleichförmig dieser Welt sind (negative Seite); andererseits dadurch, dass wir verwandelt werden durch die Erneuerung unseres Sinnes (positive Seite). Die Prinzipien, mit deren Hilfe die Welt den richtigen Weg finden will, sind immer Zweckmäßigkeit, materieller Vorteil und gegenwärtige Bequemlichkeit. Wird jemand eine attraktive Stelle mit gutem Gehalt weit entfernt von einem Versammlungsort angeboten, wird dieser sie wahrscheinlich schnell annehmen, wenn er gleichförmig dieser Welt ist. Hat bei ihm jedoch eine Verwandlung stattgefunden, wird er in Aufrichtigkeit die Interessen des Herrn an die erste Stelle setzen.Durch seinen erneuerten Sinn sieht er die Lage vom Standpunkt des Herrn aus. Er wird prüfen, was der gute und wohlgefällige und vollkommene Wille Gottes ist.
Dieses Prinzip ist von großer Bedeutung. Ist unser Sinn in dieser Weise erneuert, werden wir gewohnt sein, aus dem Wort Gottes zu lernen. Haben wir gelernt, den Willen Gottes in größeren Dingen zu erkennen, werden wir auch in kleineren Dingen mehr Unterscheidungsvermögen bekommen. Beim Lesen des Wortes Gottes werden wir feststellen, dass die niedergelegten Grundsätze auf bestimmte Fragen, die uns beschäftigen, angewandt werden können. Es unterweist und ermuntert uns, besonders wenn unsere Herzen bereit sind zu lernen" (L. M. Grant).
Der Friede des Christus
Ein entscheidendes Merkmal, ob unsere Entscheidung dem Willen des Herrn entspricht, ist sein Friede in unseren Herzen: Wir werden ihn erfahren, wenn die Entscheidung seine Zustimmung findet; andernfalls wird Er uns die innere Ruhe vorenthalten. Der Herr Jesus selbst macht dieses Prinzip in Matthäus 11 ganz deutlich: „Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir, denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig, und ihr werdet Ruhe finden für eure Seelen" (V.29). Das Joch ist ein Bild der Unterwerfung und des Gehorsams. Mit anderen Worten sagt der Herr Jesus: Wenn ihr mir gehorcht und mir ergeben seid, versichere ich euch innere Ruhe. Dieser Frieden ist derselbe, der auch unseren Herrn kennzeichnete. Denn Er war seinem Gott und Vater ergeben, „gehorsam bis zum Tode, ja, zum Tode am Kreuz" (Phil 2,8). Und dieser Friede sollte auch in unseren Herzen regieren (oder entscheiden; vgl. Kol 3,15).
Für Paulus war „die Regierung" des Friedens in seinem Herzen nicht nur eine Theorie. Im 2. Korintherbrief lässt er uns einen Blick in sein Inneres werfen: „Als ich aber nach Troas kam für das Evangelium des Christus und mir eine Tür aufgetan wurde im Herrn, hatte ich keine Ruhe in meinem Geist, weil ich Titus, meinen Bruder, nicht fand, sondern ich nahm Abschied von ihnen und zog fort nach Mazedonien" (Кар. 2,12.13).
Paulus hatte große Sorge um die Korinther. Er wartete auf Titus, der ihm von dem Zustand in Korinth Bericht erstatten würde. Doch er fand ihn nicht. Innerlich war er unruhig. Deshalb ging er trotz offener Tür des Evangeliums weiter nach Mazedonien. Was erwartete ihn dort? Bedrängnis von außen aber auch Trost durch die Ankunft und den Bericht des Titus, der ihn innerlich zur Ruhe kommen ließ. Bei Paulus „regierten“ demnach nicht die Umstände, sondern die „Ruhe des Geistes“. Der Aufenthalt in Troas war gekennzeichnet durch ruhige Umstände und einen unruhigen Geist. In Mazedonien war es genau umgekehrt: unruhige Umstände (durch die Bedrängnis von außen) und einen ruhigen Geist (durch den Trost des Titus). Und Letzteres war entscheidend.
Das „Problem“ der Unklarheit
Klingt dir das zu kompliziert? Oder vielleicht sogar zu einfach, weil dich die Erfahrung etwas anderes gelehrt hat? Möglicherweise betest du oft und lange zu dem Herrn, bis du eine Entscheidung triffst – und selbst dann bist du dir nicht sicher, ob es der Wille des Herrn war. Liegt das nun daran, dass du nicht nahe genug beim Herrn warst?
Zum einen kann es daran liegen, dass wir keinen „Blickkontakt“ zu unserem Herrn haben und unser Ohr nicht „wach“ ist.
Denn Er möchte uns mit seinen Augen leiten (vgl. Ps 32,8: „Mein Auge auf dich richtend will ich dir raten“) und unser Ohr öffnen, damit wir hören, „gleich solchen, die belehrt werden“ (vgl. Jes 50,4). Dieser Grundsatz hat unveränderte Gültigkeit.
Doch andererseits: Bin ich immer dann nicht nahe genug beim Herrn, wenn ich keine Klarheit habe? Ich bin sehr dankbar, dass Paulus die gleichen „Übungen“ hatte wie wir. Wie oft wird berichtet, dass er sich ernsthaft etwas vorgenommen hatte und doch verhindert worden war! Einmal hatte er die Absicht, zu den Korinthern zu kommen, um anschließend weiter nach Mazedonien zu reisen, „und wiederum von Mazedonien zu euch zu kommen und von euch nach Judäa geleitet zu werden“ (2. Kor 1,15-17). Sein Vorhaben kam jedoch nicht zustande. Daraufhin sagt er: „Habe ich nun, indem ich mir dieses vornahm, mich etwa der Leichtfertigkeit bedient? Oder was ich mir vornehme, nehme ich mir das nach dem Fleische vor ...?“ Paulus war keineswegs oberflächlich. Wie sehr suchte er den Willen des Herrn zu erkennen und zu tun! Und doch machte er die Erfahrung, dass es anders kam als gedacht. War Paulus also nicht nahe genug beim Herrn? – Die Beantwortung dieser Frage steht uns nicht zu.
„Der Herr lässt es manchmal zu, dass wir in einer Sache län- gere Zeit keine klare Wegwei- sung erhalten. Dadurch werden wir aufgeweckt, uns unsere Abhängigkeit von seiner Barmherzigkeit bewusst zu machen. Das treibt uns ständig ins Gebet und zum Lesen seines Wortes, während wir die betreffende Angelegenheit erwägen. In vielen Fällen werden sich bestimmte Dinge im Wort Gottes so auf unsere Herzen legen, dass sie uns Hinweise auf den Willen des Herrn geben. Wir dürfen daher ruhig sein in dem stillen Vertrauen, dass der Herr uns den richtigen Weg führen wird. ... Diese Haltung wird weder zu stolzem Selbstvertrauen noch zu überstürztem Handeln führen. ... Durch den Glauben an Ihn werden wir Ruhe und Frieden im Herz haben“ (L. M. Grant).
Doch selbst dann, wenn wir meinen, den Willen Gottes klar erkannt zu haben, sollten wir demütig und bescheiden mit unserer „Erkenntnis“ umgehen. Sofern unsere Entscheidung nicht grundsätzlicher Art ist, sollten wir vorsichtig sein zu sagen, dass wir den Willen Gottes in dieser Angelegenheit sicher kennen. Denn obwohl die Schrift von „erfüllt sein ... mit der Erkenntnis seines Willens“ (Kol 1,9) spricht, gebraucht sie in diesem Zusammenhang nie den Ausdruck „sicher“ bzw. „Sicherheit“. Auch hierin ist uns Paulus ein Vorbild. Er war sich in vieler Hinsicht keines Fehlverhaltens bewusst. Und doch sagt er: „Aber dadurch bin ich nicht gerechtfertigt. Der mich aber beurteilt ist der Herr ... der auch die Über- legungen der Herzen offenbaren wird“ (1. Kor 4,4.5).
Gott gefallen
Nach diesen Überlegungen denkt vielleicht jemand, dass das Christenleben zu mühsam sei. Macht Gott uns das Leben nicht etwas zu schwer? – In der Tat ist ein Leben in der Nachfolge unseres Meisters kein „Spaziergang“. Doch bedenken wir: Gott hat nicht die Absicht, uns durch seinen Willen zu bedrücken. Im Gegenteil – Er möchte uns damit glücklich machen. Und gerade wenn wir so innerlich „gezwungen“ werden, zu beten und Gottes Wort zu erforschen, werden wir seine beglückende Gemeinschaft erleben – viel mehr als wenn wir gedankenlos in den Tag hineinleben.
Sein Wille beinhaltet immer das Beste für uns. Ein Leben nach dem Willen Gottes ist das einzige, woran Er Gefallen hat und das er auch belohnen wird. „Der Gott des Friedens aber, ... vollende euch in jedem guten Werk, damit ihr seinen Willen tut, in euch wirkend, was vor ihm wohlgefällig ist, durch Jesus Christus“ (Heb 13,20.21). Können wir uns ein schöneres Urteil über unser Leben vorstellen als dieses: „Denn vor der Entrückung hat er das Zeugnis gehabt, dass er Gott gefallen hat“ (Heb 11,5)?
Kommentare
Verwandte Artikel
Nützliche Links
Elberfelder Übersetzung

Die Elberfelder Übersetzung Edition CSV ist eine wortgetreue Übersetzung der Bibel in verständlicher Sprache. Auf dieser Webseite können Sie den Bibeltext vollständig lesen und durchsuchen. Zudem werden Werkzeuge angeboten, die für das Studium des Grundtextes hilfreich sind.
www.csv-bibel.deDer beste Freund

Diese Monatszeitschrift für Kinder hat viel zu bieten: Spannende Kurzgeschichten, interessante Berichte aus anderen Ländern, vieles aus der Bibel, Rätselseiten, Ausmalbilder, Bibelkurs, ansprechende Gestaltung. Da Der beste Freund die gute Nachricht von Jesus Christus immer wieder ins Blickfeld rückt, ist dieses Heft auch sehr gut zum Verteilen geeignet.
www.derbestefreund.deIm Glauben leben

Diese Monatszeitschrift wendet sich an alle, die ihr Glaubensleben auf ein gutes Fundament stützen möchten. Dieses Fundament ist die Bibel, das Wort Gottes. Deshalb sollen alle Artikel dieser Zeitschrift zur Bibel und zu einem Leben mit unserem Retter und Herrn Jesus Christus hinführen.
Viele Artikel zu unterschiedlichen Themen - aber immer mit einem Bezug zur Bibel.
www.imglaubenleben.de