Basics

Die Kleidung des Herrn Jesus

Seit dem Sündenfall tragen die Menschen Kleidung. Als Adam und Eva erkannten, dass sie nackt waren, bekleideten sie sich mit Schürzen aus Feigenblättern. Gott ersetzte diese dann durch Röcke aus Fell. Seitdem erwähnt das Wort Gottes an vielen Stellen im Alten und Neuen Testament Kleidungsstücke. Auch über die Kleidung des Herrn Jesus berichtet die Bibel.

 

In Windeln gewickelt

„Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln ...“ (Lk 2,7). „Und dies sei euch das Zeichen: Ihr werdet ein Kind finden, in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegend“ (V.12). Welch ein Gegensatz zwischen seiner Bekleidung und seiner tatsächlichen Macht und Würde! Er, durch den und für den alle Dinge geschaf- fen wurden (Kol 1,16), der alle Dinge durch das Wort seiner Macht trägt (Heb 1,3) wurde als Kind in diese Welt geboren. Die Windeln – in Verbindung mit der Mensch- werdung des Herrn – zeigen seine tiefe Erniedrigung, seine Armut, seine Demut. Er verzichtet auf die äußere Darstellung seiner Macht und Größe (obwohl Er sie immer hatte), um uns nahe zu kommen. Er kann Kinder verstehen – Er ist selbst ein Kind gewesen. Er ist danach ein Jugend- licher gewesen – Er kann Jugendliche verstehen.

So können wir nur staunen, auf welche Weise der Herr auf diese Erde gekommen ist und Mensch geworden ist. Mit dem Verstand zu begreifen ist das nicht. Wir bewundern einfach den, von dem es heißt, dass Er „im Fleisch offenbart worden ist“ (1. Tim 3,16).

 

Die Quaste seines Kleides

Vom Kleid, das der Herr Jesus in den Jahren seines öffentlichen Dienstes getra- gen hat, lesen wir an verschiedenen Stel- len in den Evangelien. Dabei begegnen wir der Frau, die zwölf Jahre blutflüssig war und von hinten die Quaste seines Kleides anrührte. Dieser Bericht steht in Matthäus 9,20, Markus 5,27 und Lukas 8,44. Außerdem lesen wir in Matthäus 14,36 und Markus 6,56 von Leidenden, die diese Quaste anrühren wollten. Wenn wir diese Stellen richtig verstehen wollen, müssen wir 4. Mose 15,37-39 hinzuziehen: Die Kinder Israel sollten sich an den Zipfeln ihrer Oberkleider Quasten machen und eine Schnur von blauem Purpur daran setzen, „dass ihr, wenn ihr sie ansehet, aller Gebote des HERRN gedenket und sie tut ... und heilig seid eurem Gott.“ Blauer Purpur spricht von himmlischer Herrlichkeit. Die Erwähnung des Kleides mit der Quaste in drei Evangelien weist darauf hin, dass unser Herr Jesus sowohl als König Israels (Matthäus) als auch als der wahre Knecht (Markus) und der vollkommene Mensch (Lukas) himmlischer Abkunft ist und das ganze Gesetz in seinem vollen Umfang erfüllt hat (Mt 5,17 und 18; Lk 2,22-24.27 und 39). Im Evangelium nach Johannes ist die Quaste nicht erwähnt: Angesichts der vielen Hinweise auf den Sohn Gottes im Johannesevangelium benutzt Gott diesen zusätzlichen symbolischen Hinweis auf die himmlische Herkunft des Herrn nicht.

Was geschah nun mit diesem Kleid? In Johannes 13,3.4.12 lesen wir, dass Er die Oberkleider ablegt und sich mit einem leinenen Tuch gürtet. Er, der Herr legt das äußere Zeichen seiner Würde ab, um den Jüngern die Füße zu waschen. Wie tief erniedrigt Er sich nochmals, um zu erreichen, dass sich die Jünger in „seinem Gastzimmer“ (Mk 14,14) wohl fühlen. Auch an uns will Er diesen Dienst tun, und wir sollen ihn uns gegenseitig erweisen: Den Schmutz – die Verun- reinigungen – des Weges abwaschen mit Wasser (Bild der Anwendung des Wortes Gottes). Der Herr Jesus möchte alle Hindernisse beseitigen, die die Gemeinschaft zwischen uns und Ihm trüben könnten (Joh 13,8- 10).

 

Menschenhände und die Kleider des Herrn

Nach der Verurteilung, Geißelung und Verspottung des Herrn durch die Soldaten zogen diese Ihm wieder seine eigenen Kleider an (Mt 27,31 und Mk 15,20). Alle konnten auf seinem Weg nach Golgatha noch einmal seine Kleider (und die Quaste daran!) anschauen – seine Ankläger, sein ungerechter Richter, die Sol- daten, das Volk, und sie sahen – bildlich gesprochen – das Zeugnis: Er ist himmlischer Herkunft, und Er hat in allem das Gesetz erfüllt, denn das Volk sollte ja die Quaste tragen, um sich des Gesetztes zu erinnern. Aber keiner nahm dieses Zeugnis des Sohnes Gottes an!

Nachdem Er gekreuzigt war, verteilten die Soldaten seine Kleider und losten um seinen Leibrock (Mt 27,35; Mk 15,24; Lk 33,34; Joh 19,23-24). Unser Herr ließ es geschehen, denn auch dadurch wurde die Schrift erfüllt (Ps 22,18). Wie sehen wir auch darin, wie Er sich zu nichts machte (Phil 2,6-8) und das Letzte hingab, was Er auf dieser Erde sein Eigentum nennen konnte. So hing Er am Kreuz – für dich und für mich!

Nach seiner Gefangennahme finden wir noch zwei weitere Kleidungsstücke, mit denen Menschen unseren Herrn Jesus bekleidet haben. In Lukas 23,11-12 lesen wir, dass Herodes Ihn geringschätzig behandelt und verspottet hatte, Ihm ein glänzendes Gewand umwarf und Ihn zu Pilatus zurücksandte. Wie viele Menschen handeln auch heute noch in diesem Sinne: Sie verspotten Ihn. Sicher – manche geben vielleicht noch zu, dass Er ein „guter Mensch“, ein “Vorbild“, ein „Religionsstif- ter“ war. Und trotzdem „schicken sie Ihn weg“. Wie furchtbar wird es sein, wenn diese Menschen im Gericht vor Ihm stehen werden.

Die Soldaten, die Ihn verspotteten, zogen Ihm ein Purpurkleid (Mk 15,20; Joh 19,2 und 5) bzw. einen scharlachroten (karme- sinfarbenen) Mantel an (Mt 27,28). So verhöhnten sie Ihn, indem sie wie in einer Schauspielszene dem König Israels spöt- tisch Ehre erwiesen. Der Spott hat dabei mehrere Seiten: Ein Gefangener, der von seiner Nation verraten worden war, wurde als deren König verspottet, das Mittel des Spottes war ein Mantel, wie ihn die römi- schen Soldaten, die Unterdrücker dieser Nation trugen, und auf sein Haupt setzte man das Sinnbild des Fluches über den Erdboden (1. Mo 3,18) – die Dornenkrone. Auch heute noch handeln viele Menschen in diesem Geiste mit unserem Herrn: Auch wenn sie vielleicht noch seine geschichtli- che Existenz oder seine Abkunft als Nach- komme Davids anerkennen sollten: Sie leugnen seine Gottessohnschaft.

 

Die Kleidung in seinem Tod

Nach seinem Tod am Kreuz sorgte Gott durch Menschen dafür, dass der Leib des Herrn Jesus nicht unbekleidet in das Grab gelegt wurde. In allen vier Evangelien wird bezeugt, dass sein Leib in reines, feines Leinentuch (im Alten Testament auch Byssus genannt) gewickelt wurde (Mt 27,5; Mk 15,46; Lk 23,53; Joh 19,40). Das reine, feine Leinen spricht von der Reinheit vor Gott. Es war die Kleidung der Priester im Alten Bund. Unser Herr Jesus hat am Kreuz unsere Sünden an seinem Leib getragen (1. Petrus 2,24), Er wurde für uns zur Sünde gemacht (2. Kor 5,21). Aber mit seinem Tod sind unsere Sünden gesühnt (1. Joh 2,2, 4, 10; Heb 2,17), ist die Sünde in den Augen Gottes abgeschafft (Heb 9,26). Dies konnte nur geschehen, weil Er selbst ohne Sünde war (s.a. Joh 8,46; 1. Pet 2,22; 1. Joh 3,5; 2. Kor 5,21). Von dieser vollkommenen Reinheit spricht die feine weiße Leinwand.

Bei der Betrachtung der Kleidung unseres Herrn Jesus, die Er als Mensch auf dieser Erde trug, fällt auf, dass alle Bestandteiles des Vorhangs im Zelt der Zusammenkunft und auch im Tempel Erwähnung finden (2. Mo 26,31 und 36,35; 2. Chr 3,14). Der Vor- hang spricht ja von seinem Leib (Fleisch, Heb 10,20). Und so haben wir den blauen (an der Quaste seines Oberkleides) und den roten Purpur (Mk 15,20; Joh 19,25), Karmesin (Mt 27,28) und den Byssus, die feine Leinwand an Ihm gesehen.

 

Ganz besondere Kleider

Die Betrachtung seiner Kleider wäre unvollständig, wenn wir nicht mit dem Herrn Jesus und seinen Jüngern Petrus, Johannes und Jakobus auf den Berg der Verklärung stiegen. Hier wurden seine Kleider weiß wie das Licht (Mt 17,2), glänzend, sehr weiß wie Schnee (Mk 9,3), weiß, strahlend (Lk 9,29). Dazu hören wir das Zeugnis Gottes über seinen Sohn. Hier wird uns ein kurzer Blick auf die unermessliche Wertschätzung Gottes für seinen geliebten Sohn gestattet. Und prophetisch sehen wir seine Herrlichkeit, die auf der Erde im Tau- sendjährigen Reich offenbart wird. Die drei Apostel durften erst nach der Auferstehung des Herrn Jesus über das sprechen, was sie gesehen hatten, dann aber haben sie es bezeugt (2. Pet 1,16-19)!

Über die Kleidung des Herrn Jesus in den Tagen nach seiner Auferstehung bis zu seiner Auffahrt in den Himmel finden wir in der Bibel keine Angaben. Aber im letzten Buch der Bibel, in der Offenbarung, lesen wir nochmals von seiner Kleidung. Schon im ersten Kapitel als der Apostel Johannes sich umwendet, um die Stimme zu sehen, die mit ihm redet, sieht er den Herrn Jesus „angetan mit einem bis zu den Füßen reichenden Gewand und an der Brust umgürtet mit einem goldenen Gürtel“ (V. 12-13). Das lange Gewand unterstreicht seine Majestät. Er stellt sich ja hier in seiner Versammlung als der Richter vor. In den Kapiteln 2 und 3 lesen wir, dass Er Gericht ankündigen und ausüben muss. Und wenn wir uns selbst betrachten, empfinden wir, dass Er auch an uns manches richten muss (1. Pet 4,17). Sein Urteil richtet sich nicht nach unseren Meinungen und Gefühlen. Auch seine Brust als Sitz seiner Gefühle für uns, seiner Liebe zu uns, ist umgürtet mit dem Gürtel aus Gold – dem Bild der göttlichen Herrlichkeit und Gerechtigkeit. Seine Versammlung soll den Ansprüchen göttlicher Gerechtigkeit und Heiligkeit schon auf der Erde entsprechen (Ps 93,5; Eph 5,27).

In Offenbarung 19 folgen wir – dargestellt im Bild der Kriegsheere in dem Himmel – unserem Herrn Jesus, dem Reiter, nach, der bekleidet ist mit einem in Blut getauch- ten Gewand. Dieses Gewand ist ein Zei- chen des Gerichtes über die Lebenden, zu dem der Herr Jesus mit uns, seinen Kriegs- scharen, auszieht. Einen Hinweis auf diese Bedeutung haben wir in Jesaja 63,1-6, wo ebenfalls von dem Gericht über die Völker gesprochen wird. Auf seinem Haupt sehen wir nicht mehr die Dornenkrone, sondern viele Diademe als Zeichen seiner Hoheit und Majestät. Die Gläubigen sehen wir dort angetan mit weißer, reiner Leinwand – den Gerechtigkeiten der Heiligen.

In jeder Hinsicht haben wir nötig, den Herrn Jesus zu betrachten, um Ihn besser kennen zu lernen. Wenn wir Ihn in seinen vielfältigen Herrlichkeiten anschauen, führt uns das zur Anbetung und zu einem Lebenswandel, der durch Reinheit und Hingabe gekennzeichnet ist.

„Daher, heilige Brüder, Genossen der himmlischen Berufung, betrachtet den Apostel und Hohenpriester unseres Bekenntnisses, Jesum, der treu ist dem, der ihn bestellt hat“ (Heb 3,1-2).