Gethsemane - Impulse für unsere Anbetung

Gethsemane – Impulse für unsere Anbetung

Der Herr Jesus und seine Jünger verbrachten einige Jahre ihres Lebens miteinander. Nicht immer waren die Jünger in der Lage, dem Herrn Jesus nicht nur äußerlich, sondern auch „innerlich“ zu folgen und wirkliche, verständige Gemeinschaft mit Ihm zu haben. Oft scheint ihre Anteilnahme an seinem Leben und an seinem Leid nur äußerlich zu sein, manchmal ist sie gar nicht vorhanden.

Kurz vor seinem Tod drückte der Herr Jesus an zwei Gelegenheiten aus, wie wichtig es Ihm (dennoch) war, dass sie bei Ihm waren und Ihm in seinem Leid beistanden. Er hatte sich „mit Sehnsucht gesehnt“, das letzte Passah mit ihnen zu feiern, bevor Er starb (Lk 22,15). Und Er wollte, dass sie auch in Gethsemane mit Ihm wachten (Mt 26,38).

Für uns gilt dasselbe: Der Herr Jesus möchte, dass wir in echter Gemeinschaft mit Ihm leben und wünscht unsere Anteilnahme, unser „Mit- Leid”. Er möchte nicht bloß unser Mitgefühl; eine rein emotionale Anteilnahme ist Ihm zu wenig (vgl. Lk 23,48). Er möchte, dass wir wissen, was Er gelitten hat, und dass wir wissen, warum wir Ihn anbeten. Deshalb wollen wir in diesem Artikel gemeinsam über das erhabene Geschehen im Garten Gethsemane nachdenken. Wenn wir Gethsemane betrachten, verstehen und empfinden wir manches besser, was am Kreuz geschah. So kann unser Mitempfinden inhaltsreicher und tiefgründiger werden.

Mit dem Mitempfinden ist es aber nicht getan. Noch aus einem zweiten Grund ist es wichtig für uns zu verstehen, was in Gethsemane geschah und – allgemein – die Leiden des Herrn Jesus zu verstehen. Wir sind eingeladen, Gott Opfer darzubringen; materielle Opfer und vor allem geistliche Opfer – „geistliche Schlachtopfer” (1. Pe 2,5). Diese sind „geistlich” und bestehen in der Anbetung (Heb 13,15). Es sind „Schlachtopfer”, weil sie den Herrn Jesus in seiner Hingabe als Opfer für Gott zum Gegenstand haben. Sie gefallen Gott deshalb – und nur deshalb – weil der Herr Jesus im Zentrum der Gedanken Gottes ist (1. Pe 2,5). Wollen wir Gott mit unserer Anbetung ehren, so ist es also nötig, den Herrn Jesus besser kennen zu lernen – gerade, was sein Sterben als Lamm Gottes und als Opfer für Gott anbelangt. Hierbei kann uns Gethsemane helfen.

Die Schatten des Kreuzes in Gethsemane

Zu den Leiden des Herrn Jesus gehört im Besonderen das Gericht Gottes, das Er am Kreuz ertrug. Gott hat die Einzelheiten dieses Gerichts vor uns verborgen1, aber doch teilt uns Gottes Wort an einigen, wenigen Stellen etwas über die Empfindungen des Herrn Jesus hierin mit. Sowohl die Evangelien, als auch – prophetisch oder in moralischer Anwendung – die Psalmen lassen uns kleine, begrenzte Einblicke in die Seele des Herrn Jesus in diesen Stunden nehmen. Was die Evangelien angeht, so finden wir nur wenige unmittelbare Hinweise darauf. Licht auf das Gericht werfen aber auch Begebenheiten in seinem Vorfeld, insbesondere der Gebetskampf des Herrn Jesus in Gethsemane (Mt 26,36 ff.; Mk 14,32 ff.; Lk 22,39 ff.). Hier führte der Herr einen letzten großen Kampf, bevor Er zum Kreuz und in Gottes Gericht ging. Er setzte mit großer Entschiedenheit seinen Weg fort, an dessen Ende Er zur Sünde gemacht wurde und unsere Sünden getragen hat. Seine Reinheit, Heiligkeit und der Wunsch nach Gemeinschaft mit Gott einerseits sowie sein Gehorsam und seine Entschlossenheit, den Ratschluss der Liebe Gottes zu erfüllen, andererseits, trafen aufeinander. Das Kreuz warf seine Schatten voraus.

Gethsemane – wo der Heilige Geist Kostbares bewirkt

Der Ort Gethsemane bezeichnet einen Garten am Fuße des Ölbergs bei Jerusalem. In der Stadt hatten der Herr und seine Jünger gerade auf dem Obersaal das Passah gefeiert, und der Herr hatte zu seinem Gedächtnis das „Abendmahl” eingesetzt. Nun brachen sie gemeinsam auf nach Gethsemane.

Dieser Ort2 hat eine zweifache, tiefe Bedeutung, die schon in seinem Namen angelegt ist und die für unser Verständnis des Geschehens beachtenswert ist: Gethsemane bedeutet „Ölkelter” oder „Ölpresse”. In diesem Garten befand sich damals offenbar ein Ort, an dem Oliven (vom „Ölberg”) zerstoßen und zu Öl verarbeitet wurden. Aus Offenbarung 14,19 und anderen Stellen können wir schließen, dass die Kelter ein Symbol für Gericht ist – in das Gericht Gottes würde der Herr bald freiwillig gehen3.

Die Kelter bringt aber auch Gutes für Gott hervor (2. Mo 22,29). Die Oliven wurden zu Öl verarbeitet; das heute noch wertvolle, gekelterte Olivenöl4 war schon damals das kostbarste Öl5. Da Öl in der Schrift oft ein Hinweis auf den Heiligen Geist ist6, können wir aus der Bedeutung des Namens „Gethsemane” und dem Geschehen an diesem Ort vielleicht erkennen: Der Herr hat sein Leben bis zum Höhepunkt seiner Prüfungen, dem Tod, „im Heiligen Geist” geführt7. Dies wurde am Kreuz darin sichtbar, dass der Herr bis zum Äußersten gehorsam war, und dies nicht aus bloß äußerlicher Pflichterfüllung, sondern aus innerem Antrieb und aus Liebe zu seinem Vater und den verlorenen Menschen. Dort bewirkte der Geist im Herrn Jesus für Gott Kostbares. Die Weichen hierfür wurden bereits im Gebetskampf des Herrn Jesus in Gethsemane zu Gottes Ehre gestellt.

Dem Herrn ganz nah, aber schlafend

Schauen wir uns – bevor wir auf die Einzelheiten des Leidens des Herrn Jesus eingehen – noch kurz die Jünger an. Wie immer, so dienen sie uns auch bei dieser Gelegenheit als menschliches Lehrstück zum Guten und zum Schlechten.

Lassen wir uns durch ihr Verhalten davor warnen, einzuschlafen, wo es gilt, wachsam zu sein und Gemeinschaft mit dem Herrn zu haben – sowohl wenn es um sein Leid geht, als auch wenn seine Herrlichkeit vorgestellt wird (Lk 9,32)! Wir sollten nicht träge sein, wenn wir etwas über den Herrn lernen können oder gar dort sein können, wo Er ist; und einschlafen sollten wir sicher erst recht nicht8.

Lassen wir uns andererseits durch ihr Vorbild anspornen, dem Herrn in seinem Leid möglichst nahe zu sein und „Mit- Leid” mit Ihm zu haben! Sind wir seine Nähe gewohnt, so dass Er uns – wie die drei Jünger Petrus, Johannes und Jakobus – einführen kann in sein Leiden? Wir können und wollen die acht Jünger, die auf Distanz blieben, nicht kritisieren, denn sie taten dies auf Geheiß des Herrn (Mk 14,32 f.). Aber die Frage an uns ist: Kann der Herr uns (im Geiste) mitnehmen in sein Leid, folgen wir Ihm (gedanklich) möglichst weit, um – soweit möglich – zu verstehen und nachzufühlen, was Er gelitten hat? Natürlich, wir können nicht alles bis zum Letzten verstehen, seine Empfindungen letztlich nicht teilen, denn diese waren – jedenfalls zum Teil – besonders und einzigartig. So blieben selbst diese drei Jünger noch ein Stück zurück, und der Herr ging die letzten Meter in seinen Gebetskampf allein. Aber was uns betrifft: Begnügen wir uns in der Anbetung damit, dass wir feststellen, dass sein Leid uns „zu hoch” ist? Lassen wir uns doch anspornen, gedanklich Gemeinschaft mit Ihm in seinem Leiden zu suchen, um Ihm von Herzen und mit Verständnis dafür zu danken und Ihn möglichst angemessen dafür anzubeten!

Als der Herr Angst hatte und der Gewalt der Finsternis ausgesetzt war ...

Versetzen wir uns einmal in die Jünger, die den Herrn nach dem Passahfest aus der Stadt hinaus begleiteten. Schon früher, als der Herr mit Entschlossenheit nach Jerusalem hinaufging, waren sie „entsetzt” gewesen und hatten sich, obwohl sie dem Herrn nachfolgten, „gefürchtet” (Mk 10,32). Nun hören sie Ihn in Gethsemane sagen: „Meine Seele ist sehr betrübt bis zum Tod” (Mt 26,38).

Und nicht nur die Jünger standen unter der Empfindung des heraufziehenden Unheils. Auch über den Herrn selbst erfahren wir nun, wie schrecklich der Tod auch vor Ihm stand. Wäre es uns nicht in Gottes Wort hinterlassen, so würden wir kaum wagen, dem Herrn Angst und innere Aufgewühltheit zuzuschreiben. Aber so war es: Er war „betrübt und beängstigt” (Mt 26,37), ja, er war „sehr bestürzt und beängstigt” (Mk 14,33).9 Vor Ihm stand das Kreuz auf Golgatha, und deshalb gab es wirklich allen Grund zu Angst und Aufgewühltheit.

In jenen Stunden spielten auch Satan bzw. die Menschen, die er benutzte, eine Rolle. Als die Juden später den Herrn festnehmen wollten, stellte Er fest: „Dies ist eure Stunde und die Gewalt der Finsternis” (Lk 22,53). Er würde in Sünderhände überliefert werden (Mt 26,45), man würde Ihm den Prozess machen, Ihn ans Kreuz schlagen und umbringen, und Er würde das alles mit sich machen lassen. Die Gewalt der Finsternis: Die Finsternis, Satan mit seinen Werkzeugen, würde die Gewalt haben.

Nach den Versuchungen in der Wüste, ganz zu Beginn des Dienstes des Herrn Jesus, war Satan „für eine Zeit von Ihm gewichen” (Lk 4,13). Man kann wohl annehmen, dass Satan als derjenige, der die Macht des Todes hat, die Gelegenheit nutzte, als der Herr hier in einem „ringenden Kampf” und Seelennot war, Ihm noch einmal entgegenzutreten10. Der Herr wusste dies vorher – aber Er wusste auch, dass Satan in Ihm nichts finden würde, um Ihn vom Weg des Gehorsams abzubringen (Joh 14,30).

Und die „Sünderhände”? Man würde den Herrn (Er würde nicht aufhören, „Herr” des Geschehens zu sein) abführen. Er würde nicht mehr, wie früher, als sie Ihn festzunehmen versuchten, mitten durch sie weggehen (Lk 4,30). Man würde für eine Zeit nichts mehr von dem heilenden und helfenden Sohn Gottes sehen, dem Licht in der Finsternis, das überall Satans Gewaltbereich zurückdrängte, Dämonen austrieb, Kranke heilte und das Wort des Lebens verbreitete – nein, nach außen hin würden nun die von Satan benutzten Menschen das Heft in der Hand haben. Die Finsternis würde die Gewalt haben – zwar nur, um Gottes Pläne zu erfüllen, aber dennoch: Hier begann die Stunde der Sünder und die Gewalt der Finsternis. Besonders stand in Gethsemane jedoch das sühnende Leiden von Seiten Gottes vor unserem Herrn. Schrecklich mussten diese Momente für Ihn sein. So betete Er auch, dass, wenn möglich, diese Stunde an Ihm vorübergehen mochte (14,35).

... ist Er in engster Gemeinschaft mit Gott, dem Vater.

In diesen Umständen berührt und beeindruckt uns die tiefe, enge Gemeinschaft des Herrn mit seinem Vater. Er war immer in engster Gemeinschaft mit Ihm, aber man hat doch das Gefühl, dass ihre Gemeinschaft in dieser extremen Situation besonders schön und tief empfunden wird. Ein langes Gebet richtete der Herr an Ihn, sagte gerade hier: „Abba, Vater” (Mk 14,36) – wie eng hielt Er sich an Ihn, wie sehr stützte Er sich auf Ihn! Aus seiner Hand würde Er letztlich den Kelch der Leiden unter dem Gericht Gottes nehmen (Joh 18,11).

Eine extreme Bitte

Eine der Bitten, die der Herr Jesus an den Vater richtet, erregt unsere besondere Aufmerksamkeit. Seine Worte werfen ein helles Licht in die Abgründe, die sich vor Ihm auftaten: „Vater, alles ist dir möglich; nimm diesen Kelch von mir weg!” (Mk 14,36).

Es ist unfassbar, dass der Herr Jesus eine solche Bitte aussprach, wusste Er doch, dass es Gottes Wille war und zwingend zur Erfüllung von Gottes Plan und Ratschluss gehörte, diesen Kelch zu trinken. Wie kann Er nur darum bitten, dass der Kelch weggenommen wird? Er war doch in die Welt gekommen, um Gottes Willen zu tun (Joh 4,34; Heb 10,7) und seinen Ratschluss zu erfüllen. Wir können auch diese Bitte nicht einfach mit dem Hinweis übergehen, dass der Herr sogleich sagte: „... doch nicht, was ich will, sondern was du willst” (Mk 14,36; vgl. Mt 26,39). Lassen wir vielmehr die Seelennot des Herrn Jesus auf uns wirken; Er hat es so gesagt und so gemeint: Das Kreuz mit seinen Schrecken stand so furchtbar vor Ihm, dass Er den Vater bat, den von Gott für Ihn bestimmten Kelch an Ihm vorübergehen zu lassen. Was bewog Ihn zu dieser Bitte? Welche Kostbarkeit für Gott können wir in dieser Bitte in Gethsemane entdecken?

Warum der Kelch an Ihm vorübergehen sollte

  • Der Herr war vollkommener Mensch, und so stand der Tod mit seinem Schrecken drohend vor dem Herrn. Dass der Urheber des Lebens umgebracht werden sollte, war furchtbar für Ihn und stellte einen Teil seiner Leiden dar. So heißt es in Hebräer 5,7, sicherlich in Anspielung auf Gethsemane, dass starkes Geschrei und Tränen dem dargebracht wurden, der Ihn „aus dem Tode zu erretten vermochte” (Hervorhebung hinzugefügt). Zugleich sagt uns die Schrift allerdings auch, dass Er selbst die Macht hatte, sein Leben zu lassen und es wiederzunehmen (Joh 10,18).
  • Der Schrecken ging ganz besonders von dem Kelch aus; der Herr bat, dass der an Ihm vorübergehe. Dieser Kelch spricht von dem Zorn Gottes (vgl. Jes 51,17; Offb 14,10; 16,19), und „es ist furchtbar, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen” (Heb 10,31). Zorn Gottes – warum? War nicht der Herr der treue Knecht, der immer in Übereinstimmung mit Gott handelte? Ja, und doch musste der Herr Gottes Zorn tragen. Nicht als persönliche Strafe für eigene Schuld und Sünde, sondern stellvertretend für fremde Schuld. Er trug die Sünden all derer, die an Ihn glauben würden, und Er wurde zur Sünde gemacht, um Sühnung für die gesamte Schöpfung zu bewirken. Worin bestand Gottes Zorn? Wir können antworten: Der Herr wurde zur Sünde gemacht und trug die Strafe, die wir verdient hatten (2. Kor 5,21; 1. Pe 2,24). Er war von Gott verlassen, und das war sicher die schlimmste Qual seines Lebens. Warum eigentlich?

Einen Eindruck vermittelt etwa Psalm 69,2, auch wenn dieser nicht von den sühnenden Leiden unseres Herrn spricht: Wie fühlt man sich, wenn man „in tiefen Schlamm versunken” ist und „kein Grund da” ist?

Gott war der Grund, das Fundament des treuen Knechtes – der war nun weg! Oder Psalm 22,9-11: „Auf dich bin ich geworfen von Mutterschoße an, von meiner Mutter Leibe an bist du mein Gott. Sei nicht fern von mir!” Hatte Er so etwas je erlebt? „Meine Augen schwinden hin, harrend auf meinen Gott” (Psalm 69,3b). Das Verlassensein von Gott stand in solchem Widerspruch zum Wesen des Herrn Jesus, dass Er schon jetzt, in Gethsemane, im bitteren Vorgeschmack des Verlassenseins von Gott, sehr bestürzt und beängstigt war. „Wie Wachs ist geworden mein Herz. ... Meine Kraft ist vertrocknet wie ein Scherben” (Ps 22, 14 f). Ein Vorempfinden davon hatte Er schon jetzt. Welche andere Bitte als „Nimm diesen Kelch von mir weg!” wäre dem treuen Knecht, der immer in Gemeinschaft mit Gott war, angemessen? Welche andere Bitte als diese würde man von dem Reinen und Heiligen erwarten, der davor stand, zur Sünde gemacht, mit unzähligen Sünden beladen und dafür selbst stellvertretend gerichtet zu werden?

Wir selbst sündigen sogar nach unserer Bekehrung noch und genießen in unserem schwachen Glaubensleben die Gemeinschaft mit Gott nur unzureichend. Deshalb empfinden wir nicht angemessen, wie schlimm Sünde ist und wie sie unseren Genuss der Gemeinschaft mit Gott beeinträchtigt. Wir machen uns keinen Begriff davon, wie dem einzigen Menschen, der rein ist und beständige, ungestörte Gemeinschaft mit Gott hat, die Aussicht, zur Sünde gemacht und von Gott verlassen zu werden, vor der Seele stehen muss. Gott selbst würde Ihn verlassen – konnte Er das wollen?

„Nicht mein Wille, sondern der deine geschehe”

Ja. Er nahm das in seinen Willen auf. Der Herr Jesus war gehorsam. Was sich hier in Gethsemane, als Vorbote des Gerichts Gottes am Kreuz, abspielte, war ein innerer Konflikt zwischen der Reinheit des Herrn, seinem in herzlicher Liebe wurzelnden Bedürfnis nach ungetrübter Gemeinschaft mit Gott einerseits und seinem ebenso starken, ungebrochenen, in seinem Wesen verankerten Gehorsam gegenüber dem Willen und Plan Gottes, sowie seiner Liebe zu Gott und den Verlorenen andererseits. Dieser Wunsch nach dem Genuss der Gemeinschaft wird in seiner Bitte deutlich, dass der Kelch an Ihm vorübergehe, während sein bewundernswerter Gehorsam in den Worten erkennbar wird: „Nicht mein Wille, sondern der deine geschehe”. Wir verstehen sehr gut, dass der Herr Jesus möchte, dass wir Ihm gedanklich in diesen Kampf in Gethsemane folgen.

Impulse für unsere Anbetung

Was sehen wir also bei dem Herrn Jesus in Gethsemane, wie können wir das kostbare, feine Öl, das für Gott aus der Kelter hervorkam, beschreiben und vor Ihn bringen? Wofür können wir den Herrn Jesus anbeten und wofür Ihm danken?

  • Anbetungswürdig ist die Beharrlichkeit, mit der der Herr Jesus auf seinem Weg blieb und weiterging, angesichts der ganzen Schwere des Gerichts Gottes, das vor seiner Seele stand.
  • Berührt wird man von der Reinheit und ungetrübten Gemeinschaft mit dem Vater, aus dessen Hand Er den Kelch nahm. Dieser enthielt die allergrößten – und für uns letztlich unermesslichen – Leiden, die der Herr jemals erlebte und die Ihn zu der extremen Bitte trieben: „Nimm diesen Kelch von mir weg”.
  • Anbetungswürdig sind ebenso sein Gehorsam und seine Liebe, die aus seiner eigenen Antwort sprechen: „Nicht mein Wille, sondern der deine geschehe”.

Wie dankbar können wir sein, dass Er das sagte und dann auch in die Tat umsetzte, indem Er an das Kreuz und dort in Gottes Gericht ging. Schließlich hatten wir das Gericht verdient; sein Tod erspart uns die ewige Hölle und macht uns frei für Ihn. Und lasst uns auch bedenken: Wir haben zu seinem Leiden beigetragen mit jeder Sünde, die wir begangen haben oder begehen! Lasst uns Ihn deshalb nicht nur anbeten, sondern Ihn durch ein Leben in Heiligkeit und treuer Nachfolge ehren!

 

1 Die dreistündige Finsternis am Kreuz scheint insofern auch symbolische Bedeutung zu haben. Es ist ein göttliches Gericht – die Zahl drei verbindet sich in der Bibel häufig direkt mit Gott.

2 Die Orte Kidron, Ölberg und Gethsemane und ihre Namen sind voller Symbolik; wir wollen uns hier nur kurz „Gethsemane” anschauen; es lohnt sich jedoch auch, im persönlichen Bibelstudium einmal der Bedeutung der anderen beiden Orte nachzugehen (zu Kidron siehe z.B. 1. Kö 15,13; 2. Kö 23,4 ff.; Jer 31,40; 2. Sam 15,23).

3 Vielleicht weist der Vorgang des Pressens und Zerstoßens auf den seelischen Druck hin, unter dem der Herr in Gethsemane war.

4 Kaltgepresstes, „natives” (d.h. unverändertes) Olivenöl.

5 „Feines, gestoßenes Öl” (2. Mo 27,20).

6 Vgl. z.B. Sacharja 4,3.6.

7 Vgl. das Speisopfer, gemengt mit Öl (3. Mo 2,4).

8 Andererseits ist der Herr barmherzig. Wie diese Begebenheit zeigt, weiß Er, wann wir Ruhe brauchen und gewährt sie uns (Mt 26,45). Die Jünger waren vor Traurigkeit eingeschlafen (Lk 22,45).

9 Und auch in dieser Situation waren seine Empfindungen völlig rein, frei von Sünde, und deshalb für Gott sehr wertvoll. Ein Hinweis gibt uns hier das Speisopfer in 3. Mo 2,1; dort wurde „reines Feinmehl” benutzt.

10 Man kann den Kampf des Herrn sicherlich nicht auf einen geistlichen Kampf gegen Satan beschränken. Im Vordergrund steht vielmehr der innere Konflikt im Hinblick auf die sühnenden Leiden, der sich in den Worten ausdrückt „Nimm diesen Kelch von mir weg” und „Nicht mein Wille, sondern der deine geschehe” (dazu im Folgenden).