Bibel praktisch

Liebe zu David - unsere Liebe zu Christus

In 1. Samuel 17 lesen wir von der spannenden Begegnung zwischen David und Goliath. David – der junge Hirte ohne jede Erfahrung im militärischen Kampf – besiegt den Zwischenkämpfer der Philister. Er ist darin ein Vorbild auf den Herrn Jesus, der den Teufel besiegt hat!

In 1. Samuel 18 finden wir dann, wie andere auf den Helden dieser Szene – auf David – reagiert haben. Es sind auf der einen Seite traurige Reaktionen, wenn wir zum Beispiel an Saul denken. Der Neid, der in seinem Herzen Wurzeln fasste, als David mehr Ehre erzeigt wurde als ihm, dem König von Israel, weckte Hass gegenüber David. Dieser Hass gipfelte in verschiedenen Mordplänen und Mordversuchen. David musste schließlich bis zum Tod Sauls vor ihm auf der Flucht sein.

Aber es sind auf der anderen Seite auch schöne Reaktionen, wenn wir an Jonathan denken, den seine tiefe Liebe zu David führte und mit ihm verband. Zwischen diesen beiden extremen Reaktionen finden wir eine Reihe von Empfindungen für David, über die wir kurz nachdenken wollen. Für uns stellt sich die Frage, wie wir zu dem Herrn Jesus stehen, von dem David ja ein Vorbild ist.

 

Die Liebe des Volkes, Vers 16

Das Volk hatte die Bedrohung durch die Philister erlebt. Und es hatte die Befreiung durch den Sieg Davids über Goliath erfahren. Dieser Sieg setzte sich in den weiteren Feldzügen gegen die Philister fort. Immerhin waren die Philister zu dieser Zeit die größten Feinde des Volkes. Aber unter der Führung Davids wurden sie mehr und mehr zurückgedrängt. So sangen die Frauen ein Lied zur Ehre Davids. In Vers 16 wird zusammengefasst, dass das ganze Volk David liebte. Diese Liebe beruhte auf den Erfolgen, die David hatte.

Als der Herr Jesus einmal in Jerusalem auf einem Fest war und Zeichen und Wunder tat, da glaubten viele an ihn. Aber sie glaubten nur wegen der Zeichen, und der Herr Jesus vertraute sich ihnen nicht an, weil er wusste, was wirklich in ihren Herzen war.

So war auch die Liebe des Volkes Israel und Juda zu David nicht von langer Dauer. Nur kurze Zeit später musste David fliehen und niemand gewährte ihm Schutz. Später sind nur einige Verachtete und Ausgestoßene bei ihm. Wo war die Liebe des Volkes jetzt?

Wie steht es um unsere Liebe zu dem Herrn Jesus? Ist es eine Liebe, die nur so lange andauert, bis wir seine Hilfe nicht mehr brauchen? Wenn wir eine schwierige Prüfung bestehen müssen, wenn wir krank sind oder wenn wir uns alleine fühlen – dann denken wir an den Herrn Jesus. Er wird uns nicht im Stich lassen, wenn wir in einer schwierigen Situation zu Ihm kommen. Aber Er sieht in dein und mein Herz, und dort sucht Er wirkliche und tiefe Liebe.

 

Die Liebe der Knechte Sauls, Vers 22

Auch die Knechte Sauls gehörten zu dem Volk, das David lieb hatte (Vers 16). Jetzt aber wird ihre Liebe auf die Probe gestellt. Hatten sie David wirklich lieb, oder war es nur eine Scheinliebe, die Saul für seine Pläne ausnutzen konnte? Im Geheimen ließ Saul David von dieser Liebe seiner Knechte berichten. Damit wollte er David dazu bringen, 100 Philister zu töten als Heiratsgabe für Michal, die Tochter Sauls. Er verfolgte den Plan, dass David im Kampf gegen diese Philister ums Leben kommen sollte. Um diesen Plan voranzutreiben, ließ er David von der Liebe der Knechte Sauls zu David erzählen. Das war nichts anderes als Heuchelei.

Stehen wir nicht auch manchmal in Gefahr, Liebe zu dem Herrn Jesus vorzugeben, die in Wahrheit gar nicht vorhanden ist? Vielleicht vor einem anderen Hintergrund als in der Begebenheit in 1. Samuel 18. Aber in Wahrheit ist es doch vorgetäuschte und keine echte Liebe. Wie ist es, wenn wir mit unseren gläubigen Freunden zusammen sind? Wie ist es, wenn wir die Zusammenkünfte der Gläubigen besuchen? Wie verhalten wir uns, wenn wir auf unsere Liebe zu dem Herrn Jesus angesprochen werden? Täuschen wir nach außen mehr vor, als im Inneren wirklich vorhanden ist? Oft genug gelingt es uns, unsere Eltern, ältere Mitgläubige oder vielleicht sogar unsere gläubigen Freunde zu täuschen. Sie glauben, mit unserer Liebe zu dem Herrn Jesus sei alles in Ordnung. Doch in Wahrheit gilt unsere Liebe ganz anderen Dingen.

Sind wir wirklich frei von einer christlichen Fassade? Oder arbeiten wir nicht manchmal an einer Maske, die uns nach außen gut dastehen lässt, obwohl es um unser geistliches Wohl gar nicht so gut bestellt ist? Menschen können wir vielleicht täuschen. Nicht jedoch den Herrn Jesus – aber durch solch ein Verhalten werden wir Ihn zutiefst betrüben!

Unsere Liebe zu dem Herrn Jesus wird sich auch in Liebe zu unseren Glaubensgeschwistern zeigen (1. Johannes 5,1). Auch da besteht die Gefahr, mehr Liebe vorzugeben, als tatsächlich vorhanden ist. Nicht umsonst ermahnt uns der Apostel Johannes – und er kannte das Thema, von dem er schrieb, aus eigener Erfahrung sehr gut – in 1. Johannes 3,18: „Lasst uns nicht lieben mit Worten noch mit der Zunge, sondern in Tat und Wahrheit.“ Und auch der Apostel Paulus fordert uns auf: „Die Liebe sei ungeheuchelt“ (Römer 12,9).

 

Die Liebe Michals, Vers 20.28

Da war noch Michal, die Tochter Sauls. Zweimal lesen wir in diesem Kapitel von ihrer Liebe zu David. Was war das wohl für eine Liebe? Es wird uns in der Bibel nicht gesagt, welcher Art die Liebe Michals zu David war. Wir dürfen aber sicher davon ausgehen, dass Michal eine natürliche Liebe zu ihrem Mann empfand. Doch wie glaubensstark und opferbereit war diese Liebe? Zunächst setzte Michal sich für David ein und zog dadurch den Zorn ihres Vaters auf sich (Kap. 19,11). Aber Michal war nicht bereit, mit David zu fliehen, obwohl sie doch seine Frau geworden war. Und später verachtete sie David sogar in ihrem Herzen, als dieser vor Freude vor der Bundeslade hüpfte und tanzte.

Wie ist es um unsere Liebe zu dem Herrn Jesus bestellt? Hat sie auch „Verfolgungen“ standgehalten? Hält unsere Liebe zu dem Herrn Jesus stand, wenn uns die Lehrer in der Schule belächeln? Hält sie dem Spott unserer Mitschüler stand? Ist sie stärker als das Lachen der Arbeitskollegen? Niemand von uns ist sicher davor, dass die Liebe zu dem Herrn Jesus nicht einmal schwach wird. Aber je mehr wir an seine Liebe zu uns denken, desto eher wird auch eine Antwort auf seine Liebe in unseren Herzen sein – auch wenn es einmal einen Nachteil bedeutet. Und wenn wir den Herrn Jesus um Kraft bitten, wird er uns helfen, dass unsere Liebe zu ihm nicht einschläft – dass sie auch dann stark genug ist, wenn einmal „Verfolgungen“ kommen.

 

Die Liebe Jonathans, Vers 3.4

David selbst adelt diese Liebe. Er schätzt sie höher ein als die Liebe zwischen Mann und Frau1. Das ist schon etwas ganz Besonderes. Worin zeigte sich denn die Liebe Jonathans zu David?

Jonathan war bereit, alles – ja, leider nur fast alles – an David abzugeben. Er liebte David wie sich selbst, schloss einen Bund mit ihm und gab David alles – sein Kleid, das ihn als Königssohn erkennbar werden ließ, seinen Waffenrock, mit dem er einen großen Sieg errungen hatte, und sogar sein Schwert, seinen Bogen und seinen Gürtel. Jonathan war bereit, das alles aus Liebe David zu übergeben.

Sind wir ebenso bereit, aus Liebe zu dem Herrn Jesus alles Ihm zu unterwerfen? Oder möchten wir gerne in bestimmten Bereichen unseres Lebens selbst das letzte Wort haben? Sind wir wirklich bereit, alles an den Herrn Jesus abzutreten und Ihm in jedem Bereich unseres Lebens die Führung zu überlassen? Die Wertschätzung, die David für die Liebe Jonathans hatte, zeigt uns, wie sehr sich der Herr Jesus darüber freut!

Sicher – auch bei Jonathan stellen wir uns die Frage, ob diese Liebe im weiteren Lauf seiner Geschichte immer so frisch und lebendig geblieben ist. Aber stehen wir nicht auch in der Gefahr, dass unsere Liebe zu dem Herrn Jesus abflacht? In Offenbarung 2,4 lesen wir: „Aber ich habe wider dich, dass du deine erste Liebe verlassen hast.“ Die erste Liebe ist die beste Liebe. Bei Jonathan war diese beste Liebe auch zeitlich die erste Liebe. Das ist sicher kein Einzelfall. Wie viele Könige lernen wir im Alten Testament kennen, deren Geschichte mit großer Liebe für den HERRN begonnen hat. Und im Lauf ihres Lebens wurde diese Liebe geringer und daraus folgte, dass ihr Gehorsam zu wünschen übrig ließ. Das kann ganz schnell so kommen und eine große Gefahr ist der Umgang mit Menschen, die den Herrn Jesus nicht lieb haben. Ob das vielleicht der Grund dafür war, dass Jonathan sich nicht ganz entschieden auf die Seite Davids stellte, als dieser noch der Verworfene war? Der ständige Umgang mit denen, die David hassten, war sicher nicht förderlich für Jonathan. Mit ihnen musste er schließlich sterben – ohne Davids Erhöhung teilen zu können.

Aber wenn auch für uns die Gefahr besteht, dass unsere Liebe zu dem Herrn Jesus mit der Zeit abnimmt – so muss es doch nicht so weit kommen. Wenn wir der Aufforderung von Judas, „erhaltet euch selbst in der Liebe Gottes“, nachkommen, wird auch unsere Liebe zu dem Herrn Jesus frisch bleiben. Diese Liebe wird sich in Gehorsam gegenüber Gottes Wort zeigen und niemals unbelohnt bleiben!

Die Liebe zu unserem Retter und Herrn, Jesus Christus, sollte immer an der ersten Stelle stehen. Das dürfen wir aus den Begebenheiten im Leben Davids lernen. Und der Herr Jesus zeigt uns durch das Neue Testament, welche Konsequenzen unsere Liebe zu Ihm hat: „Wenn jemand mich liebt, wird er mein Wort halten, und mein Vater wird ihn lieben und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm machen“ (Johannes 14,23).