Bibel praktisch

Die Töchter Zelophchads

Wir haben in der Bibel und besonders im Alten Testament verschiedene Stellen, in denen uns Frauen oder Mädchen als nachahmenswerte Beispiele genannt werden. Vor kurzem las ich einen Artikel über Aksa, die Tochter Kalebs. Da wurde ich an die fünf Töchter Zelophchads, Machla, Noa, Chogla, Milka und Tirza (4. Mose 26,33; 27, 1-11, usw.), erinnert.

Verschiedene Dinge, die uns über diese 5 jungen Frauen berichtet werden, sind mir sehr wertvoll geworden. Lasst uns darüber nachdenken, welche Impulse von diesen Mädchen ausgingen und auch heute noch ausgehen.

 

1. Sie hatten ein gutes Verhältnis untereinander (4. Mose 27,1-2; usw.)

Traten sie irgendwo auf, finden wir sie immer alle fünf miteinander genannt. An keiner Stelle lesen wir etwas davon, dass sie sich stritten, wer eine Vorrangstellung unter ihnen hätte. Da hat offenbar weder die Älteste noch das jüngste „Nesthäkchen“ irgendwelche Sonderrechte für sich beansprucht. Wie gehen wir in der Familie als Geschwister miteinander um? Wie schön ist es, wenn wir alle ein Interesse an Frieden und Verstehen untereinander haben. Und das gilt bestimmt nicht nur in der Familie, sondern auch dort, wo wir als Geschwister an einem Ort zusammengestellt sind.

Wir dürfen uns alle gegenseitig anspornen, dem Frieden nachzujagen (Hebräer 12,14) und zu überlegen, was wir selbst dazu beitragen können. Interessante Hinweise dazu finden wir an verschiedenen Stellen, z.B. Philipper 4,2.8; 1. Korinther 7,9-13 oder Römer 14,21.

Beherzigen wir alle diese Dinge, die uns schon allein unter diesem Punkt deutlich werden, wie viele Probleme könnten in den Familien und unter Geschwistern vermieden werden. Sind nicht zum Beispiel durch Erbschaftsprobleme manche heftig aneinander geraten und haben sich sogar zertrennt?

 

2. Sie hatten Kenntnis über die Zusagen Gottes (u.a. 4. Mose 27,4)

Gott hatte durch Mose seinem Volk gesagt, dass Er sie in ein Land bringen will, welches von „Milch und Honig“ fliesst. Diese jungen Frauen haben sich dafür interessiert. Es war ihnen nicht gleichgültig, wohin sie zogen und wie es dort sein würde. Sie freuten sich schon auf dieses Land. Aber da gab es ein Problem. Sie waren „nur“ Mädchen bzw. Frauen. Ihr Vater hatte keine Söhne. Nur Familien mit Söhnen hatten die Zusage, dass sie ein Erbteil im Land Kanaan besitzen sollten. Das wird aus der Verteilung des Landes und z.B. 4. Mose 26,52-56 deutlich.

Ihre Familie sollte aber doch auch einen Anteil an diesem wunderbaren Land erhalten! Also fassten sie sich ein Herz und brachten ihr Anliegen vor Mose. Dafür war viel Glaubensmut erforderlich. Mose war der große Mann Gottes. Hatten sie ein Recht, mit ihren Fragen zu diesem großen Mann zu gehen? Es waren ja noch andere tüchtige Männer durch Mose ausgewählt worden (2. Mose 18), um die Rechtssachen des Volkes Israel in der Wüste zu entscheiden.

Den jungen Frauen war die Sache aber so wichtig, dass sie keine Angst hatten, direkt zu Mose zu gehen. Und dann standen sie vor ihm und vor Eleasar, dem Priester, und vor den Fürsten und der ganzen Gemeinde am Eingang des Zeltes der Zusammenkunft. Wie mag ihnen das Herz geklopft haben? Ich bin überzeugt, sie haben diese Sache vorher mit ihrem Gott besprochen. Er gab ihnen dann den erforderlichen Mut.

Sie taten das auch mit der nötigen Ehrfurcht. Ihnen war bewusst, dass Gott Sünde nicht einfach übersehen kann. Dathan und Abiram, Fürsten aus dem Stamm Ruben, hatten sich gemeinsam mit Korah, einem Fürsten aus der Familie der Kehatiter, gegen die Anordnungen Gottes bezüglich Mose und Aaron aufgelehnt. Gott musste sie durch ein hartes Gericht bestrafen. Über diese Tatsache sind sie nicht einfach hinweggegangen. Auch wenn ihr Vater nicht in offener Auflehnung gegen seinen Gott gestorben war (4. Mose 27,3), so traf ihn und damit auch seine Familie doch der Tod als Folge des Ungehorsams.

 

Gute Voraussetzungen zum Bibelverständnis - ungenutzt?

Bedenken wir noch die Voraussetzungen, die die Mädchen damals hatten. Wir wissen nicht, wie alt sie waren und welche Dinge sie auf dem Zug durch die Wüste schon miterlebt hatten. Aber aus dem, was sie aus der Gesetzgebung kannten, haben sie die richtigen Schlussfolgerungen gezogen. Wie ist das bei uns? Wir haben das vollendete Wort Gottes in den Händen. Dort finden wir alle Verheißungen schriftlich niedergelegt, so dass wir uns immer wieder damit beschäftigen können. Alle Gläubigen heute haben jedoch eine entscheidende weitere Voraussetzung. Lies einmal 1. Korinther 2,12: „Wir aber haben nicht den Geist der Welt empfangen, sondern den Geist, der aus Gott ist, um die Dinge zu kennen, die uns von Gott geschenkt sind.“ Haben wir schon einmal darüber nachgedacht, was für eine gewaltige Sache das ist? Ich schäme mich, wenn mir bewusst wird, wie ich mit dieser Zusage umgehe. Unser Gott kann uns nicht Freude an seinen Zusagen schenken, wenn wir in ungerichtetem Ungehorsam leben.

 

Bibelstudium – reine Männersache?

Landläufig herrscht die Meinung, Bibelstudium sei in besonderer Weise eine Angelegenheit der Männer, der Brüder. Frauen dürften ja in den Zusammenkünften der Gläubigen als Versammlung sowieso nicht reden. Wenn sie Fragen hätten, sollten sie daheim ihre eigenen Männer befragen.(1. Korinther 14, 34.35) So sei das Bibelstudium für Frauen gar nicht so wichtig. Aber die Töchter Zelophchads zeigen etwas anderes. Frauen sollen an der richtigen Stelle und in der richtigen Weise mit den Dingen Gottes beschäftigt sein! Gott legt Wert darauf. Er hat deswegen in seinem Wort nicht nur im Alten Testament solche Vorbilder gegeben. Priszilla, die sechs mal im Neuen Testament genannt wird, konnte von Gott benutzt werden, um gemeinsam mit ihrem Mann Apollos, diesem gesegneten Prediger, den Weg Gottes genauer auszulegen. In dem Bibelvers, der uns das beschreibt (Apostelgeschichte 18, 26) wird Priszilla sogar an erster Stelle genannt.

Beachten wir noch die Antwort Gottes auf das Anliegen der jungen Frauen. „Die Töchter Zelophchads reden recht; du sollst ihnen sicherlich ein Erbbesitztum unter den Brüdern ihres Vaters geben, und sollst das Erbteil ihres Vaters auf sie übergehen lassen.“, lautete seine Anweisung an Mose. (4. Mose 27,7)

 

3. Ihr Verhalten hatte Auswirkungen auf ihre Umgebung (4. Mose 36,1-4)

Darüber gibt uns die Stelle in 4. Mose 36,1 Auskunft. „Und es traten herzu die Häupter der Väter vom Geschlecht der Söhne Gileads, des Sohnes Makirs, des Sohnes Manasses, aus den Geschlechtern der Söhne Josephs; und sie redeten vor Mose und vor den Fürsten, den Häuptern der Väter der Kinder Israel.“ Da haben sich gestandene Männer durch das Verhalten der fünf Frauen in ihrem Interesse an dem Erbteil Gottes anspornen lassen. Sie hatten sich überlegt, wenn die Mädchen einen Mann aus einem anderen Stamm heiraten, dann geht uns ja das Erbteil unwiederbringlich verloren. Nein, sie wollten nicht hinter ihnen zurückstehen. Also gingen sie mit ihrem Anliegen ebenfalls zu Mose.

Dieser wiederum befragte Gott. Mose konnte dem Volk als Antwort Gottes zurückbringen,: „Der Stamm der Kinder Joseph redet recht.“. Gott gab eine Anordnung, dass jede Tochter, die ein Erbteil aus den Stämmen der Kinder Israel besitzt, einen Mann aus dem jeweils eigenen Stamm Israels heiraten soll, damit die einzelnen Stämme in Israel immer das Erbteil ihrer Väter besitzen. Diese Anordnung galt für das gesamte Volk. Ist das nicht eine Ermunterung für alle gläubigen Mädchen und Frauen in unseren Tagen? Ich bin überzeugt, dass unser Gott ein solches Verhalten auch heute zum reichen Segen für uns alle sein lässt. Leider orientieren wir uns nur zu oft an Menschen, die mit den Segnungen und Zusagen Gottes wenig oder gar nichts im Sinn haben.

Im Hinblick auf die Stammesfürsten von Manasse sehen wir noch, dass sie sich nicht zu fein waren, von dem Beispiel der Töchter ihres Stammes positiv beeinflusst zu
werden. Es mag sein, dass ihre Reaktion aus einer gewissen Eifersucht entsprang. Das ist natürlich kein guter Beweggrund. Und doch benutzt Gott die Frage der Fürsten, um ihr Interesse am Erbteil zu unterstützen. Ich glaube, da habe ich noch manches zu lernen. Aber wir sollten nicht erstaunt sein, wenn wir (als Männer) von gottesfürchtigen Frauen lernen können. Dafür gibt es manche Beispiele in der Bibel. Denken wir nur an Debora und Maria von Bethanien. Unser Herr möchte, dass wir voneinander zum Guten lernen.

 

4. Sie zeichneten sich durch Gehorsam und Glaubensenergie aus (4. Mose 36,10-11; Josua 17,3-4)

Die oben genannten Entscheidungen wurden im 40. Jahr nach dem Auszug aus Ägypten getroffen. Aus Josua 14 können wir ableiten, dass ungefähr 7 Jahre vergingen, bis Josua dem Volk das Land Kanaan zuteilte. Zu diesem Zeitpunkt treten die Töchter Zelophchads vor Josua und Eleasar, um sie an die Zusagen Gottes zu erinnern. Und die Töchter erhielten ein Erbteil unter den Söhnen Manasses. (Josua 17,3-6) Wir wollen aber bedenken, sie erhielten es nur auf Grund ihres Gehorsams. Sie hatten die Anordnungen Gottes beachtet und Männer aus ihrem eigenen Stamm geheiratet (4. Mose 36,10+11). So stehen diese Frauen nicht hinter Kaleb, dem Mann des Glaubens zurück, der ebenfalls bei dieser Gelegenheit wieder ins Blickfeld rückt. Auch er hatte eine Zusage Gottes im Hinblick auf ein Erbteil im Lande Kanaan erhalten und hatte diese Zusage in seinem Herzen verwahrt, bis der Zeitpunkt kam, wo sie in Erfüllung gehen sollte.

Auch wir wollen mit aller Glaubensenergie unseren Weg gehen und die Zusagen Gottes für uns persönlich in Anspruch nehmen.

In 2. Petrus 1 wird uns beschrieben, dass wir die größten und kostbaren Verheißungen geschenkt bekommen haben, jedoch verbunden mit der Aufforderung, allen Fleiß und in unserem Glauben die Tugend oder geistliche Energie anzuwenden. So werden auch diese Begebenheiten, die zu unserer Belehrung geschrieben sind, mit dazu beitragen, dass wir durch das Ausharren und die Ermunterung der Schriften die Hoffnung haben (Römer 15,4).