Bibel praktisch

Archippus - Mitkämpfer und Diener

Archippus ist einer der Männer, von denen wir im Neuen Testament nur wenig lesen. Zweimal wird er erwähnt und zwar in Philemon 2 und in Kolosser 4,17. Dennoch können wir von dem, was über ihn gesagt wird, praktischen Nutzen für unser Leben als Christen ziehen.

 

Ein Mitkämpfer

Das spornt an. Paulus nennt Archippus seinen Mitkämpfer. Das war und ist eine besondere Auszeichnung. Worin sein Kampf bestand, wird nicht gesagt, aber wir können annehmen, dass er mit dem Apostel Paulus am Evangelium gekämpft hat. Diesen Kampf gibt es natürlich heute auch noch, und wir dürfen ihn gemeinsam mit anderen Glaubensgeschwistern kämpfen. Der Teufel wird alles versuchen, um die Verbreitung des Evangeliums zu verhindern. Da sind Männer und Frauen gefragt, die wie Archippus mit Einsatz und Energie mitkämpfen. Damit sind nicht nur die „vollzeitlichen“ Evangelisten gemeint. Jeder Dienst beim Traktatverteilen und am Büchertisch, jedes Gespräch mit Schulkameraden, Kollegen, Bekannten darüber „wie viel der Herr an uns getan hat“ (Mk 5,19), ist ein Mitkämpfen am Evangelium.

Das Neue Testament spricht aber noch von einem anderen Kampf, nämlich dem Kampf für den „einmal den Heiligen überlieferten Glauben“ (Judas 3). Da geht es um die Verteidigung des christlichen Glaubensgu- tes, der Wahrheit also, die Gott uns in der Bibel gegeben hat. Wer mit offenen Augen durch die Welt geht, weiß genau, wie aktuell und wichtig auch dieser Kampf ist. Noch nie wurde die Wahrheit der Bibel so angegriffen und in Frage gestellt wie heute. Deshalb sucht Gott Männer und Frauen, die bereit sind, diesen Kampf aufzunehmen. Wir dürfen auch in unseren Gesprächen in der Schule und am Arbeitsplatz oder sonstwo durch ein einfaches Bekenntnis eintreten für die wörtliche Inspiration der Bibel, die sittlich-moralischen Wertmaßstäbe der Bibel (die auch heute noch gültig sind), die Stellung von Mann und Frau in der Schöpfungsordnung Gottes - um nur einige biblische Wahrheiten zu nennen. Wenn du soviel „Rückgrat“ besitzt, die abweichende Meinung der anderen nicht nur stillschweigend zur Kenntnis zu nehmen, sondern auch deine an der Bibel orientierte Auffassung vertrittst - dann bist auch du ein Mitkämpfer für die Wahrheit der Bibel.

Kämpfen bedeutet, sich anzustrengen. Unser Leben als Christen ist kein gemütlicher Spaziergang, sondern ist mit Engagement und Mühe verbunden. Bist du bereit, dich diesem Kampf zu stellen? Archippus tat es. Er sah den Apostel Paulus kämpfen und war bereit, sich an seine Seite zu stellen. Deshalb nennt die Bibel ihn einen „Mitkämpfer“.

Auch wir dürfen froh und dankbar sein, dass wir nicht allein da stehen. Wenn wir bemüht sind, das Evangelium zu verbreiten, werden wir andere finden, die das Gleiche tun. Wenn wir für die Wahrheit der Bibel einstehen, werden wir außerdem merken, dass andere das auch tun. Gott stellt uns Geschwister an die Seite, mit denen wir gemeinsame Sache machen dürfen. Es ist ein Vorrecht, Mitkämpfer zu sein und es ist ein Vorrecht, Mitkämpfer an der Seite zu haben.

 

Ein Diener

Archippus war nicht nur ein Kämpfer, er war auch ein Diener. Gott hatte ihm eine Aufgabe in seinem Dienst gegeben. Davon spricht Paulus im Kolosserbrief. Er lässt ihm sagen: „Sieh auf den Dienst, den du im Herrn empfangen hast, dass du ihn erfüllst“ (Kol 4,17). Darin liegt eine Warnung an Archippus, aber auch an dich und mich. So wie Archippus damals einen Dienst empfangen hatte, hat auch heute jeder von uns einen Dienst, d.h. eine Aufgabe vom Herrn bekommen. Niemand von uns kann sagen: „Das geht mich nichts an, mich kann der Herr nicht gebrauchen“. Das Gegenteil ist wahr. Der Herr Jesus möchte jeden von uns benutzen. Klar, unsere Aufgaben sind verschieden. An dieser Stelle eine Frage: Kennst du eigentlich deine Aufgabe, die der Herr gerade dir gegeben hat? Diese Frage müssen wir uns zunächst ganz persönlich vor dem Herrn beantworten, bevor wir weiter über das nachdenken, was zu Archippus gesagt wird. Wie könnten wir denn unseren Dienst erfüllen, wenn wir nicht einmal wissen, worin unser Dienst besteht?

Archippus hatte eine freundliche Ermahnung nötig. Wo der Schwachpunkt bei ihm ganz genau lag, wissen wir nicht. Der Hinweis von Paulus kann verschiedene Gründe gehabt haben. Es könnte erstens sein, dass Archippus mit anderen Dingen beschäftigt war und darüber seinen Dienst für den Herrn einfach vergaß. Die Beto- nung liegt dann auf dem Wort „Dienst“. Es könnte zweitens sein, dass er so sehr mit dem Dienst anderer beschäftigt war, dass er seine eigene Aufgabe vernachlässigte. Die Betonung liegt dann auf dem Wort „du“. Drittens ist es auch denkbar, dass er zwar seinen Dienst tat, ihn jedoch nicht zu Ende führte. Die Betonung liegt dann auf dem Wort „erfüllen“. Diese drei Möglichkeiten gibt es auch heute noch und sie stellen eine echte Gefahr für uns dar:

Gefahr 1: Wir sind so sehr mit anderen Dingen beschäftigt, dass wir darüber unseren Dienst für den Herrn vergessen.

Das ist ein aktuelles Problem. Die Zeit, in der wir leben, ist von zunehmender Belastung gekennzeichnet. Schule, Studium, Beruf, Familie und Freizeit nehmen uns voll in Beschlag, so dass uns tatsächlich die Zeit für den Dienst manchmal wie Sand zwischen den Fingern zerrinnt. Es ist völlig klar, dass wir in Schule, Ausbildung und im Beruf unseren Mann - unsere Frau - stehen müssen. Es ist auch klar, dass wir Zeit für Familie und Freunde haben müssen. Und der Herr hat ganz bestimmt auch Verständnis dafür, dass wir in Urlaub fahren. Die Frage ist nur, wie wir unsere Prioritäten setzen. Ist es wirklich unser Wunsch, Zeit für den Herrn und „seine Sache“ freizusetzen, dann werden wir diese Zeit auch finden. Wenn uns aber alle möglichen anderen Dinge wichtiger sind, werden wir immer wieder plausible Ausreden vorbringen, warum wir unseren Dienst vernachlässigen. Deshalb wollen wir uns heute fragen lassen, ob die Wertmaßstäbe in unserem Leben noch stimmen, oder ob wir vielleicht etwas zu ändern haben.

Gefahr 2: Wir sind so sehr mit dem Dienst anderer beschäftigt, dass wir darüber unseren eigenen Dienst vernachlässigen.

Wie weiter oben schon gesagt, sind die Dienste, die der Herr uns gibt, sehr verschieden. Es kann aber durchaus sein, dass wir die Aufgabe, die der Herr unserem Bruder oder unserer Schwester gegeben hat, für wichtiger oder schöner ansehen als unsere eigene. Da kann es schon mal sein, dass wir (vielleicht sogar mit Neid, vielleicht aber auch voll Bewunderung) auf den Dienst der anderen sehen und unsere eigene Aufgabe gering schätzen. Wir wollen aber nicht vergessen, dass der Herr andere Bewertungsmaßstäbe anlegt als wir es tun. Für Ihn es ist nicht wichtig, ob unser Dienst gesehen wird oder nicht. Auch der Beifall von anderen spielt für Ihn keine Rolle. Nein, der Herr beurteilt die Treue, mit der wir unsere Aufgabe erfüllen. Ein in unsern Augen geringer Dienst kann für den Herrn von großer Bedeutung sein, wenn wir ihn nur in Treue tun.

Fazit: Wir wollen dem Herrn von Herzen dankbar sein für das, was er in unseren Glaubensgeschwistern wirken konnte, wir wollen aber deshalb keine „Minderwertig- keitskomplexe“ bekommen. Wenn der Herr uns eine Aufgabe gibt - und wenn sie in unseren Augen noch so klein und unscheinbar ist - dann ist es für Ihn immer der Mühe wert. Vergessen wir nicht, dass ER der Auftraggeber ist und nicht Menschen.

Gefahr 3: Wir tun zwar unseren Dienst, den der Herr uns gibt, wir führen ihn jedoch nicht zu Ende.

Eine uns allen bekannte Situation: Der Herr zeigt uns eine Aufgabe, wir gehen sie mit Elan und Begeisterung an. Im Lauf der Zeit lässt der Eifer aber nach, wir werden müde und verlieren nach und nach unser Interesse an der Sache. Andere Dinge erscheinen uns plötzlich wichtiger und schon passiert es, dass wir unseren Dienst nicht erfüllen. Manchmal prüft Gott auch unsere Ausdauer im Dienst. Die regelmäßige, treue Arbeit am Büchertisch, in der Kinderstunde oder bei anderen Aufgaben können uns mitunter - besonders wenn es Schwierig- keiten und Widerstand gibt, oder keine Ergebnisse sichtbar werden - sehr mühsam werden. Gerade dann ist Ausdauer erfor- derlich. Er möchte gern, dass wir ein Werk, das wir mit Ihm begonnen haben, auch mit Ihm zu Ende führen.

Übrigens ist der Herr Jesus auch in dieser Sache das vollkommene Beispiel. Er sagte zu seinem Vater: „Das Werk habe ich vollbracht, das du mir gegeben hast, dass ich es tun sollte“ (Joh. 17,4). Das darf uns heute neu Ansporn sein, eine einmal übernommene Aufgabe auch in Treue zu Ende zu führen.

Ob Archippus die an ihn gerichtete War- nung in der richtigen Weise aufgenommen hat, wissen wir nicht. Es ist auch für uns nicht so wichtig. Entscheidend ist allein, ob wir bereit sind, daraus für uns zu lernen und die notwendigen Konsequenzen zu ziehen. Dienst für unseren Herrn ist ja kein Selbstzweck, sondern sollte immer zu seiner Ehre sein.