Bibel praktisch

Praxistips für den Glaubensweg - gefunden im Buch der Sprüche

In der Bibel gibt es ein Buch, die Sprüche, das voll ist von praktischen Anweisungen für den Gläubigen. Der König Salomo ist der Verfasser dieses Buches. Es handelt sich sozusagen um einen „Privatunterricht" für seinen Sohn. Immer wieder finden sich Sätze wie die folgenden: „Höre, mein Sohn, die Unterweisung deines Vaters, und verlass nicht die Belehrung deiner Mutter" (1,8); „Mein Sohn, wenn du meine Reden annimmst und meine Gebote bei dir verwahrst..." (2,1); „Mein Sohn, vergiss nicht meine Belehrung, und dein Herz bewahre meine Gebote" (3,1).

Kein Christ kann ohne Schaden Teile des Wortes Gottes vernachlässigen, und alle Teile der Bibel haben uns etwas zu sagen. Aber daneben ist auch wahr, dass das Buch der Sprüche geradezu ein Bibelbuch für junge Menschen ist. Und, liebe Mädchen, liebe junge Leserin, dass hier immer der Sohn angesprochen wird, bedeutet durchaus nicht, dass ihr nicht gemeint seid. Im Gegenteil: Ihr seid auch unter der Anrede „mein Sohn" praktisch immer mit eingeschlossen. Darüber hinaus gibt es auch spezielle Sprüche für Mädchen und Frauen.

Doch nun zu unserem ersten Praxistipp:


EIN LEERER STALL

„Wo keine Rinder sind, ist die Krippe rein; aber viel Ertrag ist durch des Stieres Kraft" (14,4).

Das Bild, das Salomo hier benutzt, ist nicht schwer zu verstehen: Wenn ein Bauer kein Vieh hat, braucht er sich nicht die Mühe zu machen, ständig den Stall zu reinigen. Wie schön, oder? Nein, denn die Sache hat einen gewaltigen Nachteil. Ohne Vieh hat der Bauer natürlich auch keinen Gewinn, keine Einnahmen aus der Viehzucht und dem Ackerbau. Der aktuelle BSE-Skandal und die Massenschlachtung von Rindern hat manchen Stall schnell und drastisch geleert. Ich denke, mancher betroffene Landwirt würde liebend gern seinen Stall reinigen, wenn er nur wieder sein Vieh hätte, um damit seinen Lebensunterhalt zu verdienen.

Sicher werden nur wenige unserer Leser in der Landwirtschaft tätig sein. Hat uns anderen der Text nichts zu sagen? Der Apostel Paulus erwähnt in 1. Korinther 9 einen wichtigen Grundsatz: „Denn in dem Gesetz Moses steht geschrieben: Du sollst dem Ochsen, der da drischt, nicht das Maul verbinden! Ist Gott etwa für die Ochsen besorgt? Oder spricht er nicht durchaus unseretwegen?" (1.Kor. 9,9.10). Gott will uns also offenkundig durch dieses Bild einen geistlichen Grundsatz deutlich machen.


EINE VOLLE SCHEUNE

Der allgemeine Grundsatz, den wir hier lernen, ist: Wenn „der Stall leer ist", mag das auf den ersten Blick sehr angenehm und bequem erscheinen. Es erspart uns viel Mühe und Anstrengungen. Aber auf den zweiten Blick wird deutlich, dass dann auch „die Scheune leer bleibt" -Ertrag, Gewinn, Nutzen, eine „Ernte" gibt es nicht. Zwei Beispiele sollen diesen Zusammenhang verdeutlichen:

  • Wenn ich morgens keine „stille Zeit" habe, nicht in der Bibel lese und zu dem Herrn bete, muss ich nicht mühsam früher aus dem Bett und den Schlaf aus den Augen wischen. Ich kann länger schlafen, und dann, nach kurzem Waschen und schnellem „Imbiss" geht's ab in den Tag.
    ABER: Wo bleibt der „Ertrag" der „stillen Zeit"?
    Mir fehlt die Gemeinschaft mit dem Herrn am Tagesbeginn. Mir fehlt die geistliche Nahrung am Morgen. Ich habe nicht die Ruhe und Kraft, die ich gewinne, wenn ich zu Beginn den Tag mit allen seinen Aufgaben und Herausforderungen meinem Herrn anbefohlen habe. Und glaube mir, das wird man merken: Jemand hat einmal gesagt: "Wenn ich einen Tag nicht in der Bibel gelesen habe, merke ich es selbst, nach zwei Tagen merkt es meine Familie und nach einigen Tagen merkt es meine Umgebung."
  • Wenn ich nicht die Zusammenkünfte der Gläubigen besuche, kann ich den Sonntag und meine Freizeit nach meinen Gedanken gestalten. Ich brauche mich nicht der Mühe zu unterziehen, zum Gottesdienst zu gehen, während die Nachbarn noch alle schlafen.
    ABER: Wo bleibt der „Ertrag"?
    Mir fehlt das gemeinsame Lob Gottes in der Versammlung. Da, wo der Herr verheißen hat, „inmitten der Versammlung will ich dich loben" (Psalm 22,22), fehle ich. Ich habe keinen Teil an dem Segen, den der Herr durch seine Diener in den Zusammenkünften zur Wortverkündigung gibt. Ich erfreue mich nicht an der Gemeinschaft mit den anderen Geschwistern. Ich mache keinen Gebrauch von dem Nutzen, den die anderen Glieder des Leibes für mich haben sollen. Natürlich nehme ich auch meine Aufgabe nicht wahr, für andere ein Segen zu sein.

Diese Beispiele, die sich noch durch manche anderen Punkte ergänzen ließen, machen deutlich: Lieber ab und zu die Mühe auf sich nehmen, „den Stall auszumisten", aber dafür auch den Gewinn einer „vollen Scheune" genießen zu können. Oder, im Klartext: Lieber die „Mühe" und Selbstdisziplin aufbringen, die ein Leben mit dem Herrn erfordert, und dafür den vollen Segen und die Freude genießen, die nur ein Leben mit dem Herrn Jesus bieten können. Unser Herr möchte uns diesen „Ertrag" reichlich schenken. Wollen wir nicht das tun, was an uns liegt, um den „vollen Ertrag in die Scheune" einzubringen?