Post von Euch
Was sind die Himmlischen Örter
Liebe Brüder,
beim Lesen des Epheserbriefs ist mir auf-gefallen, dass fünfmal von den himmlischen Örtern die Rede ist (Kap. 1,3.20; 2,6. 3,10; 6,12). Die ersten 4 Textstellen weisen, so scheint es mir, positive Seiten auf (..) Bei der 5. Textstelle wird von geistlichen Mächten der Bosheit gesprochen Hier wird eindeutig eine negative Seite dargestellt. Daraus ergeben sich für mich folgende Fragen:
- Was sind die himmlischen Örter?
- Wo sind die himmlischen Örter?
- Wer lebt in den himmlischen Örtern?
- Welche Auswirkung haben die himmlischen Orter für uns?
Vielleicht könnt Ihr mir ja eine Antwort zukommen lassen. Ich würde mich freuen.
Stefan Passard, Grafenau
Lieber Bruder Passard,
herzlichen Dank für die Fragen, die ich von der Redaktion von „Folge mir nach" mit der Bitte um eine Antwort zugesandt bekam. Ich freue mich, dass Sie mich durch Ihren Brief dazu veranlassen, noch einmal über diesen herrlichen Gegenstand der Schrift nachzudenken.
Zunächst möchte ich darauf hinweisen, dass im Grundtext das Wort „Orter" fehlt. Andere Übersetzungen sagen „in der Himmelswelt". Und doch zeigen die Stellen Epheser 1,20 und 2,6, dass der Ausdruck auch in einem örtlichen Sinn verstanden werden kann.
Da wir Menschen in unseren Erfahrungen und Vorstellungen an den dreidimensionalen Raum gebunden sind, fällt es uns naturgemäß schwer, uns etwas räumlich oder örtlich vorzustellen, das nicht unseren räumlichen und zeitlichen Beschränkungen unterliegt. Wenn also der Ausdruck „die himmlischen Örter" durchaus einen örtlichen Sinn hat, so doch nicht in unserem beschränkten menschlichen Sinn. In Johannes 3,12 steht dasselbe Wort im griechischen Grundtext, wo der Herr Jesus zu Nikodemus sagt: . „,...,wie werdet ihr glauben, wenn ich euch das Himmlische sage."
Ich denke, dass ein Nachsinnen über die erste Stelle in Epheser 1,3-4 uns hilft, die Antworten auf einige der gestellten Fragen zu finden. Diese Verse beinhalten eine sechsfache Beschreibung der uns ge-schenkten Segnungen:
Vers 3 zeigt uns:
- die Quelle der Segnung:
Das ist der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus. In Ihm haben alle Segnungen ihren Ursprung. - den Charakter der Segnung:
Es sind geistliche Segnungen, im Gegensatz zu irdischen und materiellen Segnungen, die für das Volk Israel charakteristisch sind. - den Bereich der Segnung:
Der Bereich, in dem diese Segnungen genossen werden, sind die himmlischen Orter, im Gegensatz zur Erde. Israel dagegen wird im 1000-jährigen Reich auf der Erde gesegnet werden. - die Sicherheit der Segnung:
Sie liegt in Christus, nur in Ihm sind sie uns sicher.
Und in Vers 4 sehen wir:
- den Anfang dieser Segnung:
Wir sind auserwählt in Christo vor Grundlegung der Welt. - das Ziel dieser Segnung:
Wir sind heilig und untadelig vor Gott in Liebe, d.h. Er hat uns seine göttliche Natur geschenkt, die Johannes, das „ewige Leben" nennt (1.Joh 1,2-3), durch die wir in die Lage versetzt wur-den, Gemeinschaft mit Gott, dem Vater und seinem Sohn zu haben.
Das ist zwar jetzt schon unser Teil, und doch habe ich den Eindruck, dass es auch eine Beschreibung des ewigen Zustandes ist. Wir werden nicht nur der Stellung nach, sondern auch in der Praxis völlig abgesondert von der Sünde (heilig) und untadelig in allem Wandel vor Ihm in Liebe sein. Ja, wir werden ewig in der Liebe Gottes zu Hause sein.
Die Gläubigen der Gnadenzeit haben also einen himmlischen Ursprung, einen himmlischen Charakter, eine himmlische Berufung und ein himmlisches Ziel.
Nach diesen Vorbemerkungen wende ich mich jetzt den einzelnen Fragen zu:
Frage 1: Was sind die himmlischen Örter?
Die himmlischen Orter sind ein Ausdruck für alles das, was mit unseren Beziehungen und unserer Stellung verbunden ist, die wir in Christus zu seinem Gott und Vater haben. Es umfasst unser himmlisches Teil im Gegensatz zu dem irdischen und lässt uns all das sehen, was im Herzen Gottes war vor Grundlegung der Welt, um es uns zu schenken, bevor die Sünde in die Welt kam, ja, bevor irgendetwas geschaffen wurde.
Frage 2: Wo sind die himmlischen Örter?
Dies ist ein Ausdruck für einen himmlischen Bereich, in dem wir uns jetzt schon im Geist aufhalten, um die geistlichen Segnungen genießen zu können.
Ich möchte einige dieser Segnungen aufzeigen:
Wir sind auserwählt in Christo vor Grund-legung der Welt, besitzen das ewige Leben und den Heiligen Geist, sind Kinder und Söhne Gottes, haben die Vergebung der Sünden und sind durch das Blut Christi gerechtfertigt.
Es ist aber noch nicht das Vaterhaus. Um dort zu sein, muss unser Leib noch umgestaltet werden zur Gleichförmigkeit mit Seinem Leib der Herrlichkeit. Dort gibt es auch den Kampf von Epheser 6,10-20 nicht mehr und auch Engel haben dort keinen Zutritt, weder die nicht gefallenen noch Satan noch die mit ihm gefallenen Engel.
Frage 3: Wer lebt in den himmlischen Örtern?
- der Herr als verherrlichter Mensch (Eph 1,20)
- weil Er dort ist, sind auch wir geistlicherweise in Ihm dort (Eph 2,6)
- die nicht gefallenen Engel - die Diener Gottes (Hebr 1,14) - Eph 3,10
Sie waren Zeugen der ersten Schöpfung (Hiob 38,7) und jetzt wird ihnen dort durch die Versammlung auch die Erfüllung des Ratschlusses Gottes in Seinem Sohn kundgetan, so dass sie jetzt auch Zeugen der neuen Schöpfung werden. - Auch Satan und die mit ihm gefallenen Engel sind dort (Eph 6,1). Das wird bestätigt durch Hiob 1,6-7 und 2.1. Erst in Offenbarung 12,6-9 werden sie aus dem Himmel geworfen.
Frage 4: Welche Auswirkungen haben die himmlischen Örter für uns?
- Je mehr uns die himmlische Berufung derer, die die Versammlung bilden, in unserem Herzen beeindruckt, umso mehr werden wir gelöst und getrennt von allem, was in der Welt ist (1. Joh 2,16).
- Die Beschäftigung mit den Segnungen in den himmlischen Örtern und dem Ratschluss Gottes führt uns zur Anbetung (vgl. Eph 1,3 und 3,21). Von diesen beiden Do-xologien (Lobpreisungen Gottes) ist die Mitteilung des Ratschlusses Gottes im Epheserbrief eingerahmt.
- Nur derjenige, der die geistlichen Segnungen genießen möchte, wird den Kampf von Epheser 6 zu führen haben.
Wenn wir völlig in den irdischen Dingen aufgehen, wie Familie, Beruf, Geschäft, Freizeitgestaltung u.v.m., muss der Feind uns nicht daran hindern, die himmlischen Dinge zu genießen, wir strecken uns ja gar nicht danach aus.
Eine Illustration dazu gibt uns das Buch Josua. Das Land Kanaan ist ein vorbildlicher Hinweis auf die himmlischen Örter im Epheserbrief. Die dort ansässigen Feinde hinderten die Juden, den Segen des Landes zu genießen. Darum mussten sie dort kämpfen und den Feind austreiben, um das Land in Besitz nehmen zu können.
In diesem Sinn wünsche ich Ihnen und mir, dass wir uns mehr bewusst werden, dass unser eigentlicher Platz im Himmel ist, dass wir schon jetzt in Christus dort wohnen, damit auch unser tägliches Leben einen himmlischen Charakter bekommt.
Herzliche Grüße sendet Ihnen
Ihr Karl-Heinz Weber
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