Zum Nachdenken

Simeon, der Mann im Tempel - Christus erleben und ausleben

1. Schlechte Startvoraussetzungen für treue Leute

In Jerusalem sah es traurig aus. Das Land, das Gott seinem Volk Israel geschenkt hatte, war unter die Herrschaft der römischen Besatzungsmacht gelangt. Die Stadt, die einmal angesehene Hauptstadt und Zentrum des Gottesdienstes gewesen war, hatte ihren Einfluss verloren Und bald würde dort das Kreuz des Sohnes Gottes stehen. Das Volk, das von Gott zu großem Segen berufen war, hatte schon lange nicht mehr die Stimme Gottes gehört.

Die gottesdienstlichen Einrichtungen und die Vorschriften für das alltägliche Leben, die Gott seinem Volk gegeben hatte, wurden vernachlässigt oder waren zu Traditionen und toten Bräuchen geworden. Die Feste des Herrn waren zu Festen der Juden herabgesunken. Das Gericht, die Barmherzigkeit und den Glauben hatte man größtenteils vergessen (Mt 23,23). Und die Erwartung des Messias war im Großen und Ganzen eingeschlafen.

Aber trotzdem - in dieser traurigen Umgebung lebten doch noch solche, die auf Erlösung warteten. Einer von ihnen war Simeon. Er durfte den Messias, den menschgewordenen Sohn Gottes, als kleines Kind auf seinen Armen halten!


2. Welche „Qualitäten" erwartet und sieht Gott bei uns?

Der Bericht über Simeon beginnt mit dem Zeugnis, das Gott diesem Mann ausstellt. An manchen Stellen lesen wir von Gläubigen, deren Eigenschaften Gott anerkennend auf-zählt. Da war Hiob - vollkommen, recht-schaffen, gottesfürchtig und das Böse mei-dend, oder Noah - ein gerechter und vollkommener Mann unter seinen Zeitgenos-sen, der mit Gott wandelte. Und Simeon? Er wird als ein gerechter und gottesfürchtiger Mann beschrieben, der auf den Trost Israels wartete. Außerdem war der Heilige Geist auf ihm.

 

> Gerechtigkeit

Simeon war gerecht. Er wollte in seinem Leben die gerechten Forderungen Gottes erfüllen. Es war durch praktische Gerechtigkeit gekennzeichnet. Er kannte noch nicht die Rechtfertigung durch den Glauben an den Herrn Jesus. Heute dürfen wir wissen, dass jeder Gläubige in dem Herrn Jesus als gerechtfertigter Mensch vor Gott steht (siehe z. B. Röm 3,24 u. 5,19). Er sieht uns heute in dem Herrn Jesus so, als hätten wir nie etwas getan, was seinen gerechten Forderungen widerspricht. Leben wir auch als solche, die in den Augen Gottes gerecht sind?


> Gottesfurcht

Was ist die zweite Auszeichnung, die Gott Simeon gibt? Er war gottesfürchtig. Gottesfurcht ist keine Angst vor Gott. Es ist Ehrfurcht vor Gott, die uns bewegt. Gottes Gedanken zu untersuchen und sie zu tun, um Ihm zu gefallen. Ein gerechtes Leben aus der Gottesfurcht heraus bedeutet, in dem Bewusstsein zu leben. dass Gott uns jeden Augenblick sieht. Und aus Liebe zu Gott und aus Ehrfurcht vor Ihm haben wir den Wunsch, so zu leben, dass Er Freude an uns hat. Das führt zu einem freudigen Leben in Gerechtigkeit und nicht zu einem verkrampften Halten von Regeln und Gesetzen.

 

> Hoffnung

Das Leben Simeons, das Gott als gerecht und gottesfürchtig bezeichnen kann, war zudem auf ein bestimmtes Ziel ausgerichtet.

Simeon wartete auf den Trost Israels. Das war der Messias, den Gott seinem Volk verheißen hatte. Eigentlich hätte jeder Israelit eine lebendige Hoffnung und Erwartung auf den Messias haben sollen. Leider war diese Hoffnung bei vielen eingeschlafen. Wir als Christen warten nicht auf den Herrn Jesus als den Messias seines Volkes, sondern auf den Herrn Jesus, der kommt, um uns zu sich in den Himmel zu holen. Das ist eine noch größere und schönere Hoffnung. Ist sie in deinem und meinem Leben genauso lebendig und echt wie die „messianische" bei Simeon?

 

> Leben unter der Leitung des Heiligen Geistes

Schließlich bestätigt Gott, dass der Heilige Geist auf Simeon war. In der Zeit, in der Simeon lebte, konnte es geschehen, dass der Heilige Geist für eine Zeit auf eine Person kam und dann wieder von ihr wich (ein Beispiel hierfür ist der König Saul, vgl. 1. Sam. 10,10 und 16,14). Auf Simeon war der Heilige Geist - in seinem Leben gab es die nötigen Voraussetzungen dafür. So wirkte der Heilige Geist in ihm und führte ihn in den Tempel. Wir wissen heute, dass der Heilige Geist in jedem Gläubigen wohnt (1. Kor 6,19). Und Er wird nie wieder ausziehen - Er bleibt bei uns in Ewigkeit (Joh 14,16). Trotzdem bleibt die Frage be-stehen, ob wir uns in unserem praktischen Leben auch von dem Heiligen Geist leiten lassen. Bei Simeon war dies der Fall, wie wir gleich noch sehen werden.


3. Folgen konsequenter Nachfolge

> Bereit für ein Leben zur Ehre Gottes 

Simeon durfte erfahren, dass Gott auf sein Leben zur Ehre Gottes antwortete. Gott wird immer eine Antwort auf ein Leben nach seinen Gedanken haben. Er wird sich dazu bekennen, wehn wir Ihn ehren möchten in unseren Gedanken, Worten und Taten. Simeon hatte vielleicht nicht die Anerkennung unter seinen Mitmenschen, die ein strenger Pharisäer und Schriftgelehrter hatte, der die toten Bräuche seiner Zeit mehr als das Gesetz einhielt. Aber daran war Simeon auch nicht gelegen. Er hatte dafür die Anerkennung Gottes! Wenn wir dem Herrn Jesus nachfolgen wollen, dann wird uns das sicher den einen oder anderen Nachteil in der Schule, in der Ausbildung, im Beruf oder im nachbarschaftlichen Verhältnis einbringen. Aber die Anerkennung und Hilfe Gottes ist viel mehr wert, als die Anerkennung unserer ungläubigen Umgebung!

Simeon hatte einen göttlichen Ausspruch empfangen - ein Versprechen Gottes, dass er den Christus mit seinen leiblichen Augen sehen würde, bevor er sterben würde. Den Christus sehen - das darf im übertragenen Sinn auch heute jeder, der in Gemeinschaft mit Gott lebt!

Dieses Wort Gottes hatte Simeon nie vergessen. Er wartete darauf, dass es in Erfüllung gehen würde.

>Wer führt uns im Alltag?

So kam er „eines Tages" in den Tempel. Nicht weil er selbst sich überlegt hatte, dass jetzt ein guter Zeitpunkt gekommen wäre. Nein, der Heilige Geist führte ihn dorthin.

Kennen wir die Leitung des Heiligen Geistes in unserem täglichen Leben? Das Wort Gottes und der Heilige Geist sind - neben dem Herrn Jesus - die beiden großen Geschenke Gottes an uns, die uns die nötige Hilfe und Führung für unser Leben geben. Wenn das Wort Gottes wirklich Bestandteil unseres Lebens ist und wir ein offenes Ohr für die Leitung des Geistes haben, dann werden wir auch zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein, und in jeder Situation die richtige Entscheidung treffen können.


>Segen empfangen

Während er dort an dem Ort war, wo Gott wohnen wollte und wo der Gottesdienst verrichtet wurde, kamen Maria und Joseph mit ihrem kleinen Kind, um das zu tun, was Gott im Gesetz festgelegt hatte. Es sah aus wie eine ganz normale junge Familie und doch erkannte Simeon, dass es ein ganz besonderes Kind war. Es war der Christus des Herrn, das Heil Gottes, das hier in Person auf diese Erde gekommen war. Simeon konnte nicht anders, als das Kind auf seine Arme zu nehmen und Gott zu loben!

Er schließt dieses Kind in sein Herz ein. Er darf die Erfüllung des Wortes Gottes erleben und ein tiefer Friede erfüllt sein Herz. Nicht weniger hat Gott für dich und für mich bereit - seinen Frieden, der uns ruhig und zufrieden macht in der unruhigsten Umgebung.


> Segen weitergeben!

Die Schilderung der Bibel über Simeon findet ihren Abschluss mit Lob für Gott und einem Segen für die Eltern des Kindes.In diesem Kind hatte Simeon das Heil Gottes, ein Licht für die Nationen und Herrlichkeit für das Volk Israel, gesehen . Das wünscht Gott auch heute noch von solchen, die eine besondere Erfahrung mit Ihm machen durften: auf der einen Seite Ihn zu loben, und auf der anderen Seite ein Zeugnis in ihrer Umgebung zu sein. Simeon lobte Gott und berichtete ihm von dem, was er in dem Herrn Jesus gesehen hatte. Das, was uns an dem Herrn Jesus beeindruckt, dürfen wir Gott sagen und Ihm dafür danken. Und davon dürfen wir auch weitererzählen. Simeon konnte Joseph und Maria eine Botschaft übermitteln, die dieses Kind - den Christus - betraf. Und er konnte Joseph und Maria segnen. Simeon segnet nicht das kleine Kind. Er wusste, dass dieses Kind zu seinem eigenen Segen sein würde. Aber er segnet die Eltern. So möchte Gott auch dich und mich gebrauchen, um andere zu segnen und ihnen Christus groß zu machen, nachdem Er uns so reich beschenkt hat.

Es sind nur elf Verse in der Bibel, die uns über Simeon berichten. Und doch ist es so viel, was wir von diesem treuen Mann in einer traurigen Umgebung lernen können!