Bibel praktisch

Konservativ bleiben ? Oder: Kompromisslose Nachfolge

Im letzten Heft von „Folge mir nach" gab es einen Artikel unter der Überschrift „Progressiv werden". Es wurde gezeigt, dass das Wort progressiv" von seiner ursprünglichen Bedeutung her „Fortschritte machen, wachsen" bedeutet. Dazu fordert uns Gottes Wort an vielen Stellen auf, nämlich auch in geistlicher Hinsicht zu wachsen, Fortschritte zu machen.

Wenn die Bibel von „gesunder Lehre" spricht, meint sie damit die göttliche Ausgewogenheit des ganzen Wortes Gottes - alles an seinem Platz. Aus diesem Grund möchte ich in diesem Artikel das „Wort-spiel" noch etwas weiter führen und von einer anderen Seite beleuchten. Im allgemeinen Sprachgebrauch ist das Gegenteil des Begriffs „progressiv" der Ausdruck „konservativ".

Auch hier wollen wir zuerst fragen: Was bedeutet dieser Ausdruck eigentlich? Manche Menschen verbinden damit Gedanken wie: „Es bleibt alles beim Alten; Das haben wir schon immer so gemacht". Aber dies ist weder historisch wahr (oft waren „Kon-servative" sehr fortschrittlich), noch trifft es die Bedeutung des Wortes.

Das Wort konservativ kommt von der Grundbedeutung „bewahren, erhalten"; es geht also darum, dass es etwas gibt, was sich bewährt hat und erhaltenswert ist.

Gott lässt uns in Seinem Wort nicht im Zweifel: Auch für den Gläubigen gibt es etwas, das es zu bewahren gilt, wo der Christ keine Kompromisse eingehen soll.

Die Bibel benutzt zur Beschreibung dieses Sachverhalts Ausdrücke wie „bewahren, bleiben, verharren". Ich greife nur einige wichtige Punkte auf. Beim persönlichen Studium wirst du leicht noch mehr finden.


Bei dem HERRN bleiben

An erster Stelle steht natürlich unser Herr. Bei Ihm zu bleiben und uns von nichts und niemand aus Seiner Nähe vertreiben zu lassen, ist eine Grundvoraussetzung für geistliches Wachstum. Der Herr Jesus forderte Seine Jünger auf: „Bleibt in mir" (Joh 15,4) - so wie die Rebe am Wein-stock. In einer Zeit, wo manche, die dem Herrn gefolgt waren, Ihn verließen, fragte der Herr die Zwölf: Wollt ihr etwa auch weggehen?" Doch Petrus gab darauf die schöne Antwort: „Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte ewigen Lebens und wir haben geglaubt und erkannt, dass du der Heilige Gottes bist" (Joh 6,66-69). Einige wichtige Erkenntnisse des Petrus werden hier deutlich:

  • Zu wem sollen wir gehen? - Es gibt keine Alternative zu ihrem Herrn und Meister.
  • Du hast Worte ewigen Lebens.- Sie haben den Wert dessen erkannt, was Er gibt.
  • Dass du der Heilige Gottes bist. - Sie haben die Erhabenheit Seiner Person erkannt.

Die jungbekehrten Christen in Antiochien ermahnte Barnabas ebenfalls, „mit Herzensentschluss bei dem Herrn zu verharren" (Apg 11,23). Hast du diesen Entschluss auch schon in deinem Herzen gefasst: Ich will bei meinem Herrn und Heiland bleiben?


Bei dem Wort Gottes bleiben

Mit der gleichen Entschiedenheit darfst du den Herzensentschluss fassen: „Ich will dein Wort bewahren" (Psalm 119,17). Wäre es nicht wunderbar, wenn der Herr von dir und mir einmal dasselbe sagen könnte wie von Seinen Jüngern („sie haben dein Wort gehalten" - Joh 17,6) oder von der Versammlung in Philadelphia (du hast mein Wort bewahrt" - Offb 3,8)? Zweimal fordert der Apostel Paulus seinen jungen Mitarbeiter Timotheus auf, das ihm anvertraute Gut zu bewahren (1.Tim 6,20 und 2.Tim 1,14). In seinem letzten Brief legt er ihm besonders ans Herz: „Du aber bleibe in dem, was du gelernt hast und wovon du völlig überzeugt bist" (2.Tim 3,14).

Was du aus dem Wort Gottes gelernt hast, und wovon du überzeugt bist, dass es die Wahrheit Gottes ist - darin sollst du blei-ben, unerschütterlich, kompromisslos, „konservativ". Das Gegenteil ist gefährlich. Davor warnt der Apostel Johannes: „Jeder, der weitergeht und nicht in der Lehre des Christus bleibt, hat Gott nicht, wer in der Lehre bleibt, dieser hat sowohl den Vater als auch den Sohn" (2. Joh 9). Dieses .Bleiben" in Seinem Wort ist übrigens Voraussetzung zur Jüngerschaft. „Wenn ihr in meinem Wort bleibt, seid ihr wahrhaft meine Jünger" (Joh 8,31).


Bei deiner Aufgabe bleiben

Der Apostel Paulus spricht im Römerbrief in Kapitel 12 von den verschiedenen Auf-gaben, die der Herr den einzelnen Gliedern seines Leibes gegeben hat, und der Grundgedanke seiner Ausführungen heißt: Bleibe bei der Aufgabe, die der Herr dir gegeben hat und erfülle sie: „... es sei Dienst, so lasst uns bleiben im Dienst ..." (Röm 12,6-8).

Dieser Gedanke war dem Apostel sehr wichtig: Wenn der Herr einen Auftrag gibt, möchte Er auch, dass er ausgeführt wird. Paulus sagt dies sowohl in Bezug auf sich selbst (..... damit ich meinen Lauf vollende und den Dienst, den ich von dem Herrn Jesus empfangen habe" - Apg 20,24) als auch in Bezug auf seine Mitarbeiter (Timotheus: „vollführe deinen Dienst" - 2. Tim 4,5; Archippus: ..Sieh auf den Dienst, den du im Herrn empfangen hast, dass du ihn erfüllst" - Kol 4,17).

Sicher hat der Herr auch dir eine Aufgabe gegeben, vielleicht in der Sonntagschule, am Büchertisch, Traktate verteilen, alte Geschwister besuchen, in Familien helfen, u.a. Dann bleibe „konservativ" bei deinem Auftrag. „Hundert" Aufgaben anzufangen und keine richtig auszuführen ist kein Zeichen von geistlicher Reife. Der Herr kann durchaus im Laufe der Zeit andere und weitere Dienste und Aufgabengebiete zei-gen. Doch bis dahin erwartet er „Treue im Kleinen".


Im Gebet bleiben

Eine andere Sache bei der du ganz „kon-servativ" bleiben darfst, ist das regelmäßi-ge, ernste, persönliche und auch gemeinsame Gebetsleben. Darin verharrten die ersten Christen von Anfang an. Von der Schar Männer und Frauen in dem Obersaal in Apostelgeschichte 1 heißt es „Diese alle verharrten einmütig im Gebet" (Apg 1,14).,Dieser Zustand blieb so unter den Christen. Nur einige Beispiele: ..Sie verharrten aber ... in den Gebeten" (Apg 2,42); „wir aber werden im Gebet und im Dienst des Wortes verharren" (Apg 6,4).

Ein treuer Mann Gottes, Daniel, der als Staatsbeamter sicher einen „vollen Termin-kalender" hatte, blieb ganz „konservativ" bei seinen täglichen drei „Terminen mit Gott": „Er hatte in seinem Obergemach offene Fenster gegen Jerusalem hin; und dreimal des Tages kniete er auf seine Kniee und betete und lobpries vor seinem Gott, wie er vordem getan hatte." (Dan 6,11)

„Progressiv werden" und konservativ bleiben" - ich wünsche dir Fortschritte und geistliches Wachstum bei gleichzeitiger Standfestigkeit in göttlichen Grundsätzen.

..Daher, meine geliebten Brüder, seid fest, unbeweglich, allezeit überströmend in dem Werk des Herrn" (1. Kor 15,58).