Bibel praktisch

Wozu Prophetie - Sieben gute Gründe für die Beschäftigung mit den prophetischen Aussagen der Bibel

Prophetie - geht das denn uns etwas an? Wenn man einmal statistisch erfassen würde, welchen Prozentsatz ihrer persönlichen Bibellektüre Christen auf die prophetischen Kapitel verwenden oder welchen Anteil dieses Thema in Bibelstunden und bei Vorträgen über biblische Themen hat - wir müssten zu der Schlussfolgerung kom-men: Viel geht es uns offenbar nicht an. Denn sonst würden wir uns doch nicht so erstaunlich wenig damit befassen.


Warum tun wir es nicht?

Scheinbar gibt es einleuchtende Gründe, diese Thematik zu meiden. Die am häufigsten genannten seien hier aufgeführt.

  1. „Prophetie interessiert mich nicht. Ich habe keine Beziehung dazu."
  2. „Die prophetischen Aussagen der Bibel sind dunkel und unverständlich, allenfalls etwas für Spezialisten."
  3. „Das Beschäftigen damit führt nur zu Spekulationen, die für das Leben als Christ eher schädlich sind."
  4. „Man sollte sich auf die Abschnitte der Bibel konzentrieren, die für uns Christen gelten. Die prophetischen Kapitel haben ohnehin nur für das Volk Israel Bedeutung.
  5. ..Falsch verstandene Prophetie führt leicht zu Irrlehren."
  6. Die alten prophetischen Bücher der Bibel haben keinerlei Bezug zur Zeit, in der wir leben.
  7. „Die Prophetie bietet keine geistliche Nahrung, die wir beim täglichen Bibellesen doch vor allem brauchen."

Einige dieser Gründe klingen durchaus plausibel, manche sogar sehr fromm, und wir haben sie vermutlich oft genug gehört oder auch selbst angeführt. Aber die häufige Wiederholung macht sie nicht richtiger.,Ich fürchte, es geht uns dabei wie Kindern, denen (etwa vor dem zu Bett gehen) die besten Argumente einfallen, wenn sie zu etwas keine Lust haben. Bei näherem Hinsehen ist kein Einziger der genannten Gründe haltbar. Sie entpuppen sich als Fehleinschätzungen oder Ausreden. Dies soll im Folgenden gezeigt werden.


Gründe, es doch zu tun

  1. Wenn uns die prophetischen Aussagen der Bibel nicht interessieren, so ist dies eigentlich schade, denn sie stehen in einem an uns gerichteten Brief. Wenn uns ein guter Freund von seiner Weltreise Dinge schriebe, die wir nicht auf Anhieb verstehen - würden wir nicht dennoch den ganzen Brief mit Interesse lesen? Würden wir uns nicht in Lexika und Atlanten vertiefen, um die Nachrichten unseres Freundes besser zu verstehen? Würden uns nicht gerade die zunächst seltsam und unverständlich erscheinenden Passagen besonders beschäftigen?
    Pfarrer Wilhelm Busch erzählt aus seiner Soldatenzeit im Krieg, dass ihn damals völlig unverständliche Nachrichten aus der Heimat erreichten. Da war die Rede von Lebensmittelkarten, Schlangestehn und Ahnlichem, was er nicht kannte. Aber er antwortete nicht etwa: „Was schreibt ihr für unverständliches Zeug, das interessiert mich nicht!" sondern er schrieb seiner Familie den bemerkenswerten Satz: „Wie lange und wie weit bin ich eigentlich von zu Hause fort, dass ich die Briefe aus der Heimat nicht mehr verstehe?"
    Trifft uns das nicht? Interessieren uns vielleicht Teile der Bibel deshalb nicht, weil wir uns zu weit von unserem Herrn entfernt haben? Sonst würde uns doch sein ganzer Brief interessieren. Er selbst ist nämlich der Mittelpunkt des ganzen Wortes Gottes, auch der Pro-phetie. Sollte uns daher nicht alles interessieren, was Ihn betrifft?
  2. Wenn uns die gesamte Prophetie so „dunkel und unverständlich" erscheint, liegt es einfach daran, dass sie uns eben nicht vertraut ist. Würden wir uns intensiver damit beschäftigen, so würden wir entdecken, wie sich manches gegenseitig und aus dem Zusammenhang erklärt. Sollte es uns nicht stutzig machen, dass Petrus das prophetische Wort nicht als „dunkel*, sondern im Gegenteil als „Lampe" bezeichnet: ..Und so besitzen wir das prophetische Wort umso fester, auf das zu achten ihr wohl tut, als auf eine Lampe, die an einem dunklen Ort leuchtet ..." (2. Pet 1,19).
    Es ist also der ausdrückliche Wunsch und Rat unseres Herrn, dass wir uns mit dem prophetischen Wort befassen. Wenn wir es nicht verstehen könnten, würde Er es uns nicht mitgeteilt und mit diesem besonderen Hinweis ans Herz gelegt haben.
  3. Die intensivere Beschäftigung mit der Prophetie führt uns gerade weg von der Spekulation. Denn Spekulation blüht da, wo Wissen fehlt. Je besser unsere Informationen, desto geringer die Gefahr der Spekulation. Vielmehr zwingt uns das Beschäftigen mit der Prophetie zu sorgfältigem und systematischem Bibelstudium - und solch gründliches Lesen von Gottes Wort ist immer ein Gewinn.
  4. Prophetie bezieht sich keineswegs nur auf Israel. Fast immer lässt sich klar herausarbeiten, was sich auf das Volk Israel, was sich auf die Zukunft der Versammlung/Gemeinde bezieht. Wenn wir diese Unterschiede systematisch erforschen, hat dies günstige Auswirkungen auf unser gesamtes übriges Bibelstudium. Denn vertraut sein mit der Prophetie lässt uns auch viele der übrigen biblischen Aussagen besser verstehen, weil wir die Zusammenhänge und die jeweiligen Adressaten besser kennen.
  5. Daraus ergibt sich, dass uns gutes Informiertsein über die Prophetie auch vor Irrlehren schützt. Viele Irrlehren - von der Allversöhnungslehre bis zu den Zeugen Jehovas - machen Aussagen, die bei gründlichem Wissen um die prophetischen Texte der Bibel schnell als unhaltbar und unbiblisch entlarvt werden können.
  6. Das Kennen der Prophetie hilft uns auch, aktuelle politische Ereignisse und Entwicklungen besser einzuordnen und zu verstehen. Das macht uns gelassener und nimmt Ängste. So hatte z. B. der Golfkrieg bei vielen Menschen - auch bei Christen - die Angst ausgelöst, dies könnte der Beginn der Ereignisse aus der Offenbarung sein. Wer die Prophetie kannte, wusste, dass das nicht sein konnte. Denn keine der in der Bibel genannten Voraussetzungen war erfüllt, nichts stimmte mit der in Gottes Wort beschriebenen Konstellation überein.
    Oder denken wir an die Zeit des „kalten Krieges". Viele hatten damals die Be-fürchtung, die Sowjetunion werde eines Tages ganz Europa überrollen und beherrschen oder ein Atomkrieg zwischen den Supermächten werde das Leben in Europa und anderen Teilen der Welt auslöschen. Wer die Prophetie kannte. wusste es besser. In dem in der Bibel klar gezeichneten endzeitlichen Bild hatten solche Szenarien einfach keinen Platz. Wer die Prophetie kennt, liest die Tageszeitung gelassener.
  7. Die Erwartung der Wiederkunft unseres Herrn ist ein starker geistlicher Impuls für unser tägliches Leben als Christen. Denn die Beschäftigung mit den künftigen Dingen macht uns diese vertrauter, wir leben mehr mit diesen Fakten. In dem Maße, wie die Entrückung der Gläubigen und das Leben im Vaterhaus für uns nicht mehr entfernte, eher vage Vorstellungen sind, sondern konkrete, für die nächste Zukunft erwartete Ereignisse, in dem Maße werden sie auch unser Leben im Alltag prägen. Und die Dinge in unserem Leben, die im Licht dieser sich in unserer Zeit erfüllenden Prophetie keine Bedeutung haben, werden ihren Stellenwert verlieren.