Bibel praktisch

Die Ernte ist groß

Nachdem der Herr Jesus bereits Seine zwölf Jünger ausgesandt hatte, „das Reich Gottes zu predigen und die Kranken gesund zu machen" (Lk 9), „bestellte der Herr auch siebzig andere" (Lk 10). Hierbei handelt es sich um ein abschließendes Zeugnis an Israel. Auch wenn es das letzte Mal sein sollte - Seine Geduld und Gnade diesem Volk gegenüber lässt diese Boten ausziehen.

Wohin sendet der Herr der Ernte nun Seine Diener? Er sagt es selbst: „Siehe, ich sende Euch wie Lämmer inmitten von Wölfen" (Lk 10,3). Damit kennzeichnet der Herr Jesus den Zustand des Volkes Israel. Was hatten Seine Boten nun zu erwarten? Nichts anderes als auch Er bisher erlebt hatte: Widerstand und Ablehnung von seiten böser Menschen.

In diesem Zusammenhang spricht der Herr Jesus davon, dass die Ernte groß sei, ja, dass sogar zu wenige Arbeiter vorhanden seien. Wie ist das möglich? Steht das nicht im Gegensatz zu der Tatsache, dass der größte Teil Seines Volkes Seine Botschaft ablehnen würde? - Die Antwort liegt darin, dass der Herr Jesus nicht auf die Bosheit der Menschen sah, sondern die Macht der Gnade Gottes vor Augen hatte. Er wusste genau, in welchem Zustand Seine Umgebung war. Aber Er war nicht wie Elia, der es nötig hatte, an die Siebentausend erinnert zu werden, die ihre Knie nicht vor dem Baal gebeugt hatten (1. Kö 19,18). Nichts konnte den Heiland aufhalten, nach seinen verlorenen und zerstreuten Schafen zu suchen. Er wollte sogar sein Leben lassen, damit keines von ihnen verloren ginge.

Für den Herrn Jesus war jede einzelne Seele wertvoll. Das illustriert besonders beeindruckend das vierte Kapitel des Johannesevangeliums. Er zieht durch Samaria und, ermüdet von der Reise, setzt Er sich an die „Quelle Jakobs". Er möchte eine Sünderin treffen, um ihr das Wasser des Lebens anzubieten. Nach einer längeren Unterhaltung öffnet sie dem Heiland der Welt ihr Herz. Sie hat sich selbst im Licht Gottes erkannt und lässt nun ihren Krug stehen, um auch anderen von Ihm zu berichten. - War das nicht eine besondere Freude für den Herrn Jesus? Zweifellos. Als die Frau nämlich in die Stadt gegangen war, sagt Er zu Seinen Jüngern: „Hebt eure Augen auf und schaut die Felder an, denn sie sind schon weiß zur Ernte" (Joh 4,35). Eigentlich war es nur eine Frucht, die Er „auf den Feldern" gefunden hatte. Doch diese eine Frucht war ihm so kostbar, dass es für Ihn wie eine große Ernte war. Seine Freude war so groß, als hätte ganz Jerusalem Ihn aufgenommen.

Sind unsere Blicke genauso geöffnet für die große Ernte, oder sehen wir nur die „Übriggebliebenen" und die Ablehnung der Menschen in unserer Umgebung? Wie schön wäre es, wenn der Herr der Ernte auch uns als Arbeiter aussenden könnte zu Seiner und unserer Freude. Denn „der da erntet, empfängt Lohn und sammelt Frucht zum ewigen Leben, damit beide, der da sät und der da erntet, zugleich sich freuen"(Joh 4,36).