Basics

Hohn, Schmähung, Schmach - Biblische Begriffe

In der hebräischen Sprache findet sich ein Wort (Substantiv: cherpah, als Verb: charaph), das in den verschiedenen Übersetzungen der Heiligen Schrift durch Begriffe wie Hohn, Schmach, Schmähung oder die entsprechenden Verbformen schmähen, höhnen, verhöhnen wiedergegeben wird; allgemein gesprochen ist es das, was jemand schwere Schande bereitet, was jemand mit Schimpf und Schande bedeckt. Hohn oder Schmach können ihre Ursache darin haben, dass man Gott gegenüber treu ist - oder aber auch, dass man Ihm untreu ist.

Die beiden ersten eingerahmten Leit-verse sprechen von Hohn und Schmä-hung, die die Antwort von Menschen auf den völlig treuen und gehorsamen Weg des Herrn Jesus waren. Er war gerade wegen dieser absoluten Treue „der Menschen Hohn und der vom Volk Verachtete" (Ps 22,6). Viele andere Verse sprechen im Alten Testament in dieser Weise von Ihm. Er erfuhr hier auf der Erde die ganze Verachtung und den Spott der Menschen, den sie Gott gegenüber in ihren Herzen hatten. Darüber hinaus lachten sie Ihn wegen seines Vertrauens auf Gott aus: „Er vertraute auf Gott, der rette ihn jetzt, wenn er ihn begehrt; denn er sagte: Ich bin Gottes Sohn. - Auf dieselbe Weise aber schmähten ihn auch die Räuber..." (Mt 27, 43.44). Der Herr erduldete diesen Hohn still und ohne sich dagegen zu weh-ren. Das blieb nicht ohne Eindruck auf einen der beiden Räuber: „Einer aber der gehängten Übeltäter lästerte ihn ... Der andere aber antwortete und wies ihn zurecht und sprach: Auch du fürchtest Gott nicht, da du in demselben Gericht bist? - und wir zwar mit Recht, ... dieser aber hat nichts Ungeziemendes getan" (Lk 23,39-41). Der Herr erduldete Hohn und Schmach, die Ihm ungerechterweise entgegengebracht wurde. Es gab dafür nicht den geringsten Anlass. Aber Er ertrug alles, um Gott zu ehren und um durch sein Werk am Kreuz Menschen zu erretten und zu Gottes Kindern zu machen. Er ist in allen Beweggründen und allem Handeln der Vollkommene.

Andererseits war auch die Schmähung, die manche treue gläubige Männer im Alten Bund erfuhren, ungerecht. David wurde ungerecht von seinem Bruder Eliab ge-schmäht, als er in Gehorsam den Auftrag seines Vaters ausführte (1. Sam 17,28.29). Er wendet sich daraufhin nur ab. Später, als der Philister Goliath das Volk Israel bedroht und Gott verhöhnt, tritt David besonders wegen dieser Verhöhnung Gottes gegen ihn an und besiegt ihn (1. Sam 17,45).

Mose, von dem der letzte oben angeführte Vers spricht, ist offenbar wegen seiner Entscheidung für das Volk Gottes und gegen das zwar angenehme, fürstliche, aber sündige Leben in Ägypten verspottet und mit Schimpf und Schande bedeckt worden. Die Schmach, die er höher bewertete, war die „Schmach des Christus" weil es eine Schmach von demselben Charakter war wie die, die Christus erduldete: Er erduldete sie um des Volkes Gottes willen.

In der Zeit der Apostel und später haben die frühen Christen Schmähungen erdul-det: ... indem ihr einerseits sowohl durch Schmähungen als auch Drangsale zur Schau gestellt wurdet" (Heb 10,33). Den großen Christenverfolgungen unter verschiedenen römischen Kaisern (Nero, Domitian, Aurelius, Diokletian u. a.) gingen fast immer auch Verhöhnung, Spott und Verleumdung voraus. Dass aber Treue und Gehorsam dem Wort Gottes gegenüber auch heute noch Schmach und Hohn bringen können, hat vielleicht mancher unserer Leser auch schon erfahren. Denn auch für uns heute gilt das Wort: „Deshalb lasst uns zu ihm hinaus-gehen, außerhalb des Lagers, seine Schmach tragend" (Heb 13,13). Konsequentes Verhalten des Glau-bens, mit dem wir uns auf die Seite des Herrn Jesus stellen, der immer noch - seit langem auch in der allgemeinen Christenheit - verworfen und verachtet wird, wird dem Einzelnen und den Gläubigen gemeinsam Schmach eintragen.

 

Auf der anderen Seite kann es aber auch zu Schmach und Hohn kommen, wenn das Volk Gottes untreu ist. Diese Erfahrung haben die Kinder Israel sehr deutlich machen müssen. Die Propheten sprechen diese Erfahrung deutlich aus: ... denn wegen unserer Sünden und der Missetaten unserer Väter sind Jerusalem und dein Volk zum Hohne geworden allen denen, die uns umgeben" (Dan 9,16). „Schmach lastete auf ihnen" (Zeph 3,18). Und das, was Daniel zu seiner Zeit deutlich und mit Trauer bekannte, wird auch das Volk Israel einmal erkennen und bekennen. Sie werden die Schmähung und die Schmach, die sie erdulden mussten, erkennen als eine Folge ihrer Untreue Gott gegenüber besonders in der Zurückweisung, Verwerfung und Verachtung ihres Messias. Dann wird Gott „die Schmach seines Volkes" von der ganzen Erde hinwegtun (Jes 25,8). Herrliche Segnungen werden die Folge sein, wenn der Herr Jesus als der Messias in ihrer Mitte wohnen wird.

Einige Fragen richten sich jedoch auch an uns persönlich: Bin ich bereit, um meines Herrn willen Schmach zu tragen? Folge ich meinem Herrn entschieden, so dass es geschehen kann, dass ich seinetwegen Schmach trage? Oder werde ich vielleicht wegen meines lauen und lässigen Verhaltens mit den Worten geschmäht: Wie bitte, du bist ein Christ?? oder: Sag mal, du willst ein Christ sein? - Vielleicht müssen wir uns manchmal schämen.