Auf und ab - ist das normal
Auf und ab - ist das normal?
Wem ist das noch nicht aufgefallen? Es geht immer wieder hinauf und hinab. Ich denke jetzt nicht an das Leben im Allgemeinen, sondern an das Leben eines Gläubigen. Es scheint keinen Stillstand zu geben, weder auf den „Höhen" noch im ,,Tal" (Gott sei Dank!). Ist dieses Auf und Ab etwas Normales oder muss man etwas dagegen unternehmen? Besonders Jungbekehrte stehen häufig vor dieser Frage. Es ist oft schwierig zu begreifen, dass unsere Gemeinschaft mit dem Herrn Schwankungen unterliegt ,dass auf freudige Zeiten oft notvolle folgen. Irgendwann gewöhnt man sich vielleicht an diesen Ablauf. Befindet man sich im Tal, tröstet man sich damit, dass es bisher stets irgendwann wieder aufwärts gegangen ist, und wartet geduldig ab. Erlebt man dagegen einen ,,Höhenflug", hat man schon wieder Angst vor dem ,,Absturz". Am Anfang hält man sich vielleicht für den Einzigen, dem es so ergeht, und denkt, andere Christen hätten das im Griff. Wagt man schließlich jemand anzusprechen, stellt man mit Erstaunen (und ein wenig Erleichterung) fest, dass es anderen ähnlich ergeht. - Wie soll man also mit diesem Problem umgehen? Was sagt die Bibel dazu? Berichtet sie über vergleichbare Erfahrungen? Man wird ziemlich schnell feststellen, dass viele biblische Personen Ähnliches erlebten: Mose, David, Salomo und andere. Ich möchte an zwei Beispielen zeigen, dass es sich dabei um Erscheinungen handelt, von denen das Wort Gottes also deutlich berichtet.
Die erste Begebenheit gehört zur Wüstenwanderung des Volkes Israel. Es hatte Agypten verlassen und war nun in der Wüste. Drei Tage fanden sie kein Wasser (2. Mo 15,22ff.). Es war Gottes Führung, die sie dahin gebracht hatte.
Aber Gott wollte sie natürlich nicht quälen. - Wenn wir im Leben eine Durststrecke zurückzulegen haben, dann kann Gott sie benutzen, um beispielsweise unser stark ausgeprägtes Selbstbewusstsein zu zerbrechen, um uns beizubringen, was es heißt, in allem von Ihm abhängig zu sein. Er will uns durch die Not ins Gebet treiben und uns auf diese Weise näher zu sich ziehen. Ganz allgemein gesagt, möchte Er sich an uns verherrlichen, indem Er uns lehrt, dass Er allein fähig ist, unseren Mangel auszufüllen. Würden wir niemals Mangel oder Not erleben, hätte Gott gar nicht die Möglichkeit, uns den Reichtum seiner Gnade, Weisheit und Liebe zu zeigen. Diese Lektionen sollte auch das Volk Israel lernen, das war ja nach 5. Mose 8,2-6 der Zweck der Wüstenreise. Wie groß muss die Erleichterung gewesen sein, als das bittere Wasser von Mara süß wurde. Die nächste Station der Israeliten war Elim (V. 27). Eine richtige Oase mit zwölf Wasserquellen und 70 Palmbäumen. Dazwischen aber lag die Aufforderung Gottes, Ihm sehorsam zu sein (V. 26).In dieser Reihenfolge geht Gott oft auch in unserem Leben vor.
Zuerst Mara. Wir müssen ohne Wasser durch die Wüste ziehen, oft ohne unser Verschulden. Anstatt aber auf Gott zu vertrauen, ergreifen wir selbst die Initiative. Wir suchen uns unsere Quellen selbst, um dann enttäuscht feststellen zu müssen, dass sie bitter sind. Das bittere Wasser genügt aber meistens noch nicht, um uns klar zu machen, was richtig gewesen wäre. Statt dessen murren wir lieber. Doch dann, wenn wir so richtig „am Ende" sind, erweist Gott uns seine Gnade. Es gibt zwei Wege, auf denen man mit seinem „Latein zu Ende" kommen kann. Entweder bringt uns unser Ungehorsam in Situationen, aus denen wir ohne Gottes Hilfe nicht mehr herauskommen, oder Gott führt uns Wege, durch die Er unsere „Ecken und Kanten abschleifen" möchte, damit wir dem Herrn Jesus ähnlicher werden. Beides finden wir in Mara. Es war nicht die Schuld des Volkes, dass sie kein Wasser hatten, aber sie haben sich in dieser Situation nicht richtig verhalten. Dennoch, das Wasser wurde süß, und Gott erinnerte Israel bei dieser Gelegenheit an etwas sehr Wichtiges: an den Gehorsam Ihm gegenüber. Auch wir müssen wohl das ganze Leben lang immer aufs Neue lernen, dass das Maß unseres Gehorsams die Qualität unserer Beziehung zum Herrn bestimmt. Eigentlich wissen wir das, vergessen es aber oft. Deshalb muss Gott uns immer wieder daran erinnern, denn Er möchte uns gern segnen. Wenn wir die Lektion von Mara gelernt haben, die wir nicht überspringen können, dann folgt etwas Wunderbares, Elim, das sehr an Psalm 23 erinnert.
Verstehen wir dieses Rauf und Runter" schon ein wenig besser? Jetzt sind wir in Elim, wir sind oben, wir erfreuen uns der Segnungen und der Gemeinschaft mit dem Herrn. Wie lange können wir dort bleiben? Für immer? "Und sie brachen auf von Elim" - also nicht für immer. Gott möchte, dass sich die geistlichen Erfahrungen, die wir an Orten wie Elim machen durften, danach im täglichen Leben auswirken und widerspiegeln. Auch die drei Jünger konnten nicht für immer auf dem Berg der Verklärung bleiben, womit wir beim zweiten Beispiel wären. Der Abstieg ins Tal musste irgendwann erfolgen. Und was fanden sie da unten? Menschliches Elend und Leid. Ein gewaltiger Gegensatz zu dem, was sie gerade auf dem Berg sehen, hören und lernen durften.
Das Prinzip ist klar: Wenn wir so richtig weit ,,unten" sind (und das sind erfahrungsgemäß die Zeiten, in denen wir besonders häufig und ernsthaft beten), dann möchte Gott uns bewusst machen, dass wir selbst die Situation nicht zu ändern vermögen und nur von Ihm Hilfe erwarten können. Man muss allerdings dazusagen, dass die Probleme nicht immer sofort verschwinden, auch wenn wir unsererseits bereits das Nötige getan haben, nämlich Fehler eingesehen, eventuellen Ungehorsam bekannt und vielleicht Verhaltensweisen geändert haben. Die Probleme können bestehen bleiben, sie können sich sogar vergrößern wie beim Volk Israel in Ägypten, nachdem Gott sich offenbart und ihnen versprochen hatte, sie zu erretten (2. Mo 3.7.8). Das Volk glaubte und betete an (2. Mo 4,31). Etwas Besseres hätten sie nicht tun können. Doch was geschah als Nächstes? Der Pharao erhöhte ihre ohnehin hohe Tagesnorm (2. Mo 5,7.8). Gott hat gewiss seine Gründe dafür, wenn er so mit uns handelt. Wenn wir im Glauben festhalten, dass Gott die Menschenkinder "nicht von Herzen plagt und betrübt" (Klgl 3,33), dann braucht uns das nicht weiter zu beunruhigen. Wie wertvoll sind aber Erfahrungen, die man in solchen Situationen sammelt! Wir lernen sehr viel über uns selbst, wir lernen aber vor allem, dass Gott uns tatsächlich nicht im Stich lässt, auch wenn wir es in der entsprechenden Situation so empfinden mögen. Dadurch reifen wir innerlich, und unser Glaube, unsere Beziehung zum Herrn nehmen an Festigkeit zu.
„Haltet es für lauter Freude, meine Brüder, wenn ihr in mancherlei Versuchungen fallt, da ihr wisst, dass die Bewährung eures Glaubens Ausharren bewirkt" (Jak 1,2f.) - „Das Ausharren aber [bewirkt] Bewährung, die Bewährung aber Hoffnung, die Hoffnung aber beschämt nicht, denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen" (Röm 5,4f.). Wenn wir das in unsere Herzen aufgenommen haben, dann werden wir bewusst erleben, wie „verschwenderisch" Gott uns manchmal mit Liebesbeweisen und Segnungen unterschiedlicher Art überschüttet. Dann sind wir gewissermaßen in einer Oase und können viel Kraft schöpfen. Dabei gilt es dann, so viel wie möglich mitzunehmen, um nötigenfalls auch anderen beizustehen, die nicht so viel mitgenommen haben. Je öfter wir solche Erfahrungen machen dürfen, desto größer wird unser Vertrauen zu Gott, der bei uns und für uns ist und uns unbeint liebt, selbst wenn auf unserer Seite das Bewusstsein dieser Liebe und die Freude darüber zuweilen recht schwach sind. Welch einen Gott und Vater haben wir doch!
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