Bibelstudium

5. Mose 1, 1 - 4, 43 - Bibelstudium (Teil 1)

In dieser Ausgabe beginnen wir in der Reihe kurzer Einführungen zu einzelnen Bibelbüchern mit dem fünften Buch Mose. Bitte lest diese Einführung gemeinsam mit dem Bibeltext und bittet Gott, dass Er euch sein Wort auftut und lebendig macht. - Fragen, die beim Lesen entstehen, versuchen wir gern zu beantworten.


Einführung in das 5. Buch Mose - Teil 1 (Kap. 1,1 - 4,43)

Einteilung des 5. Buches Mose

  1. Einleitende Worte (1,1-4)
  2. Die erste Rede Moses - Rückgriff auf geschichtliche Ereignisse (1,5 - 4,43)
  3. Die zweite Rede Moses (4,44 - 26,19); bestehend aus
    a) Erinnerungen an das Gesetz vom Sinai (4,44 - 5,33)
    b) Die großen Gebote und Warnungen (6,1 - 11,32)
    c) Einzelbestimmungen (12,1 - 26,19)
  4. Die dritte Rede Moses (27,1 - 28,69)
  5. Die vierte Rede Moses - Zusammenfassung der Bundesbestimmungen (29,1 - 30,20)
  6. Letzte Ereignisse im Leben Moses (31,1 - 34,12)
    a) Worte an Josua, den zukünftigen Führer des Volkes - Ubergabe des Gesetzes (31,1-29)
    b) Das Lied Moses (31,30 - 32,47)
    c) Vorbereitungen auf den Tod Moses (32,48-52)
    d) Moses Segen über die zwölf Stämme Israels (33,1-29)
    e) Moses Tod (34,1-12)

Einleitung

Das 5. und letzte Buch Mose hat seinen völlig eigenen Charakter. So wie das 1.

Buch Mose das Buch der Anfänge ist, das die Schöpfung und den Sündenfall beschreibt, dann die Zeit vor der Flut und das Leben der großen Patriarchen, das 2. Buch die Befreiung des Volkes aus Ägypten und die Wohnung Gottes in seiner Mitte, das 3. Buch die Opfer und vor allem Vorschriften im Blick auf das Wohnen Gottes inmitten des Volkes, das 4. Buch die Wüstenreise, so finden wir im 5. Buch Reden Moses im Blick auf den unmittelbar bevorstehenden Eintritt in das verheißene Land. Mose hat diese Reden innerhalb weniger Wochen kurz vor seinem Tod gehalten und niedergeschrieben (vgl. 31,24). Am Ende dieses Buches wird in Kapitel 34 kurz sein Tod beschrieben, wahrscheinlich von Josua aufgezeichnet.

Das 5. Buch Mose beginnt mit dem Hin-weis, dass die Worte Moses in diesem Buch für ganz Israel bestimmt waren. Eigentlich hätte die Reise durch die Wüste nur 11 Tage zu dauern brauchen, denn vom Horeb, dem Berg der Gesetz-gebung, bis Kades-Barnea, dem südlichsten Punkt des Landes Israel, von wo aus das Volk das Land damals erobern sollte (4. Mo 13), waren es nur etwa 250 km. Der Ungehorsam des Volkes führte jedoch zu dieser langen Reise von fast 40 Jahren. Und während dieser vielen Jahre hatte das Volk ausreichend Gele-genheit, den eigenen Ungehorsam, aber auch die treue Fürsorge Gottes kennen zu lernen. Die Belehrungen des 5. Buches Mose laufen auf die wichtige Frage hinaus: Wird das Volk aus den Lektionen der Wüstenreise lernen und im Land gehorsam sein oder nicht?

Wir wissen die Antwort. Es gab nur einen, dessen ganzes Leben eine klare und eindeutige Antwort auf diese Frage war: unser Herr Jesus Christus. Daher ist es auch nicht von ungefähr, dass Er bei den großen Versuchungen den Teufel jeweils mit einem Zitat aus dem 5. Buch Mose zum Schweigen brachte (Mt 4,1-11).

 

Moses erste Rede

Mose beginnt seine erste Rede mit dem Hinweis auf die damalige Aufforderung Gottes an sein Volk, sich vom Horeb aufzumachen und das den Patriarchen Abraham, Isaak und Jakob wiederholt verheißene Land - das immer wieder in diesem Buch erwähnt wird - in Besitz zu nehmen. Auch erwähnte er, dass er dem Volk seinerzeit gesagt hatte, dass er allein dieses zahlreiche Volk nicht tragen könne. Was wir in 2. Mose 18,13-27 nicht erfahren, erfahren wir aber hier: Die eigentliche Ursache für das Einsetzen der Obersten war das üble Verhalten des Volkes Israel: „Wie könnte ich allein eure Bürde und eure Last und euren Hader tragen?" (1,12). Das erlöste Volk erwies sich als ein hartnäckiges Volk. Daher sollten sie sich „weise und verständige und bekannte" Männer aussuchen, die als Streit unter dem Volk war die Arbeit der Rechtsprechung für Mose allein nicht zu bewältigen.


Kennzeichnende Begriffe des 5. Buches Mose

  • Liebe oder lieben
    (21x; 7× Gottes Liebe zu den Menschen, 14x die Liebe des Menschen zu Gott)
  • Beachten der Gebote (27x)
  • Dienst oder dienen 
    (10× gegenüber Gott, 19x gegenüber den Götzen, 4x gegenüber Menschen)
  • ganz 
    (86x - u.a. 15x das ganze Volk, 8x das ganze Gebot, 9x mit ganzem Herzen, 9x mit ganzer Seele, 1x mit ganzer Kraft, 3x der ganze Weg)

Danach kommt Mose auf die Aussen-dung der 12 Kundschafter zu sprechen. Aus 4. Mose 13 hat man den Eindruck, als wäre die Aussendung allein von Gott ausgegangen, hier hingegen erfahren wir, dass es das Volk war, das zu Mose trat und Männer als Kundschafter aussenden wollte (1,22). Die eigentliche Ursache dazu war mangelndes Vertrauen auf Gott. Mose stimmte dem Plan zu. Trotz der guten Nachrichten über das Land wollte das Volk dann nicht hinaufziehen. Sie sagten sogar: „Weil der HERR uns hasste, hat er uns aus dem Lande Ägypten herausgeführt..." (1,27). Was für eine unsinnige Aussage! Trotz aller Ermutigungen und Hinweise Moses auf die Treue Gottes glaubte das Volk in dieser Sache jedoch nicht. Als sie schließlich ihre Sünde bekannten - dies taten sie oft leider nur sehr oberflächlich - und hinaufziehen wollten, ließ Gott ihnen sagen, dass sie das nicht tun sollten. Trotzdem zogen sie hinauf - wären sie doch wenigstens jetzt gehorsam gewesen! - und erlitten eine schwere Niederlage. Das anschließende Weinen vor Gott hatte in diesem Fall keinen Wert.

Welch negatives Bild zeichnete Mose von dem Volk! Gehorsam und Glaube fehlten völlig. Hatte das Volk nicht alles verspielt? Die entscheidende Frage ist: Welche Konsequenzen würde eine neue Generation aus diesen Belehrungen ziehen? Würde sie Gott glauben und gehorsam sein, oder würde sie die Fehler ihrer Väter wiederholen?


Israels Reise durch das Ostjordanland

Die vielen Jahre der weiteren Wüsten-reise übergeht Mose hier mit Schweigen. In Kapitel 2 lässt er einige Ereignisse Revue passieren, die ab 4. Mose 20, 1 4ff. beschrieben werden und demnach im 40. Jahr der Wüstenreise stattgefunden hatten. Trotz all des rebellischen Verhaltens Israels hatte Gott sein Volk nicht aufgege-ben. Auch jetzt noch hatte Er sie geführt und ihnen klare Anweisungen gegeben. Die erste Anweisung bezog sich auf die Edomiter, die Nachkommen Esaus. Israel sollte nicht von sich aus gegen die Edomiter oder irgendein anderes Volk Krieg führen, sondern nur gegen die Völker, die Gott dazu bestimmt hatte. Gott hatte sein Volk gesegnet und würde es auch weiterhin tun, sie brauchten sich nicht durch Kriege zu rächen oder zu bereichern. Sie brauchten nur das zu tun, was Gott ihnen sagte. Das üble Verhalten Esaus wird hier mit keinem Wort erwähnt (vgl. 4. Mo 20,20.21). Hier wird ein wichtiger Grundsatz deutlich: Falsches Verhalten anderer berechtigt uns niemals zum Ungehorsam gegenüber Gott.

Danach war Israel zum Land Moab gekommen. Auch hier hatte Gott die Anweisung gegeben, dass Israel Moab nicht bekriegen sollte. Sie waren dann weitergezogen über den Fluss Sered. An dieser Stelle erwähnte Mose die traurige Tatsache, dass alle wehrtüchtigen Männer über 20 Jahren in den 38 Jahren der Wüstenwanderung tatsächlich umgekommen waren (mit Ausnahme von Josua und Kaleb). Damit unterstrich er die Tatsache, dass er nun zu einer neuen Generation sprach, die für die Ereignisse damals nicht verantwortlich war. - Schließlich sollten die Kinder Israel auch die Kinder Ammon (ebenso wie die Moabiter Nachkommen Lots; vgl. 1. Mo 19,37.38) nicht bekriegen; auch Ammons Gebiet würde Gott ihnen nicht geben. Wie übel auch das Verhalten Edoms, Moabs oder Ammons war, Gott bestimmte nicht nur das Gebiet der einzelnen Völker (5. Mo 32,8), sondern auch die Zeit, die sie darin wohnten.


Israels Eroberung der Gebiete der Könige Sihon und Og

Nun berichtet Mose davon, wie Israel zu dem Gebiet von zwei Königen gekommen war, die Gott in die Hände seines Volkes geben wollte. Zuerst hatten sie Boten zu Sihon, dem König von Hesbon, gesandt. Er sollte sie durch sein Land ziehen lassen, doch Sihon wollte nicht. Gott verhärtete ihn, weil Er ihn richten wollte. Israel war daraufhin gegen diesen Feind gezogen und hatte ihn besiegt: „Alles gab der Herr, unser Gott, vor uns dahin" (2,36). In diesem Fall war das Vorgehen des Volkes in völligem Einklang mit dem Willen Gottes.

Als das Volk weitergezogen war in Richtung Norden, östlich vom See Genezareth, war ihnen Og, der König von Basan, von sich aus entgegengekommen. Auf Gottes Geheiß hin hatte Israel diesen König geschlagen, so dass kein Entronnener übrigblieb. Alle Bewohner hatten sie getötet, die Beute für sich genommen und anschließend die Gebiete dieser Könige eingenommen. Diese wurden das Erbteil der beiden Stämme Ruben und Gad und des halben Stammes Manasse. Mose lässt hier die Tatsache unerwähnt, dass die 2½ Stämme sich dieses Erbteil erbeten hatten, worüber er anfänglich sehr erzürnt gewesen war (4. Mo 32,1). Er hatte ihnen dieses Erbteil jedoch nicht gegeben, ohne sie auf ihre Pflicht hinzu-weisen, den übrigen 9½ Stämmen bei der Besitznahme des Landes auf der anderen Seite des Jordan zu helfen. Der Sieg über die beiden Könige Sihon und Og war ein Beispiel dafür, wie Gott dem Volk auch in Zukunft bei der Eroberung des Landes den Sieg geben würde.


Mose darf das Land nicht betreten

Kapitel 3 endet mit dem Hinweis darauf, wie sehr Mose gewünscht hatte, das Land betreten zu dürfen. Im Blick auf den Sieg über diese beiden Könige sagte er die ergreifenden Worte: „Herr, Herr! du hast begonnen, deinem Knechte deine Größe und deine starke Hand zu zeigen; denn welcher Gott ist im Himmel und auf der Erde, der tun könnte gleich deinen Werken und gleich deinen Machttaten?" Konnte Gott seinen Plan mit ihm nun nicht doch noch ändern? Offensichtlich hatte er Gott mehrmals darum gebeten. Wenn auch die Ursache für die Sünde Moses bei dem Volk lag - Mose hatte zweimal auf den Felsen geschlagen, statt zu ihm zu sprechen -, so hatte sein Ungehorsam doch diese Konsequenzen: Gott blieb dabei, dass Mose das Land nicht betreten sollte; allerdings sollte er es kurz vor seinem Tod vom Pisga aus sehen (Kap. 34).


Eindringliche Aufforderung zum Gehorsam gegenüber dem Gesetz

Die Kapitel 1-3 sind eine passende Einführung in das gesamte 5. Buch Mose. Der große Gesetzgeber hatte dem Volk in Kapitel 1 anhand von Beispielen die Folgen des Ungehorsams vor Augen gestellt und in Kapitel 2 und 3 die Folgen des Gehorsams. Nun fordert er sie in Kapitel 4 eindringlich auf, die Satzungen und Rechte zu tun, damit sie (a) leben, (b) in das Land hineinkommen und es (c) in Besitz nehmen würden. Alles hängt vom Gehorsam ab!

Und dabei würde es sehr wichtig sein, das Wort Gottes in keiner Weise zu verändern: weder etwas hinzufügen noch etwas davon wegnehmen. Die Gefahr des Hinzufügens wird zuerst genannt! Danach die Gefahr des Wegnehmens. So findet sich auch öfter in Gottes Wort die Ermahnung, weder nach rechts noch nach links abzuweichen. Beide Gefahren wiegen in den Augen Gottes gleich schwer.

Das 4. Kapitel stellt uns vor allem drei große Gefahren für das Volk Israel vor Augen. Und diese Gefahren sind auch für uns heute tödliche Gefahren. Wir wollen sie noch einmal betonen:

  1. Ungehorsam
  2. dem Wort etwas hinzufügen oder davon wegnehmen
  3. Götzendienst

Diese Gefahren beginnen im Herzen und sind für andere zunächst nicht sichtbar.

 

Zusammenfassung von 5. Mose 4

  1. Eindringliche Aufforderung zum Gehorsam gegenüber dem Gesetz - dem Wort nichts hinzufügen oder davon wegnehmen - Warnung vor Götzendienst durch den Hinweis auf das Gericht an den Israeliten, die am Götzendienst der Moabiter teilgenommen hatten (V. 1-4)
  2. Mose war treu in der Weitergabe des Gesetzes, das er von Gott empfangen hatte - die Beachtung des Gesetzes würde ihre Weisheit und ihr Verstand sein vor den Augen der Völker - kein Volk hat einen Gott, der ihm so nahe ist wie Israel, und solche gerechten Satzungen und Rechte - Warnung vor Vergessen des Gesetzes (V. 5-9)
  3. Erinnerung an den Tag der Gesetzgebung: Das Volk hörte die Stimme Gottes, sah aber keinerlei Gestalt - daher erneut eindringliche Warnung vor der Anfertigung von Götzenbildern, die irgendwelche Menschen oder Tiere darstellen (V. 10-20)
  4. Hinweis darauf, dass Mose nicht mit dem Volk in das Land einziehen würde, daher nochmalige Warnung vor dem Götzendienst - außerdem ist Gott ein eifernder (o. eifersüchtiger) Gott (V. 21-24)
  5. Erneute Warnung vor Götzendienst, insbesondere auch nachfolgender Generationen, und Strafandrohung bei Nichtbeachtung: Vertreibung aus dem Land und Vertilgung (V. 25-28)
  6. Verheißung der Errettung seitens Gottes bei Buße - dann wird das Volk gehorchen - Gott ist ein barmherziger Gott (V. 29-31)
  7. Seit der Erschaffung des Menschen hat es kein Volk gegeben. das die Stimme seines Gottes gehört hat und auf solch eine einzigartige Weise aus der Knechtschaft (Ägyptens) herausgeführt wurde (V. 32-38)
  8. Das Volk soll erkennen, dass es keinen anderen Gott gibt als den HERRN - daher unbedingter Gehorsam zum Segen der Israeliten und ihrer Kinder (V. 39.40)
  9. Die Zufluchtsstädte im Ostjordanland (V. 41-43)

Gehorsam und Liebe zu Gott und seinem Wort sind eine Sache des Herzens und echter Zuneigung. Gehorsam und Liebe sind übrigens untrennbar miteinander verbunden.

Wir wollen uns abschließend an die Worte des Herrn Jesus erinnern, die Er seinen Jüngern an dem letzten Abend vor seinem Sterben in Johannes 14,21.23.24 sagte:

 

Literaturhinweise

  1. Darby, J.N., Betrachtungen über das Wort Gottes - 1. Mose bis Ruth, Ernst-Paulus-Verlag, Neustadt
  2. Heijkoop, H.L., Aus dem Wort der Wahrheit - Gesammelte Vorträge, Band 2, Themen aus 4. und 5. Mose, Christliche Schriftenverbreitung, Hückeswagen
  3. Kelly, W., Lectures on the Pentateuch, H.L. Heijkoop, Winschoten (sehr empfehlenswert)
  4. Mackintosh, C.H., Gedanken zum 5. Buch Mose, Christliche Schriftenverbreitung, Hückeswagen
  5. Remmers, A., Das Alte Testament im Überblick, Christliche Schriftenverbreitung, Hückeswagen