So bade dich und salbe dich
So bade dich und salbe dich ...
Und Noomi, ihre Schwiegermutter, sprach zu ihr: Meine Tochter, sollte ich dir nicht Ruhe suchen, dass es dir wohl gehe? Und nun, ist nicht Boas, bei dessen Mägden du gewesen bist, unser Verwandter? Siehe, er worfelt diese Nacht auf der Gerstentenne. So bade dich und salbe dich und lege deine Kleider an, und gehe zur Tenne hinab; lass dich nicht von dem Manne bemerken, bis er fertig ist mit Essen und Trinken. Und es geschehe, wenn er sich niederlegt, so merke den Ort, wo er sich hinlegt, und gehe und decke auf zu seinen Füßen und lege dich hin; er aber wird dir kundtun, was du tun sollst. Und sie sprach zu ihr: Alles, was du sagst, will ich tun" (Ruth 3,1-4).
Die wichtigen Personen im Buch Ruth
Das Buch Ruth beschreibt uns in der Hauptsache drei gottesfürchtige Personen, die in der Zeit der Richter lebten, einer Zeit, wo „jeder tat, was recht war in seinen Augen" (Rich 21,25). Wegen einer Hungersnot im Land Israel zog Elimelech mit seiner Familie von Bethlehem nach Moab. Dort starb er. Seine beiden Söhne heirateten moabitische Mädchen. Nach einer Weile starben auch sie. Nach ihrem Tod zog Noomi, die Ehefrau Elimelechs, zusammen mit ihrer Schwiegertochter Ruth zurück nach Israel. Kapitel 1 beschreibt uns Ruth als eine gottesfürchtige Frau, wie ihre ergreifenden Worte in den Versen 16 und 17 zeigen: „denn wohin du gehst, will ich gehen, und wo du weilst, will ich weilen; dein Volk ist mein Volk, und dein Gott ist mein Gott; wo du stirbst, will ich sterben, und daselbst will ich begraben werden. So soll mir der HERR tun und so hinzufügen, nur der Tod soll scheiden zwischen mir und dir!"
Ruth lernt Boas kennen
Im 2. Kapitel begegnet Ruth Boas, einem wohlhabenden Bauern. Beide lernen sich während der Wochen der Ernten recht gut kennen und gegenseitig schätzen. Ruth ist von seinem Wohlwollen ihr gegenüber sehr beeindruckt, Boas seinerseits hat eine hohe Achtung vor ihr; später sagt er, dass viele andere wissen, dass sie eine wackere (rechtschaffene, tüchtige, fleißige) Frau ist. Zweifellos wirkt Gott in den Herzen und weckt gegenseitige Zuneigung bei diesen beiden Menschen, die Er später in der Ehe zusammenfügen wird.
Noomi ist wiederhergestellt
Noomi, nach ihrer Rückkehr aus Moab geistlich wiederhergestellt, erkennt nun Gottes Weg mit Ruth. Wir sehen sie als eine reife ältere Gläubige, die der Geist Gottes zum Segen für andere benutzt. Darum dürfen wir hinter ihrem vordergründigen Verhalten das Wirken des Geistes Gottes sehen. Wie gut, wenn ältere Gläubige jüngeren auf ihrem Glaubensweg helfen können.
Ein Heiratsantrag
Wir wollen nun die ersten Verse von Kapitel 3 ein wenig unter die Lupe nehmen. Noomi will der Ruth „Ruhe suchen". Das bedeutet ganz einfach, dass sie Ruth verheiraten will, damit für ihren weiteren Lebensunterhalt (und ihren eigenen?) gesorgt ist, „dass es dir wohl gehe". Sie weiß, dass Boas nach der abgeschlossenen Erntearbeit in der kommenden Nacht beim Getreidehaufen übernachten wird. Nun gibt sie Ruth eine Reihe Anweisungen:
Sie soll
- sich baden
- sich salben
- (die besten) Kleider anlegen
- zur Tenne hinabgehen
- sich nicht bemerken lassen
- sich den Ort merken, wo er sich niederlegen wird
- sich zu seinen Füßen niederlegen
- Acht geben auf das, was Boas ihr sagen wird
Mancher mag denken: Na, das geht wohl nicht mit rechten Dingen zu. Ich glaube aber durchaus nicht, dass in dem Verhalten Noomis und Ruths irgendetwas Anstößiges lag. Solch ein Heiratsantrag mag uns heute befremden, für die Menschen zu damaliger Zeit war das mit Sicherheit nicht befremdend.
Die Anwendung auf uns als Christen
Was bedeutet dieser Heiratsantrag? Wir wollen uns nun einmal mit der geistlichen Anwendung auf uns persönlich befassen:
Ruth war bereits in Kapitel 1 eine Gläubige; in Kapitel 2 lernte sie Boas kennen. Schließlich kam es zu einer engen Verbindung zwischen ihr und Boas (Kap. 3 und 4). Und genau das können wir auf das Leben eines Gläubigen anwenden: Er kommt zum Glauben, lernt den Herrn Jesus zunehmend besser kennen, und schließlich wächst die Hingabe und kommt es zu einer festen Verbindung zwischen ihm und dem Herrn. Diese Beziehung ist im Wesentlichen eine Beziehung der Liebe. Nicht von ungefähr benutzt Gottes Wort für das Verhältnis der Liebe zwischen dem Herrn und den Seinen das Bild eines Bräutigams und einer Braut, das Bild von Mann und Frau. Und dieses Bild der Ehe ist auch auf jeden einzelnen Gläubigen in seinem Verhältnis zu seinem Herrn anwendbar.
Was hindert uns eigentlich, in diese innige Beziehung zu dem Herrn zu kommen?
Die einzelnen Schritte
1. So bade dich
Das erste Hindernis für die Gemeinschaft mit dem Herrn ist Schmutz, ist Sünde. Vielleicht hat sich bei dir da einiges angesammelt, oder? Musst du möglicherweise einmal richtig aufräumen? Echt deine Sünden bekennen, beim Namen nennen, damit du Vergebung und Reinigung erfährst (vgl. 1. Joh 1,9)? Dem Herrn kann man nur begegnen, wenn man sich selbst beurteilt und Sünde richtet (vgl. 1. Kor 11,31).
2. Salbe dich
Danach soll Ruth sich salben. Die „Salbung von dem Heiligen" bedeutet in 1. Johannes 2,20 den Empfang des Heiligen Geistes. Wenn du von Herzen bekehrt bist, deine Sünden bekannt und das Evangelium angenommen hast, hast du auch den Heiligen Geist empfangen (Eph 1,13; 2. Kor 1,21.22). Doch die Frage ist, ob der Geist Gottes auch ungehindert in deinem Leben wirken kann. Kann Er sein Werk der Heiligung tun? Das Wirken des Geistes im Leben eines Gläubigen bewirkt einen besonderen „Wohlgeruch" für Christus (vgl. Hld 4,10).
3. Kleider anlegen
Nun soll Ruth Kleider anziehen. Das bedeutet hier, dass sie die besten Kleider anlegen soll, die sie hat. Ein geflügeltes Wort lautet: „Kleider machen Leute". Kleider sind in der symbolischen Sprache der Bibel u. a. Gewohnheiten eines Gläubigen. Im Lauf der Zeit kann sich da so manches Schlechte einnisten, das man selbst gar nicht bemerkt, man hat sich ja daran gewöhnt. Solche Dinge können sogar zu hinderlichen Bindungen führen. Lasst uns nicht zögern, neue Kleider anzulegen (vgl. Kol 3,12ff.). Das beste Kleid ist gerade gut genug für eine Begegnung mit dem Herrn.
4. Zur Tenne hinabgehen
Die bisherigen Aufforderungen sollte Ruth zu Hause erfüllen. Doch nun soll sie gehen, und zwar hinabgehen. Wir wollen die Tenne einmal so deuten, dass sie den Ort veranschaulicht, wo unser Herr das Werk der Ernte vollbracht hat, den Ort, wo Er gestorben ist. Das war für Ihn der Tiefpunkt seiner Erniedrigung (vgl. Phil 2,5-8). Hat Er nicht alles, was für die „Ernte" nötig war, auf dem Kreuz vollbracht? Dort hat Er ausgerufen: „Es ist vollbracht" (Joh 19,30). Es ist der Mühe wert, diesen einmaligen Ort auf der Erde immer wieder im Geist aufzusuchen, um zu sehen, was dort geschehen ist. Beim Betrachten des gestorbenen Herrn werden unsere Zuneigungen zu Ihm aufs Neue geweckt.
5. Sich nicht bemerken lassen
Das ist ein Ort, wo man sich ganz still verhält. - Ruth sollte zuschauen, bis Boas mit Essen und Trinken fertig wäre. In Johannes 4 sprach der Herr davon, was Ihm wichtiger war als Essen und Trinken, nämlich den Willen seines Vaters zu erfüllen (V.34). Nimm dir die Zeit, zuzuschauen, wie der Herr in einzigartiger Weise Gottes Willen erfüllt hat.
6. Sich den Ort merken, wo er sich niederlegen wird
Der Herr wurde vom Kreuz herabgenommen, einbalsamiert und in eine Gruft gelegt. Geh im Geist diesen Weg mit dem gestorbenen Heiland! Denke immer wieder daran: All das hat Er für mich getan (Gal 2,20)! Denke an Ihn, als wäre Er gestern für dich gestorben.
7. Sich zu seinen Füßen niederlegen
Weißt du, was es bedeutet, wenn man jemand etwas zu Füßen legt? Es bedeutet: Das gehört dir; du kannst ab jetzt völlig darüber verfügen. So verkauften die ersten Christen ihre Häuser und Äcker und legten den Preis des Verkauften zu den Füßen der Apostel nieder (Apg 4,34.35.37). Das ist es, worauf unser Herr wartet, dass du und ich uns Ihm völlig hingeben: „Herr, du sollst ab heute ganz und gar über mein Leben verfügen. " Suche einmal die Stellen im Neuen Testament heraus, wo davon die Rede ist, dass wir mitgekreuzigt, mitgestorben, mitbegraben, mitauferweckt sind.
8. Acht geben auf das, was Boas ihr sagen wird
Boas wird aufwachen. Christus ist auferweckt! Kennst du diese lebendige Beziehung zu Ihm als dem auferstandenen Herrn? Lebst du mit Ihm? Dann beachte auch diese letzte Aufforderung Noomis an Ruth: „Er aber wird dir kundtun, was du tun sollst"! Und die Antwort Ruths ist: „Alles, was du sagst, will ich tun.
Junge Menschen fragen immer wieder - und nicht nur sie: „Wie kann ich den Willen des Herrn erkennen?" Hier findest du den Weg. - Es wird nicht lange dauern, und Boas wird zu Ruth sagen: „Alles, was du sagst, werde ich dir tun" (3,11).
Dir zur Verfügung, mein Gott und mein Herr!
Dir zur Verfügung, je länger, je mehr!
Dir zur Verfügung in Freud' und in Leid.
Täglich und stündlich für Jesum bereit.
(Friedrich Traub 1873-1906)
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