Zum Nachdenken
Mein Knecht David
In dem lange währenden Streit zwischen dem Haus Sauls und dem Haus Davids wird Ersterer stets schwächer und der Zweite stärker. So ist es auch im Leben des Gläubigen. In dem Maße, wie er mit dem Herrn lebt, wird er an geistlicher Kraft zunehmen, und das Fleisch wird immer weniger Möglichkeit haben, zur Wirkung zu kommen. Das erfordert möglicherweise einige Zeit.
In Hebron bekommt David sechs Söhne. Es waren keine Jungen, an denen er viel Freude haben sollte. Amnon, Absalom, Adonia, sie würden einmal Davids Vater-herz brechen. Sie wurden in Hebron geboren, das bedeutet, wie bereits gesagt, „Gemeinschaft". Aber der Aufenthalt an einem Platz, der von Gemeinschaft spricht, ist noch keine Garantie dafür, dass alles, was dort geschieht, eine Folge der Gemeinschaft mit Gott ist. Das, was Salomo später zum Fallstrick wurde, nämlich seine vielen Frauen, ist auch David leider nicht fremd. Wenn man „nur" eine Frau hat, ist das zwar auch keine Garantie für eine gute Ehe und dass man Kinder bekommt, an denen man nur Freude hat. Aber die Ehe mit mehreren Frauen war immer gegen den Willen Gottes - wenn auch Gott in der Zeit Israels nicht unmittelbar strafend eingriff - und sorgt in jedem Fall für Probleme.
Je stärker David wird, desto mehr gilt es aufzupassen. Das macht der Bund, den David mit Abner schließt, deutlich. Wir lesen hier nicht, dass David den Herrn fragte, wie er sich auf das Angebot Abners hin verhalten soll. Das Angebot klingt gut, und David erhandelt sich noch den „Vorteil", dass er Michal zurückbekommt. Aber es ist bitter zu sehen, was das für Michals Mann bedeutet. David zeigt sich hier nicht als der von Gott abhängige König. Er ist dabei, das Königtum aus der Hand Abners anzunehmen und nicht aus der Hand Got-tes. Wie schwer ist es doch für mich, den Herrn wirklich immer in allem zu fragen, was Er will, dass ich tun soll, und nicht auf allerlei verlockende Angebote einzugehen, um eine bestimmte Stellung im Volk Gottes zu erlangen. Gott sorgt in Seiner Vorsehung dafür, dass der Feind es nicht fertigbringt. Joab tötet Abner, aber er tut es auf eine ganz gemeine Art. Sein Motiv ist Rache und auch Eifer-sucht. Er nimmt Rache für seinen Bruder Asael, den Abner in ehrlichem Kampf getötet hatte. Er handelt auch aus Eifersucht, da er durch den Bund, den David mit Abner geschlossen hat, seine eigene Position in Gefahr wähnte.
Die Trauer Davids über Abner ist echt. Es war wichtig, dass Israel sah, dass der Mord von Seiten Davids nicht geplant war. Und es ist auch von Bedeutung für mich. Wenn ich irgendwie den Anschein von Parteilichkeit ausräumen kann, muss ich das tun. Nicht, indem ich mich selbst verteidige, sondern indem ich die rechte Haltung zeige. David rühmt Abner und nennt ihn einen „Ober-sten und Großen in Israel". Hier sehen wir wieder dieselbe Gesinnung, die David schon beim Tod Sauls zeigte. Joab zählt er zu den „Söhnen der Ungerechtigkeit" (V. 34). David ist nun gerade König geworden und sieht sich vor eine gewaltige Aufgabe gestellt. Er fühlt sich darin schwach. Im Gegensatz dazu sehen wir Joab, den er „zu hart für mich " nennt. Wie bedeutsam ist das doch, dass da fürsorglich und einfühlsam über das Volk regiert wird und nicht mit harter Hand. Vor kurzem sprach einmal ein Bruder über 1. Chronika 11 und 12. Es traf mich sehr, als er auf die Reihenfolge in 1. Chronika 11,2 hinwies, wo zuerst von David gesagt wird, dass er das Volk weiden, und erst als zweites, dass er Fürst über Israel sein sollte. Die Fürsorge für das Volk Gottes steht an erster Stelle. Verlangen wir danach, es zu tun?
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