Laßt uns aufeinander Acht haben zur Anreizung zur Liebe und zu guten Werken

„Lasst uns aufeinander Acht haben zur Anreizung zur Liebe und zu guten Werken" (Heb 10,24)

Ergänzende Gedanken zum Artikel „Eutychus" in FMN 1/2000

Im Januar sind wir auf den ernsten „Fall" von Eutychus in Apostelgeschichte 20,7-12 aufmerksam gemacht worden. Dabei hat der Schreiber die persönliche Verantwortung von Eutychus hervorgehoben und sie mit einer praktischen Anwendung für uns verbunden.

Zusätzlich zu dem Gesagten scheint es einen weiteren für uns bedeutsamen Punkt zu geben, der das Unglück noch von einer etwas anderen Seite beleuchtet.

Wenn wir die persönliche Verantwortung von Eutychus betont haben, so gibt es auch eine Aufgabe der im Obersaal zusammengekommenen Geschwister. Eutychus hielt sich am Rand der Versammelten auf, er befand sich in einem gefährlichen Zustand (er schlief ein), und er saß an einem gefährlichen Ort (im Fenster, V. 9). Haben die Geschwister das denn nicht bemerkt? War ihnen das völlig entgangen? Sie hätten doch Eutychus nur anzusehen brauchen, um zu bemerken, dass es lediglich eines Moments der Unachtsamkeit bedurfte, und Eutychus würde fallen. Schon beim ersten Anzeichen, als ihm die Augen zuzufallen begannen, hätte jemand aufspringen müssen, um ihm zu helfen. Er selbst hatte schon keine Kraft mehr dazu. Aber da war keiner, der ihn vor der drohenden Gefahr warnte, da war niemand, der ihn vielleicht gegen seinen Willen aus dem Gefahrenbereich herauszog.

Warum nicht? Waren sie zu sehr mit sich selbst und ihren eigenen Problemen beschäftigt? Oder hatten sie gar Sorge, sich den Unwillen von Eutychus zuzuziehen oder seine Abwehr gegen die unerwünschte Hilfe zu spüren? Alle waren völlig überrascht, als das Unglück geschah. Es hätte ja auch sein können, dass Eutychus dankbar für die Hilfe in seiner Not gewesen wäre, aus der er sich mit eigener Kraft nicht mehr befreien konnte.

Ein Beispiel aus dem Alten Testament zeigt uns die Art und Weise, wie eine Gott gemäße Warnung vor sich geht, zu der Er auch seinen Segen geben kann. Als David in eigener Kraft hinaufzog, um an Nabal Rache zu üben, begegnete ihm eine gottesfürchtige Abigail, die ihn von diesem eigenwilligen Weg abbrachte (1. Sam 25). Auch dort waren es nicht seine Begleiter, die ihn abhalten wollten, sondern diese Frau, deren Beispiel wir nachahmen dürfen. Und wie lautete die Antwort Davids? „Gepriesen sei der HERR, der Gott Israels, der dich an diesem Tag mir entgegengesandt hat! ... und gesegnet seiest du, dass du mich heute davon zurückgehalten hast ..." (V. 32.33).

Wie viele Eutychusse müssen noch aus dem Fenster fallen?

Wie viele Eutychusse müssen noch aus dem Fenster fallen, bevor du und ich die Verantwortung, die wir haben, einmal persönlich nehmen?

Wir wollen uns vom Herrn gebrauchen lassen, einen solchen Ausgang abzuwenden und eine Hilfe für andere zu sein. Dazu bedarf es allerdings einer großen Aufmerksamkeit und einer feinen Empfindsamkeit, um die ersten Anzeichen von Gefahr überhaupt zu spüren. Aber wenn wir kein wirkliches Interesse an unseren Mitgeschwistern haben, werden wir auch die geringsten Hinweise nie bemerken. Zudem bedarf es auch eines weisen Vorgehens, das von aufrichtiger Liebe zu den Geschwistern und zum Herrn geprägt ist. Wie in dem Beispiel von Abigail, die David wirklich eine Hilfe sein konnte.

Das möge uns der Herr mehr schenken.