Heilsgewißheit und Befreiung von der Macht der Sünde

Heilsgewissheit

und Befreiung von der Macht der Sünde

Viele Kinder Gottes, die noch nicht lange bekehrt und damit auf dem Weg des Glaubens sind, werden über die Echtheit ihrer Bekehrung verunsichert, weil sie merken, dass sich ihr Leben nicht so radikal verändert hat und sie immer wieder in Sünde fallen. In dieser schwierigen Situation haben sie oft viele Fragen. Einigen dieser Fragen wollen wir hier einmal nachgehen.

1. Da ich mich nicht errettet fühle, die Freude des Heils nicht kenne, nehme ich an, dass ich überhaupt nicht errettet bin.

Dazu ein Beispiel: Ein Junge spielt mit seinen Freunden vor einem Haus Fußball. Dabei geht durch sein Verschulden eine Fensterscheibe zu Bruch. Der Eigentümer ist sofort zur Stelle und fordert unmittelbar die Begleichung des Schadens in Höhe von DM 100,-. Der kleine Fußballer weiß nicht, was er machen soll, und bricht in Tränen aus. Da kommt ein Herr dort vorbei, sieht den Kleinen, hört von der Not und zieht einen Hundertmarkschein aus dem Portemonnaie. Der Junge sieht, wie der Schein den Besitzer wechselt und der Hauseigentümer eine Quittung über DM 100,- ausstellt. Der freundliche Herr gibt diese Quittung dem Jungen und sagt, dass die Schuld bezahlt ist und damit alles erledigt sei. Froh läuft der Junge mit seinen Kameraden nach Hause. Aber plötzlich sagt er - gar nicht mehr fröhlich - zu seinen Kameraden: „Eigentlich bin ich doch schuld an der zerbrochenen Fensterscheibe. Ich weiß nicht recht, ob ich die fünfzig Mark nicht doch bezahlen muss ...?" - Wäre so zu reden nicht sehr töricht? Er müsste doch nur die Quittung aus der Tasche ziehen, alles wäre klar und er selbst wieder glücklich.

Aber kann man deine Situation nicht damit vergleichen? Gott spricht jeden von seiner Schuld frei, der an das Sühnungswerk des Herrn Jesus, durch das den heiligen Anforderungen Gottes genügt wurde, glaubt. Der Gläubige darf wissen, dass Gott seiner Sünden nie mehr gedenken wird (vgl. Heb 10, 17). Er stützt sich dabei auf die klaren Aussagen des Wortes Gottes - das ist seine „Quittung". Da kommt es überhaupt nicht darauf an, ob du das nun „fühlst" oder nicht. Vertraue auf die „Quittung", auf Gottes Zusagen, und die Sicherheit stellt sich ein und mit ihr auch die Freude. Du siehst: Freude ist kein Gradmesser dafür, ob Schuld vorhanden ist, sondern ein Resultat des Glaubens.

2. Ich kann den Tag meiner Bekehrung nicht nennen. Paulus hingegen konnte das (vgl. Apg 9), und viele andere heute auch. Liegt da nicht der Schluss nahe, dass ich mich nie wirklich bekehrt habe?

Um wie viel Uhr bist du heute Morgen aufgestanden? Angenommen, du weißt das nicht mehr, würdest du dann daran zweifeln, dass du aufgestanden bist, nur weil du nicht die genaue Uhrzeit nennen kannst? Bestimmt nicht. Du weißt, dass du es getan hast, und das ist die Hauptsache. So ist es auch mit der Bekehrung! Übrigens können sich viele, die als Kinder zum Heiland gekommen sind, nicht an diesen Tag erinnern. Paulus war ja schon erwachsen, als er sich bekehrte. Und doch schreibt er an Timotheus nicht: „Ich weiß, wann ich zum Glauben gekommen bin", sondern: „Ich weiß, wem ich geglaubt habe" (vgl. 2. Tim 1,12).

3. Ich bin mit meiner Unsicherheit nicht allein. Obwohl ich auf die Frase: Claubst du an den Heerde ich regelmäßig aufgefordert, Buße zu tun.

Dass andere um dein Seelenheil besorgt sind, ist sicher gut, und gewiss werden sie auch für dich beten. Aber wenn sie so sprechen, geben sie auf deine Not leider die falsche Antwort, indem sie dein Bekenntnis zu Christus einfach ignorieren. Sie kennen dich wohl einfach zu wenig. Denn du meinst es doch ernst!

Nehmen wir an, dass ein Bekannter von dir 18 Jahre alt wird. Seine Familienangehörigen möchten ihm zum Geburtstag gratulieren. Doch er antwortet: „Ich fühle mich nicht wie 18. Meine Schulkameraden sagen auch, dass ich höchstens wie 16 aussehe. Ich glaube daher nicht, dass ich 18 geworden bin!" Um ihn zu überzeugen, könnten nun Geburtsurkunde und andere Ausweispapiere hervorgeholt werden. Sie müssten ausreichen, seine letzten Zweifel zu zerstreuen, nicht wahr? Wenn wir menschlichen Papieren vertrauen, wie viel mehr dem „Dokument" Gottes! „Wenn wir das Zeugnis der Menschen annehmen - das Zeugnis Gottes ist größer ... Dies habe ich euch geschrieben, damit ihr wisst, dass ihr ewiges Leben habt, die ihr glaubt an den Namen des Sohnes Gottes" (1. Joh 5,9.13). Wer sich dem Sohn Gottes anvertraut hat, darf wissen, dass er ewiges Leben besitzt.

4. Ich fürchte, ich könnte mich in einer trügerischern Sicherheit wiegen und schließlich doch ewig verlorengehen.

Bedenke Folgendes: Gott hatte bei der letzten Plage über Ägypten vorgesehen, alle Erstgeburt, die sich im Land Ägypten aufhielt, in einer Nacht zu töten. Dazu gehörten auch die Erstgeborenen der Israeliten. Für sie aber hatte Gott ein Rettungsmittel bestimmt: Das Blut des Passahlamms musste aufgefangen und an die beiden Pfosten und an die Oberschwelle der Tür des Hauses gestrichen werden. „Und das Blut soll euch zum Zeichen sein an den Häusern, worin ihr seid; und sehe ich das Blut, so werde ich an euch vorübergehen"(2. Mo 12,13). Eine israelitische Familie, die danach gehandelt hatte, konnte völlig ruhig in ihrem Haus der schrecklichen Nacht entgegensehen, denn die Rettung hing ja nicht von ihnen, sondern von dem Blut an den Pfosten und der Garantie Gottes ab.

... und sehe ich das Blut, so werde ich an euch vorübergehen.

Nun, das Blut Jesu Christi, des Sohnes Gottes, ist vergossen worden. Und Gott versichert jedem, der an das Blut des Sohnes Gottes glaubt, dass er vor dem Gericht bewahrt bleibt, denn dieses Blut reinigt uns von jeder Sünde (vgl. 1. Joh 1,7). Wer sich trotzdem vor der ewigen Pein fürchtet, macht Gott zum Lügner!

Ich weiß, dass mein Erlöser lebt (Hiob 19,25).

5. An manchen Tagen erfreue ich mich an Gottes Wort, bin glücklich im Herrn, doch kurze Zeit später tauchen die alten Zweifel wieder auf. Wie kann ich nur die volle Gewissheit des Heils erlangen?

Beschäftige dich besser nicht mit deinen schwankenden Empfindungen und Erfahrungen. Sie haben ja nichts mit unserer Annahme bei Gott zu tun. Dazu eine kleine Illustration: Vor etlichen Jahren fuhr ein Bruder mit dem Zug durch England. Als er weit entfernt - in ungefähr acht Kilometer Entfernung - eine Kirche sah, wurde er darauf aufmerksam gemacht, dass in der stark hügeligen Landschaft diese Kirche neunmal seinen Blicken entschwinden würde, ehe er sie erreicht hätte. Er fand das interessant und zählte mit - es stimmte. Eine Frage bitte: Wie oft hat sich die Kirche nach oben und unten bewegt? Natürlich überhaupt nicht, wirst du antworten. Nicht die Kirche, sondern der Reisende bewegte sich mit seinem Eisenbahnwaggon nach oben und unten.

Ich möchte daraus Folgendes ableiten: So wie die Kirche unverrückbar steht, ist auch unser Heil fest. Durch deine „Hochs und Tiefs" magst du zwar Christus und sein Werk aus den Augen verlieren, aber Gott tut das nicht. Seine Gedanken darüber sind unveränderlich. Was könnte uns größere Sicherheit geben?

6. Wenn ich gläubig wäre, müsste sich das neue Leben, das jeder Gläubige besitzt, doch bei mir zeigen! Das Gegenteil ist der Fall: Die erhoffte Besserung zum Guten bleibt aus, die sündigen Gedanken und Gewohnheiten prägen mein Leben weiterhin.

Als du dich bekehrt hast, bist du von neuem geboren worden, hast ewiges Leben empfangen, aber das Fleisch, die alte, sündige Natur, ist dadurch nicht verändert worden: „Was aus dem Fleisch geboren ist, ist Fleisch, und was aus dem Geist geboren ist, ist Geist" (Joh 3,6). Das Fleisch ist das in uns tätige böse Prinzip, die Sünde, die wir von Geburt an haben (vgl. Ps 51,5; Hi 14,4). Sie ist die Quelle der Sünden, der bösen Taten. Diese Unterscheidung zwischen Sünde und Sünden zu machen ist wichtig. Schlage dazu einmal 1. Johannes 1,8.10 in deiner Bibel auf.

Wenn es so ist. dass das Fleisch in uns bleibt, solange wir auf der Erde sind, und nicht verbessert werden kann, drängt sich die Frage auf, wie es überhaupt möglich ist, mit Gott Gemeinschaft zu haben und Ihm zu dienen. Gott gibt uns in seinem Wort eine großartige Antwort: Er sieht uns nicht mehr als „im Fleisch" (vgl. Röm 8,8.9), das heißt, wir nehmen vor Gott nicht mehr die Stellung als Sünder ein, die durch eine böse Natur gekennzeichnet sind. Wie konnte das möglich werden? Weil der Herr Jesus nicht nur an seinem Leib unsere Sünden auf dem Holz getragen hat (vgl. 1. Pet 2,24), sondern auch zur Sünde gemacht worden ist (vgl. 2. Kor 5,21; siehe auch Röm 8.3,3). Er starb nicht nur für das, was wir getan haben, sondern auch für das, was wir sind. Deswegen kann der Apostel Paulus sagen, dass wir mit Christus gestorben sind (vgl. Röm 6,8). Aber wir sind nicht nur mit dem Tod unseres Stellvertreters verbunden, sondern auch mit seiner Auferstehung (vgl. Röm 6,5), und besitzen nun das Auferstehungsleben, das Leben des Herrn Jesus selbst. Dieses Leben kann nicht sündigen (vgl. 1. Joh 3,9).

Wir dürfen wissen, dass Gott uns nur noch in diesem neuen Leben sieht. Diesen Standpunkt sollten wir im Glauben einnehmen und eine entsprechende Praxis folgen lassen: „So auch ihr, haltet dafür, dass ihr der Sünde tot seid, Gott aber lebend in Christus Jesus" (Röm 6,11).

7. Wahrscheinlich muss ich versuchen, mehr von Gottes Wort zu verstehen, und größere Energie anwenden, um heiliger zu werden. Dann wird auch mein Leben zur Ehre des Herrn gereichen können.

Nein! Auf dem Weg der eigenen Anstrengungen gehst du unweigerlich den gleichen Niederlagen entgegen. Solange wir gegen die Sünde in uns ankämpfen, wird sie sich als stärker erweisen. Im siebten Kapitel des Römerbriefes wird beschrieben, wie ein Gläubiger mit Hilfe des Gesetzes - dem Prinzip der eigenen Bemühungen - Gottes Willen ausführen will. Doch welche Erfahrungen muss er machen? Dass das Gesetz zwar die Forderungen Gottes deutlich macht, aber keine Kraft gibt, sie zu erfüllen. Ja, es weckt sogar die Lust im Herzen, das Verbotene zu tun (V. 8). So wird ihm deutlich, dass in ihm, das ist in seinem Fleisch, nichts Gutes wohnt (V. 18). Ferner lernt er verstehen, dass diese böse Macht ihn völlig beherrscht. Er wird durch sie in Gefangenschaft unter das Gesetz (oder die Gesetzmäßigkeit) der Sünde gebracht (V. 23); es besteht der Zwang zu sündigen, obwohl er das Rechte ausüben will.

Der Herr Jesus starb nicht nur für das, was wir getan haben, sondern auch für das, was wir sind.

Bemerkenswert ist in Römer 7 die Anhäufung der Worte „ich", „mein", „mir" und „mich". Alles dreht sich um die eigene Person. Doch so kommt man keinen Schritt weiter. Schließlich wird der Punkt erreicht, wo alles hoffnungslos erscheint, da jede auch noch so große Anstrengung, die Sklaverei der Sünde abzuschütteln, erfolglos geblieben ist. Endlich! In dem Schmerz der beständigen Niederlagen blickt die verzweifelte Seele von sich weg und ruft nach einem Erlöser: „Ich elender Mensch! Wer wird mich retten von diesem Leib des Todes?" (V. 24). Das ist der Augenblick der Befreiung! Denn jetzt ruhen die Augen auf dem Herrn Jesus und dem, was Er getan hat. Unmittelbar zieht Freude ein: ,Ich danke Gott durch Jesus Christus, unseren Herrn!" (V. 25).

8. Was ist konkret zu tun, wenn man von der Begierde fortgezogen und gelockt wird?

Als Antwort könnten wir die beiden Hauptpunkte aus den Fragen bzw. Problemen 6 und 7 zusammenfassen: Es gilt zu verwirklichen, dass wir der Sünde gestorben sind, dass sie kein Anrecht mehr an uns hat, denn „wer gestorben ist, ist freigesprochen von der Sünde" (Röm 6,7). Damit untrennbar verbunden ist auch das Suchen der Hilfe und Gnade des Herrn, weil wir ohne Ihn nichts tun können (vgl. Joh 15,5). Nur in der beständigen Abhängigkeit von Ihm können wir ein siegreiches Christenleben führen!

9. Oft wird in diesem Zusammenhang davon gesprochen, dass wir den Heiligen Geist wirken lassen sollen. Wie wird das wahr in meinem Leben?

Ist der Herr Jesus der Mittelpunkt meines Lebens, pflege ich Gemeinschaft mit Gott, bekenne ich meine Verfehlungen und gestehe meine Kraftlosigkeit ein, dann kann der Heilige Geist die Herrschaft in meinem Leben übernehmen. Dies bedeutet „den Heiligen Geist wirken lassen", , dies ist „Wandel im Geist". Der Apostel Paulus schreibt: „Ich sage aber: Wandelt im Geist, und ihr werdet die Lust des Fleisches nicht vollbringen. Denn das Fleisch begehrt gegen den Geist, der Geist aber gegen das Fleisch ..." (Gal 5,16.17). Die Folge wird sein, dass nicht mehr die Werke des Fleisches in meinem Leben zum Vorschein kommen, sondern die Frucht des Geistes (vgl. Gal 5,19-23).

Auch hier dürfen wir uns noch einmal erinnern, dass die Wirksamkeit des Geistes nicht eine Sache des Gefühls ist. Denn es kann sein, dass wir uns sehr schlecht fühlen, einem zertrümmerten Gefäß gleichen und doch - vielleicht unbewusst - Werkzeuge der Macht Gottes sein dürfen. Paulus war nur dann stark, wenn er schwach war (vgl. 2. Kor 12,10).

Schlussgedanken

Solltest du „dürsten" nach Sicherheit deines Heils und nach Befreiung von der Macht der Sünde „hungern", dann darfst du wissen, dass deine Seele bald gesättigt und mit Gutem erfüllt werden wird (vgl. Ps 107,9). Gott möchte dir schenken, dass du die Worte aus Römer 8,1.2 mit voller Überzeugung auf dich beziehst: „Also ist jetzt keine Verdammnis für die, die in Christus Jesus sind. Denn das Gesetz des Geistes des Lebens in Christus Jesus hat mich frei gemacht von dem Gesetz der Sünde und des Todes."

Dann gehören deine Zweifel an der Errettung und an der Befreiung von der Knechtschaft der Sünde der Vergangenheit an und kehren auch nicht wieder zurück.

Nicht dass wir einen Zustand der Vollkommenheit hier auf der Erde erwarten. Gewiss nicht. Aber Gott möchte, dass wir Ihm und seinem Wort völlig vertrauen und darin glücklich sind.