Nachgedacht

Mein Knecht David

Ein Amalekiter bringt die Nachricht, dass Saul und Jonathan umgekommen sind. David unterzieht den Boten einem Verhör über den genauen Hergang der Sa-che. Er will Sicherheit haben. Und dann kommt es heraus, dass der Amalekiter Saul auf dessen Bitte hin getötet habe. Um seine angebliche Tat zu rechtfertigen, sagt er, dass Saul ja sowieso umgekommen wäre. Damit handelte er völlig anders, als David es immer getan hatte.

David spricht auch jetzt noch so darüber, dass Saul für ihn immer der Gesalbte des Herrn war. So wird dem Amalekiter für diese Tat die einzige Belohnung zuteil, die angemessen ist: der Tod. Er kannte das Herz Davids nicht, indem er meinte, ihn durch diese Botschaft und Tat zu erfreuen.

Vielleicht meine ich auch manchmal, den Herr zu erfreuen, und dabei vergreife ich mich an jemandem, den Er eingesetzt hat. Dabei spielt es keine Rolle, wie weit die Person abgewichen ist. Damit soll nicht ihr Abweichen gutgeheißen werden, aber es gibt durchaus Fälle, wo ich so jemand einfach dem Herrn überlassen muss.

David drückt seine Trauer in einem Klagegesang aus. Es ist das Lied vom Bogen, das die Kinder Israel lernen sollten und das im Buch des Gerechten (oder Rechtschaf-fenen) aufgeschrieben werden sollte. Das scheint mir eine schöne Bedeutung zu haben. Was David darin vorstellt, spricht von dem Wert, den Saul und Jonathan für Israel gehabt hatten. Sie hatten sich für Israel eingesetzt und ihm Sicherheit und Wohlstand gegeben. Er spricht nicht über all das Leid, das er persönlich durch Saul erfahren hatte, sondern über den Verlust, den sein Tod für Israel bedeutete. Es war für David eine schlimme Vorstellung, wenn die Feinde erfahren würden, dass diese Helden gefallen waren. Dies zeigt mir, dass ich aufpassen muss, wie ich über meine Brüder rede, die in die Hände der Philister gefallen sind - damit die Philister sich nicht darüber freuen, so wie das bei Simson leider der Fall war.

Der Bogen redet vom Kampf auf Entfer-nung. Wir müssen den Feind auf Abstand halten. Der Bogen spricht meiner Meinung nach auch von Hoffnung, aber darauf kann ich hier jetzt nicht näher eingehen. Dass es im „Buch" des Gerechten aufgeschrieben werden sollte, zeigt vor allem, dass dieses Lied für die kommenden Geschlechter bewahrt werden sollte, die es immer wieder lernen sollten. Ein Buch hat einen bleibenden Wert. Dass es das Buch des „Gerechten" genannt wird, kann bedeuten, dass es dem Gerechten, also Gott, gehörte. Es kann auch bedeuten, dass es ein Buch war, in das nur wahre Berichte aufgenommen wurden. Die Berichte werden einen großen moralischen Wert gehabt haben. Ist die Bibel nicht im wahrsten Sinn des Wortes das „Buch des Gerechten"?

Deshalb erhielt dieses Lied auch einen Platz in der Bibel. Gleichzeitig lernen wir, dass Gott möchte, dass wir über den Verlust von Männern Leid tragen, die von groBer Bedeutung für sein Volk gewesen sind. Man beachte auch den Kontrast zu 1. Samuel 16,1. Der Verlust Jonathans wird auf eine besondere und ergreifende Weise von David besungen. Auch zu Menschen, die nicht den Weg des verworfenen David gehen, ist eine besondere Beziehung möglich, wenn sie eine tiefe Liebe zu dem Herrn Jesus haben.