Lebensbeschreibung
Harre meine Seele - der Konkurs des Kaufmanns Friedrich Räder
Für einen klugen Rechner kann es verlockend sein, durch günstige Geschäfte schnell zu Geld zu kommen.
So ging es in der Mitte des vorigen Jahrhunderts dem kaufmännischen Angestellten Friedrich Räder. Er war 1815 in Elberfeld geboren. In der Industriestadt, die heute zu Wuppertal gehört, hatte er durch großen Fleiß etwas Kapital zusammengebracht.
Im Alter von 30 Jahren war er fasziniert von der Idee, durch Spekulationen mit westindischem Indigo schnell reich zu werden. Weil man in Wuppertal viel Indigo zum Färben der Webstoffe brauchte, investierte er 1845 sein ganzes Geld im Indigogeschäft.
Es war ein reines Glücksspiel. Der Transport der teuren Güter auf den Meeren war damals nicht so sicher wie heute. Da konnte die Ladung verlorengehen, oder es gab plötzlich wieder ein Überangebot des wertvollen Stoffes. Man hatte damals auch noch keine drahtlose Telegrafie. Die Preise für Indigo schnellten mal in die Höhe, um dann wieder völlig zusammenzubrechen.
Räder konnte nachts nicht mehr schlafen. Er sorgte sich, ob er sein Geld jemals wiedersehen würde. Durfte er überhaupt beten, nachdem er sich in solch eine riskante Sache eingelassen hatte?
So saß er eines Nachts an seinem Schreibtisch und dichtete ein Lied. Als er es niedergeschrieben hatte, wich die Angst von ihm. Erst viel später kam er durch die Hilfe seines Chefs aus diesem Geschäft wieder unbeschadet heraus.
Sein Lied ist der einzige Gewinn, der von dieser nervenaufreibenden Spekulation übrigblieb. Es hat Unzählige getröstet. Andere haben es seitdem in großer Not gesungen:
Harre, meine Seele, harre des Herrn;
alles ihm befehle, hilft er doch so gern.
Sei unverzagt, bald der Morgen tagt,
und ein neuer Frühling folgt dem Winter nach.
In allen Stürmen, in aller Not,
wird er dich beschirmen, der treue Gott.
Harre, meine Seele, harre des Herrn;
alles ihm befehle, hilft er doch so gern.
Wenn alles bricht, Gott verlässt uns nicht;
größer als der Helfer ist die Not ja nicht.
Ewige Treue, Retter in Not,
rett auch unsre Seele, du treuer Gott!
(Abdruck mit freundlicher Genehmigung des Hänssler-Verlages; entnommen aus: Scheffbuch, Den Kummer sich vom Herzen singen)
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