Bibel praktisch
Besser miteinander reden
Hast du dir auch schon einmal die Frage gestellt, warum es in unserer Zeit so schwierig ist, miteinander zu reden, und warum es so viel einfacher ist, bei Problemen übereinander zu reden? Ist das vielleicht ein typisches Problem unserer Tage, oder hat es das schon immer gegeben? Oder ist das vielleicht für dich schon gar kein Thema mehr, weil du dies einfach so hingenommen hast?
Das sind alles Fragen, die wir uns einmal stellen sollten. Denn alles, was wir reden, soll wahr sein, und die Schrift sagt in 2. Mose 23,1: „Du sollst kein falsches Gerücht verbreiten" oder „Du sollst kein falsches Zeugnis ablegen wider deinen Nächsten" (2. Mo 20,16). Warum treffen wir dieses Problem sogar unter Christen so häufig an?
Wenn wir uns nun mit diesem Thema beschäftigen, dann kann nicht jeder Fall berücksichtigt werden, denn es gibt natürlich auch Situationen, in denen ein Gespräch nicht möglich ist, weil die Herzen verhärtet oder die Entfremdungen zu groß sind. Es kann auch vorkommen, dass man bewusst zuerst mit einer dritten Person reden muss oder sollte, bevor man mit der betreffenden Person über Probleme und Schwierigkeiten redet, um einen geistlichen Rat zu erhalten.
Ist es nicht so, dass manches falsche Gerücht, vielleicht ungewollt, Kreise zieht, weil wir nicht bedacht haben, welche Folgen es haben kann, wenn wir eine Sache nicht ganz der Wahrheit gemäß erzählen? Selbst wenn wir über eine Sache nur die Hälfte weitergeben, können wir uns schuldig machen. „Hast du schön gehört, was der und der gesagt hat? Ist das nicht unmöglich?" Solche oder ähnliche Sätze haben wir vielleicht selbst schon gesprochen, und wir können sie tagtäglich hören.
Wir wollen uns nun hauptsächlich Gedanken machen, wie wir am besten mit anderen direkt reden können und welche Gesinnung uns prägen sollte, wenn wir etwas weitersagen bzw. uns jemand etwas weitersagt.
Das Reden übereinander gab es schon zur Zeit des Herrn Jesus. Eins steht fest: Diese Probleme, die wir heute haben, gibt es schon so lange, wie es den Sündenfall gibt. Aber wir möchten uns besonders mit der Zeit des Herrn Jesus beschäftigen, in der das Reden übereinander, gerade in geistlichen Dingen, sehr beliebt war. In Markus 2,13-28 finden wir dieses Problem gleich dreimal innerhalb eines Kapitels. Zuerst sehen die Schriftgelehrten und Pharisäer den Herrn Jesus mit den Zöllnern und Sündern zu Tisch liegen, und sie fragen die Jünger - nicht den Herrn -: „Warum isst und trinkt er mit den Zöllnern und Sündern?" Ein anderes Mal wieder - in Vers 18 - fragen die Pharisäer und die Jünger des Johannes den Herrn - nicht die Jünger -, als es um das Fasten geht: „Warum fasten die Jünger des Johannes und die Jünger der Pharisäer, deine Jünger aber fasten nicht?" Und wieder in Vers 24 - dort geht es um den Sabbat - fragen die Pharisäer: „Siehe, warum tun sie am Sabbat, was nicht erlaubt ist?"
In der ersten Begebenheit beklagten sich die Pharisäer bei den Jüngern über den Meister. Der Herr wies auf sich hin als den großen Arzt, der weniger auf den Buchstaben des Gesetzes sah als vielmehr auf den Menschen in seinem Elend. Bei der zweiten und dritten Begebenheit traten kritische Fragesteller an den Herrn heran, diesmal um sich bei dem Meister über die Jünger zu beklagen. Offensichtlich fehlte ihnen der Mut, sich Auge in Auge auseinanderzuset-zen. F. B. Hole schreibt dazu: „Diese unaufrichtige Methode, Verfehlungen nachzu-spüren, ist sehr verbreitet. Lasst uns sie aufgeben!" Auch in diesen beiden Begebenheiten stellt sich der Herr selbst vor, einmal als Bräutigam und einmal als Herr des Sabbats. In beiden Fällen nimmt der Herr seine Jünger in Schutz. Hier liegt eine schöne Ermutigung für uns. Wenn jemand nur etwas Negatives von seinen Geschwistern zu berichten weiß und den glimmenden Docht nicht erkennt, dann lasst uns das Gute anerkennen und auf den Herrn hinweisen, der auch für den Mitbruder gestorben ist.
Damit wird deutlich, dass dies auch ein großes Problem zur Zeit Jesu war und dann noch im Zusammenhang mit scheinbar geistlichen Fragen. Wir brauchen uns also nicht zu wundern, dass es gerade unter uns Christen diese Not gibt.
Wir wollen uns jetzt fragen, was der Auslöser dieser Probleme sein kann und wie wir gerade dieser Not, besonders auch in unserem eigenen Herzen, begegnen können. Wenn wir nicht nah beim Herrn sind, dann passiert uns dieses Ubel schnell.
a) Das Problem des Traditionalismus
Das Problem der Pharisäer ist uns be-kannt; sie belasteten die Menschen mit „schwer zu tragenden Lasten" (Mt 23,4). Sie verließen sich nicht allein auf das Wort Got-tes, sondern fügten noch Uberlieferung auf Uber-lieferung hinzu. Außerdem hatten sie eine au-Berordentliche Schriftkenntnis, ohne jedoch Kraft daraus zu schöpfen. Die Kenntnis des Wortes ging so weit, dass sie, als sie gefragt wurden, wo der Christus geboren werden sollte, wie aus der Pistole geschossen antworten konnten: „In Bethlehem in Judäa" (Mt 2,5). Ein Computer hätte die Antwort wahrscheinlich nicht schneller hervorbringen können als diese Schriftgelehrten.
Auch wir können unter diesen Dingen lei-den. Wir stehen in Gefahr zu sagen: „Ich bin reich und bin reich geworden und bedarf nichts." Oder wir meinen, etwas besser zu wissen, und bestehen auf bestimmten Dingen, die sich letzten Endes nur als Traditionen oder Uberlieferungen herausstellen. (.Und du weißt nicht, dass du der Elende und der Jämmerliche und arm und blind und nackt bist*; Offb 3,17). Das sind Fehler, die durchaus auch uns passieren können, wenn wir zur Gesetzlichkeit der Pharisäer neigen, die eine Form von Weltlichkeit ist (siehe Kol 2,20).
b) Das Problem der mangelnden Liebe
Ein weiterer Auslöser für das Reden über-einander, anstatt miteinander zu reden, ist mangelnde Liebe. Dies geht Hand in Hand mit dem oben erwähnten Problem, nämlich dass wir große Erkenntnis (wie die Pharisäer) haben können, aber keine Liebe. Wir stehen dann in Gefahr, aufgrund von Briefen, Gerüchten, Vermutungen usw. unsere Schlüsse zu ziehen, ohne einmal miteinander gesprochen zu haben. Wenn wir unsere Schlussfolgerungen dann weitergeben, kann das dazu führen, dass wir dem Grundsatz der Liebe (vielleicht unge-wollt) nicht mehr entsprechen, denn von der Liebe heißt es: „Sie denkt nichts Böses ... sie freut sich mit der Wahrheit, sie erträgt alles [deckt alles zu], sie glaubt alles, sie hofft alles ... (1. Kor 13,6)" Dies muss unser erster Gedanke sein, wenn es um Dinge geht, die man nur vom „Hörensagen" und über Dritte, Vierte oder vielleicht sogar Fünfte gehört hat. Deshalb wird es immer besser sein, ein Gespräch mit der betreffenden Person zu suchen, um gegebenenfalls Missverständnisse aus dem Weg zu räumen. So können Herzen in der Liebe und durch die Liebe verbunden werden. Die Liebe wird immer nach der Wahrheit verlangen, sie hat kein Interesse an der Ungerechtigkeit (1. Kor 13,6). Die Liebe, die nicht aus der Wahrheit ist, ist auch nicht aus Gott, und offenbar Böses nicht sehen zu wollen, das sei auch gesagt, hat nichts mit Liebe zu tun.
„Lernt von mir ...
Wir wollen uns zum Schluss noch mit der positiven Seite beschäftigen, nämlich: Wie kann ich ein Gespräch mit einer Person führen, wo Probleme besprochen werden müssen und wobei Herzen gewonnen und geheilt werden sollen? Es reicht nicht aus, allein zu sehen, was die Auslöser für unsere Probleme sind, sondern wir brauchen auch die Ermunterung unseres großen Vorbildes, des Herrn Jesus. Wenn der Herr Jesus z. B. mit einer sündigen Person sprach, dann hat Er stets versucht, die Herzen zu gewinnen. Den Aussätzigen in Markus 1 berührte Er und wurde innerlich bewegt, als dieser vor Ihm niederkniete. Er berührte den, dem alle anderen auswichen, weil keiner sich verunreinigen wollte. Wir zweifeln keine Sekunde daran, dass der Herr durch diese Berührung dieses arme und verzweifelte Herz zu sich gezogen hat.
Als der Herr die Frau am Jakobsbrunnen sitzen sah, sah Er eine Seele, die Durst hatte nach wahrem Leben, nach ewigen Dingen. Aber Er sah auch eine Seele, die mit vielen Sünden beladen war. Der Herr wusste, dass Er dieser Seele nur dann das
lebendige Wasser geben konnte, wenn zuerst das Problem der Sünden geklärt wür-de. Und so sehen wir, dass der Herr zu dieser Frau sagte: „Geh hin, rufe deinen Mann und komm hierher." Der Herr sagte nicht, dass Er ihr dieses Wasser leider nicht geben konnte, da sie ja eine stadtbekannte Hure war. Nein, unser Heiland offenbarte hier, was Johannes im ersten Kapitel schreibt: „Wir haben seine Herrlichkeit angeschaut, eine Herrlichkeit .. voller Gnade und Wahrheit". Der Herr offenbarte hier beides, indem Er die Frau behutsam zu einem Bekenntnis führt - Gnade - und dadurch, dass Er sich mit ihren Sünden beschäftigte - Wahrheit. Ja, gelobt sei der Herr, „Gnade und Wahrheit ist durch Jesus Christus geworden."
Auch Joseph, der ein herrliches Vorbild des Herrn Jesus ist, kann uns ein schönes Beispiel sein. Es entspricht dem Handeln des Herrn in Gnade und Wahrheit, wie Joseph mit seinen Brüdern im Land Agypten handelte. Als sich Joseph seinen Brüdern zu erkennen gab, da sagte er unter Tränen: „Ich bin Joseph!" Nur das? Nein, er fügte hinzu: „Lebt mein Vater noch?" Er lenkte die Blicke aller auf den gemeinsamen Gegenstand ihrer Liebe - auf den Vater. So wie der Herr Jesus nach seiner Auferstehung die Blicke der Maria auf den gemeinsamen Gott und Vater lenkte („Ich fahre auf zu meinem Vater und eurem Vater*; Joh 20,17). Das ist eine wichtige Voraussetzung zu einem Gespräch (wobei es um Aussprache geht), dass man die Herzen zu dem gemeinsamen Gegenstand der Liebe erheben und festigen will. Ohne diese Gemeinschaft mit dem Vater und dem Sohn können keine schwierigen Gespräche geführt werden. Mein Gegenüber muss erkennen können, dass ich, vielleicht nur in aller Schwach-heit, die Verherrlichung Gottes des Vaters suche und von Herzen wünsche. Wäre es nicht schön, wenn wir viel mehr in dieser Gemeinschaft gefunden würden, wenn wir durch Liebe und Wahrheit geprägt wären? Würden dann nicht auch manche Probleme geringer, und andere würden sogar ganz verschwinden?
Lasst uns wieder anfangen, miteinander zu sprechen und nicht übereinander.
Kommentare
Verwandte Artikel
Nützliche Links
Elberfelder Übersetzung
Die Elberfelder Übersetzung Edition CSV ist eine wortgetreue Übersetzung der Bibel in verständlicher Sprache. Auf dieser Webseite können Sie den Bibeltext vollständig lesen und durchsuchen. Zudem werden Werkzeuge angeboten, die für das Studium des Grundtextes hilfreich sind.
www.csv-bibel.deDer beste Freund
Diese Monatszeitschrift für Kinder hat viel zu bieten: Spannende Kurzgeschichten, interessante Berichte aus anderen Ländern, vieles aus der Bibel, Rätselseiten, Ausmalbilder, Bibelkurs, ansprechende Gestaltung. Da Der beste Freund die gute Nachricht von Jesus Christus immer wieder ins Blickfeld rückt, ist dieses Heft auch sehr gut zum Verteilen geeignet.
www.derbestefreund.deIm Glauben leben
Diese Monatszeitschrift wendet sich an alle, die ihr Glaubensleben auf ein gutes Fundament stützen möchten. Dieses Fundament ist die Bibel, das Wort Gottes. Deshalb sollen alle Artikel dieser Zeitschrift zur Bibel und zu einem Leben mit unserem Retter und Herrn Jesus Christus hinführen.
Viele Artikel zu unterschiedlichen Themen - aber immer mit einem Bezug zur Bibel.
www.imglaubenleben.de