Tugend - Biblische Begriffe
Biblische Begriffe: Tugend
Schon lange ist der Begriff der Tugend in unserem täglichen Sprachgebrauch selten geworden oder sogar ausgestorben; man kennt ihn allenfalls aus der dichterischen Sprache des ausgehenden 19. Jahrhunderts, falls man in unserer Zeit überhaupt noch zum Lesen bereit ist. Da liest man noch von „tugendhaftem" Verhalten.
Dennoch hat dieses Wort in seinemBedeutungsspektrum einen unzweifelhaften Wert, weil es in seinem jeweiligen Textzusammenhang besondere Eigenschaften beschreibt.
In der deutschen Sprache kommt es von dem althochdeutschen Wort tugund, was so etwas wie „Tauglichkeit" für bestimmte, unterschiedliche Arbeiten bedeutete, ein Begriff, der schließlich - sicher unter dem Einfluß des Christentums - auf den sittlich-moralischen Bereich beschränkt wurde. So wird Tugend dann als eine sittlich wertvolle Eigenschaft verstanden und mit besonderen Begriffen wie Tugend der Gerechtigkeit, der Bescheidenheit, der Geduld, der Tapferkeit u.a. verknüpft.
Als solcher wurde der Begriff für die verschiedenen Bibelübersetzer (von Luther bis zur überarbeiteten Elberfelder Übersetzung) zu einem unentbehrlichen und kaum zu ersetzenden Wort, insbesondere als Hauptwort (Substantiv).
In der adjektivischen Form „tugendsam" und „tugendhaft" steht es im Alten Testament parallel zu Begriffen wie „wacker" (Spr 31,10.29) oder „tüchtig". [Das letztere „tüchtig" ist jedoch heute nur noch im Sinn von „brauchbar", „gut geeignet" oder „passend" verwendbar. ] Die „wackere Frau" in Sprüche 31 ist also eine Frau, die „Tugend" besitzt.
Das Wort Tugend ohne weiteren beschreibenden oder einschränkenden Zusatz wie eben genannt (z.B. Tugend der Bescheidenheit) bedeutet also zunächst einfach „wertvolle Eigenschaft", aber es bezeichnet genauer gesagt das, was die jeweiligen guten Eigenschaften wie Bescheidenheit, Tapferkeit usw. hervorbringt und in ihrer Wirkung entfaltet. In der Heiligen Schrift ist Tugend in diesem tieferen Sinn die innere Kraft, die geistliche Energie und Entschiedenheit, in der jemand denkt, redet und handelt. Tugend ist erforderlich, um das Ziel des Gläubigen, die himmlische Herrlichkeit, zu erreichen: Gott hat „uns berufen durch Herrlichkeit und Tugend" (2. Pet 1,3). Das eine ist das Ziel, das Er uns vorstellt, das andere die innere, geistliche Energie, mit der das Ziel erreicht wird. Henri Rossier nennt die Tugend „den geist-lich-sittlichen Mut, der sich durch kein Hindernis abhalten läßt, das gestellte Ziel zu erreichen"
Tugend - areth [arete] von aresko, gefallen. Es bedeutet Tugend oder Wohlverhalten vor Gott oder die Überlegenheit und die Kraft Gottes bei seinem Rettungswerk. Arete bezeichnet das, was dem Menschen seinen Wert und seine Wirkungskraft verleiht. Bedeutungen im NT: Tugend, Vollkommenheit, Tüchtigkeit, Überlegenheit Gottes (1. Pet 2,9; 2. Pet 1,3); menschliche Tugend, Fähigkeit, Tüchtigkeit, Vollkommenheit allgemein (Phil 4,8; 2. Pet 1,5).
© Elberfelder Studienbibel, S. 729
Dafür gibt es in der Heiligen Schrift manche Beispiele. Abraham wurde durch den Gott der Herrlichkeit berufen, aus seinem Land und seiner Verwandtschaft in ein Land zu ziehen, das Gott ihm zeigen würde (Apg 7,2.3), welches nach Hebräer 11,10.16 das „,himmlische" ist, eine Stadt, deren Schöpfer und Baumeister Gott ist. Dazu war großer Glaube nötig - auch eine sittliche Tugend! -, aber auch die geistliche Entschiedenheit, eine solche Reise wirklich zu unternehmen. Auch Mose und Daniel zeigten solche geistliche Entschiedenheit.
Auch wir werden in 2. Petrus 1,5 zu dieser Tugend aufgefordert: „wendet ebendeshalb aber auch allen Fleiß an, und reicht in eurem Glauben die Tugend dar, in der Tugend aber die Erkenntnis ..." Es sind insgesamt sieben Auswirkungen des göttlichen Lebens im Gläubigen, die dort aufgeführt werden, und es beginnt bezeichnenderweise mit der Tugend. Wir haben diese Tugend nur in dem Maß, wie die Kraft des Herrn aus der Gemeinschaft mit Ihm zu unserer Verfügung steht.
Heute leben wir in einer Zeit, wo es unter den Christen viel geistliche Trägheit gibt, viel Gleichgültigkeit. Das Buch der Sprüche zeigt in Kapitel 24,30-34 die Folgen solcher Trägheit und Faulheit: Disteln, Brennesseln, eine eingerissene Mauer - in geistlicher Bedeutung: keine Frucht für Gott, keine Trennung mehr von der Welt.
„Brauchen nicht auch wir in unseren Tagen diese geistliche Energie, um uns der Welt in ihren tausendfachen Formen zu verschließen? ... Leider geben wir den Versuchungen zu oft nach, weil uns die 'Tugend' fehlt; und das Ergebnis ist, daß wir oft fallen. Wenn wir diese geistliche Entschiedenheit in unserem Herzen nicht lebendig erhalten, gleiten wir früher oder später in jene Dinge zurück, die wir einst aufgegeben haben. Machen wir jedoch die Herrlichkeit, in der unser Heiland schon ist, zu unserem Gegenstand, so entfaltet sich in uns auf dem Weg dorthin geistlicher Mut, sittliche Kraft" (ChB, Ermunterung und Ermahnung 11/1998, S. 352).
„... in der Tugend aber die Erkenntnis"
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