Taufe - immer noch aktuell

Taufe - immer noch aktuell?

Vor beinahe 2.000 Jahren wurde zu einer großen Menschenmenge gesagt: „Tut Buße, und jeder von euch werde getauft auf den Namen Jesu Christi" (Apg 2,38). Damals hatte die Taufe einen ganz besonderen Stellenwert. Jeder, der sich auf den Namen des Herrn Jesus taufen ließ, machte damit unmißverständlich klar, daß er nicht mehr Jude, sondern Christ sein wollte. Er wollte also auf der Seite dessen stehen, der kurze Zeit zuvor sowohl von Juden als auch von Nichtjuden - sie werden in der Bibel häufig als Heiden oder Nationen bezeichnet - ermordet worden war (Apg 3,15). Damit waren einschneidende Konsequenzen verbunden: Man wurde verfolgt, verachtet, verlacht, und viele Christen wurden ebenfalls, wie ihr Meister Jesus, ermordet. So verfolgte beispielsweise der Apostel Paulus vor seiner Bekehrung diese Christen (Apg 9,2). Für uns in Deutschland hat die Taufe in der Regel nicht mehr diese Brisanz. Haben wir sie dann überhaupt noch nötig?

Die Taufe des Johannes

Um diese Frage zu beantworten, ist es gut, sich kurz die Anfänge der Taufe vor Augen zu führen. In Matthäus 3 lesen wir von Johannes dem Täufer, dessen vornehmste Aufgabe es war, dem Volk Israel den Herrn Jesus als Messias anzukündigen und die Juden, die in Israel wohnten, zur Buße und zu einem der Buße entsprechenden Lebenswandel aufzufordern. „Da ging zu ihm hinaus Jerusalem und ganz Judäa und die ganze Umgebung des Jordan; und sie wurden von ihm im Jordan getauft, indem sie ihre Sünden bekannten" (Mt 3,5.6). Durch die Taufe bekannten diese Menschen sich also zu der Botschaft, die Johannes predigte. Sie nahmen die Worte Johannes' des Täufers ernst und wollten sie in ihrem Leben verwirklichen.

Damit haben wir ein erstes Kennzeichen der Taufe: Man bekennt in Verbindung mit der Taufe, die äußerlich durchgeführt wird, daß innerlich eine Veränderung geschieht bzw. geschehen soll. Genau das finden wir auch bei unserer christlichen Taufe.

Es ist beeindruckend, daß sich sogar der Herr Jesus selbst von Johannes dem Täufer taufen ließ. Jesus hatte nichts zu bekennen, was mit Sünden in Verbindung stand, denn wir lesen mehrfach in der Bibel, daß Er keine Sünde getan hat. Aber in seiner großartigen Demut wollte Er sich auf die Stufe all der anderen Juden stellen, die ihre Schuld vor Gott erkannten. Hat Er das nicht am Kreuz auch mit unserer Sünde getan, als Er diese an unserer Stelle an seinem eigenen Körper auf dem Kreuz getragen hat, um uns zu erretten?

Die christliche Taufe

Nicht nur Johannes der Täufer, sondern auch Jesus war für sein Taufen bekannt. Das lesen wir in Johannes 4,1. Beide Taufen waren sehr eng mit dem jüdischen Glauben an den kommenden Messias, den Herrn Jesus, verbunden. Nachdem der Herr Jesus jedoch am Kreuz gestorben und danach wieder auferstanden war, forderte Er seine Jünger auf, die Arbeit des Taufens zu übernehmen. „Geht nun hin und macht alle Nationen zu Jüngern, und tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes" (Mt 28,19). Das ist keine Taute, die zum Judentum führt, sondern zu dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist.

Die Tatsache, daß Gott nicht nur einer ist, sondern eine Dreieinheit, war den Juden bis dahin unbekannt. Sie kannten den HERRN, den Gott Israels, nicht aber eine Offenbarung des Sohnes Gottes und des Geistes Gottes als unterschieden von Gott, dem Vater. Für uns als Christen ist diese Tatsache jedoch durch den Herrn Jesus selbst und besonders durch die Briefe des Apostels Paulus gut bekannt.

Damit erkennen wir für uns ein zweites Kennzeichen der Taufe: Sie ist untrennbar verbunden mit der im Christentum offenbarten Wahrheit, insbesondere über Gott und den Herrn Jesus. Nur wer den Herrn Jesus als Sohn Gottes kennt und anerkennt, wird sich taufen lassen.

Jüngerschaft

In dem aus Matthäus 28 zitierten Vers wird zugleich deutlich, daß Taufe und Jüngerschaft eng zusammen gehören. Jüngerschaft bedeutet, kurz gesagt, daß man jemandem nachfolgt und das verwirklicht, was dieser gesagt hat und wozu dieser aufgerufen hat. Wir werden nach Johannes 21,19 wie Petrus aufgefordert, dem Herrn Jesus selbst nachzufolgen. Wir sind seine Jünger. Und genau das bekennen wir, wenn wir uns taufen lassen.

Damit haben wir ein drittes Kennzeichen der Taufe: Wir lassen uns taufen, weil wir dem Herrn Jesus nachfolgen wollen, weil wir seine Jünger sein wol-len, ja sind. Verwirklichen wir das in unserem Leben - sichtbar für unsere Mitmenschen und Mitgeschwister?

Auf der Seite Jesu

Es gibt noch eine andere Seite der Taufe, die eng mit der Jüngerschaft verbunden ist. Wir wählen nämlich die Seite des auf dieser Erde verachteten Jesus, wenn wir uns taufen lassen. Das zeigt uns der am Anfang zitierte Vers in Apostelgeschichte 2,38: „Tut Buße, und jeder von euch werde getauft auf den Namen Jesu Christi" . Der Herr Jesus ist von der Welt abgelehnt worden. Sowohl die politischen und religiösen Führer als auch das „normale" Volk haben Ihn gekreuzigt und umgebracht. Diese Meinung wird letztlich auch heute noch von allen Bevölkerungsschichten geteilt. Wenn ich mich nun taufen lasse, dann bekenne ich, daß ich diese Volksmeinung nicht mehr teile, sondern mich für den Herrn Jesus entschieden habe.

Damit haben wir ein viertes Kennzeichen der Taufe: Ich stelle mich öffentlich auf die Seite des Herrn Jesus. Er ist am Kreuz für mich gestorben. Aus Dankbarkeit teile ich daher seinen Platz hier auf der Erde und bin bereit, seine Verachtung zu teilen.

Mit Christus gestorben

Schließlich bekenne ich mit der Taufe allerdings noch etwas Tieferes. Ich wähle nicht nur seine Seite hier auf der Erde, ich werde sogar mit Ihm ganz identifiziert, einsgemacht - und zwar mit seinem Tod.

In Römer 6,3.4 heißt es: „Oder wißt ihr nicht, daß wir, so viele auf Christus Jesus getauft worden sind, auf seinen Tod getauft worden sind? So sind wir nun mit ihm begraben worden durch die Taufe auf den Tod, damit, so wie Christus aus den Toten auferweckt worden ist durch die Herrlichkeit des Vaters, so auch wir in Neuheit des Lebens wandeln." Somit bekenne ich in der Taufe, daß mein altes, sündiges Leben zu Ende gekommen ist.

Der Herr Jesus ist sozusagen nicht allein gestorben, sondern auch mein alter Mensch - das ist mein „Ich" vor der Bekehrung - ist mit dem Herrn Jesus gekreuzigt worden; dieser sündige Mensch ist ebenfalls gestorben. Er ist sogar nicht nur mit ihm gestorben, sondern auch begraben worden, man sieht nichts mehr von ihm. Dafür hat der Herr Jesus mir aber einen neuen Menschen geschenkt, der jetzt nach der Bekehrung seinen Willen vollbringt.

Damit haben wir ein fünftes Kennzeichen der Taufe: Sie stellt meinen Tod mit dem Herrn Jesus dar. Ich bin mit Ihm gestorben, so daß jetzt nicht mehr mein altes „Ich" lebt, sondern Christus in mir lebt und zur Darstellung kommt. Auch hier stellt sich die Frage: Verwirklichen wir das in unserem praktischen Leben, oder ist das für uns nur „Theorie"?

Die Taufe allein reicht nicht

Wenn wir diese Kennzeichen der Taufe auf uns wirken lassen, dann erfreut es unsere Herzen, daß wir von dem Herrn Jesus wert geachtet werden, sehr eng mit Ihm verbunden zu sein. Zugleich aber fordert es uns auch heraus, Ihm wirklich treu nachzufolgen. Wir dürfen hier von Paulus lernen, der sagen konnte: "Das Leben ist für mich Christus" (Phil 1,21). Sein Platz ist auch unser Platz.

Es ist jedoch abschließend anzumerken, daß es nicht reicht, wenn ein Mensch getauft ist. Er muß sich auch bekehren. So heißt es in Markus 16,16: „Wer da glaubt und getauft wird, wird erretten werden; wer aber nicht glaubt, wird verdammt werden." Glaube und Taufe sind zwei verschiedene Dinge, die nicht miteinander verwechselt werden dürfen. Gott gebietet jedem Menschen, Buße zu tun und an den Herrn Jesus zu glauben (Apg 17,30). Der Glaube ist eine Sache, die für den Himmel geschieht, die laute hat für diese Erde ihre Gültigkeit, bei dem Glauben werde ich selbst aktiv, bei der Taufe bin ich passiv, denn ich werde getauft. Der Glaube hat mit dem auferstandenen Christus zu tun, die Taufe mit dem gestorbenen Christus. Der Glaube ist innerlich und hat innerliche und äußerliche Früchte. Die Taufe wird äußerlich vollzogen und sollte innerliche und äußerliche Früchte haben. Durch die Taufe wird man ein Jünger des Herrn, durch den Glauben an Ihn ein Kind Gottes und ein Erlöster.

Wir haben beides nötig - Bekehrung und Taufe. Für jeden stellt sich daher die Frage: Bist du schon getauft - verwirklichst du in deinem Leben das, was die Taufe bedeutet?