Bibelübersetzung - "Ein altes Buch und eine moderne Übersetzung"

Ein altes Buch und eine moderne Übersetzung - einige Gedanken zur Bibelübersetzung „Hoffnung für alle"
Die Bibel ist und bleibt ein Bestseller. Kein Buch auf der Welt wird so viel verkauft, gekauft, gelesen und studiert wie sie. Im deutschen Sprachraum wird seit Jahrhunderten vorwiegend die Bibelübersetzung Luthers gelesen, aber auch wörtlichere Übersetzungen sind verbreitet, z.B. die „Zürcher" oder die „Elberfelder" Seit einigen Jahrzehnten zeigt sich immer mehr ein Trend zu freien Bibelübersetzungen. Besonders unter jungen Lesern ist neuerdings die Ubersetzung „Hoffnung für alle" sehr bekannt geworden. Sie gehörte in den vergangenen Monaten immer zu den am häufigsten verkauften Büchern in evangelischen Buchläden. Das Neue Testament dieser Übersetzung erschien zum ersten Mal 1983, die Psalmen folgten 1991, und seit 1996 ist „Hoffnung für alle" in mehreren Größen als komplette Bibel lieferbar.
Der Verkaufserfolg scheint für die „Hoffnung für alle" zu sprechen. Haben wir hier die Lösung für den modernen Leser gefunden, oder sollte man beim Umgang mit dieser Bibelübersetzung vorsichtig sein? Das soll in diesem Artikel untersucht werden. Dabei wird nur das Neue Testament ausgewertet. Für die „Hoffnung für alle" wird die Abkürzung Hfa verwendet. Manchmal wird sie mit der ziemlich wörtlichen „Elberfelder" Übersetzung (überarbeitete Fassung) verglichen.
Die Sprache
Flüssige und leicht verständliche Sprache ist die Stärke der Hfa. Sie lädt zum durchgehenden Lesen ein. Wer z. B. die zwei Korintherbriefe überfliegen will, kann dies in der Hfa leicht und mühelos tun, während er sich durch die Elberfelder „durcharbeiten" muß.
Hfa kann auch eine wertvolle Hilfe sein, um Kindern die biblische Botschaft nahezubringen, denn sie gibt Anregungen, um schwierige biblische Formulierungen oder Sachverhalte in einfacher Sprache auszudrücken.
Hfa verzichtet auf altertümliche Sprache und sogenannte „Biblizismen", also Ausdrücke wie z. B. „und es geschah" siehe", „und, „eingeboren", „glückselig", „jenseits" usw. Diese Ausdrücke kommen im heutigen Umgangsdeutsch kaum noch vor. Der moderne Leser eckt also nicht ständig an solchen Ausdrücken an. Wer kein Christ ist, hat weniger Hemmungen, eine solche Übersetzung in die Hand zu nehmen. Hfa hat also sicherlich einen Wert bei evange-listischen Bemühungen an Menschen, die keinen Bezug mehr zur biblischen Botschaft haben.
Andererseits haben „Biblizismen" nicht nur schlechte Seiten. Sie signalisieren dem Leser: Hier hat man es nicht mit einem Groschenheft oder einer Tageszeitung zu tun, sondern mit einem ehrwürdigen Text. Die Sprache von Hfa wirkt dagegen an einigen Stellen fast etwas seicht. Die Würde des heiligen Buches vermißt man manchmal.
Stilistisch unpassend sind manche sprachlichen Verstärkungen in der Hfa. In 1. Thessalonicher 5,22 übersetzt die Elberfelder: „Von jeder Art des Bösen haltet euch fern." Hfa übersetzt hier: „Das Böse aber - ganz gleich in welcher Form - meidet wie die Pest." Der Ausdruck „wie die Pest" ist nicht nur ohne Entsprechung im Grundtext, er ist auch gefühlsmäßig zu stark gefärbt; das paßt nicht zum Stil einer Bibelübersetzung, auch wenn sie modern ist. Sprachliche Mißgriffe findet man in Hfa häufiger: In Johannes 2,15 handelt Jesus angeblich „voller Zorn", in Johannes 11,33 und 38 wird er sogar am Grab von Lazarus „zornig", in Matthäus 4,2 heißt es von ihm: „Der Hunger quälte ihn" usw.
Auch Hfa kann nicht ganz auf biblische Fachbegriffe (z.B. „Pharisäer", „Sabbat" oder „Paradies") verzichten. Diese Ausdrücke werden in einem Anhang erklärt. An einigen Stellen haben die Übersetzer versucht, einen biblischen Fachbegriff zu umschreiben; aber dies ist oft nicht zufriedenstellend gelungen, z. B. wenn in Epheser 4,11 von Personen die Rede ist, die Gott „beauftragt, Gemeinden zu gründen"; gemeint sind die Apostel.
Ein Wort noch zum Stil: Die Bibel ist von unterschiedlichen Menschen geschrieben worden. Gott benutzte Könige und Fischer, Propheten und Hirten. Dabei hat er die Eigenart der Schreiber nicht ausgeschaltet. Der Arzt Lukas hat einen anderen Stil als der Fischer Johannes, der mit einfachen Worten tiefgründige Wahrheiten aus-spricht. Paulus schreibt anders als Jakobus, Matthäus oder Markus. In der Hfa dagegen reden diese Schreiber alle dieselbe moderne Alltagssprache. Hfa ist dadurch etwas farblos und eintönig.
Die damalige Welt und der heutige Leser
Der Leser der Hfa bekommt biblische Maßeinheiten sofort in heutigen Maßeinheiten erklärt. Aus „fünfundzwanzig oder dreißig Stadien" werden anschaulich „vier bis fünf Kilometer" (Joh 6,19), aus der "dritten Stunde des Tages" wird „neun Uhr morgens" (Apg 2,15) usw. Die symbolische Bedeutung biblischer Zahlenangaben kann man hier allerdings nicht mehr erkennen.
Kulturelle Eigenheiten der damaligen Zeit werden bei Hfa meist umschrieben. Aber dadurch gehen oft wichtige Informationen verloren. Beispiel: In Johannes 13,12 erfährt der Leser, daß Jesus sich an den Tisch „setzte". Kann man es dem heutigen Leser wirklich nicht mehr zumuten, sich vorzustellen, daß Menschen damals nicht an einem Tisch saßen, sondern zu Tisch lagen? Hfa nimmt sogar in Kauf, ihren Lesern die innige Beziehung zwischen Johannes und Jesus zu verschweigen. Die Leser erfahren nur: „Neben ihm am Tisch saß der Jünger, den Jesus liebte" (Joh 13,23). Kein Wort darüber, daß Johannes im Schoß von Jesus lag und sich an die Brust von Jesus lehnte (13,23.25). An anderen Stellen gibt Hfa sogar falsche Informationen, z. B. wenn in Johannes 19,14 und 19,31 der „Rüsttag" als „Tag vor dem Passah-(fest)" bezeichnet wird.
Manchmal wird gesagt, der einfache Leser von heute wisse nicht alle historischen und kulturellen Einzelheiten über die damalige Zeit, und darum müßten fachkundige Theologen die Texte auslegen und für den heutigen Leser aufbereiten. Aber in den ersten drei Jahrhunderten gab es viele Bibelausleger, die Griechisch als Muttersprache sprachen und in derselben Welt lebten wie die Schreiber des Neuen Testaments. Wenn man ihre Kommentare liest, dann ist man oft verblüfft, wie wenig sie von den Wahrheiten der Bibel wirklich erfaßt hatten. Man lernt daraus: Weder eine erschöpfende Kenntnis der griechischen Sprache noch umfassendes Wissen um den kulturellen Hintergrund einer Zeit sind entscheidend zum Verständnis der Bibel. Natürlich sind solche Kenntnisse hilfreich, aber sie genügen nicht und sind auch nicht das Wichtigste.
Überschriften und Gliederungen
Überschriften im Bibeltext gestatten einen schnellen Uberblick und erleichtern das Auffinden von biblischen Passagen. Ihr Nachteil besteht darin, daß der Leser durch eine Überschrift schon von vornherein auf eine bestimmte Einteilung des biblischen Textes festgelegt wird und außerdem durch eine ungenaue Überschrift in die Irre geführt werden kann.
Wie problematisch der unkritische Umgang mit Uberschriften sein kann, soll ein Beispiel belegen: Hfa hat als Überschrift zu 1. Korinther 11,1-16 „Verhalten der Frauen im Gottesdienst". Durch diese Überschrift wird der Leser schon von vornherein auf den Gedanken gebracht, es gehe hier um Gottesdienste. Diese Verse haben aber einen viel allgemeineren Sinn und beziehen sich hier überhaupt nicht auf Gottesdienste. Im Text wird das Mißverständnis durch eine ungeeignete Übersetzung noch verstärkt. Hfa sagt nämlich in 1. Korinther 11,5: „Trägt dagegen eine Frau keine Kopfbedeckung, wenn sie im Gottesdienst betet oder im Auftrag Gottes spricht, dann entehrt sie ihren Mann." Das kann keine richtige Wiedergabe der Gedanken Gottes sein, denn drei Kapitel später sagt Paulus ausdrücklich, daß die Frauen in den Zusammenkünften schweigen sollen (1. Kor 14,34).
An anderen Stellen gliedert Hfa irreführend, z. B. wenn sie Hebräer 10,11 mit „Fassen wir zusammen" einleitet. 1. Korinther 8,8 wird sogar so übersetzt, als sei es eine Aussage der Korinther - eine sehr fragliche Auslegung, denn Paulus pflegte die Aussagen anderer Personen deutlich als solche zu kennzeichnen (vgl. 1. Kor 1,12; 3,4; 15,12.35).
Verflachung des Bibeltextes
Durch Umschreibungen hat Hfa an vielen Stellen nicht den vollen Sinn des Grundtextes wiedergegeben. Das kann zwar keine Übersetzung; aber an zahlreichen Stellen geht Hfa zu leichtfertig mit dem Grundtext um.
Aus „die Gnade und die Wahrheit" wird bei Hfa vergebende Liebe und Treue" (Joh 1,17). Paulus sagt von Markus nicht mehr „er ist mir nützlich zum Dienst" , sondern nur noch: „er könnte mir hier viel helfen" (2. Tim 4,11). Jemand, der gottselig leben will, wird nicht mehr verfolgt, sondern muß nur noch mit Verfolgung rechnen" (2. Tim 3,12). Andere Bespiele für verwässerte Übersetzungen findet man in Johannes 1,18; 4,4; 6,44; Epheser 5,2. Die Liste ließe sich vermehren.
Zusätze und Auslassungen
Hfa enthält zahlreiche erklärende Zusätze. Aber jeder Zusatz ist eine Auslegung, und nicht jede Auslegung ist korrekt oder passend. Ein Beispiel:
Elberfelder
Deshalb sagt er: Wache auf, der du schläfst ... (Eph 5,14).
Hoffnung für alle
Deshalb heißt es auch in einem Lied: „Erwache aus deinem Schlaf..." (Eph 5,14).
Der Grundtext sagt hier nichts von einem „Lied", und es ist unwahrscheinlich, daß Paulus hier ein Lied zitiert. Auch an anderen Stellen gehen wortreiche Umschreibungen über die Information des Grundtextes hinaus (auch dann, wenn sie inhaltlich manchmal zutreffen mögen), z. B. in Matthäus 5,13; Johannes 7,53 (,ohne sich geeinigt zu haben"); 8,12 („ein andermal"); Galater 4,13 (,,damals wurde ich krank und konnte nicht weiterreisen").
An anderen Stellen hat Hfa ganze Gedanken beim Übersetzen ausgelassen. Dazu zwei Beispiele:
Elberfelder
Das war das wahrhaftige Licht, das, in die Welt kommend, jeden Menschen erleuchtet (Joh 1,9).
Hoffnung für alle
Christus ist dieses wahre Licht, das für alle Menschen in der Welt leuchtet (Joh 1,9).
Wo sind die Worte „in die Welt kommend" geblieben? Hfa läßt sie einfach aus! Es gibt einen langen Theologenstreit, auf wen sich die Worte „in die Welt kommend" beziehen. Aber das darf doch nicht dazu führen, diese Worte einfach wegzulassen.
Ein ähnlicher Fall liegt in Johannes 3,5 vor:
Elberfelder
Wenn jemand nicht aus Wasser und Geist geboren wird, so kann er nicht in das Reich Gottes eingehen (Joh 3,5).
Hoffnung für alle
Wer nicht umkehrt und durch Gottes Geist neu geboren wird, kann nicht in Gottes Reich kommen! (Joh 3,5).
Auch hier gibt es ein langer Streit der Ausleger, was mit dem „Wasser" gemeint ist: Einige denken an das Wasser der Taufe, andere (zu Recht) an das Wasser als Bild für Gottes Wort. Es ist hilfreich, daß Hfa bei einer Überarbeitung eine Fußnote angebracht hat.
Erschwertes Verständnis
Nicht alle Vereinfachungen der Hfa sind wirklich hilfreich. Manche Formulierungen können sogar das Verstehen erschweren. Dazu ein Beispiel:
Elberfelder
Sie wollten ihn nun in das Schiff nehmen, und sogleich war das Schiff an dem Land, zu dem sie hinfuhren (Joh 6,21).
Hoffnung für alle
Sie wollten ihn noch in ihr Boot nehmen; aber da hatten sie schon das andere Ufer erreicht (Joh 6,21).
Aus der Parallelstelle dieser Begebenheit in Matthäus 14 (besonders Vers 32-33) geht eindeutig hervor, daß die Jünger ihn nicht nur ins Schiff aufnehmen wollten, sondern das auch wirklich getan haben. (Der Grundtext in Johannes 6,21 sagt das zwar nicht ausdrücklich, läßt diese Möglichkeit aber offen.) Der deutsche Leser von Hfa in Johannes 6,21 muß jedoch meinen, die Jünger hätten den Herrn nicht mehr ins Schiff aufnehmen können, weil sie schon das andere Ufer erreicht hatten. Hfa schafft hiermit also einen Widerspruch zwischen Johannes 6 und Matthäus 14, der im Grundtext gar nicht vorhanden ist.
Zweifelhafte Wiedergaben
Hier sind einige wenige Beispiele gesam-melt, in denen die Übersetzung der Hfa abgelehnt werden muß:
Elberfelder
Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe (Mt 3,17).
Hoffnung für alle
Dies ist mein geliebter Sohn, an dem ich Freude habe! Ihn habe ich erwählt (Mt 3,17).
Es ist eine alte Irrlehre, daß der Herr Jesus als besonders guter Mensch auf der Erde von Gott „erwählt" worden sei. Die Übersetzer von Hfa vertreten diese Irrlehre wohl nicht, aber warum fügen sie dann hier ohne Grund das Wort „erwählt" ein?
Elberfelder
... in dem er auch hinging und predigte den Geistern, die im Gefängnis sind ... (1. Pet 3,19).
Hoffnung für alle
So ist er auch zu den Verstorbenen in die Totenwelt gegangen, um ihnen die Botschaft der Befreiung zu verkündigen (1. Pet 3,19).
Ich sähe gern alle Bücher, die je geschrieben wurden, gute und schlechte, Gebetbücher und Predigten und Gesangbücher und was noch für welche, zu einem ungeheuren Stoß aufgetürmt und qualmen wie Sodom vor alters, wenn das Lesen dieser Bücher euch vom Bibellesen abhält. (C.H. Spurgeon)
Hfa drückt hier ein Mißverständnis aus, das auch von zahlreichen Theologen vertreten wird: Der Herr sei nach seinem Tod in die Totenwelt gegangen und habe dort den Geistern im Gefängnis eine Predigt gehalten. Aber Petrus möchte nur sagen, daß der Geist des Herrn Jesus schon damals in Noah wirkte, als er den Menschen seiner Zeit predigte. Diese Menschen sind heute im Gefängnis, während sie damals die Möglichkeit gehabt hätten, die Predigt Noahs anzunehmen. Hfa legt nahe, daß Menschen, die Gottes Angebot abgelehnt haben, nach dem Tod eine zweite Chance zur Annahme der Botschaft haben werden. Das widerspricht aber dem Zeugnis der Heiligen Schrift.
Elberfelder
Und er ist die Sühnung für unsere Sünden, nicht allein aber für die un-seren, sondern auch für die ganze Welt (1. Joh 2,2).
Hoffnung für alle
Denn Christus hat unsere Sünden, ja die Sünden der ganzen Welt auf sich genommen; er hat sie gesühnt (1. Joh 2,2).
Die Bibel sagt nie, daß der Herr Jesus „die Sünden der ganzen Welt auf sich genommen" habe. Wenn das wirklich der Fall wäre, dann müßte auch die ganze Welt errettet werden, denn Gott kann die Sünden, die der Herr Jesus schon getragen hat, nicht noch ein zweites Mal zurechnen.
Es lassen sich weitere Beispiele für zweifelhafte Wiedergaben in der Hfa finden. Für den interessierten Leser sei noch folgende (unvollständige) Liste genannt: Johannes 1,11 (nicht „seine Welt", sondern sein Volk, die Juden, ist hier gemeint); Epheser 5,31 („Seele" ist hier falsch); 1. Timotheus 3,6 („Gericht des Teufels" ist nicht das Gericht, das der Teufel ausübt, sondern das er erleidet); 1. Timotheus 5,9 (hier geht es nicht darum, welche Frau einen Dienst tun darf, sondern um eine Liste, welche Witwe finanziell unterstützt werden soll); 1. Petrus 1,1 (die Briefempfänger sind Fremdlinge aus der „Zerstreuung",, d. h. zerstreut lebende Juden; diese Schlüsselinformation läßt Hfa weg).
Ansichten über die Zukunft
Unklar bzw. verwirrend wird es besonders da, wo Fragen der Zukunft und des Jenseits berührt werden. Das zeigt sich nicht nur dort, wo die Übersetzer der hfa z. B. die „himmlischen Örter" mit dem „Reich Gottes" verwechseln (Eph 2,6), sondern vor allem an wichtigen Stellen, die vom Kommen des Herrn handeln.
1. Thessalonicher 4,15-18 handelt von der Entrückung der Gläubigen. Hfa übersetzt nun im darauffolgenden Vers (5,1): „Wann das alles sein wird, zu welcher Zeit und Stunde, brauchen wir euch, liebe Brüder, nicht zu schreiben ..." Der Ausdruck „das alles" kann sich dann nur auf das bezie-hen, was vorausging (die Entrückung), und man muß nun denken, Paulus rede jetzt von dem Zeitpunkt der zuvor genannten Entrückung. Dadurch wird der Sinn der Stelle zerstört. Paulus redet ab Kapitel 5,1 nicht mehr von der Entrückung, sondern behandelt ein neues Thema, das er auch mit „aber" in Gegensatz zum Vorhergehenden stellt: das Kommen des Herrn mit den Seinen.
In 1. Korinther 15,51-52 übersetzt Hfa: „Wir werden nicht alle sterben, aber Gott wird uns alle völlig umwandeln. Das wird ganz plötzlich geschehen, von einem Augenblick zum andern, wenn die Posaune ankündigt, daß Jesus Christus als Herrscher der Welt wiederkommt." Aber der Grundtext sagt überhaupt nicht, daß Jesus Christus zu diesem Zeitpunkt „als Herrscher der Welt" wiederkommt. Nein, er wird dann die Gläubigen zu sich nehmen und erst später als Herrscher vom Himmel wiederkommen.
In Offenbarung 3,10 übersetzt Hfa: „Deshalb will ich dich auch in der schweren Prüfung bewahren, die über die ganze Erde kommen wird" - im Gegensatz zum Grundtext, der nicht von einer Bewahrung in etwas, sondern von einer Bewahrung vor etwas redet. In 1. Korinther 7,26 sagt Hfa sogar, daß „,schwere Zeiten uns bevorstehen". Waren die Ubersetzer der Ansicht, die Gläubigen der Jetztzeit müßten (zum Teil ?) noch die Gerichte der kommenden Drangsalszeit erleben?
Eine Arbeitsbibel?
Die Heilige Schrift ermuntert jeden Christen zu intensivem Bibelstudium. Das ist nicht nur eine Sache für Theologen und Fachleute, sondern für jeden (vgl. Apg 17,11; 2. Tim 3,15-16).
Um einen Schriftabschnitt intensiv zu studieren, muß man genau dem Gedankengang und der Argumentation folgen und muß einzelne Begriffe und Ausdrücke vergleichen und unterscheiden lernen. Bei einem solchen intensiven Bibelstudium muß man sich vor eigenen Ideen und Phantasien hüten. Eine textnahe Arbeit ist aber mit der Hfa nicht möglich, weil diese Übersetzung den ursprünglichen Text zu frei wiedergibt und eigenmächtig zu viele Gedanken einfügt oder ausläßt. Man kann mit Hfa auch nicht gut Studien über einzelne biblische Begriffe durchführen, denn sie übersetzt dasselbe Wort im Grundtext mit vielen verschiedenen deutschen Aquivalenten, während eine wörtliche Übersetzung versucht, sich auf möglichst wenig deutsche Wörter zu beschränken.
Vereinfachen um jeden Preis?
Heute haben immer mehr Menschen den Bezug zu christlichen Dingen komplett verloren. Sie reden vom „Sündigen" , wenn sie zuviel gegessen haben, und mit dem Ausdruck „Rechtfertigung" können sie ebensowenig etwas anfangen wie mit dem Ausdruck „Gottseligkeit". Für solche Menschen kann die Hfa eine Starthilfe sein.
Andererseits wundert man sich, wenn Christen, die schon seit Jahren gläubig sind, für ihre tägliche Bibellektüre nur zur Hfa greifen. Ist bequemes und flüssiges Lesen wichtiger als genaue Kenntnis der Gedanken Gottes?
Hfa nennt in ihrem Vorwort einen wichtigen Ubersetzungsgrundsatz, dem sie folgen will: Die gelungene Bibelübersetzung „soll auf ihre Leser möglichst die gleiche Wirkung haben, wie sie das Original auf die damaligen Leser hatte!" Welche Wirkung hatten die Schriften des Neuen Testamentes denn auf die damaligen Leser? Petrus sagte über einige Briefe des Apostels Paulus, daß sie „schwer zu verstehen sind" (2. Pet 3,16). Wer Hfa liest, wird davon nicht viel merken - und dadurch weicht Hfa von ihrem eigenen Ubersetzungsgrundsatz ab.
Man kann die Bibel nicht lesen wie eine Tageszeitung. David sagte zu Gott: „Und wie köstlich sind mir deine Gedanken, o Gott! Wie gewaltig sind ihre Summen!" (Psalm 139,17). Diese tiefen Gedanken Gottes kann man nicht immer gleich beim ersten oder zweiten Lesen verstehen. Man muß Fleiß, Mühe und Ausdauer aufwenden.
Vielleicht ist ein Vergleich erlaubt: Angenommen, eine Verlobte bekommt von ihrem Verlobten aus einem fernen Land einen Brief, der jedoch in einer ihr unbekannten Sprache verfaßt ist. Sie läßt sich den Brief übersetzen, hat aber die Wahl, ob sie den Brief möglichst wörtlich oder frei übersetzt bekommt. Welche Wahl wird sie treffen? Wenn sie ihren Verlobten wirklich schätzt, wird sie wahrscheinlich die wörtliche Variante wählen, auch auf die Gefahr hin, daß sie die Übersetzung mehrmals lesen muß, bis sie alles verstanden hat. Aber diese Mühe wird sie gerne in Kauf nehmen, weil ihr jedes Wort ihres Verlobten wichtig ist. Ein Bibelleser, der es wirklich ernst meint, sollte nicht weniger eifrig sein.
Schluß
Es soll abschließend betont werden, daß Hfa in ihrer Grundausrichtung keine stark bibelkritischen Gedanken enthält, wie man sie leider bei vielen neueren Ubersetzungen antreffen kann. Andererseits wurden oben genügend Beispiele angeführt, aus denen deutlich wird, daß Hfa durch ungenaue Ubersetzung irrtümliche Ansichten fördern kann, z. B. Allversöhnungslehren oder verkehrte Ansichten über die Zukunft.
Es ging in diesem Artikel nicht darum, die Bibelübersetzung Hfa oder ihre Leser zu verurteilen; es sollte vielmehr darauf hingewiesen werden, wo die Grenzen dieser Ubersetzung liegen, um den Leser zum behutsamen Lesen und kritischen Hinterfragen anzuleiten.
Ferner sollte Mut zu einem gründlichen Bibelstudium mit einer wörtlichen Übersetzung gemacht werden. Zugegeben: Der Weg ist steinig, aber der Leser wird viele Kostbarkeiten entdecken und für den mühevollen Weg reich belohnt werden.
Die Bibel hat Worte jeder Art, die bei allen möglichen Ereignissen unsere Hilfe sind, stark genug, um auch jede Art von Angriff abzuschlagen. Brüder, studiert das Wort Gottes gründlich und habt es jederzeit parat. Wie nutzlos, es mit der Bibel zu machen wie jener Narr mit seinem Anker, den er zu Hause gelassen hatte, als er in einen Sturm geriet. Habt den unfehlbaren Zeugen stets zur Seite, wenn sich der Vater der Lüge euch nähert.
(C.H. Spurgeon, Es steht geschrieben, Bielefeld, 1991)
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Elberfelder Übersetzung

Die Elberfelder Übersetzung Edition CSV ist eine wortgetreue Übersetzung der Bibel in verständlicher Sprache. Auf dieser Webseite können Sie den Bibeltext vollständig lesen und durchsuchen. Zudem werden Werkzeuge angeboten, die für das Studium des Grundtextes hilfreich sind.
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