Und sie seien zu Zeichen
... und sie seien zu Zeichen
Und Gott sprach: Es werden Lichter an der Ausdehnung des Himmels, um den Tag von der Nacht zu scheiden, und sie seien zu Zeichen und zur Bestimmung von Zeiten und Tagen und Jahren; und sie seien zu Lichtern an der Ausdehnung des Himmels, um auf die Erde zu leuchten" (1. Mo 1,14.15).
Am vierten Schöpfungstag setzte Gott die Sonne, den Mond und die Sterne zu den genannten Zwecken an den Himmel. Wir wissen, daß ohne das Sonnenlicht kein Leben auf der Erde möglich wäre. Aber auch die Funktion der Gestirne zur Einteilung und Bestimmung der Zeit wird seit Beginn der Menschheitsgeschichte genutzt und geschätzt.
Doch welchen Gewinn können wir aus der Bedeutung als Zeichen ziehen? Dieser Frage sei aus Anlaß der am 11. August dieses Jahres über weiten Teilen Europas zu beobachtenden totalen Sonnenfinsternis einmal nachgegangen.
Um den von Gott vorgesehenen Zeichencharakter zu verstehen, wollen wir uns einige entsprechende Begebenheiten aus der Heiligen Schrift ansehen.
- 1. Mose 15,5: Gott verhieß Abram eine sehr große Nachkommenschaft und verdeutlichte ihm dies durch die unzählbare Sternenzahl.
- Josua 10,12-14: Indem Gott das Gebet Josuas erhörte und Sonne und Mond auf ihrem Ta-geslauf aufhielt, wurde klar, daß Er für Israel stritt.
- 2. Könige 20,8-11: Gott ließ auf Hiskias Bitte hin seine Sonnenuhr rückwärts gehen, um ihm seine Genesung zu bestätigen.
- Psalm 8,3; 19,1; Römer 1,20 u.v.a.: Die Größe und Herrlichkeit des Schöpfers werden am Himmel in überwältigender Weise wahrgenommen.
- 4. Mose 27,17; Matthäus 2,2.10: Ein auffallender Stern kündigte die Ankunft des Messias an.
- Lukas 23,44.45: Als der Herr Jesus am Kreuz von Gott für unsere Schuld gerichtet wurde, verfinsterte sich die Sonne zur Mittagszeit für drei Stunden. (Dies war keine übliche Sonnenfinsternis, da das Ereignis am 15. Nissan, also zum Vollmond, stattfand. Der Mond kann die Sonne aber nur in der Neumondphase verfinstern.)
- Lukas 21,11.25.28: Der gläubige Uberrest wird am Ende der Drangsalszeit durch Zeichen am Himmel das Herannahen der Erlösung erkennen.
In obiger Aufstellung lassen sich zwei Arten von Zeichen unterscheiden. Zum einen gibt es das Zeugnis der Himmelskörper von der Größe und Herrlichkeit des Schöpfers, andererseits eine Zeichengebung durch außergewöhnliche Himmelsereignisse. Die letzteren stehen in Beziehung zu Gottes Handeln mit Israel, wiewohl auch Menschen aus den Nationen durch sie beeindruckt wurden (z. B. die Magier aus dem Morgenland).
Im allgemeinen ängstigt sich jedoch derjenige, der nicht mit Gott in Frieden lebt, vor den Zeichen des Himmels (Jer 10,2). Wir als wiedergeborene Christen jedoch erwarten bis zur Wiederkunft unseres Hern zur Entrückung keine besonderen Zeichen. Doch die Ereignisse am Himmel bleiben für uns deshalb nicht ohne Bedeutung.
Der in uns wohnende Heilige Geist befähigt uns, alle Schrift (d. h. das Alte und das Neue Testament) im Sinne von 2. Tim 3,16.17 anzuwenden. So läßt Er uns die tiefen göttlichen Gedanken in den alttestamentlichen Schriften erkennen und Parallelen zum Neuen Testament finden. Im Schöpfungsbericht werden Licht, Finsternis, das große Licht zur Beherrschung des Tages und das kleine Licht zur Beherrschung der Nacht erwähnt. In Johannes 1 steht, daß das Licht (hier der Sohn Gottes) in der Finsternis scheint und jeden Menschen erleuchtet. In Johannes 8,12 nennt sich der Herr Jesus das Licht der Welt, dessen Nachfolger nicht in der Finsternis wandeln. Diese Nachfolger des Herrn werden selbst zu Lichtern (Mt 5,14; 1. Thes 5,5; Phil 2,15 - hier kann das griechische Wort auch mit Himmelslichter oder Lichtglanz übersetzt werden), weil „das große Licht" in sie geleuchtet hat (2. Kor 4,6; Eph 5,8).
Einige Aussagen der Bibel zum Thema Licht und Finsternis:
Gott als Quelle des Lichtes
- Gott ist Licht (1. Joh 1,5).
- Bei Gott wohnt das Licht (Dan 2,2).
- Der Messias als der treue Knecht ist das Licht der Nationen (Jes 42,6; 49,6).
- Das Kommen des Herrn Jesus auf diese Erde wird einem aufgehenden Licht in der Finsternis verglichen (Mt 4,15.16; Joh 1,4.5).
- Solange der Herr Jesus in der Welt war, war Er deren Licht (Joh 9,5).
- Der Messias wird bei seinem zweiten Kommen mit dem Licht der Sonne verglichen (2. Sam 23,3.4; Mal 4,2).
- Der Herr Jesus in seiner Herrlichkeit als Lamm wird das himmlische Jerusalem erleuchten (Offb 21,23).
- Das Wort Gottes ist Licht für die Völker (Jes 51,4).
Gottes Volk als Zeugen und Träger des Lichtes in der Welt
A) das Volk Israel
- Aufruf zum Wandeln im Licht des HERRN (Jes 5,2).
- Als Gott seinen Lichtglanz auf die Juden legte, kam es zu einer Bekehrung von Heiden (Est 8,16.17).
- Die Nachfolger des Messias sind berufen, das Licht der Welt zu sein (Mt 5,14-16).
- Die Juden verstanden sich als Licht derer, die in Finsternis waren (Röm 2,20).
B) die Versammlung Gottes in der Gnadenzeit
- Sie besteht aus Söhnen des Lichts (Joh 12, 35-36,46; 1. Thes 5,5).
- Diese Söhne sind Licht in dem Herrn (Eph 5,8).
- Sie sind berufen, im Licht zu wandeln (1. Joh 1,7; Eph 5,9).
- Der Wandel im Licht führt zur Frucht des Lichts, die „besteht in aller Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit" (Eph 5,9).
- Aufruf zum Anziehen der Waffen des Lichts (Röm 13,12). Siehe dazu 1. Thessalonicher 5,8 und Epheser 6,10-20.
- Gläubige scheinen wie Lichter in der Welt (Phil 2,15).
- Sie allein können den „Lichtglanz des Evangeliums der Herrlichkeit des Christus" in die Welt ausstrahlen, weil Gott in ihre Herzen geleuchtet hat zum Lichtglanz der Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes im Angesicht Jesu Christi" (2. Kor 4,4.6).
C) die Märtyrer in der Drangsalszeit
- „Der ganze Mond wurde wie Blut" (Offb 6, 12).
D) die irdische Braut im 1000jährigen Reich (das irdische Jerusalem)
- Sie leuchtet, weil ihr Licht gekommen und die Herrlichkeit des Herrn über ihr aufgegangen ist (Jes 60,1.2).
- Die Nationen wandeln zu ihrem Licht hin (Jes 60,3, vgl. Jes 2,2-5).
- Das Licht des Mondes (ein Bild der Gerechten) wird sein wie das Licht der Sonne (ein Bild Gottes). Das Licht der Sonne hingegen wird dann siebenfältig sein, wie das Licht von sieben Tagen (Jes 30,26; Mt 13,43).
E) die himmlische Braut im 1000jährigen Reich (das himmlische Jerusalem)
- Die Nationen werden durch ihr Licht wandeln (Offb 21,24).
- Ihr Lichtglanz (dasselbe Wort wie in Phil 2, 15) gleicht einem kristallhellen Jaspisstein (Offb 21,11). Auch Gottes Ansehen gleicht einem Jaspisstein und einem Sardis (Offb 4,2.3, vgl. 1. Joh 3,2).
Die Welt als das von Satan regierte System lebt in der Finsternis (Jes 60,2; Apg 26,18; Eph 6, 12; 5,8; Joh 1,9; 3,19-21).
Zwischen Licht und Finsternis gibt es keine Gemeinschaft (Kol 1,13; 2. Kor 6,14; 1. Joh 1,6.7; Eph 5,8).
Aus den vorliegenden Aussagen läßt sich entnehmen, daß die Sonne, die Quelle des Lichtes, ein Hinweis auf Gott und der Mond, der mit dem empfangenen Sonnenlicht die Nacht beherrscht, ein Bild von den Zeugen Gottes ist. Dabei kann man den Mond in seinem Zeichencharakter für unsere Zeit sicher sowohl auf die Versammlung weltweit und örtlich als auch auf den einzelnen Gläubigen beziehen.
Nun soll das Zusammenwirken der drei Himmelskörper „großes Licht" (die Sonne), „kleines Licht" (der Mond) und Erde anhand einfacher, bekannter Tatsachen dargestellt werden. Anschließend wird versucht, diese zur Illustration geistlicher Prinzipien in der Heiligen Schrift heranzuziehen.
Astronomischer Exkurs
Der Mond würde gut 400mal nebeneinander auf einer Linie aufgereiht in die Sonne passen. Die am Himmel sichtbaren Sonnen- und Mondscheiben sind jedoch so gut wie gleich groß. Ihre gemittelten Werte liegen sehr präzise bei 32 Winkelminuten. Mäße man ihre Durchmesser z. B. mittels eines am ausgestreckten Arm gehaltenen Lineals, käme man auf denselben Wert. Der Mond dreht sich bei seinem Erdumlauf exakt einmal um sich selbst. Deshalb ist von der Erde aus immer dieselbe Mondseite, das sogenannte „Mondgesicht", zu sehen. Die Mondrückseite läßt sich nur mittels Raumflugkörpern einsehen.
In Gedanken lassen wir jetzt den Mond um die Erde kreisen. Die Erde stehe im Mittelpunkt unseres Bildes. Die Sonnenstrahlen kommen von links. Die Mondbahnebene ist um ca. 5 Grad zur Bildebene (welche der Erdbahnebene entsprechen soll) geneigt, so daß der Mond rechts der Erde oberhalb der Bildebene und links der Erde unterhalb der Bildebene steht.
Folgende Aussagen sind jetzt möglich: (Ich bediene mich jetzt nicht der Fachterminologie, sondern versuche mich bewußt bildhaft auszudrücken.)
- Die der Sonne zugewande Erdhälfte erstrahlt im Licht, die der Sonne abgewandte ist finster.
- Die Sonne sieht stets einen vollen Mond.
- Steht der Mond in unserem Bild rechts der Erde (Vollmond),
- ist sein Gesicht ganz der Sonne zugewendetsieht er eine dunkle Erde
- ist die Nacht auf der Erde durch einen Vollmond erhellt.
- Steht der Mond ober- oder unterhalb der Erde (Halbmond),
- ist sein Gesicht von der Sonne halb abgewendet
- sieht er die Erde zur Hälfte erhellt
- erfaßt er mit seinem Licht, welches auf 50% herabgesetzt ist, nur eine Hälfte der Nachtseite der Erde.
- Steht der Mond links der Erde (Neumond),
- ist sein Gesicht völlig von der Sonne abgewandt
- sieht er die Erde in hellem Licht
- wird er von der Erde aus nicht gesehen.
Da die Mondbahnebene um ihr Zentrum „taumelt", gelangt der Mond durchschnittlich 2-3mal im Jahr auf der Erdbahnebene direkt zwischen Sonne und Erde (dann gibt es eine Sonnenfinsternis) und 1-2 mal von der Sonne aus gesehen hinter die Erde (Mondfinsternis).
Bei einer Sonnenfinsternis
- ist das Gesicht des Mondes völlig von der Sonne abgewandt
- steht der Mond bezüglich der Erde an der Stelle der Sonne
- wirft der Mond über einen weiten Teil der Erde einen Schatten, der in seinem Zentrum der nächtlichen Finsternis gleicht
- zeigt sich der Mond der Erde als schwarze Scheibe
- bleibt der Strahlenkranz der Sonne, die Korona, jedoch sichtbar.
Bei einer Mondfinsternis
- sieht die Sonne den Mond nicht mehr
- ist der Mond auf seiner gesamten Oberfläche dunkel (da die Erdatmosphäre etwas Sonnenlicht in den Kernschatten ablenkt, erscheint der Mond meist in einem schwachen, düsteren Rot
- sieht der Mond nur Finsternis.
Geistliche Bedeutung
Welche geistlichen Wahrheiten kann uns der Mond nun illustrieren?
Die Sonne sieht bis auf die Ausnahme einer Mondfinsternis stets einen vollen Mond. Das erinnert uns daran, daß Gott uns in dem Herrn Jesus Christus vollkommen sieht (4. Mo 23,21; Eph 1,1; 2,6).
Das Gesicht des Mondes ist der Sonne jedoch nur in seiner Vollmondphase zugewandt. Die Stellung als Kind Gottes bedeutet noch nicht den Vollzug einer praktischen Gemeinschaft mit Ihm.
Bezogen auf die Erde hat der Mond einen phasenhaften Verlauf. Er wechselt stufenlos von Nichtsichtbarkeit bis zum hellen Erstrahlen in seinem vollen Umfang. Manchmal steht er längere Zeit am Tageshimmel, ein andermal ist er mehr in den Nächten zu sehen. Hier stellt uns der Mond unsere Verantwortlichkeit bezüglich unseres Leuchtens in der Welt vor Augen. Seine Hauptaufgabe, die Nacht zu beherrschen, erfüllt der Mond, wie jeder weiß, am besten in seiner Vollmondphase. Dann steht er auch die längste Zeit am Nachthimmel.
Sein Gesicht ist ganz der Sonne, aber auch der Erde zugewandt. Er blickt auf eine finstere Erde. Wenn Gläubige sich in ihrem persönlichen Leben ganz dem Herrn zuwenden, werden sie sein Licht am besten weitergeben können. In diesem Fall haben sie auch erleuchtete Augen und erkennen, daß das Wesen dieser Welt Finsternis ist. Obwohl die Welt ihre Anziehungskraft auf sie verloren hat, ist ihr Blick deshalb jedoch nicht „weltabgewandt" - sie wissen um ihren Auftrag in der Welt.
In der Neumondphase dagegen übt der Mond lediglich noch einen Gezeiteneinfluß auf das Meer aus. Licht und somit Orientierung sucht man an ihm nun ver-gebens. Sein Gesicht ist von der Sonne abgewandt. Sein Blickfeld ist erfüllt von einer hell leuchtenden Erde.
Der Mond zeigt uns hier Gläubige, die die praktische Gemeinschaft mit ihrem Herrn verloren haben. Sie sind ganz von der Welt eingenommen. Von dieser werden sie jedoch nicht mehr als ein Zeugnis Gottes wahrgenommen. Sie üben auch keinen positiven Einfluß in der Welt aus. Es kann sogar noch schlimmer kommen. Bei einer Sonnenfinsternis verdeckt der Mond für einen größeren Teil der Erde die Sonne, weil er von der Erde aus gesehen deren Stelle eingenommen hat. So können auch diejenigen, die den Namen Gottes auf ihren Lippen tragen, das Zeugnis Gottes verdecken. In Laodizea stand der Herr außerhalb der Versammlung. Diese Gruppe von Gläubigen zeugte daher nicht mehr von Christus, sondern von sich selbst. So heißt es dann auch in Offenbarung 3,17: »...du sagst: Ich bin ...". Siehe zur „Neumondphase" Jer 2; Lk 11,34-36 und zur „Sonnenfinsternis" Jer 8,8; 2. Chr 29,6.7; Mt 23,13; 2. Mo 32,7; Ps 79,9.10.
Die Israeliten feierten am Neumond des 7 Monats das Fest des Posaunenhalls (3. Mo 23,23-25; 4. Mo 29,1-6). Es erinnert an Aufbruch zur Nachfolge und Sammlung zur Gemeinschaft mit Gott (4. Mo 10,1-10; Jes 27,13; s.a. Eph 5,14-21).
In diesem Sinn darf uns der 11. August 1999 ein Festtag besonderer Art sein.
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