Rückschläge

Rückschläge

Unsere Zeit lebt vom Erfolg. Nur wer Erfolg hat, zählt. Wer modern ist, lebt und handelt „erfolgsorientiert". „Nichts ist erfolgreicher als der Erfolg", lehren die Managementschulen und meinen damit, daß nur dem das erfolgreiche Bewältigen einer Aufgabe zugetraut wird, der bereits eine ununterbrochene Kette von Erfolgen vorweisen kann. Weil diese Einstellung heute den Zeitgeist prägt, werden Mißerfolge möglichst verschwiegen. Oder sie führen zum endgültigen Abknicken von beruflichen oder politischen Karrieren. Wer keinen Erfolg hat, ist „out" . Für die einmal Gescheiterten gilt: „They never come back."

Ist es in christlichen Kreisen heute anders? Haben wir diese Denkweise unserer Zeit nicht mehr oder weniger auch auf das geistliche Leben übertragen? Ertappen wir uns nicht dabei, daß wir auch in diesem Bereich andere und uns selbst mit dem Erfolgsmaßstab messen? Meinen wir nicht auch, ab unserer Bekehrung eine lückenlose „Erfolgskette" aufweisen zu müssen, um unter den Geschwistern anerkannt zu sein? Und: Sind wir nicht geneigt, anderen unsere Achtung und Anerkennung zu versagen, weil wir um Mißer-folge und Rückschläge in ihrem Leben wissen? Das führt dazu, daß man versucht, Rückschläge im geistlichen Leben ängstlich zu vertuschen. Oder man ist völlig verzweifelt, weil man meint, daß ein solcher Rückschlag unsere Brauchbarkeit für Gott endgültig beendet.

Gottes Maßstäbe sind anders

Was sagt Gottes Wort dazu? Zählt bei Christen auch nur der Erfolg? Oder gelten hier andere Maßstäbe?

Ja, bei Gott gelten andere Maßstäbe. Das sagt uns die Bibel ganz eindeutig. Christen leben nicht vom Erfolg, sondern von der Gnade. Und die erkennen und erfahren wir oft gerade erst dann in ihrem ganzen Ausmaß, wenn wir solche negativen Erfahrungen mit uns selbst machen.

... und er warf die Tafeln aus seinen Händen und zerbrach sie unten am Berg (2. Mo 32,19).

Fast alle Männer und Frauen, deren Geschichte in der Bibel ausführlicher beschrieben wird, haben solche Rückschläge im Glaubensleben erlebt. Zahlreiche Beispiele in Gottes Wort belegen, daß der Weg treuer Männer und Frauen in vielen Fällen von Mißerfolgen gekennzeichnet war. Oder aber, daß Gott „Erfolgskarrieren" abgebrochen hat, weil die Betroffenen nur durch Rückschläge brauchbar werden konnten für Gottes Handeln.

Es fällt auf, daß gerade einige Glaubensmänner, die Gott nach dem Urteil der Bibel besonders gebrauchen konnte - und an deren besonderer Wertschätzung durch Gott die Bibel keinen Zweifel läßt -, nach unseren Maßstäben Versager waren. Wenige Beispiele mögen genügen, um dies deutlich zu machen:

  • Mose scheiterte dabei, sein Volk glorreich ins Land Kanaan zu führen. Er mußte diesen großartigen Erfolg (die „Krönung seines Lebenswerkes", würden wir heute sagen) seinem Nachfolger Josua überlassen.

... so bringe mich doch um, wenn ich Gnade gefunden habe in deinen Augen, damit ich mein Unglück nicht ansehe (4. Мо 11,15)

  • Samuel hatte trotz aufopfernder Bemühungen um das Volk manche Mißerfolge (vgl. vor allem 1. Sam 8 und 12). Seine Fähigkeiten als Führer, seine harte und selbstlose Arbeit wird nicht anerkannt, sondern er wird vom Volk verworfen (1. Sam 8,7).
  • Elia erlebt es trotz größter Entschiedenheit und Treue nicht, daß sich sein Volk wieder völlig Gott zuwendet. Sein Dienst endet in Bitterkeit über seine Mißerfolge unter dem Ginsterstrauch.
  • Die Laufbahn des Apostels Paulus - der „mehr gearbeitet" hatte „als ... alle" (1. Kor 15,10) - endet nach menschlichen Maßstäben ebenfalls nicht mit Erfolg: Verlassen, mißverstanden, angefeindet selbst von vielen seiner Glaubensbrüder, verbringt er scheinbar sinnlose Gefängnisjahre und erleidet schließlich einen gewaltsamen Tod.

Es ist genug; nimm nun, HERR, meine Seele, denn ich bin nicht besser als meine Väter (1. Kön 19,4)

  • Das Leben der in Hebräer 11 genannten zweiten Gruppe von Glaubenshelden („Andere aber ...") endet nicht erfolgreich, sondern in einem Desaster mit tragischem Ausgang.

Für sie alle gilt das Wort aus Jesaja 49,4, das - nach menschlichen Maßstäben - auch für das Leben unseres Herrn auf der Erde zutraf: „Umsonst habe ich mich abgemüht, vergeblich und für nichts meine Kraft verzehrt ..." Gottes Wort läßt jedoch keinen Zweifel daran, daß diese scheinbare Erfolglosigkeit, dieses Scheitern in den Augen der Menschen bei Gott eine völlig andere Bewertung erfährt.

Was aber, wenn wir alles selbst verschuldet haben?

Die Bibel kennt andererseits auch zahlreiche Mißerfolge und Rückschläge, die die betreffenden Gläubigen selbst verschuldet haben. Sogar von so glaubensstarken Leuten wie Abraham, Sarah, David oder Petrus berichtet Gottes Wort keine nahtlose Erfolgsgeschichte. Es wird aber deutlich, wie solche Rückschläge durch eigenes Verschulden - so bedauerlich sie manchmal waren - doch letztlich dazu beigetragen haben, sich selbst und vor allem Gott besser kennenzulernen.

Oft sind die einzelnen erst durch diese Erfahrungen zu wirklichen Glaubensmännern und -frauen gereift. So mußte z. B. Mose seine Laufbahn am ägyptischen Königshof abbrechen und in die Wüste fliehen, weil er einen Ägypter erschlagen hatte. Letzteres war sicher nicht Gottes Wille und Auftrag für Mose gewesen. Dennoch benutzte Gott die Zeit „hinter der Wüste", um Mose völlig zu verändern und ihn auf seine große Aufgabe vorzubereiten.

Anhand einer anderen Begebenheit des Alten Testaments - wir werden merken, wie unglaublich aktuell sie auch nach 4000 Jahren ist - soll im folgenden gezeigt werden, wie es zu solchen Rückschlägen kommt. Vor allem aber soll sie uns zeigen, wie wir dann wieder zurückfinden können in die Gemeinschaft mit dem Herrn und den Glaubensweg wieder mutig und mit Zuversicht weitergehen können.

Rückschläge - wie kommt es dazu?

Abraham hatte äußerst mutige Glaubensschritte hinter sich, als wir ihn in 1. Mose 12,9ff. plötzlich auf einem merkwürdigen Weg finden. Auf einmal geht es nicht mehr nach der bisherigen Grundmelodie seines Lebens: „In das Land, das ich [Gott] dir zeigen werde." Abraham verläßt das Land, das Gott ihm angewiesen hatte, und gerät in größte Schwierigkeiten. Wie kam es dazu?

Auch bei uns beginnen Fehlentwicklungen und Rückschläge im Glaubensleben oft damit, daß wir Gottes Führung und Liebe nicht mehr so recht verstehen können. Hatte uns der Herr nicht beruflich auf diesen Weg geführt? Hatten wir nicht privat im Vertrauen auf den Herrn einen Schritt getan? Und nun gibt es auf einmal Probleme, auf die wir nicht vorbereitet sind. Es wäre doch für Gott so einfach, sie aus dem Weg zu räumen. Kümmert Er sich nicht mehr um uns?

Es sind wohl die schwierigsten Wegstrecken für Gotteskinder, wenn sie ihren Herrn nicht mehr so recht verstehen können. Die Folge ist oft, daß wir denken, wir müßten nun die Dinge selbst in die Hand nehmen und die Probleme allein zu lösen versuchen.

So war es wohl bei Abraham. Die Bibel berichtet von einer Hungersnot. Eine Hungersnot im Land der Verheißung - wie war das zu begreifen? Es stand doch in Gottes Macht, dies zu verhindern! War Abraham nur in das verheißene Land gekommen, um dort zu verhungern?

Das Charakteristische für den Beginn eines Rückschlags im Glaubensleben liegt darin, daß wir mit solchen bedrängenden Fragen nicht mehr zu Gott gehen. In unserer Abrahams-Geschichte werden vier Stufen deutlich, auf denen er immer mehr die Gemeinschaft mit seinem Herrn verliert:

1. Falsche Blickrichtung

Damit begann es bei Abraham, und damit beginnt es wohl auch meist bei uns: Der Blick geht in die falsche Richtung. Abraham zog immer weiter „nach dem Süden". Sein Blick war damit schon geraume Zeit auf das Land Ägypten gerichtet, das ihm immer verlockender erschien, bis er sich davon schließlich die Lösung seiner Probleme versprach. Wohin schauen wir? Was beschäftigt unsere Gedanken? Unser Leben entscheidet sich daran, wohin unser Blick gerichtet ist.

2. Das Vertrauen schwindet

Früher hatte Abraham ein sehr großes Vertrauen in die Liebe und Macht seines Gottes gehabt. Er verließ - allein auf das Wort seines Herrn - die Sicherheit seines vertrauten Lebensraumes und „zog aus, ohne zu wissen, wohin er komme" (Heb 11,8). Der „Gott der Herrlichkeit" (Apg 7,2), der ihm erschienen war, füllte all sein Denken aus. Dieses Vertrauen, daß Gott für alles in seinem Leben sorgen würde, hat er nun offenbar nicht mehr. Er befürchtet allen Ernstes, daß Gott ihn in dem verheißenen Land verhungern lassen könnte. Kennen wir nicht auch solche Ebben und Fluten im Glaubensleben? Wenn wir den Blick auf den Herrn verlieren, wird unser Glaube schwach.

3. Eigene Pläne werden verwirklicht

Die Folge ist, daß wir uns selbst mehr vertrauen als Gott. Wir entwickeln unseren eigenen Plan, um die Probleme zu lösen. Für Abraham gibt es nur eine Entscheidung: Hin in das Land, das nun wohl schon länger seine Gedanken beschäftigt hat. Dort würde es ihm wieder gutgehen. Wenn wir unseren Gedanken erlauben, sich lange genug mit Dingen zu befassen, die uns aus der Gemeinschaft mit dem Herrn ziehen (Ägypten ist in der Bibel meist ein Synonym für die - gottlose - „Welt"), müssen wir uns nicht wundern, wenn unsere Füße eines Tages in die gleiche Richtung wie unsere Gedanken marschieren.

4. Man fragt nicht mehr nach Gottes Willen

Es gibt nicht den geringsten Hinweis, daß Abraham in dieser schwierigen Situation seinen Gott gefragt hat, was er tun soll. Auch das ist typisch für den Beginn eines Rückschlags.

Unser Kopf ist so voll von unseren eigenen Plänen, sie erscheinen uns so gut, und unser Wille, sie nun auch zu realisieren, ist so stark, daß wir gar nicht mehr daran denken (oder denken wollen), nach Gottes Willen zu fragen.

Was kennzeichnet den Rückschlag?

1. Keine wirkliche Gemeinschaft mehr mit dem Herrn

Auf dem Weg nach Agypten und in diesem Land gibt es für Abraham keinen „Altar", der stets Ausdruck seiner Gemeinschaft mit dem Herrn war. Wir finden keinen Anhaltspunkt, daß er in dieser Zeit mit seinem Gott spricht oder daß Gott mit ihm redet. Dies ist das erste, entscheidende Anzeichen eines geistlichen Rückschlags - auch bei uns. Auch wenn es vielleicht noch niemand in unserer Umgebung merkt - wenn wir die Gemeinschaft mit dem Herrn verloren haben, kann es nur noch abwärtsgehen.

2. Wir geraten in Probleme, die wir sonst nie hatten

Abraham hätte sich vorher nie Gedanken darüber machen müssen, daß ihm durch die Schönheit seiner Frau Gefahr drohen könnte. Das hätte er Gottes Bewahrung überlassen können. Nun aber kommen plötzlich Ängste auf, die er früher nicht kannte. Sein Kopf arbeitet fieberhaft einen Plan aus, um dieses neue Problem zu lösen. Aber gerade dieser Plan - der eine „halbe" Lüge beinhaltet - droht ihm dann zum Verhängnis zu werden. Verstehen wir, was auf dem Spiel stand? Durch Sara wollte der Herr ihm doch den „Erben" schenken, in dem alle Segenspläne und Verheißungen Gottes beschlossen lagen. Abraham ist jetzt dabei, die Segensabsichten Gottes für sein Leben zu durchkreuzen.

3. Wir sind kein Zeugnis mehr

Solange Abraham in Gemeinschaft mit seinem Herrn im „Land der Verheißung" lebte, war er ein starkes Zeugnis für Gott gegenüber der heidnischen Bevölkerung des Landes. Die Menschen spüren die Würde dieses Mannes, der in der Gegenwart Gottes lebt („Du bist ein Fürst Gottes unter uns"; Kap. 23,6). Davon kann nun in Ägypten keine Rede mehr sein. Als der Pharao ihn zu sich ruft und ihm wegen seiner Lüge zu Recht Vorhaltungen macht, kann Abraham nichts antworten. Geht es uns in vergleichbaren Situationen nicht ebenso? Die Chance, ein Zeugnis gegenüber Nichtchristen abzugeben, ist völlig vertan.

4. Gottes Liebe ist nicht zu Ende!

Wenn wir uns durch eigene Schuld in eine hoffnungslose Situation manövriert haben, gibt es eine Stimme, die uns zuflüstert, daß nun alles aus ist, daß Gott uns nun nie mehr gebrauchen kann und uns auch nicht mehr liebt. Nur zu leicht glauben wir dieser Stimme. Aber es ist die Stimme des Teufels. Und er ist der „Lügner von Anfang". Auch wenn wir alles in den Sand gesetzt haben - Gottes Liebe ist nicht zu Ende. Das sehen wir hier bei Abraham. Es ist wahr: Wenn Gott nicht in seiner unbegreiflichen Gnade eingegriffen hätte, wäre die Glaubensgeschichte Abrahams an dieser Stelle möglicherweise zu Ende gewesen. Aber Gott hat eingegriffen! Und was wie das Ende aussah, wurde ein ganz neuer Anfang.

Kann es wieder aufwärtsgehen?

Ja, es kann wieder aufwärtsgehen. Wenn wir auch schrecklich enttäuscht über uns selbst sind - Gott ist es nicht. Denn Er unterliegt hinsichtlich unseres Charakters keiner „Täuschung" Er wußte bereits, daß dieser Rückschlag kommen würde, als er Abraham viele Jahre vorher in Ur in seine Nachfolge berief. So weiß Er auch bereits bei unserer Bekehrung um alle Rückschläge, die noch kommen werden. Dennoch hat Er uns angenommen. Und wenn es in unserem Glaubensleben Berge und Täler gibt - seine Liebe ändert sich nicht. Das sehen wir auch in der weiteren Geschichte Abra-hams. Welche konkreten Schritte aber sind notwendig, damit es wieder aufwärtsgeht?

1. Zurück zu dem Punkt, wo die Fehlentwicklung begann

Im 13. Kapitel sehen wir Abraham auf dem Rückmarsch. Er hält sich nicht auf, bis er wieder dort angekommen ist, wo im Anfang sein Zelt gewesen war. Das ist ein wichtiger Hinweis für uns. Wenn uns klar geworden ist, daß wir auf einem falschem Weg sind, reicht es nicht aus, dies zu bedauern. Wir müssen zurück zu dem Punkt, wo die falsche Weichenstellung war. Manchmal liegt dies schon weit zurück, aber nur so finden wir die wirkliche, enge Gemeinschaft mit unserem Herrn wieder, wenn wir Ihm als Schuld beken-nen, wo unser Irrweg begann.

2. Zurück in die Gemeinschaft mit dem Herrn

Von Abraham wird berichtet, daß er bis Bethel (das bedeutet „Haus Gottes"), bis zu „der Stätte des Altars, den er zuvor daselbst gemacht hatte", zurückgeht. „Und [er] rief daselbst den Namen des HERRN an" (13,4). Hier hat Abraham die Gemeinschaft mit seinem Gott wiedergefunden. Was wird es für ihn gewesen sein, dort wieder an dem alten Altar zu knien. In diesem Moment ist ihm vielleicht erst so recht deutlich geworden, welch törichten Weg er gegangen war. Und wie groß die Gnade ist, die dennoch die Hand über ihn gehalten und ihn zurückgeführt hatte.

Aus dem folgenden Verlauf der Geschichte erkennen wir, daß Abraham eines wieder ganz groß wird: Was es bedeutet, diesen „Gott der Herrlichkeit" und seine unbegreifliche Gnade zu kennen. Das hat sein Denken und sein Leben fortan geprägt.

3. Neue Blickrichtung und neue Maßstäbe

Das ist es, was Gott mit solchen Erfahrungen bei uns erreichen will: Daß sich unsere Blickrichtung und unsere Maßstäbe verändern und daß wir selbst in unseren Augen nicht mehr so großartig, intelligent und überlegen sind, aber Er, unser Herr, viel größer für uns wird. Und daß das Glück, Ihn zu kennen, wichtiger als alles andere in unserem Leben wird.

Im Leben Abrahams sehen wir diese Veränderung der Maßstäbe nachdrücklich, und zwar an einem neuen Problem, das auf ihn zukommt. Es gibt Streit unter den Hirten, und es gibt Ansprüche auf das Land, das nun aufgeteilt werden soll. Hatte Gott ihm dieses Land nicht versprochen? Mußte er es jetzt nicht festhalten und den „Mitläufer" Lot wegschicken?

Abrahams Reaktion ist verblüffend: „Ist nicht das ganze Land vor dir? Willst du zur Linken, so will ich mich zur Rechten wenden ...", sagt er zu Lot. Ist das zu begreifen? Wird sich Lot jetzt nicht das Beste nehmen? Lacht er sich nicht schon ins Fäustchen über seinen naiven Onkel, den er nun schön übertölpeln kann?

Es gibt nur eine Erklärung: Nachdem Abraham die Gemeinschaft mit seinem Gott wiedergefunden hat, ist es ihm so egal, ob sich andere scheinbar das Beste nehmen. Er hat wie Lot seine „Augen erhoben", aber viel höher als dieser: nämlich zu der „Stadt, die Grundlagen hat, deren Baumeister und Schöpfer Gott ist" (Heb 11,10). Er hat gelernt, daß auch in seinem Leben nur das Grundlage und Bestand hat, dessen „Baumeister und Schöpfer Gott ist". Deswegen braucht Abraham nichts festzuhalten. Er weiß: Was Gott gibt, das gibt Er gewiß. Er braucht es nicht vor Lot oder anderen Menschen zu verteidigen.

Kennen wir nicht sehr ähnliche Situationen? Hat Gott unsere Maßstäbe ebenso verändern können? Schauen wir wie Abraham auf das „Unsichtbare" (2. Kor 4,18) oder wie Lot auf das „Sichtbare"? Die Konsequenzen können wir in der Geschichte dieser beiden Männer beobachten.

4. Neuer Segen

Am Ende unseres Kapitels (13,14-18) wird deutlich, daß Abraham keineswegs der Verlierer ist. Gott kommt zu ihm und sagt: ,... das ganze Land ..., dir will ich es geben." Wir verpassen nichts, wenn wir Gott die wichtigen Fragen in unserem Leben überlassen. Er will das Beste geben. Und so wie Er bei Abraham nun nicht nur den Segen erneuert, den Er ihm bereits zugesprochen hatte (12,2.3), sondern diesmal noch weit darüber hinausgeht (13,15-17), so möchte der Herr nach traurigen Erfahrungen und erfolgter Wiederherstellung auch in unserem Leben neuen Segen geben - mehr, als Er vorher vielleicht geben konnte. „Und ich werde euch die Jahre erstatten, welche die Heuschrecke, der Abfresser und der Vertilger und der Nager gefressen haben ..." (Joel 2,25). ,... und prüfet mich doch ..., ob ich euch nicht die Fenster des Himmels auftun und euch Segen ausgießen werde bis zum Übermaß" (Mal 3,10). Abraham hat das erfahren. Erfahren wir es auch?

„Alle diese Dinge aber widerfuhren jenen als Vorbilder und sind geschrieben worden zu unserer Ermahnung, auf die das Ende der Zeitalter gekommen ist." (1. Korinther 10,11)