2. Mose 12-24 - Bibelstudium

Bibelstudium

Hiermit folgt die Fortsetzung der kurzen Einführung in das 2. Buch Mose. Wir wiederholen am Ende dieses Artikels die Hinweise auf Studienbücher, die wir als weiterführende Lektüre empfehlen. - Fragen, die beim Lesen entstehen, sind uns sehr willkommen. Gern versuchen wir, soweit es uns möglich ist, eine Antwort darauf zu geben.

Einführung in das 2. Buch Mose (Teil 2) - Kapitel 12-24

Wir haben schon darauf hingewiesen, daß man dem 2. Buch Mose die Überschrift „Errettung" geben könnte, wobei die erste Hälfte vor allem die Errettung aus Ägypten und die zweite Hälfte das Wohnen Gottes im Zelt des Zusammenkommens beschreibt. Eine mögliche Einteilung ist daher:

  1. Die Errettung des Volkes Israel aus Ägypten (Kap. 1-18)
  2. Gottes Gedanken bezüglich des Gesetzes und seiner Wohnung inmitten eines erretteten Volkes (Kap. 19-40)

Bei der Behandlung der Kapitel 1-11 haben wir gesehen, wie sich das Volk Israel in der Knechtschaft des agyptischen Königs Pharao befand, wie Mose geboren und von Gott zum Führer des Volkes berufen wurde und schließlich zusammen mit seinem Bruder Aaron vor den Pharao mit den Worten Gottes trat: „Laß mein Volk ziehen, damit sie mir ein Fest halten in der Wüste." Der Pharao war in keiner Weise zugänglich dafür, das Volk ziehen zu lassen. Gott zwang ihn schließlich durch die Plagen (Gottes Zeichen und Wunder) dazu.

Übersicht zu 2. Mose 12-24

  1. Das Passah - Weihung der Erstgeburt (12-13)
  2. Der Durchzug durch das Rote Meer - Errettung und endgültiges Gericht über den Feind (14)
  3. Das Lied der Erlösung (15)
  4. Erste Wüstenerfahrungen: Manna - Wasser aus dem Felsen - Fürbitte Moses (16-17)
  5. Jethros Besuch bei Mose (18)
  6. Das Volk verspricht, das Gesetz zu halten (19)
  7. Die 10 Gebote und weitere Vorschriften des Gesetzes (20-23)
  8. Mose, Aaron, Nadab und Abihu mit den Ältesten vor Gott (24)

In Kapitel 12 wird nun die zehnte und letzte Plage beschrieben: das Schlagen der Erstgeburt durch Gott selbst. Dieses Kapitel beschreibt aber nicht nur das Gericht über Ägypten, sondern zugleich die Errettung des Volkes Israel. Durch das Gericht über die Welt wird das Volk Gottes erlöst!

Doch wie ist es möglich, daß Gott die Welt richtet und zugleich eine Anzahl Menschen errettet, die in sich selbst keinen Deut besser sind? Die Antwort ist: durch das Passahlamm. Wir können sogar noch weiter gehen: Ohne das Passahlamm hätte es kein Volk Israel gegeben, in dessen Mitte Gott wohnen konnte. Darum ist das geschlachtete Lamm die Grundlage jeder Beziehung Gottes zu seinem Volk. Deshalb konnte Gott das Volk (a) durch das Rote Meer führen, (b) durch die Wüste führen, (c) konnte Er selbst in die Wohnung einziehen und (d) das Volk schließlich in das Land bringen.

2. Mose 12 enthält sehr wichtige vorbildliche Belehrungen für uns. Wir sehen hier, warum Gott überhaupt Sünden vergeben kann. Hier wird vorbildlich der stellvertretende Charakter des Sühnungswerks Christi deutlich wie nie zuvor1. Eine Einteilung dieses Kapitels findet ihr in nebenstehender Aufstellung.

Viele Male ist im Neuen Testament von dem Lamm die Rede. Beim Lesen solcher Stellen denken wir vor allem an das Lamm in 2. Mose 12. Stellvertretend für alle anderen Stellen wollen wir drei zitieren:

  1. Am folgenden Tag sieht er Jesus zu sich kommen und spricht: Siehe, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt wegnimmt (Joh 1,29).
  2. Indem ihr wißt, daß ihr nicht mit vergänglichen Dingen, mit Silber oder Gold, erlöst worden seid von eurem eitlen, von den Vätern überlieferten Wandel, sondern mit dem kostbaren Blut Christi, als eines Lammes ohne Fehl und ohne Flecken (1.Pet 1,18.19).
  3. Und ich sah inmitten des Thrones und der vier lebendigen Wesen und inmitten der Ältesten ein Lamm stehen wie geschlachtet(Offb 5,6).

Übersicht zu 2. Mose 12

  1. Anweisungen zum Schlachten des Passahlamms und endgültige Ankündigung des Gerichts (V. 1-14)
  2. Einsetzung des Festes der ungesäuerten Brote (V. 15-20, vgl. 3. Mo 23,6-8)
  3. Konkrete Aufforderung Moses an das Volk, das Lamm zu schlachten und das Blut an die Tür zu streichen (V. 21-23)
  4. Zukünftige Passahfeiern (V. 24-27a)
  5. Anbetung des Volkes und Ausführung der Anweisungen (V. 27b-28)
  6. Schlagen der Erstgeburt (V. 29-30)
  7. Der Auszug des Volkes aus Agypten (V. 31-42.51)
  8. Weitere Vorschriften zum Passah (V. 43-50)

Was geschah im einzelnen mit dem Lamm?

  • Das Lamm wurde am 10. Tag des Monats ausgewählt und bis zum 14. Tag in Verwahrung gehalten.
  • Es mußte ohne Fehl sein, männlich, einjährig, von den Schafen oder von den Ziegen.
  • Dann wurde es am Abend geschlachtet.
  • Von dem Blut wurde an die Pfosten und die Oberschwelle gestrichen.
  • Das Fleisch wurde gebraten - nicht gesotten (gekocht) - gegessen, und zwar zusammen mit ungesäuertem Brot und bitteren Kräutern.
  • Was übrigblieb, wurde mit Feuer verbrannt.
  • Es sollte in voller Marschbekleidung in Eile gegessen werden.

Die vorbildliche Bedeutung

Da es im Rahmen dieser kurzen Einführung nicht möglich ist, auf weitere Einzelheiten dieses Kapitels einzugehen, bitten wir euch, die ausführliche Betrachtung von 24 Seiten zu diesem Kapitel in dem Buch Gedanken zum 2. Buch Mose von C.H. Mackintosh zu lesen.

Abschließend zum Passah zitieren wir einen Abschnitt aus 1. Korinther 5: "Fegt den alten Sauerteig aus, damit ihr ein neuer Teig seiet, wie ihr ungesäuert seid. Denn auch unser Passah, Christus, ist geschlachtet worden. Darum laßt uns Festfeier halten, nicht mit altem Sauerteig, auch nicht mit Sauerteig der Bosheit und Schlechtigkeit, sondern mit Ungesäuertem der Lauterkeit und Wahrheit" (V. 7.8). Der Apostel Paulus weist an dieser Stelle auf die enge Verbindung zwischen der Passahfeier und dem siebentägigen Fest der ungesäuerten Brote hin (2. Mo 12,15-20; 3. Mo 23,6-8). Wer Anteil am Passah hatte, sollte allen Sauerteig (in Gottes Wort ein Bild der Sünde) aus den Häusern entfernen. So ist es auch heute: Wer teilhat an dem Werk des Herrn Jesus, dessen ganzes Leben sollte ein Fest für Gott sein, wo die Sünde keinen Platz mehr hat.

Ist uns diese enge Verbindung zwischen dem Passah und dem Fest der ungesäuerten Brote recht bewußt?

Die Erstgeborenen des Volkes Israel

Nun verließ das Volk das Land Ägypten und befand sich auf dem Weg in Richtung Wüste. Alle waren befreit, niemand war zu Schaden gekommen, Gott hatte die Erstgeborenen2 des Volkes Israel vor dem Gericht verschont. Ist es da nicht selbstverständlich, daß Gott einen Anspruch auf das hat, was Er erlöst hat? Künftig sollten alle Erstgeborenen Gott geweiht bzw. geheiligt sein (Kap. 13). Doch bevor wir Einzelheiten zu dieser Vorschrift finden, gibt Gott zuerst einmal wieder deutliche Hinweise zum Fest der ungesäuerten Brote (13,3-10). Warum geschieht das? Befreiung von dem Gericht über die Sünde und Festhalten an der Sünde sind unvereinbar.

Für Ägypten gelten besonders zwei Dinge: (a) Man fragt nicht nach Gott, will Ihm nicht dienen, sondern sich selbst leben; (b) statt dessen will man seinen eigenen Willen tun. Das Leben des Erlösten hingegen ist auf Gott ausgerichtet und für Ihn bestimmt. Sünde ist die Nicht-Beachtung des Willens Gottes und das Tun des eigenen Willens. Darum sind die Weihung der Erstgeburt und das Fest der ungesäuerten Brote eng miteinander verbunden.

In den Versen 13-17 wird besonders das Erstgeborene des Esels hervorgehoben. Es mußte durch ein Lamm gelöst werden, genauso wie ein Mensch. Soll uns damit deutlich vorgestellt werden, daß der Esel und der Mensch, was ihre Unreinheit vor Gott betrifft, auf einer Stufe stehen?

Der Beginn des Auszugs 

Gott führte das Volk nicht den nächsten Weg zum verheißenen Land, der nur wenige Tage gedauert hätte (5. Mo 1,1), sondern hatte ihnen einen anderen Weg ausgesucht. Treu erfüllte das Volk den letzten Wunsch Josephs, seine Gebeine in das Land der Verheißung mitzunehmen. Gott begleitete das Volk von Anfang an, tags in einer Wolkensäule, nachts in einer Feuersäule. Gott selbst zog mit: „In all ihrer Bedrängnis war er bedrängt" (Jes 63,7-9).

Am Ufer des Roten Meeres

Mose führte das Volk auf Geheiß Gottes an das Ufer des Roten Meeres (Kap. 14). Plötzlich waren sie eingeschlossen, vor sich das Meer, rechts und links Berge und hinter sich die Heeresmacht des Pharao. Ein letztes Mal verhärtete Gott das Herz des Pharao. Der ägyptische König hatte seinen Wagen bestiegen, sechshundert auserlesene Wagen und weitere Wagen - seine gesamte Heeresmacht - mitgenommen und war den Kindern Israel nachgejagt, die dadurch in große Panik gerieten. Sie schrien zu dem HERRN und meinten, daß sie besser in Ägypten gestorben wären als hier am Ufer des Meeres. Mose sagte die herrlichen Worte zu dem Volk: „Stehet und sehet die Rettung3 des HERRN, die er euch heute schaffen wird; denn die Ägypter, die ihr heute sehet, die werdet ihr hinfort nicht mehr sehen ewiglich. Der Herr wird für euch streiten, und ihr werdet stille sein"(14.13.14).

Kurze Zeit später streckte Mose seinen Stab aus über das Meer: Das Wasser spaltete sich. Das gesamte Volk zog trockenen Fußes durch das Meer - der Pharao zog mit all seinen Heeren hinterher. Als das Volk am anderen Ufer angekommen war und sich das gesamte Heer der Ägypter auf dem Meeresgrund befand, streckte Mose erneut seinen Stab über das Meer aus; die Wasser kehrten zurück. Kurze Zeit später sah das Volk die Ägypter tot am Ufer des Meeres liegen. „Sie glaubten an den HERRN und an Mose, seinen Knecht."

Vorbildlich lernen wir vom Durchzug der Kinder Israel durch das Rote Meer, daß Christus nicht nur für unsere Sünden gestorben ist (Passah), so daß wir sicher sind vor dem Gericht, sondern daß wir auch durch das Meer (Bild des Todes und der Auferstehung Christi) aus dem Herrschaftsbereich der Sünde gebracht worden sind. Beides ist ein Werk Gottes, zu dem wir nichts beitragen konnten.4

Das Lied der Erlösung

Nun werden wir Zeugen eines Loblieds, das das Volk Gott sang - übrigens das erste Lied, von dem die Bibel überhaupt berichtet. Nur erlöste Menschen können Gott Loblieder singen. Mose dichtete nicht nur dieses Lied (vgl. Offb 15,3), sondern führte auch den Lobgesang an (vgl. Ps 22,22). Wir wollen uns einige Punkte aus diesem Lied näher ansehen:

  1. Die Größe Gottes als Kriegsmann wurde besungen (V. 1.3).
  2. Das Volk gebrauchte hier zum erstenmal das Wort „Rettung" (V. 2).
  3. Sie sangen: „Dieser ist mein Gott" - eine persönliche Beziehung zu Gott (V. 2).
  4. Außerdem wollten sie ihn verherrlichen, was zweierlei bedeuten kann: (a) Ihn erheben oder (b) Ihm eine Wohnung machen5 (V. 3; vgl. Kap.25-40).
  5. Im Glauben sahen sie bereits das Ende ihrer Reise - „du hast ... das Volk ... geführt zu deiner heiligen Wohnung" -, obwohl sie die Wüstenreise soeben erst begonnen hatten (V. 13; vgl. V. 17).
  6. Auch waren sie sich bewußt, daß ihre Feinde sich vor ihnen fürchteten (V. 14-16).
  7. Sie bekannten, daß der HERR König sein sollte immer und ewiglich (V. 18).
  8. Wir begegnen hier zum ersten Mal in der Bibel dem Wort Heiligkeit (V. 11) und dem Wort Heiligtum (V. 17).

Beginn der Wüstenreise

Mit Kapitel 15,22 beginnt die eigentliche Wüstenreise. Nach drei Tagen gab es die erste herbe Enttäuschung auf der gerade begonnenen Reise: Das Volk kam an ein Wasser, das bitter war. In der Wüste Wasser, und dann ungenießbar? Ja, das ist die erste Lektion. Selbst für das Allernotwendigste wie Wasser war das Volk abhängig von der Fürsorge Gottes. Das war nicht zufällig. Gott versuchte das Volk, Er „stellte es auf die Probe". Gott ließ das Volk stillestehen und erteilte ihm eine wichtige Lektion. Würde das Volk Gott gehorchen? Jetzt und weiterhin? Andererseits ließ Gott es nicht an reichen Segnungen fehlen: In Elim gab es 12 Wasserquellen und 70 Palmbäume. Er sorgte für Erquickung und Schatten.

 

Das Manna - das Wasser - die Fürbitte Moses

Die beiden nächsten Kapitel (17 und 18) gehören eng zusammen. Wir lernen das Volk zuerst noch einmal von einer unguten Seite kennen. Das Volk war jetzt einen Monat unterwegs in der Wüste. Was hatten die Kinder Israel aus dieser Zeit gelernt? Immer wieder ist in diesen beiden Kapiteln von „Murren" und „Hadern" die Rede. Statt sich dauerhaft an der Errettung aus Ägypten zu erfreuen, waren sie sehr unzufrieden mit den neuen Umständen, ja, sie sehnten sich sogar nach Ägypten zurück!

Sie meinten, in der Wüste vor Hunger sterben zu müssen. Gott hatte auf dieses Murren geantwortet, indem Er ihnen für jeden Morgen „Brot aus dem Himmel"6 zusagte. Das Brot war immer nur einen Tag genießbar. Allerdings gab es am Tag vor dem Sabbat7 die doppelte Menge, und das Brot, das bis zum Sabbat aufbewahrt wurde, blieb erhalten. Vierzig Jahre geschah das jede Woche: Sechs Tage lang gab es das Manna, am siebten nicht. Als das Volk später das Land betrat und von der neuen Ernte aß, hörte am folgenden Tag das Manna auf (Jos 5,12).

 

 

Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Nicht Mose hat euch das Brot aus dem Himmel gegeben, sondern mein Vater gibt euch das wahrhaftige Brot aus dem Himmel. Denn das Brot Gottes ist der, der aus dem Himmel herniederkommt und der Welt das Leben gibt" (V. 32. 33). Jeder, der zum Volk Gottes gehört, braucht dieses Brot; er muß sich von Christus „ernähren".

Kurze Zeit später sehen wir das Volk in Rephidim, und hier hatten sie überhaupt kein Wasser. Wieder murrten und haderten sie. Mose tat im Auftrag Gottes ein Wunder und schlug einen Felsen am Horeb. Wieder erfahren wir aus dem Neuen Testament, daß der Fels ein Bild von Christus ist: „Denn sie tranken aus einem geistlichen Felsen, der sie begleitete. (Der Fels aber war der Christus.)" (1. Kor 10,4). Gott gab ihnen also nicht nur Brot, sondern auch Wasser. Manche Ausleger denken, daß dieses Wasser in den Jahren während der langen Wüstenreise immer dem Volk Israel hinterherfloß (sie begleitete), und zwar bis zu dem Augenblick, als der Fluß aufhörte (4. Mo 20,2).

Wenn nun der Fels ein Bild von Christus ist, wovon ist das Wasser ein Bild? Wasser ist oft in der Bibel ein Bild von dem Heiligen Geist, von der Gabe, von der der Herr Jesus in Johannes 4 zu der samaritischen Frau sagte, daß Er sie ihr als „lebendiges Wasser" gegeben hätte (vgl. Joh 7,38.39).

Besonderheiten des Mannas

  1. Jeder durfte so viel sammeln, wie er wollte
  2. Es sollte nichts übriggelassen werden
  3. Bei Aufgang der Sonne zerschmolz das Manna
  4. Am sechsten Tag sollte die doppelte Menge aufgelesen werden
  5. Am Sabbat war kein Manna da

Kapitel 17 endet mit der Beschreibung eines ersten feindlichen Angriffs auf das Volk Israel in der Wüste. Ein mächtiger Feind (Amalek, ein Nachkomme des gottlosen Esau) zog heran und griff das Volk an. Mose forderte Josua (den zukünftigen Führer des Volkes) auf, gegen Amalek zu kämpfen. Gleichzeitig begab er sich auf einen Berg, um für das Volk zu beten; Aaron und Hur unterstützten ihn dabei. Auch heute haben wir viele Feinde. Christus ist gleichsam ebenfalls auf den Berg (in die Herrlichkeit zur Rechten Gottes) hinaufgestiegen, um dort vor Gott für sein Volk einzutreten (vgl. Heb 7,25).

So sehen wir in diesen beiden Kapiteln drei Hilfsmittel für das Volk Gottes:

a) das Manna, das tägliche Brot

b) das Wasser aus dem Felsen, die tägliche Erfrischung und

c) die Fürbitte Moses

Sowohl das Manna als auch der Fels und Mose sind Vorbilder von dem Sohn Gottes. Außerdem sehen wir, daß Gott in diesen Kapiteln auf das Murren des Volkes immer in Gnade reagierte. Später - nach der Gesetzgebung - wird sich das ändern.

Jethro trifft Mose und gibt ihm einen Rat

Mit Kapitel 18 endet der erste Hauptteil des 2. Buches Mose. In diesem bemerkenswerten Kapitel sehen wir Jethro, den Schwiegervater Moses, mit Zippora und ihren beiden Söhnen zu Mose an den Berg Gottes kommen. Nach einer herzlichen Begrüßung erzählte Mose seinem Schwiegervater alles, was Gott an den Ägyptern getan hatte und wie Er das Volk Israel errettet hatte. Jethro freute sich über alles, was er hörte, und pries Gott in dem Wissen, daß der HERR größer ist als alle Götter. Anschließend opferte er Brand- und Schlachtopfer (wahrscheinlich Friedensopfer). Aaron und alle Ältesten kamen dazu, um gemeinsam vor Gott zu essen. Viele Ausleger sehen in dieser Szene einen Hinweis auf die Freude Christi (Mose) mit den Volkern (Jethro) und dem Volk Israel zu Beginn der segensvollen Zeit des Friedensreichs.

Als Jethro am nächsten Tag miterlebte, wie Mose den ganzen Tag zwischen dem Volk Recht sprach, ihnen die Satzungen und Gesetze Gottes kundtat, empfahl er ihm, tüchtige Männer auszuwählen, die gottesfürchtig, wahrhaftig und unbestechlich wären, damit sie ihm Arbeit bei der Rechtsprechung abnähmen. Er sollte eine Hierarchie aufbauen, wobei es außer den bereits vorhandenen Ältesten noch Oberste über 1000, über 100, über 50 und über 10 geben sollte. Wir lassen die Frage offen, ob dieser Vorschlag Jethros ganz in Übereinstimmung mit den Gedanken Gottes war, denn hätte man nicht erwarten können, daß Gott selbst Mose dazu Anweisungen gegeben hatte? Dennoch wollen wir vorsichtig sein, das Verhalten Moses zu kritisieren, weil die Schrift das an dieser Stelle auch nicht tut. Anders verhält es sich bei der Begebenheit in 4. Mose 11, wo sich eindeutig Unglaube bei Mose zeigte.

Die Gesetzgebung

In den folgenden Kapiteln 19-24 finden wir die ersten Vorschriften des Gesetzes, beginnend mit den 10 Geboten. Mose stieg zu Gott auf den Berg Sinai. Gott begann seine Worte mit dem Hinweis darauf, wie liebevoll Er das Volk auf Adlers Flügeln zu sich gebracht hatte. Nun war die entscheidende Frage, ob das Volk Ihm gehorchen würde. Gehorsam ist die Grundlage alles Segens; sie sollten sein Eigentum und ein Königreich von Priestern und eine heilige Nation sein. Sofort antwortete das Volk wie aus einem Mund: „Alles, was der HERR geredet hat, wollen wir tun" (19,8). Welch ein blindes Selbstvertrauen! Später haben sie das mit ähnlichen Worten noch zweimal gesagt (24,3.7) und Gott somit ein dreifaches Versprechen gegeben!

Mose brachte die Antwort des Volkes zu Gott. Gott gab Mose Anweisung, daß das Volk sich heiligen sollte, weil Er selbst am dritten Tag auf den Berg Sinai hinabsteigen würde. Niemand sollte den Fuß des Berges berühren. Am dritten Tag geschahen Blitze und Donner, sehr starker Posaunenschall war zu hö-ren, und eine schwere Wolke lagerte über dem Berg; der Berg rauchte. Das Volk zitterte beim Anblick dieser Zeichen der Gegenwart Gottes (vgl. Heb 12,18-22). Noch einmal ließ Gott das Volk durch Mose warnen, dem Berg näherzukommen. Wie ganz anders hat Gott sich im Neuen Testament durch den Herrn Jesus den Menschen offenbart!

Nun machte Gott Mose zuerst einmal mit den zehn Geboten bekannt (Kap. 20):

  1. Keine anderen Götter (Götzen)
  2. Kein geschnitztes Bild
  3. Den Namen des HERRN nicht zu Eitlem aussprechen
  4. Des Sabbattags gedenken
  5. Vater und Mutter ehren
  6. Nicht töten
  7. Nicht ehebrechen
  8. Nicht stehlen
  9. Kein falsches Zeugnis ablegen
  10. Nicht begehren ...

Der Herr Jesus gab in Matthäus 22,37-40 dem Gesetz eine Zweiteilung: Liebe zu Gott und zu dem Nächsten. Beides zusammen ist die Summe des ganzen Gesetzes. Der tiefste Sinn des Gesetzes besteht darin, dem Menschen seine Sündhaftigkeit vor Augen zu führen. Kein Mensch war je in der Lage, das Gesetz zu halten, außer dem einen vollkommenen Menschen, der das Werk der Erlösung für Sünder vollbracht hat. Nicht von ungefähr ist in den letzten Versen dieses Kapitels von dem Altar die Rede, wo das Volk seine Brand-und Friedensopfer darbringen könnte.

Dann folgen in den Kapiteln 21-23 eine Reihe von Gesetzesvorschriften, die wir grob wie folgt zusammenfassen können:

  1. Rechte des hebräischen Knechts/Sklaven bzw. der Sklavin (21, 1-11)
  2. Persönliche Ungerechtigkeit - Schutz von Menschenleben (21,12-32)
  3. Stehlen und Beschädigung fremden Eigentums (21,33 - 22,6)
  4. Veruntreuung (22,7-15)
  5. Sittliche Verführung (22,16.17)
  6. Eine Zauberin sollte getötet werden (22,18)
  7. Unterschiedliche Themen: Unzucht - Götzendienst - Bedrücken von Fremden, Witwen und Waisen - Leihen und Pfänden - Verhalten gegenüber Richtern und Fürsten - Geben des Zehnten und der Erstgeburt - zerrissenes Fleisch (22,19-30)
  8. Wahrhaftes und ehrenhaftes Verhalten, besonders vor Gericht (23,19)
  9. Bestimmungen für die Sabbatjahre, Fest-zeiten und Opfer (23, 10-19)
  10. Anweisungen bezüglich der Austreibung der Bewohner des Landes Kanaan bei der Besitznahme des Landes (23,20-33)

Schließlich forderte Gott Mose auf (Kap. 24), zusammen mit Aaron, Nadab und Abihu und 70 Ältesten zu Ihm hinaufzusteigen, wobei Mose allerdings Gott allein nahen sollte. Vorher trat Mose zu dem Volk und sagte ihnen all die Gesetzesvorschriften der Kapitel 20-23. Das Volk bekräftigte bei dieser Gelegenheit sein Versprechen, alles zu tun, was der HeRR ihnen befohlen hatte. Auf einem Altar von 12 Steinen opferten junge Männer Brand- und Friedensopfer. Ein Teil des Blutes der Opfertiere wurde in Schalen aufgefangen. Dann geschah etwas Außergewöhnliches: Mose sprengte von dem Blut auf das Volk, nicht etwa, um das Volk unter die sühnende Kraft des Blutes zu bringen, sondern um den Gesetzesbund zwischen Gott und dem Volk zu bekräftigen. Dadurch verpflichtete Mose das Volk zum Gehorsam gegenüber dem Gesetz. Die Kinder Israel würden sterben müssen, wenn sie das Gesetz nicht hielten.

Mose, Aaron, Nadab und Abihu mit den 70 Ältesten stiegen zu Gott hinauf, sahen Ihn nicht nur, sondern aßen und tranken sogar vor Ihm. Nachdem alle zu dem Volk zurückgekehrt waren, stiegen Mose und Josua, der hier zum zweiten Mal erwähnt wird (vgl. 17,9.10. 13), erneut hinauf zu Gott - wobei Josua sicher später zurückgeblieben ist. Mose sollte aus der Hand Gottes die beiden steinernen Gesetzestafeln empfangen. Bei dieser Gelegenheit blieb er 40 Tage und 40 Nächte in der Gegenwart Gottes, dessen Herrlichkeit die Wolke bedeckte. Mit dem, was Mose während dieser Zeit alles sah, werden wir uns in der nächsten Folge beschäftigen.

... auch wir haben an christus Jesus geglaubt, damit wir aus Glauben an Christus gerechtfertigt würden und nicht aus Gesetzeswerken, weil aus Gesetzeswerken kein Fleisch gerechtfertigt werden wird. (Galater 2,16b)

1 Das hebr. Wort für Passah bedeutet übrigens „vorübergehen". Gott kann aufgrund des Werkes Jesu Christi an sündigen Menschen vorübergehen, ohne sie für ihre Sünden zu strafen.

2 Die Erstgeburt ist ein Bild der Kraft und des Besten des Menschen (Ps 78,51; 136,10; vgl.4,22.23).

3 Das ist das dritte Mal, daß wir in Gottes Wort dem Wort „Rettung" begegnen (vgl. 1. Mo 45,7; 49,18).

4 Es heißt hier ausdrücklich: „Der HERR wird für euch streiten." Die Errettung ist das Werk Gottes. Wie oft wird der Herr Jesus im Neuen Testament der „Erretter/Heiland" genannt und Gott der „Heiland-Gott". Siehe auch der Name Gottes als „Heiland" im Alten Testament.

5 Für die Lesart „Ihm eine Wohnung machen" gibt es gute jüdische Textzeugen.

6 In Psalm 78,25 wird das Manna das „Brot der Starken", d.i. der Engel (Ps 103,20.21), genannt.

7 In diesem Kapitel wird dieser Tag zum ersten Mal in der Bibel „Sabbat" genannt (V. 23.25.26.29).