Sanftmut - Biblische Begriffe
Biblische Begriffe: Sanftmut
Sanftmut? Das ist doch ein veraltetes Wort, eine völlig unmoderne Sache! Das gab es vielleicht im vorigen Jahrhundert oder noch früher beim Pastor und seiner Frau, aber heute? Heute ist Tatkraft und Durchsetzungsvermögen gefragt, „Sanftmut" ist doch ein Ausdruck der Schwäche, des gerade fehlenden Durchsetzungsvermögens, die kann sich doch heute überhaupt keiner mehr leisten!
In der Tat ist „Sanftmut" in unserer Zeit und Welt nicht gefragt und wird negativ und abfällig beurteilt. Auch wir Christen können so denken. Da ist es gut, wenn wir einmal nach der wirklichen Bedeutung und Bewertung dieser Eigenschaft fragen und die Antwort in Gottes Wort finden. Wir sehen dann nämlich, daß Gott sie als eine wertvolle, echte Tugend vorstellt, nach der wir streben sollen. So zum Beispiel durch den Propheten Zephanja: „Suchet den HERRN, alle ihr Sanftmütigen des Landes ... suchet Gerechtigkeit, suchet Demut loder Sanftmut]" (Zeph 2,3). Das hier verwendete Wort (hebr.: anau oder anayu) wird auch (z. B. in der franz. Darby-Übersetzung) mit „Sanftmut" übersetzt, was die Verwandtschaft der Begriffe erkennen läßt (siehe dazu auch die Anmerkung zu Psalm 9,18 in der EU). Sehr schnell deutlich wird uns das, wenn wir den Herrn Jesus selbst in der sogenannten Bergpredigt von den Sanftmütigen sagen hören: „Glückselig die Sanftmütigen, denn sie werden das Land erben" (Mt 5,5).
Was ist nun Sanftmut? Sanftmut ist eine Geisteshaltung, die besonders geprägt ist durch Demut, Milde oder Zartheit und Güte. Diese Haltung ist bereit, Gottes Handeln mit uns als gut anzunehmen, ohne zu diskutieren, zu streiten oder zu widerstehen. Anders ausgedrückt ist ein „Sanftmütiger" ein Mensch, der sich nicht selbst hervortut, der nicht auf seinen Rechten beharrt, der sich aber auch in Situationen, wo ihm Unrecht geschieht, auf Gott und nicht auf eigene Stärke oder Klugheit stützt.
Es muß kaum betont werden, daß eine Haltung, die sich so klar Gott unterwirft, von niemand so vollkommen gezeigt wurde wie von dem Herrn Jesus, der in jeder Hinsicht der vollkommene Mensch war. Er konnte sagen: „Lernt von mir, denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig" (Mt 11,29). Er ist auch der, der selbst als König diese für einen Herrscher seltene Tugend zeigen wird. Der Herr war ja der verheißene König Israels, der in Demut und Erniedrigung gekommen ist. Das Wort des Propheten Sacharja wird in be-zug auf Ihn zitiert: „Siehe, dein König wird zu dir kommen ... demütig [oder sanftmütig], und auf einem Esel reitend" (Sach 9,9; Mt 21,5).
Wir erinnern dann auch an einen der sogenannten „messianischen" Psalmen, der uns seinen königlichen Triumph zeigt. Der Tag kommt, wo Er als König der Könige und als Herr der Herren gesehen und anerkannt wird. Dann wird zu Ihm gesagt werden: „Und in deiner Majestät ziehe glücklich hin um der Wahrheit willen und der Sanftmut und der Gerechtigkeit" (Ps 45,4). Die Menschen haben die Wahrheit und die Gerechtigkeit Gottes verachtet, sie haben sich von seiner Sanftmut nicht berühren lassen, die sichtbar wurde in der unaussprechlichen Gabe seiner Gnade. Der Apostel muß feststellen, daß „sie die Liebe zur Wahrheit nicht annahmen, damit sie errettet würden" (2. Thes 2,10). Gerade weil die Menschen diese Sanftmut des Herrn mißachtet haben, werden sie schreckliche Gerichte eines Gottes erfahren müssen, der „ein gerechter Richter" ist (Ps 7,11); und diese Gerichte werden von dem Herrn Jesus selbst ausgeführt (Apg 17, 31).
Heute ist dieser Augenblick noch nicht gekommen, heute dürfen wir den Menschen noch sagen, daß der Herr Jesus auf diese Erde gekommen ist, um „den Sanftmütigen frohe Botschaft zu bringen" (Jes 61,1). Er selbst erinnert zu Beginn seines Dienstes seine Zuhörer in der Synagoge von Nazareth: „Der Geist des Herrn ist auf mir, weil er mich gesalbt hat, Armen gute Botschaft zu verkündigen" (Lk 4,18). Die Sanftmütigen oder Armen waren und sind auch heute noch gerade die, die die gute, frohe Botschaft Gottes - das Evangelium - demütig im Glauben aufnehmen und annehmen, indem sie von sich selbst und ihren Überlegungen absehen, sie aufgeben. „Den Demütigen [oder „Sanftmütigen" , hebr.: anau] gibt er Gnade" (Spr 3,34; Jak 4,6).
An manchen Stellen des Wortes Gottes wird deutlich gemacht, daß die Sanftmütigen verspottet und verachtet werden und Gegenstand des Hasses der Menschen sind. Die Propheten Israels mußten darüber klagen, daß man die Sanftmütigen „zu Grunde zu richten" suchte (Jes 32,7), daß sie im Lande vernichtet werden sollten (Am 8,4). Gott dagegen verheißt den Sanftmütigen, daß sie das Land besitzen werden (Ps 37,11), daß sie „ihre Freude in dem HERRN mehren" werden (Jes 29,19) und daß sie geehrt sein werden (Spr 18,12). Gott sagte ihnen zu, „den Wunsch der Sanftmütigen" zu hören (Ps 10,17), daß sie „essen und satt werden" (Ps 22,26), daß Er sie „im Recht" leiten und „seinen Weg" lehren wird (Ps 25,9); Gott wird „retten alle Sanftmütigen des Landes" (Ps 76,9; 147,6: die „Elenden", s.o.; vgl. P. Rossel, Pour mieux comprendre, S. 47).
... mit aller Demut und Sanftmut, mit Langmut, einander ertragend in Liebe. (Eph 4,2)
Wir merken, wie Gott die Haltung der Sanftmut einschätzt und wie Er sie belohnt. Wir sollten das als eine Ermunterung dazu verstehen, selbst sanftmütig zu sein. Das ist zwar nicht die Haltung, die in dieser Welt Anerkennung erfährt, die aber sehr deutlich unser Christsein markiert und von den Leuten wahrgenommen wird.
... auch Sanftmut ...
Vor der Schlacht tritt der Offizier an die Truppe heran und sagt feierlich: „Soldaten, jetzt geht es Mann gegen Mann!" Infanterist Rubin: „Zeigen Sie mir bitte meinen Mann!
Vielleicht kann ich mich gütlich mit ihm verständigen."
Aber wie können wir wirklich sanftmütig im Sinn der Heiligen Schrift sein? Indem wir zum Herrn Jesus aufblicken und fragen, wie Er in bestimmten Situationen handeln würde. Dies können wir lernen, wenn wir vor Augen haben, wie Er gehandelt hat. Genau das tut der Apostel Paulus, wenn er den Korinthern schreibt: „Ich selbst aber, Paulus, ermahne euch durch die Sanftmut und Milde des Christus ..." (2. Kor 10,1). Er folgte dem Vorbild seines göttlichen Meisters und war dadurch fähig, sie trotz ihrer Angriffe und ihrer Arroganz sanftmütig und mit Milde zu ermahnen. Paulus ist darum ein Beispiel für uns, wenn wir selbst Sanftmut in unserem Handeln und Reden zeigen wollen.
Wirklich lernen können wir Sanftmut in dem Maß, wie wir der Aufforderung des vollkommenen Vorbilds folgen: „Kommt ... lernt von mir, denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig" (Mt 11,28.29) und der prophetisch sagt: „Der HERR ist das Teil meines Erbes und meines Bechers; du erhältst mein Los. Die Meßschnüre sind mir gefallen in lieblichen Ortern; ja, ein schönes Erbteil ist mir geworden" und „Ich habe den HERRN stets vor mich gestellt; weil er zu meiner Rechten ist, werde ich nicht wanken" (Ps 16,5.6.8). Und dies war seine Haltung in seinen Leiden als der vollkommene Mensch in einer haßerfüllten und ungerechten Umgebung.
Wir sehen also: Sanftmut ist die Haltung der stillen Unterwerfung unter Gottes Gedanken mit uns, im Wissen darum, daß niemand anders als Gott alle Nöte und Verfolgungen, die zu erdulden sind, erlaubt und sogar gebraucht, zum Besten der Seinen, und daß Gott selbst zu seiner Zeit die Befreiung schenkt (Jes 41,17).
Selig sind die sanft Mutigen; sie werden das Land besitzen (Demo-Spruchband, Leipzig 1989)
Sanftmut findet ihren Grund im Vertrauen auf Gottes Güte und Weisheit. Der wirklich Sanftmütige ist darum auch überhaupt nicht mit sich selbst und seinen „Möglichkeiten" beschäftigt, sondern rechnet auf Gott. Sanftmut kann daher nur eine Frucht des Heiligen Geistes sein (Gal 5,22).
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