Kampf

Kurze Ergänzung zum Thema „Kampf"

In Folge mir nach 1/99 wurden aufgrund einer gestellten Frage zu dem Thema „Kampf" einige Ausführungen gemacht. Dazu möchte ich einige Gedanken äußern, obwohl die Frage nicht in diese Richtung gestellt worden ist. In der Antwort wurde auf drei verschiedene Kämpfe hingewiesen, die alle ihren Platz haben. In Römer 7 finden wir zusätzlich noch eine Schilderung, die man auch einen Kampf nennen könnte, wenn dort auch nicht ausdrücklich von einem Kampf die Rede ist.

Es fällt auf, daß ab Vers 7 bis zum Ende des Kapitels das Wort „ich" häufig gebraucht wird. Paulus, der diesen Brief geschrieben hat, redet in der „Ich-Form" Doch meint er damit sich selbst? Bei genauem Hinsehen stellt man fest, daß das nicht der Fall ist. In Vers 9 schreibt er: „Ich aber lebte einst ohne Gesetz". Das kann nicht auf ihn zutreffen, denn er ist sehr wohl unter dem Gesetz aufgewachsen, wie auch aus anderen Stellen deutlich wird. Paulus spricht von einer Person, die stellvertretend für viele andere steht. Vielleicht auch für mich und dich.

Nun zu diesem „Kampf". Der Kampf dieser Person besteht darin, daß sie das, was gut ist, tun möchte, es aber nicht schafft. Statt dessen tut sie das, was sie haßt. Sie ist mit sich selbst nicht zufrieden, weil sie für Gott keine Frucht bringt. Der innere Kampf dieser Person wird nachher so groß, daß sie fast an sich selbst verzweifelt und sehr unglücklich wird. Kennst du solch einen inneren Zwiespalt etwas? Kennen wir das nicht mehr oder weniger alle aus Erfahrung?

Das ist also auch ein „Kampf" . Aber wie kommt er eigentlich zustande? - Dazu wollen wir kurz auf die Kapitel 5,12 - 7,6 eingehen. Zuerst sehen wir jedoch, daß jeder Mensch nur dann errettet werden kann, wenn er Gott seine Sünden bekennt und das Werk des Herrn Jesus für sich persönlich in Anspruch nimmt. Gott vergibt ihm dann die Sünden, und er wird umsonst gerechtfertigt, weil das Blut des Herrn Jesus dafür geflossen ist.

In Kapitel 5,12 beginnt ein neuer Abschnitt. Hier geht es nicht mehr um unsere Sünden, die wir getan haben, sondern um unsere sündige Natur, die noch in uns ist, die „in uns wohnende Sünde"; es geht um die Quelle, aus der all das Böse kommt. Diese sündige Natur kann Gott uns nicht vergeben, sondern Er hat sie in dem Herrn Jesus verurteilt oder verdammt (Kap. 8,3). Er mußte dafür sterben. Später lernen wir, daß wir durch den Glauben mit Christus einsgemacht worden sind. Wir sind mit Ihm gestorben.

Weil das so ist, können wir jetzt aus den Kapiteln 5-7 folgendes festhalten:

  • Wir stehen nicht mehr unter Adam als unserem Haupt oder Anführer, sondern unter Christus. Er ist das Haupt der neuen Familie, zu der wir gehören (Кар. 5,12-21).
  • Wir sind mit dem Herrn Jesus der Sünde gegenüber gestorben und können jetzt für Gott leben (Kap. 6,1-13).
  • Wir sind nicht mehr Sklaven der Sünde, sondern Sklaven Gottes. Wir haben einen neuen „Herrn", der das Sagen über uns hat (Kap. 6,15-23).
  • Wir sind auch dem Gesetz gestorben und haben nichts mehr damit zu tun (Кар. 7,1-6).

Es wird also in Kapitel 5,12 - 7,6 entwickelt, welche Folgen es für uns hat, mit dem Herrn Jesus in seinem Tod verbunden zu sein: Wir sind mit Ihm gestorben und können jetzt für Gott Frucht bringen. Wir sind fähig, die Dinge zu tun, die Gott von uns möchte.

Wenn wir jetzt wieder auf unseren Kampf zurückkommen: Wir haben bereits gesehen, daß die beschriebene Person gern Frucht für Gott bringen will, es aber nicht kann. Ohne Zweifel ist diese Person wiedergeboren. Sie hat das neue Leben! Aber sie hat keine Kraft, dieses neue Leben wirken zu lassen. Sie will das Gute tun, aber scheitert immer wieder, weil ihr die Kraft dazu fehlt. Die Person kämpft so lange mit diesem inneren Zwiespalt, bis sie nicht mehr kann. Sie wird am Ende völlig unglücklich. Welch ein schrecklicher Zustand! Wir können sehr gut mitempfinden, was der Ausruf von Vers 24 beinhaltet. Das ist also der Kampf von Römer 7. Es ist ein Kampf, in dem wir letztendlich unterliegen, und zwar so lange, bis wir Hilfe von woanders bekommen und aus diesem Zustand befreit werden.

Aber warum hat dieser Mensch denn solche Schwierigkeiten mit sich selbst? Warum dieser Kampf? Zur Beantwortung dieser Frage lassen wir einfach die Gedanken von Kapitel 5,12 - 7,6 auf uns wirken! Die Person ist mit dem Herrn Jesus am Kreuz gestorben; Gott sieht sie nicht mehr in dem alten Leben. Ich muß lernen, mich ebenfalls so zu sehen. Aus mir selbst kann ich nichts Gutes tun, was Gott anerkennen kann. Ich bin doch gestorben und lebe nicht mehr.

Jetzt verstehen wir, daß die Person von Römer 7 praktisch nicht das verwirklicht, was in den Abschnitten vorher lehrmäßig dargelegt worden ist. Sie hält sich selbst nicht für tot. Das ist die Ursache für den inneren Kampf und die Verzweiflung, aber auch für den Hilferuf nach Rettung.

Wie entkomme ich nun diesem inneren Kampf? Dadurch, daß ich mich für tot halte! Ich bin mit Christus gekreuzigt! Das muß ich im Glauben verwirklichen. Genauso wie ich glaube, daß meine Sünden vergeben sind, darf ich glauben, daß ich mit Christus der Sünde gestorben bin. Und wie es für Ihn kein Gericht mehr gibt, keine Verdammnis, so gibt es auch für mich keine Verdammnis mehr.

Wie bekomme ich nun Kraft, um dennoch für Gott zu leben? - Weil ich das Werk des Herrn Jesus vollgültig für mich im Glauben angenommen habe, besitze ich den Geist Gottes. Deshalb können wir sagen, daß der Heilige Geist „mich frei gemacht" hat (Röm 8,2).

Der Heilige Geist wirkt nun in mir. Dieses Wirken des Geistes ist stärker als das „Gesetz der Sünde und des Todes" (Röm 8,2). Er ist die Kraft des neuen Lebens. Er ist es, der auch in dem Herrn Jesus, als Er auf der Erde war, wirkte. Er tut es auch noch heutzutage in jedem Gläubigen. Ein Kennzeichen des Heiligen Geistes ist dies: den Herrn Jesus zu verherrlichen und vor unseren Blicken großzumachen (Joh 16,14). Wenn ich die Person des Herrn Jesus und sein Leben betrachte und auf mich einwirken lasse, führt das zu echter Gottseligkeit (1. Tim 3,16), und zwar so, daß ich es selbst kaum bemerke. Dabei darf ich mich selbst vergessen. Alles andere geht dann nahezu automatisch. Das ist der Sieg, den der Herr uns in diesem Kampf geschenkt hat.