Zum Nachdenken

Fliehen oder Widerstehen

Das Leben eines Christen gleicht in vieler Hinsicht einem Kampf. Mal werden wir in der Bibel aufgefordert zu fliehen, ein anderes Mal zu widerstehen. Jemand sagte einmal: „Wo wir widerstehen soll-ten, fliehen wir häufig, und wo wir fliehen sollten, da widerstehen wir."

Was ist nun - geistlich betrachtet - der Unterschied zwischen beidem? Laßt uns anhand des Wortes Gottes einige Stellen untersuchen, die uns auffordern zu fliehen bzw. zu widerstehen.

 

1. Fliehen

  • Flieht die Hurerei" (1. Kor 6,18).
  • „Flieht den Götzendienst* (1. Kor 10,14).
  • „Du aber, o Mensch Gottes, fliehe diese Dinge" (1. Tim 6,11).
  • „Die jugendlichen Begierden aber flie-he" (2. Tim 2,22).

An diesen vier Stellen werden wir vor Versuchungen gewarnt, die uns durch unsere sündige Natur drohen. Es handelt sich dabei um Dinge, die nicht so sehr von außen, sondern von innen auf uns eindringen. Der Herr Jesus sprach davon in Markus 7,21, als Er sagte: „Denn von innen aus dem Herzen der Menschen gehen hervor die schlechten Gedanken: Hurerei, Dieberei, Mord, Ehebruch, Hab-sucht, Bosheit, List, Ausschweifung, böses Auge, Lästerung, Hochmut, Torheit; alle diese bösen Dinge gehen von innen aus und verunreinigen den Menschen." In Galater 5,19-21 schreibt Paulus: „Offen-bar aber sind die Werke des Fleisches, welche sind: Hurerei, Unreinheit, Aus-schweifung, Götzendienst, Zauberei, Feindschaft, Streit, Eifersucht, Zorn, Zank, Zwietracht, Sekten, Neid, Totschlag, Trun-kenheit, Gelage und dergleichen" (vgl. auch 1. Kor 6,9.10). Diese Verse, in denen wir fast all die Sünden wörtlich wie-derfinden, die wir fliehen sollen, zeigen uns also deutlich, daß es Dinge sind, die von innen hervorkommen.

Jakobus beschreibt diese Versuchungen in seinem Brief in Kapitel 1,13-15. In demselben Kapitel (V. 2) weist er auch auf eine andere Art von Versuchungen hin: Da handelt es sich um Versuchungen „von außen". Wir werden auf den Unterschied zwischen den Versuchungen von innen und von außen später noch eingehen, weil er eng verknüpft ist mit dem Unterschied zwischen dem Fliehen und dem Widerstehen.

Was sind nun im einzelnen die Dinge, die wir fliehen müssen?


1.1. Hurerei

In ihrer weitesten Bedeutung umfaßt Hurerei jede sexuelle Unreinheit, vor allem aber den Verkehr von zwei nicht miteinander verheirateten Personen. Durch Hurerei mißachtet ein Mensch die engen sexuellen Beziehungen, die Gott für die Ehe zwischen Mann und Frau geschenkt hat. Alles, worin ein Mensch nicht das Glück des anderen sucht, sondern nur die Befriedigung der eigenen Begierde, ist das genaue Gegenteil von Liebe und deshalb letztlich Hurerei. Zu diesem Bereich gehört auch die abscheuliche Sünde der Homosexualität (siehe Röm 1,26-28). Das war eine der Hauptsünden Sodoms (1. Mo 19,5), weshalb Gott die Stadt verderbte. Menschen, die diese Dinge verüben, werden in 1. Korinther 6,9 und in 1. Timotheus 1,10 „Knabenschänder" genannt'. Es sind Menschen „ohne natürliche Liebe" (Röm 1,31). Sowohl in 1. Korinther 6 als auch in 1. Timotheus 1 werden Knabenschänder in einem Zuge mit Hurern genannt. Weiterhin können wir unter diese Rubrik jede Form von Ponographie fassen.

Für viele Menschen, die uns umgeben, sind diese Sünden völlig normal. Auch Kinder Gottes sind nicht dagegen gefeit, daher ist es gut, daß wir uns der Gefahren bewußt sind. Wir haben noch dasselbe verdorbene Herz wie die Ungläubigen (vgl. Jer 17,9). Es gibt nur eine Möglichkeit, diesen Sünden zu entrinnen: sie im Keim in unseren Herzen erkennen, verurteilen und fliehen! In Epheser 5,3 werden wir ermahnt: „Hurerei aber und alle Unreinheit oder Habsucht werde nicht einmal unter euch genannt, wie es Heiligen geziemt. "

Ein schönes Beispiel gibt uns Joseph in 1. Mose 39,7-12: „Er aber ... floh und lief hinaus." Gott hat ihn für seine Treue in diesem fremden Land reichlich belohnt (1. Mo 39,21). Wie völlig anders wäre Josephs Leben verlaufen, wenn er der Sünde nachgegeben hätte!


1.2. Götzendienst

Götzendienst ist die Verehrung oder Anbetung von Götzen, vor denen man sich niederwirft oder denen man opfert. Gottes Wort belehrt uns, daß Götzendienst Dienst für die Dämonen ist, die Diener Satans sind (5. Mo 32,17; Ps 106,36.37; 1. Kor 10,20). Paulus forderte die Korinther in 1. Korinther 10 auf, den Götzendienst zu fliehen. Er stellte ihnen aus der Geschichte des Volkes Israel die Begebenheit mit dem goldenen Kalb als ein warnendes Beispiel vor Augen.

Was hat ein Christ, der Gott kennt und Ihn anbetet, denn noch mit Götzendienst zu tun? Ist das noch eine reale Gefahr für uns als Christen? Paulus schrieb gerade in Verbindung mit dem Tisch des Herrn den ernsten Vers: „Diese Dinge aber sind als Vorbilder für uns (wörtlich: von uns] geschehen, damit wir nicht nach bösen Dingen begehren, wie auch jene begehrten. Werdet auch nicht Götzendiener, wie einige von ihnen, wie geschrieben steht: ,Das Volk setzte sich nieder, um zu essen und zu trinken, und sie standen auf, um sich zu vergnügen*" (Kap. 10,6.7). Das ist ein Zitat aus 2. Mose 32,6, aus dem Bericht über das goldene Kalb! Also Vorbilder von uns, von dem, was noch in uns steckt!

Kaum hatte das Volk Israel in der Wüste mehrmals gesagt, daß sie alles tun woll-ten, was der HerR geredet hatte (2. Mo 19,8; 24,3.7), und kaum hatte Gott Mose seine Gedanken über die Stiftshütte mitgeteilt - nämlich auf welche Weise das Volk Gott nahen sollte, um Ihm zu dienen -, da wurde auch schon offenbar, was im Herzen des Volkes vorhanden war. Das Volk versammelte sich zu Aaron und verlangte von ihm: „Auf! mache uns einen Gott, der vor uns hergehe!" Daß die Masse des Volkes so schnell von Gott abfiel, können wir noch verstehen, wenn wir in 1. Korinther 10,5 lesen, daß Gott an den meisten von ihnen kein Wohlgefallen hatte und sie auch später in der Wüste hingestreckt wurden. Doch daß Aaron, der zweifellos ein Gläubiger war, sich an der Anfertigung des goldenen Kalbes beteilig-te, ja, es selbst bildete, dann einen Altar baute und vor dem Volk ausrief: Ein Fest dem HERRN ist morgen! - kann man das verstehen? Dazu sind wir fähig!

Am Morgen des nächsten Tages stand das Volk früh auf und opferte diesem selbstgemachten Gott Brandopfer und Friedensopfer, setzte sich nieder, um zu essen und zu trinken, und stand auf, um sich zu belustigen. All das geschah unter dem Aushängeschild „ein Fest dem HERRN. Das war das Volk, das Gott aus der Knechtschaft Ägyptens, der Sklaverei der Sünde, befreit hatte, damit es Ihm diene (2. Mo 7,16; 8,1.20; 9,1.13; 10,3). Vorbilder von uns, von der Christenheit!

Wie schnell ist auch in der Christenheit, um nur einige Beispiele zu nennen, der Bilderdienst eingeführt worden, bekamen heidnische Feste ein christliches Gewand (Weihnachten, Ostern) und trat an die Stelle der Autorität des verherrlichten Herrn im Himmel die Autorität von Menschen, wurde die Wirksamkeit des Heiligen Geistes durch menschliche Einrichtungen gedämpft oder gelöscht. Wie viele Dinge werden heutzutage im Christentum als Dienst für Gott deklariert und sind doch nichts anderes als das Tun des eigenen Willens zur Befriedigung des Fleisches (Kol 2,23). Wem dienen wir denn, wenn wir nicht Gott dienen? Und bedenken wir: Eigenwille ist wie Abgötterei und Götzendienst (1. Sam 15,23).

Johannes beendete seinen ersten Brief mit der Warnung: Kinder, hütet euch vor den Götzen!" Für einen Christen ist alles, woran er sein Herz hängt außerhalb von Christus, ein Götze. Wie sehr neigen wir dazu, andere Dinge oder Personen zu verehren, wenn wir nicht mit Christus erfüllt sind. Die Wurzel jedes Götzendienstes ist unser verdorbenes Herz.

 

1.3. Geldliebe

Wir kommen zu einer weiteren schlimmen Neigung unserer Herzen, die wir fliehen müssen, nämlich der Geldliebe oder Hab-sucht. Geld kann für Menschen ein Götze werden; Habsucht ist in Wirklichkeit Götzendienst (Kol 3,5; vgl. Eph 5,5). Wie klar legte der Herr Jesus diese Wurzel des menschlichen Herzens offen, als Er die Geldliebe der Liebe zu Gott gegenüberstellte: „Niemand kann zwei Herren die-nen; denn entweder wird er den einen hassen und den anderen lieben, oder er wird einem anhangen und den anderen verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon (Mt 6,24).

Liebe zu Gott und Liebe zum Geld schließen einander aus. Welch eine Gegenüberstel-lung! Was bedeutet Dir Geld? Geld an sich ist nichts Böses, aber unser Verhältnis zum Geld kann sehr übel sein. Reichtum an sich ist nichts Böses, er wird aber zum Götzen, wenn wir unser Herz daran hängen, und vor allem, wenn wir „reich werden wol-len" (1. Tim 6,9).

Reichtum ist für viele Menschen ein Hin-dernis, sich zu bekehren. Bei solchen Menschen fällt das Evangelium unter die Dornen und wird „durch Sorgen und Reichtum und Vergnügungen des Lebens er-stickt* (Lk 8.14). Als der reiche Jüngling zu dem Herrn Jesus gekommen war und der Herr mit ihm über den Weg der Nachfolge gesprochen hatte, wandte der Herr sich den Jüngern zu mit den Worten: Wie schwer werden die, die Vermögen haben, in das Reich Gottes eingehen" (Mk 10,23). Als sich die Jünger dann entsetzten, wiederholte der Herr die Worte: „Kinder, wie schwer ist es, daß die, die auf Vermögen vertrauen, in das Reich Gottes eingehen ... Sie aber erstaunten über die Maßen und sagten zueinander: Und wer kann dann errettet werden? Jesus aber sah sie an und spricht: Bei Menschen ist es unmöglich, aber nicht bei Gott" (Mk 10,24-27). Es bedarf also einer besonderen Gnade, daß ein Mensch von der Liebe zum Geld frei wird, damit er empfänglich wird für die Dinge des Reiches Gottes.

Eine ebenso große Gefahr ist es, reich werden zu wollen, also mehr haben zu wollen, als man besitzt oder für das tagtägliche Leben braucht. Wenn Gott uns etwas anvertraut, ist das eine völlig andere Sache, denn dann tut Er das, damit wir Ihm damit dienen.

Die Geldliebe ist eine Wurzel alles Bösen. Nicht nur Ungläubige werden dadurch in Verderben und Untergang versenkt, sondern auch solche haben Schaden gelitten, die sich zum Glauben bekannten, dann aber vom Glauben abirrten und sich selbst mit vielen Schmerzen durchbohrten (1. Tim 6,8-10). Es gibt nur ein Mittel, diesen Versuchungen zu entkommen: Fliehen. Wir wollen unsere Zeit, Kraft und Gaben nicht dazu benutzen, in dieser Welt Reichtum und Ehre zu erlangen, sondern alles, was der Herr uns geschenkt hat, in seinen Dienst stellen: „Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mam-mon"!


1.4. Jugendliche Begierden

Das ist eine weitere Gefahr, die wir fliehen müssen. Manche denken, daß die jugendlichen Begierden auf sittlich Böses hinweisen. Meines Erachtens stützt das griechische Wort für „jugendlich" (neote-rikos) diesen Gedanken nicht. Neoterikos kommt nur hier in 2. Timotheus 2,22 vor. Das verwandte Tätigkeitswort neoterizo, das allerdings nicht im Neuen Testament vorkommt, kann auch übersetzt werden mit „erneuern, Neuerungen vornehmen, ändern, Aufruhr anfangen, Unruhe stif-ten, sich empören". Wenn das Wort „ju-gendlich" in diese Richtung weist, würde das nicht sehr gut zu dem Hauptgedanken der Timotheusbriefe und besonders auch zu den vorhergehenden Versen 19-21 passen?

Der zweite Timotheusbrief ist der letzte Brief des Apostels Paulus (vgl. Kap. 4,6). Der Apostel hatte vor Augen, wie sehr der Verfall innerhalb des Zeugnisses Gottes fortschritt und vor allem die gesunde Lehre zurückgedrängt wurde. Er stellte fest, daß alle, die in Asien waren, sich von ihm abgewandt hatten (1,15); er sprach da-von, daß einige bereits von der Wahrheit abgeirrt waren (2,18). Falsche Lehrer waren in Ephesus eingedrungen, die das Wort der Wahrheit nicht recht teilten, sondern durch leere Geschwätze die Wahrheit verdrehten. Paulus hatte Timotheus in Ephesus zurückgelassen, um diesen falschen Lehrern entgegenzutreten (1. Tim 1,3-7). Doch er schrieb auch davon, daß sie zu weiterer Gottlosigkeit fortschreiten würden und ihr Wort um sich fressen würde wie ein Krebsgeschwür (2. Tim 2, 16.17). Hymenäus und Philetus lehrten, daß die Auferstehung bereits geschehen sei, und zerstörten so den Glauben einiger (V. 18). Wie leicht hätte Timotheus versuchen können, in jugendlichem Eifer, auf ungeistliche Weise diesem Zustand entgegenzuwirken und auf eine Wiederherstellung hinzuarbeiten. Doch in Vers 19 fordert der Apostel jeden, der den Namen des Herrn nennt, auf, von der Ungerechtigkeit abzustehen. Ungerechtigkeit ist ein Eingriff in die Rechte des Herrn. Der Apostel gebraucht hier für die Christenheit das Bild eines großen Hauses, in dem es Gefäße zur Ehre und zur Unehre gibt (V. 20). Gefäße zur Unehre sind dem Zusammenhang nach vor allem die Per-sonen, die Ungerechtigkeit tun oder damit in Verbindung stehen, die also nicht die Ehre des Hausherrn wahren, nicht die alleinige Autorität des Herrn in diesem Hause anerkennen. Will jemand dem Hausherrn nützlich sein, ein Gefäß zur Ehre, so muß er sich von den Gefäßen zur Unehre wegreinigen. Er muß sich von jeder Form der Ungerechtigkeit trennen. An diesem Punkt schließt Paulus die ernste Warnung an Timotheus an: „Die jugendlichen Begierden aber fliehe; strebe aber nach Gerechtigkeit [das Gegenteil von Ungerechtigkeit], Glauben, Liebe, Frieden mit denen, die den Herrn anrufen aus reinem Herzen."

Hier haben wir wieder das Herz. Aus einem reinen Herzen kommen hervor: Gerechtigkeit, Glauben, Liebe, Frieden. Fliehen wir die jugendlichen Begierden und vor allem, was der Zusammenhang dieser Verse deutlich macht, die Ungerechtigkeit? Ungerechtigkeit ist ein Mißachten der Rechte des Herrn! Diese Warnung ist um so ernster, je mehr die Rechte und alleinige Autorität des Herrn beiseite gesetzt werden, besonders in Fragen, die das Haus Gottes betreffen, d. h. Fragen des Zusam-menkommens als Versammlung und der praktischen Gemeinschaft von Gläubi-gen. Was machen wir in Tagen des Ver-falls? Gehen wir mit Fleisch und Blut zu Rate und versuchen auf ungeistliche Wei-se, dem Verfall abzuhelfen, indem wir Neuerungen schaffen, Änderungen vornehmen oder Reformen durchführen und dabei auch wieder die alleinige Autorität des Herrn mißachten? In göttlichen Dingen gibt es nur ein Festhalten an dem, was von Anfang ist, insbesondere auch an den Grundsätzen, die uns Gottes Wort für Tage des Verfalls nennt.

 

1.5. Was ist Fliehen?

Wir haben nun über die Versuchungen nachgedacht, die wir fliehen sollen. Die einzige Möglichkeit, vor diesen Gefahren bewahrt zu bleiben, ist zu flie-hen, also sich von vornherein abzu-wenden, Situatio-nen, die uns zu Fall bringen könnten, zu meiden, jedem Spiel mit der Sünde von Anfang an aus dem Weg zu ge-hen, sich keinesfalls in eine Versuchung zu begeben. Wenn wir meinen, gegen das Fleisch kämpfen zu können, irren wir uns. Gott verbessert das Fleisch nicht, sondern hat die Sünde in dem Herrn Jesus auf dem Kreuz gerichtet (2. Kor 5,21). In Römer 6 heißt es: „Haltet dafür, daß ihr der Sünde tot seid" (V. 11), „da wir dieses wissen, daß unser alter Mensch mit-gekreuzigt worden ist, damit der Leib der Sünde abgetan sei, daß wir der Sünde nicht mehr dienen" (V. 6). Wenn wir gegen das Fleisch und gegen die sündigen Begierden, die daraus hervorkommen, kämpfen wollen, werden wir unterliegen. Wir brauchen diesen Kampf auch nicht zu streiten, denn dafür hat der Herr auf dem Kreuz gelitten. Verwirklichen wir, daß wir mit Christus gestorben sind?


1.6. Versuchungen von innen und außen

Das waren also einige Beispiele für Versuchungen von innen, die wir fliehen müs-sen. Grundsätzlich trifft das für alles zu, was aus unserer sündigen Natur hervor-kommt. Es ist zwar häufig so, daß durch äußere Anlässe eine Sünde angeregt wird, das kann aber niemals ein Entschul-digungsgrund für uns sein. Der Kern der Sünde liegt in uns. Jakobus beschreibt diese Versuchung wie folgt: „Niemand sage, wenn er versucht wird: Ich werde von Gott versucht; denn Gott kann nicht versucht werden vom Bösen, er selbst aber versucht niemand. Jeder aber wird versucht, wenn er von seiner eigenen Begierde fortgezogen und gelockt wird. Danach, wenn die Begierde empfangen hat, gebiert sie die Sünde" (Kap. 1,13-15). Also nicht ein Anlaß oder eine Ursache außerhalb von uns ist verantwortlich für eine Sünde, die wir tun, sondern wir selbst, weil unsere eigene Begierde uns fortzieht und die Sünde gebiert.

In demselben Kapitel schrieb Jakobus aber auch von einer völlig anderen Art von Versuchungen (Verse 2 und 3). Er forderte die Empfänger des Briefes auf, es für lauter Freude zu achten, wenn sie in mancherlei Versuchungen fielen. Diese Versuchungen sind nämlich Erprobungen des Glaubens (vgl. 1. Pet 1,6.7; 4,12). Wenn sie bestanden werden, bewirken sie Ausharren und Bewährung des Glau-bens. Ein typisches Beispiel für eine solche Versuchung ist 1. Mose 22, wo wir lesen, daß Gott den Abraham versuchte (V. 1). Abraham bestand diese Probe (vgl. Heb 11,17-19)! Ein weiteres Beispiel finden wir im Buch Hiob. Auch dort hatten die Versuchungen letztlich zur Folge, daß Hiob geläutert wurde und Gott ihn mehr segnen konnte. Die Schrift sagt von Hiob, daß er ausgeharrt hat (Jak 5,11). Das Buch Hiob macht uns in einzigartiger Weise klar, wie letztlich die Versuchungen und Erprobungen des Glaubens von Gott ausgehen, aber auch, welch eine Rolle Satan in diesen Versuchungen spielt. Gott benutzt ihn oft zur Erfüllung seiner Ziele. Darum haben wir es bei diesen Versuchungen vielfach unmittelbar mit dem Teufel zu tun, dürfen aber letztlich wis-sen, daß Gott diese Versuchungen zuläßt, nicht um uns zu Fall zu bringen, sondern um unseren Glauben zu stärken und zu bewähren.

Übrigens finden wir den Unterschied zwischen Versuchungen von innen und von außen auch deutlich in Hebräer 4. In den Versen 12 und 13 geht es um Versuchungen durch die Sünde, um die Gedanken und Gesinnungen unseres Herzens. Das Wort Gottes trennt in uns die Dinge, die aus der Seele und aus dem Geist sind. Wir lernen im Spiegel des Wortes Gottes, die Motive zu beurteilen, die unser Handeln bestimmen. Das Wort Gottes bringt uns in die Gegenwart Gottes, vor dem nichts unsichtbar, sondern alles bloß und aufgedeckt ist. In Vers 15 hingegen geht es eindeutig um Versuchungen von außen. Wir lesen dort, daß der Herr Jesus „in allem versucht worden ist in gleicher Weise wie wir, ausgenommen die Sünde". Niemals gab es in dem Herrn Jesus irgendeine Versuchung von innen her durch die Sünde. Er kannte Sünde nicht (2. Kor 5,21) und tat keine Sünde (1. Pet 2,22).

Typische Beispiele für diese Versuchungen finden wir in Lukas 4. Dort wurde der Herr von dem Teufel versucht, doch der Geist war es, der Ihn in die Wüste führte (Lk 4,1.2; vgl. Mt 4,1). Hier finden wir bestätigt, was wir oben gesehen haben:,Der Herr wird von dem Teufel versucht, doch letztlich war es Gott, der Ihn durch den Geist in diese Versuchungen brachte, damit offenbar wurde, wie vollkommen der Herr Gott gedient hat. Er ist aus diesen Versuchungen als der Sieger hervor-gegangen, indem Er dem Teufel Widerstand leistete. Auf Lukas 4 kommen wir noch zurück.