Bibelstudium
1. Mose 22-36 - Bibelstudium
Im vorigen Heft haben wir mit einer kurzen Einführung zum 1. Buch Mose Telndetoiennen. Hier folgt nun der 2. Teil dieser Einführung. Am Ende dieses Artikels wiederholen wir die Hinweise auf Studienbücher, die wir als weiterführende Lektüre empfehlen. - Fragen, die beim Lesen entstehen, sind uns sehr willkommen. Gern versuchen wir, soweit es uns möglich ist, eine Antwort darauf zu geben.
Einführung in das 1. Buch Mose (Teil 2) - Das Leben der Patriarchen Isaak und Jakob
Das Leben Isaaks
Isaak, der lang erwartete Sohn, war endlich geboren worden (Kap. 21). Als er herangewachsen war, wohl schon ein junger Mann, hatte Gott Abraham auf-gefordert, ihn zu opfern. Abraham wird uns als der Handelnde vorgestellt (Kap. 22); Isaak sagte nicht viel in diesem Kapitel. Er hatte lediglich seinen Vater gefragt, da er das Feuer und das Holz sah, wo das Schaf zum Brandopfer sei. Die Antwort seines Vaters, Gott würde sich das Schaf zum Brandopfer ersehen, schien ihm zu reichen. Ahnte er, daß sein Vater ihn opfern sollte? Ohne Widerrede ließ er sich binden.
Am Ende von Kapitel 22 wird zum er-stenmal Rebekka, die spätere Frau Isa-aks, erwähnt. Doch bevor Abraham seinen Knecht nach Mesopotamien schick-te, um für seinen Sohn eine Frau zu holen, starb Sara im Alter von 127 Jahren.
Die Brautwerbung Rebekkas (Kap. 24) ist sehr spannend und lehrreich. Man erlebt das Geschehen am Brunnen, wohin Rebekka hinauskam, gleichsam noch einmal mit. Für die Beschreibung der Schöpfung in 1. Mose 1 brauchte der Geist Gottes 34 Verse - abgesehen von Kapitel 2, wo wir Einzelheiten aus dem ersten Kapitel näher beschrieben finden -, für die Beschreibung der Brautwer-bung Rebekkas 67 Verse. Das ist fast doppelt so viel. Wenn wir bedenken, daß wir in Isaak ein Vorbild des Herrn Jesus sehen dürfen und in Rebekka ein Bild der Gemeinde, die dem Sohn Gottes zugeführt wird, ist das nicht verwunderlich.
Rebekka war nicht nur eine sehr schöne Jungfrau, die sich rein erhalten hat-te, sondern sie war auch besonders dienstbereit. Vor die entscheidende Frage gestellt, ob sie mit dem Knecht Abrahams zu Isaak ziehen wolle, war ihre Antwort: „Ich will gehen". Dieses Kapitel zeigt uns im Vorbild, wie Menschen bereit sind, alles zu verlassen, um einem „himmlischen" Bräutigam entgegenzugehen. Als Rebekka nach der langen Reise von Mesopotamien bis nach Kanaan dann schließlich Isaak sah, verschleierte sie sich, weil ihre Schönheit ab jetzt nur noch diesem einen Mann gehören sollte. Isaak führte sie in das Zelt seiner Mutter und hatte sie lieb.
Lange Zeit blieben Isaak und Rebekka ohne Kinder, doch schließlich, nach 20 Jahren, bekamen sie Zwillinge. Schon vor ihrer Geburt erfuhr Rebekka, daß beide Söhne zu zwei großen Völkern werden würden und daß der Ältere (Esau) dem Jüngeren (Jakob) einmal dienen würde. Isaak war bei der Geburt der Kinder bereits 60 Jahre alt. Die beiden Söhne waren so unterschiedlich, wie sie nur sein konnten. Auf Jakob kommen wir noch zurück, erst wollen wir uns noch ein wenig mit dem Leben Isaaks beschäftigen.
Offensichtlich begann die Ehe zwischen Isaak und Rebekka gut, später trat jedoch eine Entfremdung ein, die sich sicherlich nicht positiv auf die beiden Kinder auswirkte; Isaak liebte Esau, Rebekka hingegen Jakob. Der gute Anfang einer Ehe ist keine Gewähr für einen guten Fortgang oder ein gutes Ende.
In Kapitel 26 sehen wir Isaak und Rebekka in einer ähnlichen Lage wie Abraham und Sara. Als eine Hungersnot entstand, zog Isaak zu dem Philisterkönig Abimelech hinab. Auch Isaak sagte von Rebekka, daß sie seine Schwester sei. Es ist nicht selten, daß Söhne dieselben Sünden begehen wie ihre Väter. Isaak grub frühere Brunnen wieder aus, die die Philister verstopft hatten. Gott segnete Isaak auf vielfache Weise. Das Kapitel endet mit der Mitteilung, daß Esau inzwischen vierzig Jahre alt ist. Zu dieser Zeit war Isaak also einhundert Jahre alt (vgl. 1. Mo 25,26).
Das nächste Kapitel (27) zeigt uns einen zwiespältigen Isaak. Obwohl er nach den hier beschriebenen Ereignissen noch etwa 40 Jahre gelebt hat, fühlte er sich sehr alt; auch war er nahezu erblindet. Er meinte, bald sterben zu müssen, und wollte daher seine beiden Söhne segnen, zuvor aber gern noch einmal einen schmackhaften Wildbraten essen. Rebekka und Jakob betrogen Isaak bei dieser Gelegenheit auf niederträchtigste Weise; Jakob erschlich sich den Segen. Das Verlangen nach dem Segen war gut, doch die Art und Weise, ihn zu erlangen, sehr übel. Wie ist es möglich, daß jemand das Richtige tun will, es aber manchmal in einer völlig falschen Weise tut?
Als schließlich Esau von der Jagd heimkam und von dem Betrug erfuhr, wollte er seinen Bruder Jakob töten. Hatte Esau nicht schon Jahre zuvor das Erstgeburtsrecht für ein Linsengericht an Jakob verkauft? Warum lag ihm jetzt so viel an dem Segen? Jakob floh, er sollte seine Mutter nicht wiedersehen. Später wird er Esau noch einmal begegnen, auch werden beide zusammen ihren Vater Isaak begraben.
Das Leben Jakobs
Mit Kapitel 28 beginnt die eigentliche Beschreibung des Lebens des Patriarchen Jakob. Der Ältere würde dem Jüngeren dienen, hatte Gott schon vor der Geburt der beiden zu Rebekka gesagt. Jakob hat seinem Namen alle Ehre gemacht: Fersenhalter, Überlister. Jakob nutzte den Hunger Esaus, um dessen Erstgeburtsrecht zu kaufen; später betrog er zusammen mit seiner Mutter seinen Vater. Jakob wird in seinem weiteren Leben das ernten, was er gesät hat. Obwohl wir bei Jakob viele fleischliche Züge erkennen, dürfen wir gerade an seinem Leben studieren, wie Gott Menschen formt; sie lernen in seiner Schule. Gott gibt die Seinen nicht auf. Jakobs Leben begann überhaupt nicht gut, es endete aber sehr gut. Im Gegensatz dazu gibt es in der Schrift viele Beispiele von Menschen, deren Leben hoffnungsvoll begann, aber nicht gut endete. Welche Entwicklung machen du und ich wohl durch - zum Besseren oder zum Schlechteren?
Nachdem Isaak Jakob gesegnet hatte, machte Jakob sich auf nach Paddan-Aram, um zu seinem Onkel Laban zu kommen. Auf dem Weg dorthin hatte er nachts einen Traum, wo Gott ihm erschien und ihm die Verheißung gab, Er würde ihm und seiner Nachkommenschaft das Land Kanaan zum Besitztum geben; Er würde mit ihm sein, ihn zurückbringen und ihn nicht verlassen. Statt bedingungslos zu glauben, gelobte Jakob Gott, daß der Herr sein Gott sein würde, wenn Er ihn gut zurückbringen würde. Auch wollte er Ihm dann den Zehnten all seines Ertrages geben.
In Kapitel 29 sehen wir, wie Jakob bei Laban ankam und sich in die jüngere Tochter Labans, Rahel, verliebte. Laban wollte nicht, daß Jakob ihm umsonst diente. Laban und Jakob kamen überein, daß Jakob sieben Jahre für Rahel dienen sollte, bevor sie seine Frau würde. In diesem Zusammenhang heißt es: „Und Jakob diente um Rahel sieben Jahre; und sie waren in seinen Augen wie einzelne Tage, weil er sie liebte."
Welche Enttäuschung muß es für Jakob gewesen sein, als Laban Jakob in der Hochzeitsnacht nicht Rahel gibt, sondern Lea. Nun wurde Jakob betrogen. Erntet er hier in den Wegen Gottes die ersten Früchte davon, daß er selbst seinen Vater betrogen hatte (vgl. Gal 6, 7)? Eine Woche später bekam er auch Rahel zur Frau, für die er Laban weitere sieben Jahre diente?.
Gott schenkte Jakob mit Lea vier Söhne: Ruben, Simeon, Levi und Juda (Kap. 30). Rahel bekam keine Kinder, worauf sie Jakob ihre Magd Bilha zur Frau gab. Von ihr bekam Jakob die beiden Söhne Dan und Naphtali. Daraufhin gab Lea Jakob ihre Magd Silpa zur Frau, von der Jakob die Söhne Gad und Aser bekam. Lea gebar danach die beiden Söhne /Issaschar und Sebulon.
Bei dieser Gelegenheit wird deutlich, daß die Frauen Jakobs abergläubisch waren: Erhöhen die Dudaim (Liebesäpfel) die Empfängnisbereitschaft, oder ist es Gott, der Schwangerschaft verleiht (vgl. Ruth 4,13)? Schließlich bekamen Jakob und Lea noch eine Tochter, Dina. Jetzt erst öffnete Gott den Mutterleib Rahels, und sie bekam ihren erstgeborenen Sohn Joseph.
Weitere sieben Jahre vergingen nach der Heirat. Jakob sah die Zeit für gekommen, in sein Land zurückzuziehen. Es kam zu einer Auseinandersetzung mit Laban über den Lohn Jakobs, wobei Jakob seinen Schwiegervater auf listige Weise betrog. Am Ende von Kapitel 30 finden wir auch bei Jakob Aberglauben: Er legte weißgestreifte Holzstäbe in die Tränkrinnen des Kleinviehs und meinte, daß die Muttertiere auf diese Weise gestreifte, gesprenkelte und gefleckte Tiere gebären würden. Das ist natürlich Unsinn. Gott war es, der dafür sorgte, daß Jakob seinen Lohn bekam. Es kam zu einer Entfremdung zwischen Laban und Jakob. In diese Situation hinein erschien Gott dem Jakob und forderte ihn auf, in das Land seiner Väter zurückzukehren. In einer Nacht- und Nebelaktion floh Jakob mit seinen Frau-en, all seinen Kindern und seiner ganzen Habe. Rahel stahl noch schnell einen der Hausgötzen Labans. Laban selbst war fort von zu Hause, um seine Schafe scheren zu lassen. Als er nach drei Tagen von der Flucht Jakobs er-fuhr, jagte er Jakob nach und erreichte ihn nach sieben Tagen. Laban wollte vor allem den Hausgötzen zurückha-ben. Die Suche danach blieb jedoch erfolglos, weil Rahel ihn unter dem Kamelsattel versteckt hielt, auf dem sie saß. Die Verabschiedung zwischen Jakob und Laban paßte nicht zu Verwandten. Die beiden Männer schlossen eine Art Burg-frieden; jeder zog seines We-ges. All das war des nahezu hundertjährigen Patriarchen unwürdig.
Im folgenden Kapitel (32) schickte Jakob sich an, seinem Bruder Esau zu begegnen, doch zuvor sehen wir ihn im Gebet Zuflucht suchen. Bei dieser Gelegenheit sprach Jakob die schönen Worte: „Ich bin zu gering all der Gütigkeiten und all der Treue, die du deinem Knecht erwiesen hast..." (Kap. 32,10). Er bat Gott sehr, ihm zu helfen. Er stellte ein Geschenk für Esau zusammen, um ihn zu versöhnen. In der folgenden Nacht sehen wir Jakob im Kampf mit "einem Mann", zweifellos der Engel des HERRN (Hos 12,5), Gott selbst, denn Er gab in dieser Nacht Jakob den Namen Israel (= Kämpfer Gottes). Gott gab sich besiegt, doch in Wirklichkeit war die natürliche Kraft Jakobs gebrochen; ab diesem Augenblick hinkte er. Die folgende Begegnung mit Esau verlief sehr glimpflich. Jakob traute Esau jedoch durchaus nicht und zog seines Weges nach Sukkoth.
Der Aufenthalt in Sukkoth (Kapitel 34) gehörte mit zu den schmerzlichsten Erfahrungen im Leben Jakobs. Der Erzvater baute sich dort ein Haus und seinem Vieh Hütten. Er ließ sich also „häuslich nieder". Dina freundete sich mit den Mädchen der Gegend an. Ein Fürstensohn fand Gefallen an ihr und beging Unzucht mit ihr. Daraufhin nahmen die Söhne Jakobs zum Schein mit den Bewohnern des Landes Verhandlungen auf; sie ließen sich alle be-schneiden. Doch drei Tage später griffen Simeon und Levi zum Schwert und richteten unter den Bewohnern ein Massaker an und plünderten anschließend die Stadt. In seinem Segen kommt Jakob später auf dem Sterbebett auf diese Begebenheit zurück, die ihm sehr bitter war (1. Mo 49).
Doch nun trat eine entscheidende Wende im Leben Jakobs ein. Gott erschien ihm in Kapitel 35 und forderte ihn auf, nach Bethel hinaufzuziehen, dort zu wohnen und ihm einen Altar zu bauen. Gott nannte Jakob bei seinem alten Namen. Erinnerte Er ihn damit an die vielen Dinge, die in seiner Familie nicht stimmten? Wie hatte er seinen Vater betrogen! Sein Verhalten gegenüber Laban war nicht gut. Hatte Rahel die Teraphim ihres Vaters noch? Wie war es mit dem Aberglauben bezüglich der Liebesäpfel und der geschälten Holzstäbe? Außerdem wohnte Jakob in einem Haus statt in Zelten wie Abraham und Isaak. Dann das Verhalten der Söhne Simeon und Levi im vorigen Kapitel! Alles in allem eine traurige Bilanz! Und wo blieb die Erfüllung des Gelübdes (Kap. 28,20-22)?
An dieses Gelübde erinnerte Gott Jakob nun. Jakob sollte nach Bethel zurück-kehren, dort wohnen und Ihn dort anbeten. Und tatsächlich, Jakob begann sofort, in seiner Familie aufzuräumen. Er forderte sein Haus und alle, die bei ihm waren, auf, die fremden Götter wegzutun, sich zu reinigen und die Kleider zu wechseln. Jakob war nicht wiederzuerkennen. Sehr entschieden sagte er: „Wir wollen uns aufmachen". Alle Götzen und Ohrringe (die als Amulette getragen wurden) wurden von Jakob ver-graben. Der Schrecken Gottes fiel auf die Bewohner des Landes. Die Veränderung bewirkte ein kräftiges Zeugnis gegenüber der Welt. Es gab keinen Aufschub mehr, nach Bethel hinaufzuzie-hen. Unmittelbar nach der Ankunft dort wurde der Altar gebaut. Der erste Altar im Leben unseres Patriarchen! Nun erschien Gott dem Jakob erneut, segnete ihn und bestätigte die Namensänderung. Gott stellte sich Jakob als der Allmächtige (EI-Schaddai) vor, verhieß ihm, daß er zu einem großen Volk werden würde, und verhieß ihm und seinen Nachkommen erneut das Land der Väter.
Jakob zog von Bethel weiter, um nach Ephrath zu kommen. In Bethlehem wurde Benjamin geboren; doch die Geburt war so schwer, daß die geliebte Rahel starb und begraben wurde. Ein schwerer Schlag für Jakob. Unmittelbar danach erlebte er eine weitere schwere Enttäuschung in seiner Familie: Sein erstgeborener Sohn Ruben beging eine schlimme, todeswürdige Sünde mit Jakobs Nebenfrau.
Schließlich endet dieses Kapitel mit dem Bericht, daß Jakob mitsamt seiner großen Familie seinen alten Vater Isaak in Hebron traf. Einige Zeit später starb der Patriarch Isaak; seine beiden Söhnen Esau und Jakob begruben ihn. War das das letzte Zusammentreffen Jakobs mit Esau?
Das folgende Kapitel 36 gewährt uns einen Blick auf die Nachkommenschaft Esaus. Esau würde zu einem großen Volk werden, doch leider zu einem Volk, das in der späteren Geschichte des Volkes Israel keine gute Rolle gespielt hat. Edom ist einer der ärgsten Feinde des Volkes Gottes geworden.
An dieser Stelle brechen wir die Geschichte Jakobs ab, weil sie fortan (ab Kapitel 37) sehr eng mit der Geschichte seines Sohnes Joseph verbunden sein wird. Mit diesem dritten und abschließenden Teil des ersten Buches Mose werden wir uns beim nächsten Mal beschäftigen.
Literaturhinweise
- Bellett, J.G., Die Welt vor der Flut und die Patriar-chen, Ernst-Paulus-Verlag, Neustadt
- Darby, J.N., Betrachtungen über das Wort Gottes - 1. Mose bis Ruth, Ernst-Paulus-Verlag, Neustadt
- Grant, F.W., Das erste Buch Mose im Licht des Neuen Testaments, Ernst-Paulus-Verlag, Neustadt
- Heijkoop, H.L., Aus dem Wort der Wahrheit - Gesammelte Vorträge, Band 1, Themen aus 1. bis 3.
Mose, Christliche Schriftenverbreitung, Hückes-wagen - Mackintosh, C.H., Gedanken zum 1. Buch Mose, Verlag H.L. Heijkoop, Winschoten
- Rossier, H., Jakob - vom Überlister zum Anbeter, Ernst-Paulus-Verlag, Neustadt
- H. Wilts, Familie nach Gottes Plan - Studien über Ehen und Familien in der Bibel, Christliche Schrif-tenverbreitung, Hückeswagen.
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