Bibel praktisch

Zu Ende geführt

Da sagte sie: Bleibe zu Hause, meine Tochter, bis du erkennst. wie die Sache ausfällt! Denn der Mann wird nicht ruhen, es sei denn, er habe die Sache heute zu Ende geführt" (Ruth 3,18).

Eine Liebesgeschichte! Und das in der Bibel?! Mancher mag bei diesem Gedanken überrascht sein - aber warum? Das Buch Ruth erzählt uns eine solche Liebes-geschichte, und zwar zwischen dem vermögenden Landwirt Boas und der jüngeren Frau Ruth. Sicher, wir finden im Buch Ruth auch den Bericht Gottes über das Abgleiten einer Familie. Und wir erkennen seine gnädige Hand, die die Witwe Noomi und ihre Schwiegertochter Ruth an den Ort des Segens bringt, den Er für sie vorgesehen hat. Darüber hinaus sehen wir prophetisch in diesem Buch die Geschichte des Niedergangs und der Wiederherstellung Judas und Israels in künftigen Tagen - bewirkt durch den wahren Boas, Jesus Christus.

In diesem kurzen Aufsatz soll es allerdings um die Liebesgeschichte gehen, die wir in diesem Buch finden. Und an ihr können wir auch für unsere Tage einiges lernen - die hier beschriebenen biblischen Prinzipien besitzen nach wie vor Gültigkeit. Ich beschränke mich dabei auf einen Gesichtspunkt: das Warten des Boas auf die Hand Gottes, um nach dem Erkennen des Willens des Herrn entschieden zu handeln.

 

Verlobung und Heirat - ein alter Zopf?

Man findet heute unter jungen Leuten die Gewohnheit, relativ offen über Liebesbeziehungen und Lebensverbindungen zu reden. Leider hält auch unter uns Christen die Angewohnheit immer stärker Einzug, sich nicht zu verloben, sondern zunächst einmal im Rahmen einer Freundschaft zu testen, ob man wohl zu-sammengehört, wobei damit kein intimer Verkehr gemeint ist. Häufig wird dies mit dem Argument verbunden, man müsse erst prüfen, ob es der Wille des Herrn sei, diese Verbindung einzugehen, man warte noch auf den Fingerzeig des Heiligen Geistes. Auf der anderen Seite sind es gerade diese jungen Menschen, die für sich in Anspruch nehmen, als Jünger des Herrn auf die Leitung des Geistes zu warten. Und genau unter ihnen finden sich viele Freundschaften, die wieder gelöst wer-den. Können wir zu diesem Thema etwas aus der Geschichte des Boas und der Ruth lernen?

Boas zeigt sich in der ganzen Begebenheit als ein Mann, der sich in der Liebesbeziehung mit Ruth zurückhält. Er weiß längst vor Ruth, daß er als Verwandter von Elimelech durch eine Heirat mit Ruth ihr Löser werden kann. Aber er wartet auf den klar erkennbaren Weg des Herrn. So vergehen fünfzig Tage, bis es zur tatsächlichen Verbindung zwischen den beiden kommt. Nachdem dann aber für Boas sowohl der Weg des Herrn als auch die Zuneigung von Ruth deutlich ist, wartet er nicht lange. Die offizielle Verbindung, also Verlobung, und die dann folgende Hochzeit lassen nicht auf sich war-ten. Nachdem er den Weg des Herrn erkannt hat, handelt Boas - überzeugt und zügig.


Entschlossen und zügig handeln - nicht übereilt!

Das gilt auch für uns heute noch. Entweder zeigt uns der Herr einen Weg nicht deutlich; dann sollten wir keine Verbindung, auch keine Freundschaft eingehen.

Oder es kommt der Zeitpunkt, daß sein Weg klar zu sehen ist; dann sollten wir auch wie Boas überlegt, aber zügig handeln. Auch David ist uns in dieser Hinsicht in seinem Verhalten zu Abigail ein Beispiel. Nachdem ihr erster Mann Nabal gestorben war, warb er um sie und schloß dann mit ihr den Ehebund (1. Sam 25,39ff.). Er mußte in dieser Begebenheit zunächst lernen, auf den Herrn zu warten, dann aber handelte er, und zwar zügig - nicht übereilt - und ent-schlossen.

Die Erfahrung zeigt, daß das Mißachten dieses biblischen Prinzips viel Schaden angerichtet hat. Häufig bleiben nicht heilende Wunden zurück, wenn eine längere Freundschaft eingegangen wurde, die dann irgendwann gelöst wird. Und - wenn wir ehrlich sind, dann müssen wir feststellen, daß die Hauptverantwortung bei dem Mann liegt. Nicht, daß die Frau nicht ebenfalls Klarheit über die Beziehung haben müßte. Aber dem Mann wird von Gott als dem Haupt die größere Verantwortung zugemessen. Wie gut, wenn er ihr gerecht wird.


Gott will uns segnen!

Gott segnet den Weg eines Mannes mit einer Frau, wenn er in Ubereinstimmung mit Ihm und unter der Leitung des Geistes vollzogen wird. Es reicht nicht, dieses Wort in den Mund zu nehmen. Die Taten müssen beweisen, daß wir nach diesen biblischen Prinzipien handeln. Dazu schenke der Herr uns in diesen Fragen, und darüber hinaus, seine Gnade. Er will uns segnen. Und Er wird es tun, wenn wir in diesem Punkt auf Ihn vertrauen.