Zum Nachdenken

Seid bedacht auf das, was ehrbar ist vor allen Menschen

Das griechische Wort für „bedacht sein" (pronoeo) kann auch übersetzt werden mit „vorher bemerken oder ahnen, vorher überlegen oder ersinnen, an etwas denken". Andere übersetzen daher: „Seid bedacht auf das Gute vor allen Menschen." Öffnet sich da nicht ein weites Betätigungsfeld für uns? Vielleicht haben manche Mühe damit, Böses nicht mit Bösem zu vergelten (siehe voriges Heft), dann werden sie noch mehr Mühe mit dieser Aufforderung haben. Böses zu lassen heißt noch lange nicht, Gutes zu tun.

Diese Aufforderung des Apostels erinnert mich an den Ausspruch eines anderen Schreibers des Neuen Testaments: „Wer nun weiß, Gutes zu tun, und tut es nicht, dem ist es Sünde" (Jak 4,17). Sind wir uns so recht bewußt, daß das Meiden des Bösen nur die eine Seite des Christentums ist? Wir nennen sie einmal die negative Seite. Die positive Seite ist es, Gutes zu tun. Von dem Herrn Jesus heißt es ganz schlicht, daß Er „umherging, wohltuend" (Apg 10,38). Gutes zu unterlassen, ist Sunde! „Enthalte kein Gutes dem vor, welchem es zukommt, wenn es in der Macht deiner Hand steht, es zu tun" (Spr 3,27).

Wie viele ungenutzte Möglichkeiten haben wir wohl schon verstreichen lassen, wo wir Gutes und Ehrbares hätten tun können! Wäre unsere Ausrichtung als Christen nicht völlig anders, wenn wir uns beispielsweise schon abends überlegen würden, was wir am nächsten Tag Gutes tun könnten?

Das griechische Wort für „ehrbar" oder "Gutes" (kalos) kommt übrigens im Neuen Testament 103mal vor. Wir führen hier nur einige Stellen an, wo dieses Wort in Verbindung mit „Werken" genannt wird: Matthäus 5,16; 26,10; Markus 14,6; 1. Timotheus 3,1; 5,10.25; 6,18; Titus 2, 7.14; 3,8.14; Hebräer 10,24; 1. Petrus 2, 12. Es ist der Mühe wert, in einer ruhigen Stunde diese Stellen zu lesen und auf sich einwirken zu lassen.

Wie macht man das eigentlich, daß wir uns gegenseitig zur Liebe und zu guten Werken anreizen (Heb 10,24)?