Schöpfung oder Evolution

Post von Euch

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich habe ein paar Fragen an Sie, weil ich mit einigen Dingen nicht klarkomme. Wissenschaftler haben doch anhand von Knochenfunden bewiesen, daß es einmal Urmenschen gab. Und daß diese wiederum vom Affen abstammen. Aber dies stimmt doch nicht mit der Bibel überein, weil darin doch steht, daß wir nicht vom Affen abstammen. Außerdem steht doch drin, daß Gott die Welt in 6 Tagen geschaffen hat. Nun sagen die Wissenschaftler aber, es hätte viele Millionen Jahre gedauert. Ich bin eigentlich überzeugter Christ, aber dies macht es mir schwer, richtig daran zu glauben. Außerdem sagen Wissenschaftler noch, daß wir zu 98% gleich mit den Affen sind. Aber wenn wir so gleich mit ihnen sind, warum können sie dann nicht an Gott glauben? Ich bitte Sie, mir eine ausführliche Antwort zu meinen Fragen zu geben.

Mit freundlichen Grüßen

J. Baldauf, Mülsen

 

Liebe Jana,

ich freue mich über Ihr Interesse an der Frage: Wo kommen wir her? und darüber, daß Sie sich vom Glauben her damit auseinandersetzen. Und auch, daß Sie über Kritik an unserem christlichen Standpunkt nicht einfach so hinweggehen, sondern echte, gute Antworten suchen. Ich hoffe, Ihnen mit den folgenden Zeilen etwas weiterhelfen zu können. Zunächst spreche ich zwei allgemeine Punkte zu Wissenschaft(lern) an und gehe dann auf die Fragen in Ihrem Brief kurz ein.

Allgemeines

1. Es wird immer Menschen geben, die nach Gründen suchen, warum die Aussagen der Bibel angeblich falsch sind. Sehr häufig fällen sie zuerst die Entscheidung, der Bibel nicht glauben zu wollen - weil man sonst nämlich mit Gott konfrontiert wäre, der wahrhaftig nicht mit allem einverstanden sein kann, was wir so treiben. Erst nach dieser Entscheidung folgt die Suche nach Gründen „gegen" die Bibel. Viele Menschen in unserer abendländischen Zivilisation glauben der Bibel nicht oder nur sehr eingeschränkt. Im Gegensatz zu mir und vielen anderen Wissenschaftlern sind die meisten Leute, die als Wissenschaftler arbeiten, leider nicht von der Glaubwürdigkeit der biblischen Aussagen überzeugt. Das ist schade; denn Wissenschaft als Erforschung von Gottes genialer Schöpfung macht Spaß. Außerdem wurde die Wissenschaft der Neuzeit mit von Leuten begründet, die echt gläubig waren. Aber inzwischen hat sich die Grundeinstellung vieler Leute - auch Wissenschaftler - leider gewandelt.

Also: Rechnen Sie damit, daß es immer Leute geben wird - auch intelligente und bedeutende Leute -, die sagen werden: Die Bibel hat unrecht.

2. Was machen Wissenschaftler? Sie untersuchen die Natur. Dabei finden sie etwas: lebendige Tiere, tote Tiere, Knochen, Gifte, Steine, physikalische Gesetze usw. - man kann gar nicht alles aufzählen. Das sind die Funde, oder man sagt auch: Fakten, Daten. Diese Funde/Daten/Fakten werden nun in einem zweiten Schritt „interpretiert". Das heißt: Man versucht Zusammenhänge zu erkennen. In dieser Phase stellen die Wissenschaftler Theorien = Hypothesen auf. Das sind Dinge, die man letztlich nicht beweisen kann; denn es handelt sich eben nicht um Fakten, sondern um Theorien. Beispiel: Tatsache: „Der Mond umkreist die Erde." Theorie: „Er tut das schon seit 1 Milliarde Jahren."

Also: Wenn man mit Aussagen von Wissenschaftlern konfrontiert wird, muß man genau hinsehen, wo es sich um beobachtete Fakten und wo um Theorien handelt. Das kann sehr mühsam sein bzw. viel Sachverstand erfordern, da wissenschaftliche Untersuchungen und Interpretationen auf langjähriger Arbeit basieren können, daher nicht innerhalb weniger Minuten nachvollziehbar sind.

Zu Ihren Fragen:

1. Die Abstammung des Menschen. Hier in Marburg wird für Biologiestudenten eine Vorlesung über dieses Thema angeboten. Der Professor, der sie hält, ist Experte auf diesem Gebiet. (Ob er Christ ist oder nicht, weiß ich nicht.) Seine Kernaussage: Wir haben keine wissenschaftliche Theorie über die Abstammung des Menschen, die einigermaßen gut begründet ist. Ob der Mensch vom Affen abstammt oder beide einen gemeinsamen Vorfahren hatten, welche Stufen auf dem Weg zum heutigen Menschen durchlaufen wurden, ob überhaupt „Abstammung" - man weiß es nicht. Warum nicht? In meinem Beitrag in „Folge mir nach", Heft 6/98, Seite 22, bin ich darauf eingegangen.

Eine weitere Veröffentlichung zu diesem Thema ist „Stammt der Mensch von Adam ab?" von dem Biologen Reinhard Junker. Er gehört wie ich einer Gruppe von Wissenschaftlern an, die zeigen möchten, daß es mit den Fakten sehr wohl vereinbar ist, den Schöpfungsaussagen der Bibel zu glauben.

Leider ist es aber so, daß zwar diejenigen Wissenschaftler, die sich echt mit der Abstammung des Menschen beschäftigen, in ihren Aussagen sehr vorsichtig sind, aber Zeitungen, Fernsehen und Schulbücher behaupten schlichtweg: Der Mensch stammt vom Affen ab - die Wissenschaft hat es bewiesen. Das stimmt nicht.

2. Wie lange hat es gedauert? Das ist ein Thema der Datierung von Gesteinen und Knochen. Ein Thema, dessen gründliche Behandlung eine Weile dauern müßte. Man müßte sich halt damit auseinandersetzen, wie die Altersbestimmungen durchgeführt werden, wo es Probleme geben könnte usw. Hier kurz ein Hinweis:

• Alle Altersbestimmungen setzen voraus, daß sich in den Millionen/Milliarden Jahren, um die es geht, nichts Wesentliches an den Voraussetzungen geändert hat. Veranschaulichung: In einem Raum steht ein Eimer, in den langsam Wasser tropft. Der Eimer ist halbvoll. Jetzt kann man aus der Füllhöhe und Tropfgeschwindigkeit berechnen, wie lange es schon tropft. Aber wenn zwischendurch - wir waren ja nicht dabei - mal kurzzeitig ein Schwall Wasser in den Eimer gelaufen ist? Und: Wir wissen nicht, wieviel Wasser vielleicht im Eimer war, bevor er untergestellt wurde.

Beide Probleme existieren auch bei den heute verwendeten Altersbestimmungsmethoden, die darauf beruhen, wieviel von einem bestimmten Isotop (entspricht dem „Wasser") in einer Gesteins- oder Knochenprobe enthalten ist. Nur für die letzten paar tausend Jahre kann man mit der Radiokarbonmethode einigermaßen gute Datierungen vornehmen. Diese Methode kann man nämlich anhand von Proben historisch bekannten Alters eichen.

3. Affen und Menschen gleichen sich zu 98%. Wenn man gleich sagt, was will man da vergleichen? Nehmen Sie uns Menschen allgemein: In unserer chemischen Zusammensetzung sind wir zu fast 100 % gleich (Wasser, Kohlenhydrate, Fette, Eiweiße usw.). Ich vermute, daß sich der von Ihnen genannte Vergleich auf die Desoxyribonukleinsäure (DNS bzw. DNA) von Affen und Menschen bezieht. In der Tat sagt auch die Bibel, daß wir Menschen von unserem Körper her viele Gemeinsamkeiten mit Tieren haben ... Materiell-körperlich (auch hinsichtlich der Erbsubstanz DNS) sind Tiere und Menschen weitgehend gleich: „Staub" (1. Mose 3,19). Der Unterschied besteht darin, daß Tiere „nach ihrer Art" geschaffen wurden, Menschen aber „nach dem Bild Gottes". Wir haben die Möglichkeit und die Verantwortung, in persönlicher, bewußter Beziehung zu Gott zu leben. Daß Gott für unseren Körper viele Bauelemente benutzt hat, die Er auch für Tiere benutzte, ist nicht so wesentlich.

Nachbemerkung: Vor einer Weile las ich in einem anerkannten Wissenschaftsmagazin („Nature") die Aussage, daß sich zwei Menschen aus ganz verschiedenen Weltteilen (z. B. ein Chinese und ein Norweger) in ihrem Erbgut ähnlicher sind sind als zwei Gorillas von verschiedenen Seiten desselben afrikanischen Hügels. Keine leichte Sache, diese Sorte Ähnlichkeitsvergleiche; denn man weiß ja noch gar nicht, wofür die Genabschnitte auf den Chromosomen kodieren. Das ist so, als würde man zwei Geschenkkartons für „gleich" befinden, nur weil die äußeren Abmessungen gleich sind. Aber in dem einen ist ein Spielzeugauto und in dem anderen ein kleiner Goldbarren ...

Hoffentlich habe ich mich in der Kürze verständlich ausgedrückt. Es sind alles ziemlich spannende Themen. Dabei habe ich für mich selbst entschieden, daß ich der Bibel glaube. Warum? Dort habe ich meinen Herrn und Erlöser kennengelernt, und die Bibel hat mir seit Jahren im (beruflichen) Alltag so viel gegeben, daß ich an ihr festhalten möchte. Trotzdem kann es sein, daß ich die Bibel in manchen Details mißverstehe. „Wir erkennen stückweise", heißt es in 1. Korinther 13. Deswegen bin ich gespannt, was Gott mir in seinem Wort und in seiner Schöpfung noch zeigen wird - auch durch wissenschaftliche Forschungen. Denn Wissenschaft ist eine Weise, sich mit seiner großartigen Schöpfung zu beschäftigen. Diese Beschäftigung muß und will ich aber - wie gesagt - immer dem Gehorsam gegenüber dem, was Er mir in seinem Wort geoffenbart hat, unterordnen. Ich kann es nie besser wissen, als sein Wort es mir zeigt; aber viele Details spricht die Bibel ja gar nicht an, sondern die lerne ich aus Erfahrung und Beobachtung. Die Bibel beschreibt nicht, wie man Kartoffeln erntet oder Medikamente entwickelt, aber sie zeigt uns, wie wir mit Nahrung und Krankheit allgemein umgehen sollen. Und: Nicht glauben werde ich Leuten, die keine Christen sind, und der Bibel widersprechen.