Christ und Umwelt

Christ und Umwelt

Ein heute weltweit diskutiertes Problem ist die Verantwortung des Menschen für seine Umwelt. Es ist sicherlich eine berechtigte Frage: Wie stehen wir als Christen dazu?

Für alle Fragen, die auf uns als Christen zukommen, müssen wir unsere Antwort in der Bibel suchen, d. h. in dem Buch, in dem Gott uns seine Gedanken mitteilt. Bei einem solchen Suchen fällt uns zuerst auf, daß der Begriff „Umwelt" nicht in der deutschen Übersetzung der Heiligen Schrift vorkommt. Es wäre jedoch zu einfach, daraus zu schließen, daß uns deshalb diese Problematik nicht berührt. In Gottes Wort finden wir nämlich verschiedene Hinweise, die unsere Verantwortung als Menschen dem Schöpfer und auch seinen Geschöpfen gegenüber betreffen:

Der Auftrag an den Menschen

Bei der Erschaffung des Menschen stellt Gott die erhabene und verantwortungsvolle Stellung des Menschen klar heraus: „Und Gott schuf den Menschen in seinem Bilde ... Und Gott segnete sie, und Gott sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde und machet sie euch untertan; und herrschet über die Fische des Meeres und über das Gevögel des Himmels und über alles Getier, das sich auf der Erde regt!" (1. Mo 1,27.28). Der Auftrag Gottes an den Men-schen, über alles „sich Regende" zu herr-schen, läßt uns erkennen, daß der Mensch von Gott die Fähigkeit und die Macht erhalten hat, Entscheidungen hinsichtlich des ihm Anvertrauten zu treffen.

Wichtige Voraussetzungen zur Erfüllung dieses Auftrags sind: Gottesfurcht (vgl. 2. Sam 23,3; 3. Mo 25,43.46.53), das „Recht" (Gottes Gebote) zu lieben (Hiob 34,17), die göttliche „Weisheit" und seinen Rat zu beachten (Spr 8,12-16).

Der Garten Eden

In seiner Fürsorge für den Menschen pflanzte Gott einen Garten der Wonne (in Eden) und setzte ihn dorthin. Hier bekam der Mensch den Auftrag, diesen Garten zu bebauen und zu bewahren (1. Mo 2,8.15). Das Bebauen weist uns auf eine nutzbringende Gestaltung unseres Lebensbereiches hin, während das „Bewahren" unsere Verantwortung gegenüber dem von Gott Anvertrauten zum Ausdruck bringt. Besonders bewundernswert ist es, daß Gott das Getier des Feldes und das Gevögel des Himmels zu dem Menschen brachte, um zu sehen, wie er sie nennen würde (1. Mo 2,19). Damit beteiligt uns Gott am aktiven Erfassen seiner Größe als Schöpfer. Das führt uns dazu, mit dem Psalmisten zu sagen: „Wie viele sind deiner Werke, HERR! Du hast sie alle mit Weisheit gemacht, voll ist die Erde deiner Reichtümer" (Ps 104,24).

 

Das Eintreten der Sünde

Nachdem dieser Zustand eines Lebens in Gemeinschaft mit Gott durch den Ungehorsam des Menschen beendet wurde (1. Mo 3,1-8), erhält der Mensch den Auftrag, den Erdboden zu bebauen (1. Mo 3,23), d. h. seinen Bedürfnissen entsprechend zu gestalten. Allerdings war jetzt der Erdboden um der Sünde des Menschen willen verflucht: „Mit Mühsal sollst du davon essen alle Tage ... bis du zurückkehrst zur Erde" (1. Mo 3,17-19).

Mit dem Fortschreiten der Sünde, die in dem Brudermord durch Kain gipfelte, wird der von Gott ausgesprochene Fluch verstärkt: „Wenn du den Erdboden bebaust, soll er dir hinfort seine Kraft nicht geben" (1. Mo 4,12). Dies ist der Fluch, der über allen Menschen liegt, die wie Kain von dem Angesicht Gottes weggehen.

Die Zeit nach der Sintflut

Nach der Sintflut wird die Herrschaft des Menschen über das Geschaffene von seiten Gottes bestätigt und auch das Fleisch der Tiere (ohne das Blut) dem Menschen zur Speise gegeben (1. Mo 9,1-4). Gleichzeitig macht Gott nicht nur mit dem Menschen, sondern auch mit jedem lebendigen Wesen einen Bund. Dieser Bund hat u. a. zum Inhalt: „Nicht mehr soll alles Fleisch ausgerottet werden durch die Wasser der Flut" (1. Mo 9,11).

Anweisungen für den Menschen

Wenn Gott durch ein für die Menschen sichtbares Zeichen, den „Bogen in den Wolken" (1. Mo 9,14), an seinen Bund erinnert, tragen wir Verantwortung, daß nicht durch unsere Eingriffe in die Natur die unter dem Schutz Gottes stehenden lebendigen Wesen ausgerottet werden.

Auch für Israel, das irdische Volk Gottes, gibt Gott klare Anweisungen zu einem richtigen Verhalten in seiner Schöpfung: Die menschlichen Ausscheidungen mußten entsorgt werden, damit das Land nicht verunreinigt wurde (5. Mo 23,13).

Außerdem gab Gott seinem Volk Unterweisungen zur richtigen und schonenden Bewirtschaftung des Landes (Jes 28,23-29). Mit Nachdruck werden sie ermahnt, das Land im siebenten Jahr ruhen zu lassen (2. Mo 23,10-11; 3. Mo 25,3-7). Fruchttragende Bäume durften selbst im Krieg nicht abgehauen und zu Belagerungswerken verwendet werden.

Mit großer Sorgfalt belehrt er sie über den Umgang mit Tieren. Die Anordnung: „Du sollst nicht pflügen mit einem Rind und einem Esel zusammen" (5. Mo 22,10) ist ein Hinweis darauf, daß Tiere entsprechend ihrer natürlichen Eignung zur Arbeit eingesetzt werden sollten.

Auch hatten die Israeliten darauf zu achten, daß die Tiere bei der Arbeit nicht überlastet (2. Mo 23,5; 5. Mo 22,4) und daß sie ausreichend mit Futter versorgt wurden (5. Mo 25,4; Spr 12,10). Darüber hinaus hatte Gott einen Tag der Ruhe für die Arbeitstiere angeordnet (2. Mo 23,12)

Für die wilden Tiere hat es Gott selbst übernommen, Sorge zu tragen (Ps 104,10-28; Ps 145,5-16). Die Fürsorge Gottes für - nach unseren menschlichen Überlegungen - bedeutungslose Lebewesen wie Sperlinge und Raben ist beeindruckend (Lk 12,6.7.24). Das Wild (Hirsch und Gazelle) durfte gejagt (Spr 12,27) und zur Ernährung verwendet werden (5. Mo 12,15.22; 14,4-6.9.11).

Gott gab aber auch deutliche Anweisungen, um die Ausrottung einer Art durch den Menschen zu verhindern (5. Mo 22,6.7). Landwirtschaftliche Nutzflächen durften zum Schutz vor dem Abweiden und vor Verwüstung mit einer Mauer umgeben werden (Ps 80,12.13; Jes 5,5); Schadtiere (Füchse) sollten durch Fangen beseitigt werden (Hld 2,15). Außerdem wollte Gott selbst dafür sorgen, daß sich die wilden Tiere nicht zum Schaden für sein Volk vermehrten (5. Mo 7,22). Daraus darf sicherlich abgeleitet werden, daß der Mensch das Recht hat, den Bestand an wilden Tieren auf ein für ihn erträgliches Maß zu beschränken.

Für die wilden Tiere hat es Gott selbst übernommen, Sorge zu tragen (Ps 104,10-28; Ps 145,5-16).

Das Überhandnehmen von Tieren (Frösche, Stechmücken, Hundsfliegen, Heuschrecken) benutzt Gott als Plage für die Menschen (2. Mo 8,2.16.21; 10,4.5; Amos 7,1; Joel 2,25; Mal 3,11). Auch ist das Auftreten von wilden Tieren (Uhus, Strauße, Hunde, Schakale, Igel, Geier, Eulen, Raben, Pfeilschlange) in Gegenden, die zuvor von Menschen bewohnt waren, ein Zeichen der Verwüstung und des göttlichen Gerichts (Jes 13,21; 34,11-15).

Folgen des Ungehorsams des Menschen für die Natur

Gott hatte seinem Volk reichen Segen verheißen, wenn sie seine Gebote beobachten würden (3. Mo 25,20-22; 26,3-5). In diesen Segen eingeschlossen war auch das fruchtbringende Land und das harmonische Zusammenleben mit den Tieren der Erde (Ps 104,10-31; Hos 2,18). Im Gegensatz dazu sind Gestrüpp, Dornen (Jes 32,13) und die Verwüstung des Landes ein Zeichen des göttlichen Gerichts (Jes 24,1.4-12). Gott benutzt zur Ausführung dieses Gerichts nicht nur Naturgewalten wie Trockenheit, Sturm oder gewaltige Regengüsse und wilde Tiere Jer 5,6), sondern auch Menschen, die das Land verwüsten (Joel, Jes 10,5; Jer 8,13). Die Auflehnung gegen Gott und das Nichtbeachten seines Wortes hat auch schreckliche Auswirkungen auf die Natur: „Wie lange soll das Land trauern und das Kraut des ganzen Feldes welken? Wegen der Bosheit seiner Bewohner sind Vieh und Gevögel dahin" (Jer 12,4); und: „Heule, Zypresse! denn die Zeder ist gefallen" (Sach 11,2.3).

Gottesfürchtige Herrscher können durch „Rat und Einsicht" gerechte Entscheidungen (Spr 8,14.15) zum Wohl der Menschen und ihrer Umwelt treffen. Aber auch in Zeiten schwerster Gerichte (Offb 8 und 16) wird Gott den Schaden begrenzen und kein vollständiges Verderben der Schöpfung zulassen. Davon zeugt der Regenbogen, der den Thron Gottes umgibt (Offb 4,3).

Die Seele eines Menschen hat für Ihn einen viel höheren Wert als das Leben von 2 000 Schweinen.

Auch in unseren Tagen empfinden wir in mancher Hinsicht das Seufzen der Schöpfung (Röm 8,22). Trotz aller gutgemeinten menschlichen Bemühungen, dieses „Seufzen" durch Umweltschutz zu reduzieren, wird eine wirkliche Harmonie zwischen dem Menschen und der Schöpfung erst in dem Friedensreich unseres geliebten Herrn eintreten (vgl. Jes 11,6-9). Dann wird „die Schöpfung frei gemacht werden von der Knechtschaft des Verderbens [der Vergänglichkeit] zu der Freiheit der Herrlichkeit der Kinder Gottes" (Röm 8,19-21).

Die besondere Stellung des Menschen

Über die besondere Stellung des Menschen in seiner Schöpfung gibt uns dann der Herr Jesus selbst im Neuen Testament wertvolle Unterweisungen. Das Beispiel der Fürsorge Gottes in bezug auf die Sperlinge (nicht einer von ihnen ist vor Gott vergessen") benutzt der Herr Jesus, um seinen Jüngern zu zeigen, daß sie sich nicht zu fürchten brauchen vor den Menschen, denn „ihr seid vorzüglicher als viele Sperlinge" (Lk 12,6.7).

Auch der Hinweis auf die Raben, die nicht säen noch ernten und doch von Gott ernährt werden, ist uns von Gott gegeben, damit wir nicht besorgt sind um das, was wir für unser Leben brauchen. Das „um wieviel vorzüglicher seid ihr als die Vögel" (Lk 12,22- 24) stellt uns den großen Wert eines Menschen in den Augen Gottes vor. Noch deutlicher zeigt das der Herr Jesus bei der Heilung eines von Dämonen besessenen Menschen (Mk 5,1-20). Die Seele eines Menschen hat für Ihn einen viel höheren Wert als das Leben von 2 000 Schweinen. Als der Herr Jesus unter seinem Volk lebte, war es für diese Menschen eine Selbstverständlichkeit, den Ochsen oder Esel am Sabbat zu tränken (Lk 13,15) und das in den Brunnen gefallene Tier am Sabbat herauszuziehen (Lk 14,5), aber sie mußten lernen, daß die Heilung einer Frau, „die achtzehn Jahre einen Geist der Schwäche" hatte (Lk 13,11), und eines „wassersüchtigen Menschen" in den Augen Gottes einen weitaus größeren Wert besitzt.

Der gute Hirte - unser Vorbild

Besonders eindrucksvoll schildert der Herr Jesus das Bemühen eines Hirten um ein verlorenes Schaf: Er „geht dem verlorenen nach, bis er es findet. Und wenn er es gefunden hat, legt er es mit Freuden auf seine Schultern" (Lk 15,4.5), um uns seine Liebe zu dem Verlorenen in einem Gleichnis zu zeigen. Im Johannes-Evangelium lesen wir von ihm: „Ich bin der gute Hirte; der gute Hirte läßt sein Leben für die Schafe" (Joh 10,11).

Wenn wir in dieser Gesinnung unseres Herrn den Weg durch eine unter den Folgen der Sünde des Menschen seufzende Schöpfung gehen, werden wir das richtige Verhältnis finden zu den uns umgebenden Menschen wie auch zu der belebten Umwelt, in die wir gestellt sind.