Bibel praktisch

Seid nicht klug bei euch selbst

In dem gleichen Vers hatte der Apostel gesagt, dass die Gläubigen nicht auf hohe Dinge sinnen, sondern sich zu den Niedrigen halten sollten. Nun ermahnt er sie, sich nicht selbst für klug zu halten. Wer sich selbst für klug hält, hält sich jedenfalls nicht zu den Niedrigen.

Vielleicht hat Paulus an das Wort des Sprüchedichters Salomo gedacht: „Sei nicht weise in deinen Augen, fürchte den HERRN und weiche vom Bösen" (Spr 3,7). Die Gedankenverbindung Salomos lenkt unsere Überlegungen in eine bestimmte Richtung.Denkt Salomo an einen Menschen, der in seiner Klugheit (oder Schlauheit) meint, etwas tun zu können, das haarscharf die Grenze zum Unerlaubten überschreitet? Echte Gottesfurcht bewirkt das Abstehen von Bö-sem. Eigene Klugheit führt auf einen Weg der Sünde. Manchmal meinen wir in unserer eigenen Klugheit, Dinge besser zu wissen als Gott.

Sicherlich dürfen wir dankbar sein für einen guten Verstand oder gute Einsicht, doch wenn wir sie so hoch veranschlagen, daß wir nicht bereit sind, auf andere zu hören, wird es bedenklich (vgl. Spr 12,15). Es ist ein Zeichen echter Gottesfurcht, wenn wir bereit sind, auf guten Rat zu hören. Die Epheser forderte der Apostel Paulus auf, einander unterwürfig zu sein in der Furcht Christi (Eph 5,21).

Wer klug ist in seinen eigenen Augen, neigt zur Überheblichkeit. In Römer 11,25 schrieb Paulus den Gläubigen in Rom, daß er woll-te, daß ihnen das Geheimnis der Wege Gottes mit den Völkern einerseits und Israel andererseits nicht unbekannt sei, damit sie sich nicht selbst für klug hielten. Überheblichkeit und Hochmut führen unweigerlich zum Fall. Gott wird die arrogante Christenheit bald ausschneiden und die „natürlichen Zweige" (= Israel) wieder in den Segen einführen.

Wer sich selbst für klug hält, vertraut seinem eigenen Urteil mehr als dem Urteil anderer. Oft zeigt sich darin ein Mangel an Bescheidenheit, die einen Christen zu jeder Zeit schmücken sollte.

Zum Schluß noch zwei Stellen aus den Sprüchen:

„Siehst du einen Mann, der in seinen Augen weise ist - für einen Toren ist mehr Hoffnung als für ihn" (26,12) und:

„Ein reicher Mann ist weise in seinen Augen, aber ein verständiger Armer durchschaut ihn" (28,11).